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Ausgabe:

1903 Nr. 5

Spalte:

131-134

Autor/Hrsg.:

Giesebrecht, Friedrich

Titel/Untertitel:

Der Knecht Jahves des Deuterojesaja 1903

Rezensent:

Zillessen, Alfred

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131 Theologifche Literaturzeitung. 1903. Nr. 5. 132

Der dritte Band endlich bringt eine Behandlung der ' werden. Der alten crux 421» ff. ift eine längere Be-
juriftifchen Urkunden. Ich kann fie aber nicht für prak- fprechung gewidmet; G. fieht in dem Stück eine Art
tifch halten. Statt alle oder eine Auswahl von Contracten älteften Commentars Dtj.'s felbft zu v. 1—4, wie ich
zu umfchreiben und zu überfetzen, begnügt fich Johns j glaube, mit Recht, wenn ich auch am Text mehr zweifle',
mit einer Inhaltsangabe und einer unglaublich langen Aus- j 425—7 gilt ihm mit Recht als beflätigender Nachtrag zu
einanderfetzung der verfchiedenen Anflehten von den v. 1—4, wobei gegründete inhaltliche Bedenken gegen
älteften und verkehrteften an bis auf die Jetztzeit. Ich j O^IS flfcö v. 6 gemacht werden, die auch ich in anderem
meine, dafs dadurch der Umfang des Buches unnöthiger- ', Zufammenhang (ZAW XXII, 241) angedeutet habe,
weife anfchwillt und die Brauchbarkeit nur leidet. Aber i 35> rTH2 fafst G. wie ,Bauernbund' u. ä. im Sinn: ich mache
ich will mit dem Verfaffer nicht rechten; denn fein Buch dich zur feften Volkseinheit (Q$ gen. explic). — Bei

bietet für Eigennamen (der Name Ahiqar, den ich
nur aus altbabylonifcher Zeit kannte, findet fich auch
hier), für die Geographie (vgl. Nr. 448, ts (al. is) Pallugi
jedenfalls = fpäterem Pallukat; das Determinativ beflätigt
meine Ableitungvdes Namens von der Spezerei palukku;

50.1—o behandelt G. auch 51 iff., wo er für "rasb — instbE,

rrnt-i—rwnn, ibni*»-— yb^np lieft und -nxb ftreicht:

wie in 50 4—9, 512 fr. handele es fich um Gerichtsthatcn
J.'s. Mir fcheint die Benutzung von 421—1 zu klar, und
Dtj. mifcht überhaupt Gericht und Heil für die Heiden oft

453, t die Stadt Sibaniba, die ich bisher nur aus Bav. 9 , fo wunderlich {cf. auch G. 133), dafs es wie immer riskant
kannte etc.), für das Pantheon (Adünu; Asratu; Urkitu ' ift, durch kühne Emendationen den Enthufiaften Logik
d. i. Iftar von Erech; SP; Nusku; Raman) und für das zu lehren. — G. gliedert die Schrift: 40—44 (nach der
affyrifche Lexikon fo viel Neues, dafs man ihm für feine j Einleitung): Jahveh und die Götzen; 45—48: Cyrus und
entfagungsvolle Arbeit nur dankbar fein mufs. : Babel; 49—55: Israel's des Gottesboten Kampf und Sieg.

r> T, • r F"ür mich behält der Redeftrom Dtj.'s noch immer feinen

Berlln- 1,run0 Meifsner- Proteuscharakter.

Giesebrecht, Prof. D. Friedrich, Der Knecht Jahves des _ Befonders wichtig ift der gegen Ley, Duhm, Schian und
n„..*„_,.:.,„..:,. v ■■ ■ u ■ r> , mu o r 1 Laue geführte Nachweis, dafs die E.-J.-Idee der Stücke

Deuterojesa a. Königsberg 1. Pr. igo2, Thomas &Opper- . ü3 r>..-> , ■ ' . , v a , e 1: r v •■

' ° & „tt r- und die Dtj.s keineswegs unvereinbar find [cf. die fchone

mann (F.Beyers Buchh.) (VI, 208S.gr. 8.) M. 5.60 ! Parallelentafel S. 128—131). Wo vom E.-J. gefprochen
Ein alter Patient der A. T.-Literatur, diefer Ebed j wird, tritt eine univerfaliftifche Denkweife hervor, wo
Jahveh und erft recht ibn VtX*l rTflSCS» »i» nach den 1 von Israel, eine particulariftifche. Die E.-J.-Stücke follen
Wundercuren des letzten Jahrzehnts, angefichts deren 1 den eifrigen Jahvehverehrern das Myfterium des Leidens
felbft dem liebevollen und vorfichtigen Freund etwas I Israel's zum Troft deuten, die breiteren Partien des Buchs
auffteigen konnte von dem sfflöB Ol» -ir,Oz». Immer find für die grofse Maffe benimmt. Dies der einzige

wieder wird man geneigt, zu den kurzen und fchwer
wiegenden Sätzen zurückzukehren, die Wellhaufen in

bleibende Unterfchied und feine Begründung.

