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Ausgabe:

1903 Nr. 21

Spalte:

572-573

Titel/Untertitel:

Perigraphikos Katalogos ton en tois kodixi tu patriarchiku Archeiophylakiu sozomenon episemon ekklesiastikon eggraphon peri ton en Atho monon 1903

Rezensent:

Meyer, Ph. L.

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57i

Theologifche Literaturzeitung. 1903. Nr. 21.

572

Da Zahn ebd. 796—806 auch einen neuen Artikel Kanon Mu-
ratori gefchrieben hat, fo ift reichlich Gelegenheit, feine Anflehten
kennen zu lernen. Von denen anderer erfährt man
allerdings nicht viel. In der Literaturüberflcht ift das von
W. Schmidt erwähnte Scholten'fche Werk weggelaffen;
Schmiedels Artikel in Erfch und Gruber's Encyklopädie
fehlt und vor allem Harnack, das Neue Teftament um
das Jahr 200; ebenfowenig ift von Jülicher's Einleitung Notiz
genommen (nur der Titel iftRE3 5, 270 erwähnt, wo Zahn
übrigens feine eigene Einleitung mit den katholifchen von
Trenkle und Schäfer in einen Satz zufammenftellt!). Wie
in allen Zahn'fchen Arbeiten ift auch hier eine Fülle gelehrten
, zumTheil entlegenften Materials angehäuft; deffen
Deutung jedoch und die darauf gebauten Combinationen
fordern überall den lebhafteften Widerfpruch der mit den
Problemen Vertrauten heraus, während der Unkundige
allerdings glauben mufs, dafs es eine andere Auffaffung
gar nicht gebe. Z. B. fagt Zahn unter Berufung auf den
Antimontanift bei Euf. V. 163 (nicht 13); Iren. IV. 33s,
V. 301; Tert. c. Hermog. 22: Im Gegenfatz zum Montanismus
wie zu den Häretikern betrachtete man nicht feiten
Ap. 22i8f. als den unüberfchreitbaren Grenzftein der kirchlichen
Bibel. Dafs die Warnung nichts zuzufügen noch
abzuthun ebenfo gut auf Deut. 42, 131 zurückgehen kann,
ift nicht berücksichtigt.

Zur Charakteriftik der Methode mag noch die Inhalts-
überficht gegeben werden: § 1 Begriffliches nimmt Baur's
Anfleht (Zeitfchr. f. wiff. Theol. 11858, 141 —150, bei Zahn
nicht erwähnt), dafs xaveov hier nicht in der Bedeutung
,Richtfchnur', fondern Verzeichnifs, Katalog in Betracht
komme, wieder auf und nützt fie mit einem grofsen Aufwand
von Gelehrfamkeit. Zahn befeitigt fo von vornherein
das dogmengefchichtliche Problem, das jetzt allgemein
als Kernfrage der Kanonsgefchichte angefehen wird: wie
kam es dazu, dafs eine mehr oder weniger umgrenzte
Sammlung (oder richtiger gefagt: eine beftimmte Auswahl)
von urchriftlichen Schriften als alleinige Quelle der
theologifchen Erkenntnifs, als Norm der chriftlichen Lehre
aufgefafst wurde ? Für ihn geht die Kanonsgefchichte auf in
der cultgefchichtlichen Frage: wie kam es zu einer Sammlung
kirchlicher Lefefchriften? Denn auch die vorausliegende
literarhiftorifche Frage: wie kam es überhaupt dazu
, dafs die literarifchen (oder eigentlich nicht literarifchen)
Producte des Urchriftenthums gebammelt wurden ? übergeht
er: für ihn find fie fofort Gegenftand kirchlicher Vorlefung.
§ 2—4 behandeln dann rückwärtsfehreitend das N.T. um
170—220, um 140—170 und Aeltefte Spuren und Entftehung
von Sammlungen apoftolifcher Schriften. § 5 fetzt dann
wieder ein bei Origenes, § 6 handelt von den Syrern,
§ 7 von Lucian und Eufebius, § 8 von Athanafius, § 9 von
der Weiterentwicklung im Orient bis Juftinian, § 10 von
der Angleichung des Occidents. Aufser § 1 find befonders
6 und 10 gegenüber RE ftark erweitert und bieten werthvolles
Material, wie Harnack T. u. U. N.F. IX 3, 60 bereitwillig
anerkennt. Dagegen vermiffen wir in Zahn's fehr
übersichtlicher Darftellung der abendländifchen Entwicklung
Harnack's Studie über die Paulusacten in der Cena
Cypriani, T. u. U. N.F.IV 3. Als Anhang find 5 alte Ver-
zeichnifse beigegeben: derMuratoriffche,Claromontanifche,
Mommfen'fche Kanon, das fog. gelafianifche Decret in der
damafianifchen Urform und ein fyrifches Verzeichnifs aus
Studia Sinait. I.

