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Ausgabe:

1903 Nr. 2

Spalte:

54-56

Autor/Hrsg.:

Hoensbroech, Paul Graf von

Titel/Untertitel:

Das Papstthum in seiner sozialkulturellen Wirksamkeit.Zweiter Band 1903

Rezensent:

Tschackert, Paul

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Theologifche Literaturzeitung. 1903. Nr. 2.

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libris taccnda adhuc arbitratus sum nomina eorum sie eos
facilius posse corrigi sperans, imnw etiam in tertio libro . . .
Pelagi ipsius nomen tum sine aliqua lande posui. In der
That werden in Buch I und II die Gegner nicht mit Namen
genannt, Buch III hebt mit der Erklärung an, feit Vollendung
von Buch I und II habe Auguftin Pelagii quaedam
scripta, viri ut audio saneti gelefen und darin bedenkliche
Aeufserungen gefunden, wie foll ein ,Berühren' der Namen
für die erften Bücher im Unterfchied vom dritten vor-
geftcllt werden? 196,9 traut Knöll dem greifen Bifchof
Auguftin zu, er habe einen Brief an den fpanifchen Presbyter
Petrus adreffirt domino dilcctissimo patri et com-
presbytero Petro. CD1 find feine Stützen, fo fchlechte
Handfchriften wie BF haben für patri überhaupt kein
Wort, alle anderen das felbftverftändlich richtige — immer
wieder redet Auguftin den Petrus ,frated an — fratri.

184, 13 wird uns jetzt auf Grund an C'DhR der Text auferlegt
: rescripsit(sc. Hieronymus auf zwei Fragen Auguftin's)
laudans eandem consultationem mcam, sibi tarnen ad id
respondendum non esse respondit. Die anderen Zeugen
haben utium vor non, S fogar vaeuum otium, was für ihn
charakteriftifch ift, Auguftin fagt gleich nachher, er habe
bis zum Tode des Hieronymus noch auf eine Antwort
von ihm gewartet und darum mit der Publication feiner
Bücher gewartet, trotzdem gilt das unentbehrliche otium
für interpolirt. Gerade bei Weglaffungen ift das Vertrauen
auf CDR am wenigften begreiflich; weshalb follte die
andere Gruppe z. B. 84, 5 zwifchen de fide ac symbolo und
disputavi ein presbyter erft eingefchmuggelt haben? Und

185, 3 fchreibt bei Knöll Auguftin, er halte für richtig die
Frage nach Entftehung der Seele bei Neugeborenen entweder
überhaupt nicht zu beantworten oder doch nur folch
eine solutio zuzulaffen, quae contraria non sit apertissimis
rebus, quam vis de originali peccato fides catholica novit
in parvulis, nisi regenerentur in Christo, sine dubitatione
damnatis. Braucht man an Stelle der gefperrten Worte

gemacht werden follte; glaubt Zycha im Ernft, 267, u ein
quia de spiritu natus als acht vertreten zu können, während
er 251,17 quasi de sp. natus in den Text nimmt, die Handfchriften
aber an beiden Stellen fchwanken?

Der Nachweis der citirten Schriftftellen ift in diefem
Bande weniger correct als in dem oben befprochenen, bei
Rom. 5, 12 vermiffe ich 45,20 nicht blofs im Index, bei
Rom. 6, 12 242,12, bei I Tim. 2, 5 47, 1; 272,24 wird Eph.
2,3—5, nicht nur wie anderswo Eph. 2, 3 angeführt. Kleine
Ungenauigkeiten diefer Art begegnen häufiger, ein paar Mal
auch in Anwendung der Sternchen, die im Index den
Lefer auf Abweichungen des Textes bei Auguftin von dem
der Vulgata dankenswerth aufmerkfam machen. Unter
den Ambrofius-Citaten wird S.328 ganz 267,12—lsüberfehen.

Die Praefatio ift hier noch eintöniger gehalten als
bei Knöll, die Corrigenda auf S. XXXI find zu rafch hingeworfen
, zwifchen Text, testimonia und adnotatio wird
bald unterfchieden bald nicht, ein exulauit ift in exulabit
zu verbeffern, in der Zeile davor 50, 12 ftatt 50. 12 zu
fchreiben, und foll zu 118, 25 ernftlich die Streichung von
gratiarum neben diversitatem gefordert werden?

Bei dem fpannenden Inhalt diefes Bandes wird es
einem fchwer auf kleine Mängel der Ausgabe zu achten;
die Bücher de fiuptiis et coneupiscentia können nicht
dringend genug zum Studium Jedem empfohlen werden,
der den ungeheuren Abftand zwifchen der Weltanfchauung
felbft eines Auguftin und jeder modernen ermeffen will.

Marburg i. H. Ad. Jülicher.

Hoensbroech, Graf von, Das Papstthum in seiner sozialkulturellen
Wirksamkeit. Zweiter Band: Die ultramontane
Moral. Erfte bis dritte Auflage. Leipzig 1902, Breitkopf
& Härtel. (XXI, 621 S. g. 8.)