Der erfte Theil begründet fehr eingehend die Thefe,

feinen claffifchen Ausführungen zu jef. 40 ff. (Prol.3 419 f. 1 dafs die individuelle Ebedfigur Räthfel über Räthfel

G. I.- I5iff) von jeher vertreten hat. Sie fcheinen mir, — fchafft, und dafs an der Einficht in die Perfonification

abgefehen davon, dafs W. fich überhaupt zu folchen 1 das ganze Verftändnifs der Schrift hängt. Gegen Duhm's

exegetifchen Einzelunterfuchungen nicht herabläfst — der Thoralehrer fpricht der Ausfatz des Ebed, und dafs er

fehr richtigen Erwägung entfprungen, dafs, auf's Ganze ge
fehen, die Sache klar genug liegt, und die grofsen Grundgedanken
zu greifen find, während beim Eingehen in Einzelfragen
fofort eine folche Fülle von exegetifchen Nöthen
emporfchiefst, dafs man fchliefslich den Wald vor Bäumen
nicht mehr fieht. Daher man denn beffer in wenigen, wohl
abgewogenen, klaren Sätzen das Sichere hinftellt, als
dafs man fich den Gefichtspunkt durch Eingehen in's
Labyrinth ausgleichender Hypothefen verrücken läfst.
Mufs aber diefes nobile sileutium doch einmal gebrochen
werden, fo darf gewifs vor allen der Wortführer fein

fofort den Heiden gegenüber geftellt wird, gegen Sellin's
König das Gefchäft des Thoraertheilens und die ganze
Befchreibung. Ueberall fchwebt der Prophet vor, nach
der individuellen Richtung der neuen Zeit etwas zum
Seelforger in der Stille umgebogen. Der Prophet auf
der Weltbühne, deffen Leiden allgemein bekannt ift
(S. 49), das wunderliche zeitliche Schwanken in der Berufs
- und Leidensfchilderung, die forenfifche Situation
(c. 50) verliehen fich nur bei Perfonification. Zum
letzten Stück wiederholt G. theilweife feine früheren
Ausführungen, und fetzt fich endlich S. 71 —104 in

der felbftftändig von jeher die der W.'fchen am nächften fcharfer, m. E. oft zu fcharfer Weife mit Sellin auskommende
Auffaffung vertreten und in feinen Beiträgen j einander-. Ich glaube, dafs G. endgültig bewiefen hat,
zur Jefajakritik (1890) für das letzte der E.-J.-Stücke ! dafs 53 ' »"• die Heiden reden, denen der Ebed in 52 «if.
m. E. endgültig nachgewiefen hat, und der nun nach ! nicht zufällig gleich gegenübergeftellt ift, und dafs die
12 Jahren nicht ohne berechtigten Proteft gegen die J ganze Wirkung des Capitels daran hängt, dafs man an
Ignorirung diefes Votums das ganze Problem in Angriff ; der Identität der den Knecht Verkennenden und der
nimmt, feine alte Anfchauung neu begründet und mit I »ch fpäter vor ihm Beugenden fefthält. Es gilt nur mit
den feither betheiligten Mitarbeitern Abrechnung hält. j der Perfonification Ernft zu machen, fo löfen fich viele
Ein erfter, die E.-J.-Stücke für fich behandelnder Theil 1 Schwierigkeiten, nicht aber beliebig Einzelzüge fym-
weift überall die Perfonification nach und giebt auf Grund bolifch zu deuten, ohne das Ganze als Allegorie zu faffen.
emendirten Textes eine Ueberfetzung und fodann eine i Von freiwilligem Leiden der E. und von gemeinfamem
Zufammenfaffung. Ein zweiter Theil behandelt zuerft J Leiden des E. und der Redenden ift nicht die Rede —,
das allgemeine Verhältnifs der E.-J.-Idee zu Deuterojefaja und der alte Einwand follte endlich verftummen, es fei
und darauf die literarifche Abhängigkeit Dtj.'s von den abfurd, dafs Israel unfchuldig unter der Sünde der
E.-J.-Stücken; eine Zufammenfaffung der Ergebnifsefchliefst Heiden gelitten habe. Das unfchuldig leidende Israel
das fcharffinnige und wohlbedachte Buch. haben wir in all' den forenfifchen Scenen Dtj.'s.; dafs es

Die Ergebnifse find kurz folgende: der E.-J. ift Israel um der Heiden willen leide, ift feine eigene grofsartige
in der Perfonification als Prophet an die Heiden. Die Deutung des Räthfels, und ftellvertretendes Strafleiden
E.-J.-Stücke, keineswegs unvermittelt und beziehungslos 1 wird daraus durch die Zeitanfchauung: Leiden = Strafe,
in ihrer Umgebung, gehören zu dem— kurz vor Babylons Die Stärke der G.'fchen Auffaffung liegt in ihrer

Fall verfafsten — Buche Dtj.'s von Anfang an, und min-

deftens die Möglichkeit, wenn nicht die Thatfächlichkeit . , 0 PcEAu^.n von,""V» "=^a= !" L** i,d
ihrer Abfaffung durch Dtj. felbft ift zu beweifen. , S^J^r" Abl"e" deS UeWetzers vom crften °3 l1S * auf

Die literarifche Abhängigkeit Dtj.'s von den E.-J.- 1 2) Die ns^a Sernbb. 174 ift übrigens Studien [. 26 in nana verStücken
follte nach G.'s Buch nicht mehr bezweifelt beffert! (G. 169J