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Ausgabe:

1903 Nr. 22

Spalte:

595-599

Titel/Untertitel:

Eusebii Pamphili evangelicae praeparationis libri XV 1903

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologifche Literaturzeitung. 1903. Nr. 22.

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Das viel flärker befchädigte Verfo will ich hier nicht
wiedergeben. Der völligen ReconPcruction des Recto
flehen trotz der ausgezeichneten Arbeit der Herausgeber
noch grofse Schwierigkeiten im Wege. Zeile 2 kommt
ftatt £[vQ<aOi} auch «[vmov.] in Betracht; die Herausgeber
haben fich nach dem invencrint des Aethiopen gerichtet,
mit welchem das Fragment auch fonftige Aehnlichkeiten
hat. In Zeile 4 ift apßagopx ein geradezu hoffnungslos
verftümmelter Reft, wenn die Bemerkung der Herausgeber
, dafs u. a. piagop unzuläffig fei, richtig ift; man
würde fonft an piagöv x[i) denken {pusillum aliquid in-
quinationis). Zeile 9 [EvagaGxnßeiv ps av]xa[iq {me placi-
turum eis)}} Zeile 22 foll dem Fehlenden in den Ueber-
fetzungen nichts entfprechen (Bemerkung der Herausgeber
S. 9); doch vgl. cas (virgines) der Vulgata und
illas {virgines) des Palatinus, alfo ift wohl exeipaq zu
ergänzen. — In Zeile 40 des Verfo könnte man, wenn
<öc p[rj 6vpap[spoi..........] richtig gelefen ift, ergänzen
ocoaai avxop, vgl. Sim. IX 23 4 oaq övvdpspoq
ästoXeoai rj ooaöai avxdv. Indeffen könnte doch auch ap
ein Reft des nach den Ueberfetzungen zu erwartenden
apagx'iav fein.

Die Fragmente No. 405 und 406 find bis jetzt nicht
identificirt. No. 405, wahrscheinlich das ältefte bis jetzt
publicirte chriftliche Fragment (es ift wohl nicht fpäter
als in der erften Hälfte des dritten Jahrhunderts gefchrie-
ben), enthält jedenfalls ein Citat aus Matth. 316. 17. Im
Commentar S. 11 find die Zeilenzahlen immer um die
Zahl 2 zu erhöhen. Das Facfimile des Fragments a
{Plate I) ftimmt nicht zur Transfcription S. 10, und im
Fragment c Zeile 26 ift nach dem Facfimile vor ooax[rjg
ein o einzufügen. No. 406, von einer Hand des dritten
Jahrhunderts, beginnt mit dem Citat von Jef. 610 (vgl.
Matth. 1315 etc. Act. 2827), flammt aber, wie das Recto
zeigt, ebenfalls nicht aus einer Bibelhandfchrift: dort ift
von dem gekreuzigten Chriftus die Rede. Das Wort

EOxavgoapepoq ift abgekürzt eöxgpoq.

No. 407 endlich ift folgendes fchöne am Ende des
dritten oder am Anfange des vierten Jahrhunderts, alfo
vielleicht in diocletianifcher Zeit gefchriebene Gebet:
o #£«c o Jiapx[o]xgaxcog 0 Jioirjöaq xov ovgapop
xai xr/p yrjv xca xnv vaXaxxap xai jtavxa xa sv avxotq
ßorj&vaop poi slerjGov pa (cg) egaXapov pov xaq
apagxiaq öoaoop pe ep xca pvp xai sp xca ptXXovxi
aicopt öia xov xvgiov xa[i] ooaxngog rjpmp Irjöov
Xgetöxov 61 ov n dbg« xai xo xgaxoq sie xovq aicapaq
xojp aimpa)[p] aprjp. —

Ich darf hier vielleicht den Hinweis anfügen, dafs
ich mich mit einer von Albrecht Dieterich verfafsten
Anzeige (GgA 1903, 550ff.) meiner Schrift ,Ein Original-
Dokument aus der Diocletianifchen Chriftenverfolgung'
in der neuen von Julius Boehmer bgründeten kirchhch-
theologifchen Monatfchrift ,Die Studierftube' (Stuttgart,
Greiner und Pfeiffer) 1903, Novemberheft, auseinanderfetzen
werde.

Heidelberg. Adolf Deifsmann.

EvOEßiov xov lJa/i<ptXov evayysXtxvq ngonagaaxEvnq

Xoyoi ie. Eusebii Pamphili evangelicae praeparationis
libri XV. Ad Codices manuscriptos denuo collatos
recensuit anglice nunc primum reddidit notis et in-
dicibus instruxit E. H. Gifford, S. T. P. IV tomi.
Oxonii 1903, e Typographeo Academico. (London,
H. Frowde.) (gr. 8.) £ 5. 5

L (XLVIII, 572 P- with 2 plates) — II. (541 p.) — III. Pars
prior. (XXXI, 487 p.) — Pars posterior, (p. 489—948) — IV. (575 p.)

