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Ausgabe:

1903

Spalte:

585-587

Autor/Hrsg.:

Lévi, Israel

Titel/Untertitel:

L‘ecclésiastique 1903

Rezensent:

Smend, Rudolf

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Theologische Literaturzeitung

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nrn. Verlag: J. C. HinrichsTche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 22. 24. October 1903. 28. Jahrgang.

Schloegl, Ecclesiasticus (Smend).

L£vi, L'ecclesiastique, II (Ders.).

Janffen, Das Johannes-Evangelium nach der

Paraphrafe des NonnusPanopolitanus (Bouffet).
TlaXltj, lH via äta»?}xrj . . usvaipQaauivt]

(Ph. Meyer).
Altchriflliches aus dem dritten Bande der Oxy-

rhynchos-Papyri (Deifsmann).

Eusebii Pamphili evangelicae praeparationis

libri XV ed. Gifford, IV tomi (Schürer).
Holzapfel, St. Dominicus und der Rofenkranz

(Grützmacher).
Holzapfel, Die Anfänge der Montes pietatis,

1462—1615 (Grützmacher).
Detmer, Bilder aus den religiöfen und fozialen

Unruhen in Münder. I. Johann von Leiden

(Bode-rt).

Kattenbufch, Von Schleiermacher zu Ritfehl,
3. Aufl. (Eck).

Arnold, Literature and Dogma (Lobstein).

Trial, Essai d'dducation chrdtienne (Lobstein).

Blau, ,Wenn ihr Mich kennetet' (Lobdein).

Nathufius, Handbuch des kirchlichen Unterrichts
. 1. Teil: Das Ziel des kirchlichen Unterrichts
oder die Konfirmation(E.Chr. Achelis).

Schloegl, D. P. Nivarde., O. Cist., Ecclesiasticus (39,
12—49, 16) ope artis criticae et metricae in formam
originalem redactus. Vindobonae 1901, Mayer et So-
cii. (XXXVI, 72 S. 4.) M. 8.—

Levi, Israel, L'ecclesiastique ou la sagesse de Jesus, fils
de Sira. Texte original hebreu, ddite, traduit et
commente. Deuxieme partie. (III, 6, ä XVI, 26;
extraits de XVIII, XIX, XXV et XXVI; XXXI—n,
a XXXIII; XXXV, 19, ä XXXVIII, 27; XLIX, II, a fin.)
(Bibliotheque de 1'eTole des hautes etudes, publice sous
les auspices du ministere de l'instruction publique.
Sciences religieuses. Dixieme volume. — Fascicule
deuxieme.) Paris 1901, E. Leroux. (LXX, 243 S.
gr. 8.)

Die Weisheit des Jefus Sirach ift den Proverbien
nicht zum wenigften durch eine weit vollkommenere Form
überlegen. Ueberall bewegt der Verf. fich in zufammen-
hängender und zugleich wohlgegliederter Rede, was in
den Proverbien nur für einzelne Abfchnitte gilt. Die
Verfe find lauter DifUcha bezw. Tetraflicha von grofser
Ebenmäfsigkeit, und derVerfuch fie zu feandiren ift um
fo berechtigter, als die Ausfprache des Verf.'s im Wefent-
lichen als bekannt gelten darf. Dazu kommt an einzelnen
Stellen eine fehr auffällige Wortftellung. Schon der
Grieche las 35(32), 7 7b«»'1 OK ©b»1 D'WS, d. h. wenn
man dich zwei- oder dreimal fragt. Aehnlich ift 36, 2a
llCb 8B1Ü J"Q ©1 28 Hfl, d. h. und wenn aufserdem an

... _....... , ______ :zi r_> „—i_^r-:~ r_i____- j„_

Beachtenswerther ift die Arbeit von Israel Levi.
Der Verf. hat zeitweilig die Originalität des hebräifchen
Textes beftritten (vgl) ThLZ 1900 Sp. 129 fr.), jetzt
erkennt er fie wieder an. Er behauptet nur noch, dafs
c. 51 des Hebräers aus dem Syrer zurücküberfetzt fei,
und denfelben Urfprung vindicirt er einzelnen Dubletten
und Varianten. Man darf dies Rückzugsgefecht ignoriren.
Im Ganzen ift diefer zweite Theil des Werkes beffer als
der erfte (vgl. ebenda Sp. 134 fr.). Man begegnet freilich
auch jetzt noch vielen fprachlichen Verftöfsen. Der Verf.
überfetzt TEXsvrmpsv 8,7 nous finirons, svoöco&?/ötTcii
in, 7 il fait reussir, Evgmötog 30, 15 preferable. Er weifs
nicht, dafs die LXX den Infinitivus absolutus beim Ver-
bum finitum oft mit dem Participium überfetzt (14, 19),
dafs honestas in der lateinifchen Bibel Reichthum bedeutet
(31, 1). Syrifches 7b 88b© 13, 12 überfetzt er il te

