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Ausgabe:

1903

Spalte:

591-592

Autor/Hrsg.:

Palle, Alex.

Titel/Untertitel:

He vea diatheke kata to batikano cherographo metaphrasmene 1903

Rezensent:

Meyer, Ph. L.

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Seite 1

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Theologifche Literaturzeitung. 1903. Nr. 22.

592

lies ajpoXoyrjGev; S. 6 Z. 3 ftatt B A: BL; Z. is'ftatt AV:
AU; Z. 18 eysigtig (und demgemäfs auch oben im Text
eyeiQHq). S. 8 Z. 8 ftatt AOr : Acs"- S. 9 Z. 13 ftatt
XA: «EFGal.; S. 16 Z. 4/5 von unten ftatt avrryyuXav:
avr/yyeiXev. Z. 2 von unten ftatt V: U. S. 23 Z. 2 ftatt
c: e. Z. 4 ift die Angabe Dal. falfch. S. 22 hätte zu
638 ovx rjXQ-ov notirt werden muffen, dafs diefe Wort-
ftellung durch X b e Cypr. beftätigt wird, die ov xaza-
ßeßr/xa lafen, was zweifellos übrigens auch trotz J. im
Text des Nonnus ftand. S. 15 (Z. 2 von unten) citirt J.
eine Lesart des Sinaiticus ,ex auctoritate Blass' gegen
Tifchendorf. Blafs hat hier die richtige Angabe. Aber
J. hätte immerhin fich die Mühe nehmen können, dies
zu conftatiren; vgl. Gregory, Prolegomena S. 1276.

Ich mufs leider meine Befprechung fchliefsen mit
einer runden Warnung von dem .Nonnus'text, den Janfsen
uns bietet. Es möge fich jeder Forfcher fehr hüten,
diefen Text unbefehen als baare Münze hinzunehmen und
zu gebrauchen.

Göttingen. Bouffet.

IlaXXv, AXsS,., v. vea 6iafiryxri xaxa xo ßaxtxavo %£qo-
yoa<po fiexcc<pQccßfievri. ueooq jcqcoxo. AißsQJtOvX 1902,
The Liverpool Booksellers' Co., Ltd. (275 p. 8.)

Die orthodoxe anatolifche Kirche hat fich principiell
ftets ablehnend gegen die Ueberfetzung der Bibel in die
griechifche Volksfprache verhalten. Nur wenn fie fich
durch unglückliche kirchenpolitifche Verhältnifse dazu gezwungen
glaubte, oder wenn ihr confeffionelles Bewufst-
fein getrübt war, was ja auch in anderen Kirchen vorkommt
, hat fie fich zeitweife zu einer Duldung folcher
Ueberfetzungen bequemt. Bei diefer grundfätzlichen
Stellungnahme ift die griechifche Kirche von dem meines
Erachtens durchaus richtigen Gedanken geleitet gewesen,
dafs das Volk zu dem Verftändnifs der altgriechifchen
Bibel erzogen werden müffe. Dagegen ift namentlich
von den Bibelgefellfchaften die Behauptung aufgehellt
und feftgehalten, eine Erziehung des griechifchen Volkes
zur Sprache der Väter fei unmöglich, man müffe ihm
daher das Verftändnifs der Bibel durch Vulgärüberfetz-
ungen öffnen. Es wird intereffiren, dafs lutherifche
Theologen des 17. Jahrhunderts nicht diefe landläufige
abendländifche Meinunggetheilthaben,fondern die Stellung
der griechifchen Kirche einnahmen. Als Zacharias Ger-
ganos, fpäter Metropolit von Naupaktos und Arta, ein
Grieche, der von dem Proteftantismus wohl ebenfo viel
oder ebenfo wenig verftand wie Kyrillos Lukaris, von
1616 bis 1622 in Wittenberg fich aufhielt, verfuchten die
dortigen lutherifchen Theologen durch ihn lutherifche
Lehre in der griechifchen Kirche wirkfam zu machen.
Es war ein Concurrenzunternehmen zu den Beftrebungen
der Reformirten, die den Patriarchen Kyrillos Lukaris
für ihre Zwecke erwählt hatten. Von Gerganos gingen
damals 2 Bücher aus, die der lutherifchen Propaganda
dienen follten, die yQcGxiavixrj xaxriyjnGiq, die im Anfchlufs
an den kleinen Katechismus Luther's und Hutter's dogma-
tifche Schriften eine ähnliche Vermifchung lutherifcher
und griechifch-orthodoxer Lehren darbietet, wie die Con-
fessio des Kyrill reformirtes und orthodoxes Bekenntnifs
in einander fchiebt. Diefes Buch war im Volksgriechifch
gefchrieben, wie ja auch unzählige KaxnpqGBig der orthodoxen
Kirche felbft. Daneben liefs Gerganos durch Vermittlung
der Lutheraner, die durch den Namen des Grä-
ciften Erasmus Schmid gedeckt wurden, 1622 das neue
Teftament drucken und zwar nicht für die Gelehrten,
fondern wie es auf dem Titel heifst dg olxoöofirjv — zmv
<piXo&tmv xal evXaßmv .Pwfiaimv. Diefes neue Teftament,
über das auch Reufs in feiner Bibl. Nov. Tesst. Gr. 1872
S. IOO Auskunft giebt, ift nicht Ueberfetzung, fondern
in der Urfprache gehalten.

