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Ausgabe:

1903 Nr. 25

Spalte:

675-679

Autor/Hrsg.:

Charles, R. H.

Titel/Untertitel:

The book of Jubilees 1903

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologifche Literaturzeitung. 1903. Nr. 25.

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Zahl, ebenfo giebt er Proben von Poefie und Mulilc Sehr j (die himmlilchen Tafeln), 3, 28 (vor dem Sündeniall reden
lehrreich ift auch feine Schilderung vom gegenwärtigen i die Thiere diefelbe Sprache wie die Menfchen), 4, 1 1 die
Zuftandejerufalems, dasjetzt eine ftark modernifirte Stadt 1 Namen der Töchter des Adam und der Eva), 4, 15 (die
geworden ift. Eine confequente Mittheilung der arabifchen j Engel Gottes fteigen herab zu den Menfchen), 4,17 (Henoch
Ausdrücke für die Gegenftände, die Bauer erwähnt, ver- , als Lehrer aller Wiffenfchaften und Verfaffer eines Buches),
leiht feiner Schrift auch für den Forfcher erhöhten Werth, i 4, so (das Wort Gen. 2, 17 ,welches Tages du davon iffeft,
Auch wenn ein Lefer nur des Hebräifchen kundig ift, I wirft du des Todes fterben' ift zu verftehen nach Mafs-
wird ihn darunter Manches heimathlich anmuthen. Volle ' gäbe des andern, dafs taufend Jahre vor Gott find wie
Anerkennung verdient das bedeutende botanifche Wiffen, j ein Tag — Adam ift in der That nicht taufend Jahre alt
das in der Schrift zu Tage tritt. Unter dem niederen 1 geworden, vgl. Justin. Dial. c. Tryph. c. 81), 5, 28 (Lubar,
Geftrüpp, das weithin den Boden bedeckt, hätten wir neben ; ein Gipfel des Ararat, auf welchem tich die Arche nieder-
poterium spinosum und cistus villosus auch ononis spinosa ! liefs), 8—9 (Vertheilung der Erde unter die Söhne Noa's),
erwähnt. Als Pfriemengras des fandigen Meeresftrandes j 10, s (Maftema = Satan), 12, 25-20 (der Engel lehrt den
nennen die Fachmänner eine andere Art, nicht macrochloa. 1 Abraham die hebräifche Sprache, welche zwar geoffen-
Bauer's Schrift hebt fich weit über eine gewöhnliche ! bart, aber durch die Sprachenverwirrung wieder verloren
Reifefchrift empor. Sie zeugt von treuer und eindringender | gegangen war), 13,25 (Melchifedek), 14,1:] (die 400 Jahre
Arbeit, und darf als eine fehr inftructive, kurzweilige und ; der ägyptitchen Knechtfchaft), 15, 1 (die verfchiedenen
von mildem Geilt befeelte Leetüre weiteften Kreifen an- Berechnungen für das Datum des Pfingftfeftes auf Grund
gelegentlich empfohlen werden. ' von Lev. 23, u. 15), 15, 31-:« (Gott giebt den böfen Geiftern

Zürich K Furrer ! Macht über die Völker, damit fie fie von ihm abirren

1 machten; aber über Ifrael herrfcht er felbft und behütet
es), 17, 17 (die zehn Verfuchungen Abrahams), 19, 9 (Abraham
,Freund Gottes' genannt, vgl. Jacob. 2, 23), 34, 2-3
(die Kämpfe der Söhne Jacob's mit den Amoriterkönigen,
vgl. Bouffet, Zeitfchr. für die Neuteft. Wiffenfch. 1900,

Charles, Prof. R. H., D.D., The book of Jubilees or the

little Genesis. Translated from the editor's Ethiopic
text and edited, with introduetion, notes, and indices.

r j .__A , n, u, , /,v,~___ 0s , , b. 202—204), 37—38 (Bruderkrieg Efau s und feiner Söhne

London 1902, A. and Ch. Black. (IXC, 275p.gr. 8.) 15 sh. Takoh „nd fe ne SrihneY a6. «-„ (Krio* Her K*.

Charles hat fchon in The Jewish Quarterly Review
vol. VI—VII, 1894—1895 eine englifche Ueberfetzung des
Buches der Jubiläen gegeben. Er hat dann in den Anec-
dota Oxoniensia, Semitic Series Part VIII, 1895, eine Aus-

gegen Jakob und feine Söhne), 46, 0-11 (Krieg der Ka-
naaniter mit den Aegyptern zur Zeit des Todes desjofephj,
50, 8 (der eheliche Act am Sabbath verboten).

