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Ausgabe:

1904 Nr. 6

Spalte:

183-185

Autor/Hrsg.:

Martin, Max

Titel/Untertitel:

Johann Landtsperger 1904

Rezensent:

Kawerau, Gustav

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183 Theologifche Literaturzeitung. 1904. Nr. 6. 184

als Parallele von Serot. 13213 vom 20. Juni 1539 bezeichnet,
aber überfehen hat, daß Bindf. 2, 286 und Fördern.-Bindf.

4, 364 gar nicht Parallelen hiezu, fondern zu der materiell
fehr ähnlichen Rede Serot. iOib find und daher richtig
auf den 23. April 1539 datiert find. Aus der Berliner
Cordatus Handichritt ließen fich zu S. 367 fr. zahlreiche
Parallelen notieren. Nr. 762 = Förft.-Binds. 2,434h
Nr. 262 = ZKG 4, 330. Gut in der Befchränkung wie
in der Sachkenntnis find endlich auch die Anmerkungen
. Ein volles Urteil darüber wird freilich erd
durch eine fortgefetzte längere Befchäftigung mit Text
und Noten ermöglicht werden. Für jetzt weiß ich nur
wenig dazu nachzutragen oder zu beandanden. In
Nr. 12 id mir der Text zwar noch nicht verdändlich,
aber daß Luther laut Anm. 5 unter acta auch die Evangelien
verdanden haben follte, glaube ich nicht. Sollte
es fich im Text nicht noch um Worte des Jonas (nicht
Luthers) handeln? — Jonas edierte bekanntlich 1524 einen
Kommentar zur Apodelgefchichte. In Nr. 40 wäre zu
Mag. Lucas (Edemberger) auf Germann, Joh. Forder

5. 71 zu verweifen. — Zu Nr. 46: Ködlim' II, 288 Anm. 7.
— Zu Nr. 102: Ködlinfl II, 428. — In Nr. 195 id doch
wohl (d. suae personae) sanae personae zu lefen. —
Nr. 261 1. Hannas d. Haamas. — Z. Nr. 272 vgl. meinen
Agricola S. 77ff. — Über ,li' in Nr. 279 id jetzt Denifle,
Luther 1, 39 zu vergleichen. — Id in Nr. 281 nicht pluris
d. plures zu lefen? — Nr. 292 irrt Kr. wohl, wenn er in
Keil, Luthers merkwürd. Lcbensumdände 3, 101 eine
felbdändige Parallele fieht, vielmehr liegt dort bis auf
den Wortlaut eine Benutzung der Rede Nr. 292 vor. —
Zu 468 wäre betreffs derKontroverfe zwifchen Oekolampad
und Pirkheimer beffer auf die Schrift von Drews über
Pirkh. als auf die von Roth hinzuweifen. — Zu 66b id
die Parallele in Luthers Schrift Von Winkelmeffe und
Pfaffenweihe zu notieren, vgl. meinen Neudruck S. 34
und die dort aus. der Sprichwörterliteratur angeführten
verfchiedenen Formen des Spruches ,Wer will haben
rein fein Haus —'. — In Nr. 663 id in Anm. 20 auch
Bindf. 1, 394 anzuführen. — Zu Nr. 724» id der
Petrus Loroe im Regider als Pierre Leroy erklärt; gemeint
id aber der Mufiker Pierre de la Rue, ged. 1518 in
Courtray. — Die Identität des Juden Jefel in Nr. 777 mit
dem damaligen Führer der deutfchen Judenfchaft Jofel
von Roßheim id von Kroker richtig erkannt; es id ihm
nur entgangen, daß Kolde M. Luther 2, 609 bereits die-
felbe nachgewiefen hatte.

Über den wertvollen Inhalt der hier zum erden Male
bekannt gemachten Rededücke kann hier nicht ausführlich
referiert werden. Ich greife nur ein paar Stellen
heraus: Nr. 150 das kräftige, uneingtfehränkte Lob der
Schriften Melanchthons (1540); die Angabe in Nr. 166
über Luthers Gewohnheit, sub nocte noch in feinem
Terenz zu lefen; das ungündige Urteil über Calvin:
de re sacramentaria occultat suam sententiam, in Nr. 449,
das gegen ein früheres gündigeres Urteil abdicht. Eine
Anzahl Stellen konnte ich bei der Drucklegung des
2. Bandes von Ködlins Luther noch gerade in den Anmerkungen
bei der Korrektur nachtragen, aber leider
weder volldändig diefen neuen Fund verwerten, noch ihn
überhaupt noch für den Text diefes Buches benutzen.
Dem Herausgeber gebührt für feine wertvolle und fo
forgfältig redigierte Gabe der warme Dank der Luther-
forfchung.

Breslau. G. Kawerau.