parle, jmmErn jni»: anbin wbm 6, 19(17) celui qui

craint Dieu, son amitie residera. Aber auch im Hebräifchen
greift er öfter fehl. So verfteht er 31183 13i©1rrb
T'S&b 8, ii cc serait lui permettre de te tendre wie etn-
buscade, nnblE 1T3 1©8 n» »i 38,13 il y a des circon-
stances oü son action est utile. Er wundert fich darüber,
dafs Gr. in nnba© ein Nomen abstractum fieht. Seine
Auslegung ift dürftig; die Hülfe, die der Vers- und
Strophenbau für die Erklärung und die Emendation
bietet, ift ihm entgangen. Immerhin macht er im Einzelnen
auch richtige Bemerkungen; dabei hat er die erfte
Lefung der Hff. an einzelnen Stellen verbeffert, fo z. B.
15, o iitl8i (für TE82). Auch 10, 27 hat er, wie ich nachträglich
gefehen habe (S. 236), das Richtige erkannt.

ihr Gelindigkeit der Zunge ift. Regelmäfsig fchreitet der Aber in fchwierigeren Fällen ift ihm fchon wegen feiner
Gedankengang in Abfätzen von 2, 3, 4 Verfen fort. Für | mechanifchen Retroverfion des Gr. die Lefung nicht ge

die Erklärung und Emendation des ftark verderbten
hebräifchen Textes, aber auch der nur griechifch und
fyrifch erhaltenen Stücke find diefe Erfcheinungen von
gröfster Wichtigkeit. Aber der von Schloegl auf Grund

hingen. So fteht z. B. 11,21 ftatt jtlörsvs de xvghp xal
ipfievs rqp jiövcp Oov vielmehr nittb Dipl mi plifp] =
fei früh auf für den Herrn und warte auf fein Licht.
Das Verbum yip ift in diefer Bedeutung nicht nur im

der Vers- und Strophentheorien von H. Grimme und jerufalemifchen Talmud, fondern auch als chriftlich-palä-
D. H. Müller unternommene Verfuch einer Reconftruc- ; ftinifch belegt. 36, 3 fteht hinter iniini, wofür nach Gr.
tion von 39, 12—49, 16 ift im Ganzen verfehlt. Er be- 15 fllim zu lefen ift, i[ij tlh^Bp [nBjüü. Der Enkel (xal
handelt den hebräifchen Text mit einer Willkür, die j P vo/iog avra} jciöroq mg sgcorrjua öi'ßmv) fchämte fich
beliebige Variation zuläfst. Sind die von ihm voraus- ! der nBtttt, die noch den Rabbinen verdächtig war, und
crefetzten Theorien als folche richtig und von ihm richtig fetzte dafür das hohepriefterliche Orakel. Die intereffante

O , -n 3. 11 1 1_ 1___•':/•_!-_ T-___. I 73t-|^„fo Aar. C n A T .... 1_ . . .... ^.___1....

angewandt, dann ift der uns vorliegende hebräifche Text
in folchem Mafse verderbt, dafs eine auch nur annähernde
Reconftruction des urfprünglichen von vornherein aus-
fichtslos ift. So unentbehrlich übrigens die Berückfich
tigung des Vers- und Strophenbaus auch für die Wort

Variante des Cod. D zu 37, 2e lautet ffii iBOE pnil!
IBDia Ji« 1)01 Qffi M11J1 ÖDoib. Hier ift innilJ efltftellt

aus (H?) n>,ii-

Uebrigens hat der Verf. die freilich mühfelige, aber
auch reizvolle lexikalifche Aufgabe, die der hebräifche

erklärung ift, fo hat die Unterfuchung doch überall von Text ftellt, noch weniger begriffen als Andere. Es

der letzteren auszugehen. In diefer Beziehung fteht die
Arbeit aber noch in ihren Anfängen, und Schloegl
bietet hierfür wenig Brauchbares, das nicht von Anderen
entlehnt wäre.

leuchtet ein, dafs der Wortfehatz des Sirach aus dem
gröfstentheils viel älteren Kanon einerfeits und der 400
Jahre jüngeren Mifchna andererfeits nicht überall erklärt
werden kann. Wichtig find hierfür aber die alten Ueber-

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