In der Einleitung handelt Ch. ausführlich über die
verfchiedenen Titel des Buches, über die handfehriftliche

gäbe des äthiopifchen Textes folgen laffen, für welche | Ueberlieferung, die Ausgaben, Ueberfetzungen und fonftige

er zwei Handfchriften benützen konnte, die beffer find als
die beiden von Dillmann benützten (doch f. über die
Textbehandlung die Anzeige von Praetorius, Theol.
Litztg. 1895, Sp. 613—616). Auf Grund diefer Ausgabe ift
die forgfältige deutfehe Ueberfetzung von Littmann in
Kautzfch's Apokryphen und Pfeudepigraphen Bd. II, 1900,

Literatur, über die Urfprache (hebräifch, nicht aramäifch),
über das Verhältnifs des zu Grunde liegenden Bibeltextes
zu den andern uns bekannten Bibeltexten (ftimmt mehr
mit LXX als mit dem maforethifchen Text), über Tendenz
und Standpunkt. Abfaffungszeit und Verfaffer, endlich
über die Benützung in der jüdifchen und chriftlichen

bearbeitet. Nun befchenkt uns Charles mit einer neuen Literatur. Ich kann hier nur auf den wichtigften Punkt,
vielfach verbefferten Ausgabe feiner englifchen Ueber- j die Frage nach der Abfaffungszeit noch etwas näher
fetzung unter Hinzufügung eines reichhaltigen Commen- j eingehen. Während man bis vor Kurzem in der Regel
tares und ausführlicher Prolegomena. Ueber feine eigene j nicht mehr zu fagen wagte, als dafs das Buch noch vor

frühere Ueberfetzung fagt er S. XXI sq.: It is untrust-
worthy in some passages, and is now superseded by the
very much improved edition of it, which appears in the
present volume. Ueber Littmann's Arbeit urtheilt er S.
XXII: This admirable translation is based mainly 011 my
Ethiopic text of Jubilees, but occasionally Dr. Littmann
prefers to follow the readings of c d in Dillmann's text,
and in some cases the grounds for this preference are so
good that J Iiave followed Iiis lead. His translation is on
the whole very accurate, though there are of course some
passages where corrections will be introduced on the

der Zerftörung des Tempels durch Titus entftanden fei,
hat Bohn (Theol. Stud. und Krit. 1900, S. 171 f.) es bis
in die Mitte des zweiten Jahrh. vor Chr. hinaufgerückt,
Bouffet in die Zeit der Alexandra (Theol. Rundfchau
1900, S. 374—377). Eine Mittelfteilung zwifchen beiden
nimmt Charles ein, indem er es in die Blüthezeit der
hasmonäifchen Priefterherrfchaft unter Johannes Hyrkanus
fetzt, und zwar noch vor deffen Bruch mit den Pharifäern;
denn der Verf. fei Pharifäer und Freund der regierenden
Priefter zugleich (S. LIX). Im Allgemeinen hat auch fchon
Littmann für Abfaffung in hasmonäifcher Zeit fich aus-

occasion of a second edition. To Dr. Littmann J owe j gefprochen. — Auf Grund einer erneuten Durcharbeitung
many corrections of my English translation in the Jewish des Buches glaube ich den genannten Kritikern in wich-
Quarterly. j tigen Punkten beiftimmen zu müffen, ohne doch eine fo

Angefichts diefes Sachverhaltes richtet fich bei der präcife Beftimmung der Abfaffungszeit wie die drei Erft-

neuen Publication das Hauptintereffe — namentlich für
deutfehe Lefer — auf den Commentar und die Prolegomena
. Der Commentar erläutert den Text nicht nur
durch exegetifche Bemerkungen und durch Nachweis der

genannten zu wagen. Es fcheint mir nicht mehr als die
Abfaffung in vorherodianifcher Zeit fich wahrfcheinlich
machen zu laffen. Der ftreng-gefetzliche und exclufiv-
jüdifche Standpunkt, die immer wiederkehrende Betonung

altteftamentlichen Grundlagen, fondern auch durch eine der Einzigartigkeit lfraels, der Hafs gegen alle Heiden
Fülle von Parallelen aus der übrigen pfeudepigraphifchen, Völker, endlich die Benützung der älteften Stücke des
rabbinifchen, patriftifchen und byzantinifchen Literatur. Buches Henoch (4, 17—21) zeigen einerfeits, dafs wir die
Für eine Menge einzelner Punkte wird uns dadurch das ; Makkabäerzeit, diefe Geburtsftunde des Pharifäismus, als
in Betracht kommende Material in knappfter Form und > terminus a quo feftzuhalten haben. Andererfeits wird die
mit kritifchem Unheil vorgeführt, und zugleich gezeigt, j gewöhnliche Anfchauung auch darin Recht haben, dafs
wie ftark diefes eigenartige Buch den fpäteren jüdifchen der zweite Tempel noch ftand. Es folgt dies nicht nur
und chriftlichen Vorftellungskreis beeinflufst hat. Ich hebe aus 49, in—21, fondern namentlich aus 1, 15—m; denn der
btifpielsweife hervor die Anmerkungen zu 1, 24-25 (Gott j hier 1, 17 erwähnte Tempel kann nach dem Zufammen-
als Vater), I, 29 (Engel des Angefichts), 2, 2 (die Ftngel- | hang nur der nachexilifche Tempel fein, der augenfehein-
claffen, welche am erften Schöpfungstage erfchaffen find), 1 lieh als noch beftehend vorausgefetzt wird (1, 18). Es
2, 7 (der Garten Eden am dritten Tage erfchaffen), 3, 10 j fällt aber auf, dafs hier auf den Neubau des Herodes