Martin, Katechet Dr. Max, Johann Landtsperger. Die

unter diefem Namen gehenden Schriften und ihre Ver-
faffer. Augsburg 1902, Lampart & Co. in Komm.
(IV, n6 S. gr. 8.) ' M. 2.—

Der Verf. hat fich das Verdiend erworben, betreffs
der Schriftdeller des gleichen Namens J. L., die Ende

des 15. und in den erden Jahrzehnten des 16. Jhts. Schriften
erfcheinen laffen, Ordnung zu fchaffen, ihre Lebens-
gefchichte zu erforfchen und zu verfuchen, jedem die
ihm gehörigen Schriften zuzuweifen. Es handelt fich
dabei um drei Namensvettern, von denen allerdings nur
über zwei bisher Verwirrung bedand. Der erde — der
Karthäufer Johann Judus Lansperger, von Geburt ein
Bayer, geb. c. 1490, 1509 Karthäufer in Köln, 1530 Prior
der Karthaufe Vogelfang bei Jülich, -J- 1539, war ein
angefehener Erbauungsfchriftdeller von dreng katholifcher
Haltung. Da über die ihm zugehörigen Schriften kein
Zweifel bedeht, fo hat Martin ihn wohl nur der Voll-
dändigkeit halber kurz auf S. I—4 behandelt. Sein
Intereffe haftet an den beiden folgenden, dem Pfarrer
zu St. Jodoc in Landshut und dem Augsburger Karmeliter
J. L. Letzterer war ein bisher fad Unbekannter,
die zahlreichen Schriften von überwiegend zwinglifcher
Richtung, die 1524—1528 von einem J. L. veröffentlicht
wurden, waren bisher dem Landshuter Pfarrer beigelegt
worden, den man daher 1524 aus Landshut fliehen und
der Reformation fich anfchließen ließ Martin weid nun
nach, daß der Landshuter Pfarrer jedenfalls noch 1533
in feinem Amte war, noch 1534 bei Herzog Ludwig von
Bayern in Gund dand, alfo unmöglich jener Verfaffer
evangelifcher Schriften gewefen fein kann. Anderfeits
führt er wenigdens für etliche jener Schriften den pofi-
tiven Nachweis, daß ein Augsburger Karmeliter ihr Verfaffer
war, und kann aus der Gleichartigkeit des fchrift-
dellerifchen Typus auch die andern diefer Reihe ihm mit
Sicherheit beilegen. Wir lernen dadurch eine nicht un-
intereffante, zeitweife mit den Wiedertäufern fympathi-
fierende, dann fed an Zwingli fich anfchließende Perfön-
lichkeit kennen, die auch im Abendmahlsdreit gegen
Luther zur Feder greift, (vgl. Ködlin, Lutherr' II 83).
Er fucht fchließlich in Bern Unterkunft; nach 1528 hören
alle Nachrichten über ihn auf. Der Verf. hat keine
Mühe gefpart, die in Betracht kommenden Schriften auf-
zufpüren und die Lebensgefchichte der beiden nunmehr
klar gefchiedenen Männer aus entlegenen Quellen aufzuhellen
. Dem Landshuter Pfarrer verbleibt nur eine
kleine Schrift de sacerdotali dignitate von 1516 (S. uff.).
Hätte Martin für diefe Panzer Ann. IX 478 n. 10b verglichen
, fo würde er das ihm unverdändliche Wort des
Titelblattes, in dem er eine Abkürzung von Episcopalis
erkennen möchte, wohl einfach mit Panzer als Eque
(Aeque) gelefen und auf das folgende valebit bezogen
haben. Zum Inhalt, dem überfchwänglichen Lob des
Priedertums, verweife ich auf die von mir im Neudruck
von Luthers Schrift Von Winkelmeffe und Pfaffenweihe
S. 57 gefammelten Parallelen aus der Literatur jener
Tage. Unficher id mir noch die Identifizierung des
fpäteren Karmeliters mit dem Prieder und Studiosus
artiuni et juris J. L., der 1494 in Leipzig den Dyalogus
recommendationis exprobratiomsquepoetices veröffentlichte.
Denn daß jener auch in Leipzig dudiert habe, id lediglich
daraus gefchloffen, daß Martin ihm diefe Schrift beilegt,
ein anderes Zeugnis dafür fehlt. Leider hat er ganz überfehen
, was Bauch in feiner Schrift Gefchichte des Leipziger
Frühhumanismus, Leipzig 1899 S. 38ff. über dielen
Dialog und über den Lehrer diefes J. L., den Humaniden
Barinus, S. 28. 37 f. u. ö. mitteilt. Martin vermag für
diefen nur auf Zedlers Univerfal-Lexikon zu verweifen.
Auch id ,vates' hier nicht mit ,Meider', fondern mit
.Dichter' wiederzugeben. Die Titel der Schriften find
durchweg nicht mit der Sorgfalt reproduziert, die wir
jetzt bei bibliographifchen Arbeiten gewöhnt find; man
vergl. die Titelangaben S. 33 ff. mit dem Weigel-Kuczyns-
kifchen Thesaurus wo. 1235—1239. Intereffant id der Nachweis
, daß in der von J. L. 1527 herausgegebenen, nicht
von ihm felbd verfaßten Schrift ,Chridhche Underrichtung'
uns eine Arbeit des bekannten Augsburger Wiedertäufers
Hans Hut erhalten id. Und überzeugend find mir die
Ausführungen S. I04fl., daß weder die Schrift ,Von der