Von der ablehnenden Stellung der orthodoxen Kirche
aus läfst es fich fchon begreifen, dafs die vorliegende

Ueberfetzung des Pallis, eines griechifchen Kaufmanns,
der in England wohnt, keine günftige Aufnahme im

1 eigenen Volke gefunden hat. Es hat fich vielmehr dem

| Vernehmen nach ein ungewöhnlicher Sturm der Entrüftung

J gegen diefes Buch erhoben. Das kann man verftehen,
denn diefe Ueberfetzung ift in einem fehr vulgären
Griechifch gehalten und fleht nach der fprachlichen

| Seite wefentlich hinter der Ueberfetzung der britifchen
Bibelgefellfchaft zurück. Diefen Mifsftand kann es auch

j nicht aufwiegen, wenn der Verfaffer fich an den Vaticanus
und zwar fogar bis zur Nachahmung von deffen eigen-
thümlicher Capiteleintheilung angefchloffen hat. Hat er
damit ja einen alten und guten Textzeugen zur Grundlage
feiner Ueberfetzung gewonnen, fo ift deffen Text-
geftalt doch auch nur eine einfeitige und feine thtilweife
ftark abweichenden Lesarten müffen ohne Erklärung das

| Verwundern des ungebildeten Lefers erregen. Nun foll
ja Pallis befondere Zwecke bei feiner Ueberfetzung ver-

I folgen. Er ift, wie ich vernehme, ein Schwärmer für die

S Volksfprache und will diefe allgemein wieder zur Geltung
bringen. Das ift aber wohl ein Ziel, deffen Verwirklichung
weder wünfchenswerth noch wahrfcheinlich ift.
Möge daher feine Bibelüberfetzung, foweit fie kirchlichen

| Zwecken dienen foll, bald der Vergeffenheit anheimfallen.

' Für den Sprachforfcher und den Sammler von literari-
fchen Curiofitäten mag fie ihren Werth behalten.

Hannover. Ph. Meyer.

j Altchristliches aus dem dritten Bande der Oxyrhynchos-Papyri.

Im Jahrgang XXIII (1898) Sp. 628 ff. der Theol.

' Literaturzeitung habe ich über den erften Band der
Oxyrhynchos-Papyri Bericht erftattet und im Jahrgang
XXVI (1901) Sp. 69ff. über den zweiten. Inzwifchen
haben die unermüdlichen Herausgeber Grenfell und

' Hunt nicht geruht: das Jahr 19OO brachte ihre Ausgabe
von Faijüm-Papyri (Fayüm Towns and their Papyri) und
den erften Band der Amherst-Papyri, 1901 kam der
zweite Band der Amherst-Papyri und 1902 der erfte
ungewöhnlich ftarke Band der Papyri von Tebtynis (fo
follte man, wie W. Crönert richtig bemerkt hat, in
Deutfchland fagen, nicht Tebtunis, wie die Engländer
transfcribiren). Jetzt liegt auch der dritte Band der
Oxyrhynchos-Papyri vor: Egypt Exploration Fund
Graeco-Roman Brauch The Oxyrhynchus Papyri

Part III edited with translations and notes by Bernard
P. Grenfell.... and Arthur S. Hunt With six plates.
XII und 338 S. 4. London iooj, 25 sh. Ein vierter
Band ift in Vorbereitung; diefer wird, wie ich einer Notiz
der Herausgeber in den Times (Weekly Edition, July j,
ipoj) entnehme, in Jahresfrift erfcheinen und foll u. A.
enthalten ein neues Fragment mit Ausfprüchen
Jefu (3. Jahrhundert), ähnlich dem fog. Logia-
Fragment aus Oxyrhynchos von 1897, ferner das
gröfste bis jetzt entdeckte Papyrusfragment des
Neuen Teftaments, nämlich einen beträchtlichen Theil
der Hebräerepiftel, gefchrieben auf die Rückfeite einer
ebenfalls hochbedeutfamen lateinifchen Livius-Epitome,
und ein fehr altes Septuagintafragment (Genefis).
Man ftaunt angefichts diefer Schätze, der bereits vorgelegten
und der angekündigten, über ein Doppeltes:
über das hervorragende Gefchick der beiden englifchen
Gelehrten als Entdecker (von Finderglück zu reden, wäre
hier trivial) und über ihre ungeheure Arbeitskraft, die
es im Verein mit meifterhafter paläographifcher Technik
und reichfter Gelehrfamkeit ermöglichte, jene koftbaren
Reliquien des chriftlichen und nichtchriftlichen Alterthums
in fo unglaublich rafcher Zeit zu veröffentlichen.

| Waren Grenfell und Hunt bei einem Theil ihrer Publi-

1 cationen auch von Mitarbeitern unterftützt (ich nenne
aufser Blafs, Crufius und anderen Gelehrten zwei
jüngere englifche Papyrologen, die fich aufs trefflichfte

I bei den Mitforfchern eingeführt haben, David G. Ho-