M. 12.— ; geb. M. 14,—

mehr als das quas und damnandis der anderen Gruppe zu j Auf den erften Band diefes Werkes, der in Nr. 11 des

hören, um zu wiffen, welcher Text der auguftinifche ift?
Und entfpricht 184, 11 utrum hoc antiueret etiam ille (ftatt
des bisherigen approbaret) dem Sprachgebrauch Auguftin's?

Bei dem Enthufiasmus Knöll's für CD als führende'
Handfchriften ift leider das Refultat feiner fleilsigen Arbeit
ein Text der Retractationen geworden, auf den man fich
weit weniger verlaffcn kann als auf den der Benedictiner-
Ausgabe.

Günftiger mufs das Urtheil über den anderen Band
lauten, in dem allerdings auch die Abweichungen von den
Maurinern fehr viel weniger erheblich find. Hier trägt
die Hauptverantwortung für den Text der Bücher de
nuptiis et coneupisc. Joh. Zycha, für die übrigen Stücke C.
Vrba, obwohl die beiden Gelehrten bei der Ausarbeitung
von Apparat und Praefatio ihre Kräfte vereinigt haben.
Am mangelhafteften überliefert war das Werk de gestis
Pelagii, alte und wirklich gute Handfchriften find auch
jetzt nicht aufgetrieben worden, fodafs dort der Text noch
manche Lücken und zweifelhafte Stellen, aber nicht durch
Schuld des Herausgebers, behalten hat. Einige gute
Conjecturen, die zum Theil Engelbrecht beigefleuert hat,
begegnen hier, andere find unhaltbar wie 63, 15, wo
Auguftin gefchrieben haben foll: et re vera in libro suo
(sc. Pelagius) ad ,malum' (cautius) ita legitur: nec
cogitandumX Und 64, 1 mufs noch ftärker eingegriffen
werden, ein ,malum' dünkt mir dort unentbehrlich und
dem non tarn (ini)probe wäre auch non iam inprobe vorzuziehen
. Auch in den anderen Schriften find noch un-
geheilte Corruptelen flehen geblieben, z, B. 28, 23 neque
hoc contra se ipsos a se ipso propositum soluit oder vollends
29i 11: sicut luctator fortior, etsi aliquando tenetur, non ideo
perdit, quo super ins invenitur. 257, 3 ift die Aufnahme
des qui aus C ftatt quae eine Zerftörung des Sinnes, der
unter dem Druckfehler uo/uit ftatt noluit 256, 24 auch
bereits leidet. 267, 12 wird die gleiche Ambrofius-Stelle

Jahrg. 1901 diefer Zeitung befprochen worden ift, hat der
Verfaffer einen zweiten unter dem Titel ,Die ultramontane
Moral' folgen laffen, und da der erfte Band bereits in
vierter Auflage vorliegt, fo ift der zweite auch gleich in
,erfter bis dritter Auflage' ausgegeben. Ein folcher buch-
händlerifcher Erfolg ift in unferer Zeit, wo jährlich über
2000theologifcheNovitätennachdemHinrichs'fchenBücher-
kataloge das Licht der Welt erblicken, geradezu ein Ereig-
nifs. Fragt man nach dem Grunde, woher diefe hervorragende
Wirkung diefes Werkes fich erklären laffe, fo ift
es wohl feine leidenfehaftliche Polemik gegen das Papft-
th um, die heute, wo viele Staatsregierungen den politifchen
Katholicismus verhätfcheln, zahlreichen Gebildeten gerade
zu rechter Stunde kommt. Denn für Kenner der katho-
lifchen Literatur bietet der vorliegende Band nichts unerhört
Neues; er enthält eine Blüthenlefe aus zahlreichen
ultramontanen Moraliften; faft das ganze Buch ift mit
Citaten angefüllt, und die zahllofen Citate find ohne erkennbaren
inneren Zufammenhang mitgetheilt. Der eigentliche
Körper des Buches, ,die ultramontane Moral' ift auf
Seite 42—574 unter neunzehn Rubriken behandelt: .Einleitendes
; Probabilismus; Liguori; Formalismus; Sünde;
Verhalten zu Gott; Verhalten zum Nächften; Verhalten
zum Staat; Verfchiedenes; das fechfte Gebot, das Sacrament
der Ehe; Fehlgeburt, Frühgeburt, Kaiferfchnitt; Gewiffensfälle
; Umgehung päpftlicher Verurtheilung moral-theo-
logifcher Lehren; Paftoralmedicin; das bürgerliche Gefetzbuch
und die ultramontane Moral; Frauenverachtung in
der katholifchen Theologie; der Zölibat; die Beichte'. Aus
diefer Gruppierung des Stoffes wird erfichtlich, dafs es
der Verfaffer auf dieBeleuchtung der ultramontanen Beichtpraxis
abgefehen hat, und weil in diefer Praxis die
fexuellen Fragen eine Hauptrolle fpielen, fo hat der Verfaffer
fie mit einer Deutlichkeit und Unverhülltheit vorgetragen
, dafs nicht-katholifche Lefer vor diefen lite-

wie 251, 15 citirt, worauf übrigens der Lefer aufmerkfam 1 rarifchen Schmutzereien Ekel empfinden werden. Der