In den weiteften Kreifen wird diefe neue Ausgabe
von Eufebius' Praeparatio evangelica mit Freuden begrüfst
werden. Sind doch wegen der Fülle von Excerpten aus

alten Schriftftellern, welche fie bietet, die Philologen dabei
ebenfo intereffirt wie die Theologen. Dafs Gais-
ford's Ausgabe trotz ihrer Verdienfte nicht genügte, ift
längft bekannt. Die ihm zu Gebote flehenden Collationen
find nicht methodifch verwerthet, und die Collationen
felbft haben fich als fehr unzuverläffig erwiefen. Dazu
kommt, dafs eine wichtige Handfchrift, der Bononiensis,
ihm noch unbekannt war. Es ift Schwartz' Verdienft,
auf fie aufmerkfam gemacht zu haben. Die neue Ausgabe
von Gifford ruht ganz auf der Vorarbeit von
Heikel {De praeparationis evangelicae Eusebii edendae
ratione, Helsingforsiae 1888, vgl. Theol. Litztg. 1888, 349).
In der Claflificirung der Handfchriften und der Be-
ftimmung ihres Verwandtfchaftsverhältnifses fchliefst fich
Gifford ganz an ihn an; nur in der etwas höheren
Schätzung des Arethas-Codex weicht er von ihm ab
(p. X sq. XXXVI).

In den Prolegomena befpricht Gifford elf Handfchriften
, indem er andere, die zweifellos auf jene elf
zurückgehen, aufser Betracht läfst. Unter jenen elf bilden
eine Claffe für fich: 1) Parisiensis 451 (A) und 2)
Marcianus 343 (H). Jener ift im J. 914 für den Erzbifchof
Arethas von Caefarea in Kappadocien gefchrieben; diefer
ift zwar nur eine Abfchrift aus jenem {saec. XI), aber
werthvoll zur Ergänzung der im Arethas-Codex ent-
ftandenen Lücken. Beide Handfchriften enthalten nur
die fünf erften Bücher der Praep. evang. und find
für diefe bei Conftituirung des Textes zu Grunde zu
legen, denn ihr Text ift trotz vieler Fehler doch beffer
als der der übrigen Handfchriften. So urtheilt Gifford
mit den meiften Neueren, u. A. auch Diels {codicem A ut
antiquissimum ita Optimum esse librum), während noch
Gutfchmid die Ausgaben von Gaisford und Dindorf für
unbrauchbar erklärte, weil fie ,die interpolirten Handfchriften
A und H zu Grunde legen, durch ihr relatives
Alter dazu verleitet' (Kleine Schriften IV, 377). Der
Arethas-Codex ift für Gifford von Lake forgfältig colla-
tionirt worden.

Von den übrigen Handfchriften, welche das ganze
Werk enthalten, find die wichtigften: 3) Marcianus 341
(I) und 4) Bononiensis 3643 (O), demnächft auch 5) Parisiensis
465 (B). Letzterer, saec. XIII, giebt zwar einen
ftark verkürzten Text; das 12. Buch fehlt ganz. Trotzdem
ift er als felbftändiger Textzeuge beachtenswerth.
Hinfichtlich der beiden andern waltet ein complicirtes
Verhältnifs ob. Der Marcianus (I) saec. XV ift bis zum
Anfang des 3. Buches aus B abgefchrieben, giebt aber
von da an einen befferen Text; doch tritt von XIV, 16
an eine andere Hand ein, mit welcher fpäter wieder die
erfte Hand wechfelt. Vom Bononiensis (O) saec. XIII ift
die urfprüngliche Schrift nur für Buch IX—XV erhalten;
die erften acht Bücher find von einer etwas jüngeren
Hand neu gefchrieben. Diefer jüngere Schreiber hat
den cod. B benützt, während fonft O und B unabhängig
von einander find. Der Werth der Texte wird von
Gifford (S. XXXII) dahin beurtheilt, dafs I» (d. h. der
Haupttheil diefer Handfchrift) und Oa (alfo die zweite,
aber früher gefchriebene Hälfte diefer Handfchrift) einander
etwa gleichftehen, beide aber beffer als B, demnach
auch Ia beffer als Ob, der, wie fchon bemerkt, von
B abhängig ift. Von Buch VI an, von wo an der
Arethas-Codex fehlt, ift demnach I die führende
Handfchrift, welcher aber von Buch IX an O
als gleich werthig zur Seite tritt. Letzterer wird
in Giffoid's Ausgabe zum erftenmale herangezogen, während
der Weith von I im Allgemeinen anerkannt ift
(Freudenthal, Alexander Polyhiftor S. 200, Gutfchmid,
Kleine Schriften IV, 377, Wendland, Aristeae epist.
p. XX). Seine relative Güte bewährt fich auch in den
Excerpten aus Jofephus' Schrift contra Apionem, die fo
häufig mit der einzigen uns erhaltenen Handfchrift des
Jefephus {cod. Laurentianus) übereinftimmen, dafs Niefe
glaubte, der Eufebius-Text von I fei hier nach dem Jo-