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Ausgabe:

1903

Spalte:

146-147

Autor/Hrsg.:

Thomas, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Das Erkenntnisprincip bei Zwingli 1903

Rezensent:

Köhler, Walther

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Theologifche Literaturzeitung. 1903. Nr. 5.

[46

Roger Bacon. Raimundus Lullus und Duns Scotus; in ' Thomas, Diak. Lic. theo]. Willi., Das Erkenntnisprincip bei

einem Anhang wird aus der Zeit der Renaiffance auch i Zwingli. Leipzig 1902, Th. Hofmann. (52 S. gr. 8.)

Nirolaus von Cufa. Jacob Faber und Carl Bovillus be- I , , . , .. , , . , ,

iNicoiaub vuij ^vxta, __ Nach einem kurzen einleitenden Vergleich zwifchen

rückr.chtigt wobei ein mtcrcffantes Schlaghcht auf den Luther Zvy. beantwortet Verf £ drei p

uidifchen Arzt Rone de Lattes %&J^*¥jW Wol>* Rammt die Wahrheit? Wo ift die Wahrheit?
Voran geht eine Einleitung, W"^^?^*«*'" Welches ift der Prüfftein der Wahrheit? ad 1) conftatirt
al er Kurze einen gedrängten UdboAM^**.J& Th. zunächft: .Nach Zw. ift Gott Inbegriff und Quelle
fchichte der judifchen a)les Guten ^ Auf öttlich das ?hatfächlich vor-

mon.des giebt, den ^influfc der »^^JS^}^ ! banden ift, ift das Böfe. "Unerörtert bleibt, woher das-
,m al gemeinen darlegt und dahin klar pracifirt. ,dafs den f ' Urf hat> Der Menfch ift'ein Dopptl.

Srholaft kern des dreizehnten Jahrhunderts für die An- r t?> rth • e '! n tw <• X r^
DcnoiauiKern uls u cizcuii j+ ^ • _ h. vvefen. Ein Pheil, eine Seite feines Wefens flammt aus
naffuno- des Anftotehsmus an die ßibellcnrc nire Kennt- l , c -.-n.r- . /t- . lT , ,. ,

pduuug .utVft V ,., r 1 • j • u r j „ Gott, die andere Seite ift fein eigen'(S. 21). Neben diefen

n fs der üd fchen Rehmonsphilofophie und insbefondere , ,. ^ > & A.. . ' Ii .' .Ii

nns uer juuiiciicn lv~11fc,,v"i>r 1 : der ethifch-rehgiofen Sphäre angehorigen Gottesbecrritt

des M-iimon des wefentlich zu gute kam, und dafs fic es , ... , . , p, , r . ,& " r. , ,6,

oes iviaiiiiuiiu.es »««"""-m s , , " ! tritt aber alsbald der metaphy ifehe: Gott ift der Inb ■-

viel eicht d efem Vorbild mit zu verdanken hatten, wenn .v- , ,. r-> 11 11 c • ,> ■ , A XX

vitneiciu uwicui vuiunu . nrf und d Quelle alles Seins. Bei fcharfer Faffuim

lie trotz hrer H neabe an den Anftotehsmus einem Confhct , 3. , D .„ . D..r . r .... ' ■ „VI , '»

ue iroiz nirer rnugduc «in r ,,.5- . m 11 diefes Begriffes ift ein Bofes = Aufser- und Widergott hches

mit der Kirche en gangen find (S. 10). Man kann .^H- ; überhaupt nicht denkbar, es blafst ab zum pädago«.i-
dem was dort gefch.ckt und zutreffend ausgeführt w tf, fch $ ^ Jft , h f rf Menfc£en $

^^^t^&^^s^^s& $wr 1* A,,e-Rh?T Vtft freilicRh bei'

mus des Saadiah oder des Neuplatonismus des jofef ibn d f/e,n gt?SÜ,™bti ffw" f^JS ?LlJrS
Zadd k nicht ganz des Verfaffers Anficht theilen. : auf die Unerforfchhchkeit Gottes genothigt, und dem

Faffen wir das Refultat kurz zufammen, fo ergiebt g° ^nde.n tÄrT W » • 'mmer 7"*" rdlC
fich FoLendes- 1. Da die Scholaftiker weder hebrfiifch , Jtb' namentlich durch Betonung der perfön-

IShjS&veraanten, waren ihnen nur folche Schriften !'chen Verantwortlichkeit: die Macht der Logik fuhrt
noen arauiieii vciii.iuu-.,,, „ ihn zum Pantheismus, aber feine Gefinnuti" bebt

zugänglich, welche in einer latcmifchcn Ueberfetzung theirtifchI fS ,o) ' ueunnung

curfirten. Es konnten daher nur drei Autoren benutzt - !> ' J

werden- der Arzt Isaak Israeli (10. Jahrh.), Gabirol (11. . f 2) glaubt lh feftftellen zu muffen: Zw. unter-
lahrh) und Mofes Maimonides (12. Jahrh.). - 2. Isaak ! vv'/ft fich nur fcheinbar in Anpaffung an das Urtheil
Israeli wird faft mir bei phvfikalifchen und medicinifchen [e'ner Umgebung dem Sinne der Schrift, in Wahrheit
Dingen herangezogen und fneift nur von Albertus Magnus. ! folgt er nur feiner Überzeugung, d h nach der Auf-
Gabirol ift der beliebtefte und meiftgenannte, wahrfchein- ^.^S Luthers der Vernunft' (S 33). Sein Urtheil be-
lich weil man in ihm, der auf rcligiöfe Probleme nicht - gründet Verf durch Hinweis auf den willkürlichen Ge-
eitmin- einen arabifchen Chriften vermuthete. Am inten- brauch von Synekdoche, Metonymie, Alloiofis und
fivften hat Maimonides eingewirkt. - 3- Die Schule des Allegorie bei der Auslegung der Schrift, fowie auf den
Franciskanerordens lehnte fich an Gabirol, weil er auch , Unterfchied zwifchen gefchnebenem und ewigem Gottes-
die inteUIcibeln Wefenhciten als aus Materie und Form wort welch letzteres auch bei den Heiden (Röm. 2Wf.)
zufammengefetzt lehrte, während die Schule des Domini- ''F/1 finde, und endlich auf die Ueberordnung des Griftes
k inerordens der reinen Ariftoteliker, fich vornehmlich an uber die Schrift. So kann die Schrift fchlicfslich nur
Maimonides hielt (S. 12). — 4. Maimonides' Einflufs be- dazu dienen, um Verdrehungen der Wahrheit entgegenruht
namentlich auf den Argumenten, vermöge deren er , zuwirken, Gedachtnifsftütze und Schranke für den Geift
die Möglichkeit einer Weltfchöpfung zu begründen weifs z" feln. drer der Seile bedarf wie die Zugthiere der Stricke,
und dadurch auf dem Boden des Ariftotelismus für den 1 obwohl fie den Wagen ziehen.

Bibelmauben Raum fchafft, fernerauf feinen Erklärungen Punkt 3) refultirt unmittelbar aus 2): Prüfftein der Wahr-

des biblifchen Cärimonials und auf feiner Lehre von den . heit ,ift bei Zw. im letzten Grunde nichts anderes als die
Propheten und Engeln. menfehliche Einficht' (S. 51). Denn der Glaube als Sen-

FMn kleines Verfehen, ein Schiffermärchen des Rabbah forium für die Wahrheit darf mit dem Intellect nicht in
bar bar Channah von den fetttriefenden Gänfen betreffend, Widerfpruch gerathen. —

hat derVerfaffer in den ,Berichtigungen und Ergänzungen' ; Verf. hat fich in den Werken Zw.'s mit Sorgfalt und
auf dem Vorblatt vor der Einleitung richtig geftellt. Wohl Heifs umgefehen, aber er hat leider fehr zum Schaden
auch nur verfehentlich find einige wenige Abbreviaturen feiner Sache darauf verzichtet, die Begriffe, mit denen
in den fcholaftifchen Citaten flehen geblieben, welche Zw. arbeitet, auf ihren Urfprung hin zu unterfuchen; das
fchon um des leichteren Verftändnifses wegen, wie es ja aber ift unerlafshch, will man nicht, wie Th.'s Arbeit
heute allgemeiner Brauch ift, beffer aufgelöft werden zeigt, häufig fehlgreifen. Der am beften gelungene Ab-
follten, z. B. S. 34 Anm. I ex, wäre beffer in ixtra aus- fcnnitt ift der erfte. Jener doppelte Gottesbegriff ift in
-refchrieben, da auch hier die, Extravagante? gemeint find; der ihat bei Zw. vorhanden; aber Th. verkennt, dafs
S. 152 Anm. 2 q müfste in quam aufgelöft fein, zumal das die beiden Paffungen einer verfchiedenen Sphäre ange-
Zeichen nicht ganz richtig wiedergegeben fcheint. Doch hören, der ethifch-rehgiöfen und metaphylifchen; fonft
thun folche kleine Unebenheiten dem Buche keinen Ein- konnte er nicht (S. 29) diefen aus jenem ableiten
tra«- Es liefert unftreitig einen werthvollen Beitrag zur wollen. Gott als die Quelle alles Seins ift nicht, wie
Bereicherung der Gefchichte der mittelalterlichen Phi- lh. will, die Verabfolutirung des Satzes: alles Gute
lofophie, und fein Werth erhöht (Ich noch durch die ftreng 1 kommt allein von Gott (eine Verabfolutirung desfelben
fachliche Objectivitär. mit der die Unterfuchung geführt fuhrt vielmehr zu den von Luther in de servo arbitrio
wird und durch die Zuverläffigkeit, mit welcher der Ver- vorgetragenen, ftark dualifirenden Gedanken). Vielmehr
fafter (eine Refultate zu fichern fucht. Er begnügt fich « trotz Ih.'s Proteft (S. 30 Anm.) der metaphyfifche
bei feiner Beweisführung nirgends mit den Schlufs- Gottesbegriff aus der Philofophie und dem Humanismus
folgerungen eines philofophifchen Raifonnements, fondern abzuleiten. Nur von ihm aus erklärt fich ja auch die
ftellt nur"folche Behauptungen auf, welche er auf urkund- I eranrückung der aufserchriftlichen Erkenntnifs an die
liehe Belege zu ftützen vermag. ehnfthehe bezw. die Erweichung des chriftlichen Supra-

d r Philinn Bloch naturabsmus. Das hier vorliegende Problem ift Th.

l'ofen. 1 1»1«PP Bl°ch- überhaupt nicht klar gewordenf fonft wäre cp. 2 ficher

beffer ausgefallen und ftände Th. dem Naturgefetzbeariff
| auf den Tröltfch leider für viele vergeblich hingewiefen