Jena. von Dobfchütz.

Albers, D. Bruno, O. S. B., Le plus ancien coutumier de
Cluny. (Aus: Revue Benedictine I, 1903 S. I—ü.)

Der um den älteften Text der Mönchsregeln fchon
mehrfach verdiente Forfcher D. Bruno Albers unterfucht
in vorliegendem Auffatz die Recenfionen der Consuetu-
dines Cluniacenses, deren geficherter Text von ihm dem-
nächft in dem zweiten Bande der Consuetudines monasticae
herausgegeben werden wird. Das Refultat der Unter-

fuchung, das als gefichertes Ergebnifs betrachtet werden
darf, ift Folgendes: Die Recenfion der Consuetudines
Cluniacenses, die fich in dem Codex Barberini XL 120
(heute im Vatikan) befindet und die Albers mit C bezeichnet
, flammt wahrfcheinlich aus dem franzöfifchen
Cluniacenferklofter des hl. Andreas zu Rofano und ift
zur Zeit des Abtes Odilo 996—1030 verfafst. Zu diefem
Anfatz führt vor allem die Erwähnung des Feftes des hl.
Mayolus von Cluny (t994X das feit 996 gefeiert wird. Diefe
Recenfion zeigt eine grosse Verwandtfchaft mit den Consuetudines
Farfenses, die die Consuetudines Cluniacenses
als Vorlage benutzen. Aelter als C find die beiden
miteinander verwandten Recenfionen der Consuetudines
Cluniacenses, die Albers mit B und B' bezeichnet. B ift
ebenfalls im Codex Barberini XI. 120 enthalten und B'
liegt im Codex Casanatensis 54 vor. Ihre Abfaffung geht
nach Albers vor die Entftehung des Klofter Cluny zurück;
denn einmal wiffen wir nichts von einer Niederfchrift
der Consuetudines Cluniacenses vor dem 11. Jahrhundert,
andererfeits fleht feft, dafs die Organifation Cluny's fich
auf die Reform Benedikt's von Anianes gründet. Albers
glaubt nun, dafs in dem erften, älteren Theil von B' die
Klofterregel Benedict's von Anianes vorliegt, während C
die ältefte uns erhaltene Form der Consuetudines Cluniacenses
enthält.

Heidelberg. Grützmacher.

IleQiyQCCfpixbq KazäLoyoq zcöv ev zolq xuh$i§i xov xazQiaQXi-
xov'ÄQxeio(pvXaxiov Oaig~o/tiv(ov eniorifiutv exxhnaiaozi-
xwv eyyeic<pa>v iteoi zötv ev "Afho* iioväiv (1630—1863),
fiera JtQoöd-rjxnq ßgayyxaxnq iOxogixrjq orpieimdecoq
Jtegl avxcov. Kaxagxiod-Eiq xeXevOei xrjq A. 0. LT. xov
Olxovfievixov IJaxQictQXOv 'imaxelx xov U'. *Ev Kcov-
axavxivovxoXei 1902, 'Ex xov staxgiagxixov xvxoyga-
(peiov. (344 p. gr. 8.)

Diefes Buch nimmt unter der neueren Athosliteratur
eine hervorragende Stellung ein. Es ift ein fehr werthvoller
Beitrag namentlich zur Verfaffungsgefchichte des
heiligen Berges, von actueller Bedeutung auch für die
Nationalitätenfrage auf Hagionoros. Der Verfaffer ift
der Unterfchrift der Einleitung nach der AgyeiocpvXaq.
Archimandrit Kallinikos Delikanis, der geiftige Urheber
aber, wenn nicht mehr, ift der Patriarch felber, der felbft
längere Zeit auf dem Athos war, wo ich auch die Ehre
hatte, ihm vorgeftellt zu werden.

Bis S. 147 enthält das Werk den Katalog der im
Patriarchatsarchiv beruhenden Patriarchats- und Synodalerlaffe
von 1630—1863, wobei das Datum des Erlaffes,
fein Urheber und ein kurzer Inhalt angegeben wird.
Schade, dafs nicht auch die Anfangsworte angezeigt find.
Die Erlaffe beginnen mit 1630, alfo kurze Zeit, nachdem
die Protoswürde auf Hagionoros gefallen war, fie endigen
1863, weil die Folgezeit noch zu fehr zur Gegenwart gehört
. Mit dem Katalog, den Jofeph Müller in der Sla-
vifchen Bibliothek von Fr. Miklofich (Wien 1851) gegeben,
hat der unfrige noch nicht zehn Nummern gemeinfam,
fchon das ein Beweis, wie viel Neues die mehr als 1000
neugenannten Handfchriften für die Gefchichte bieten.
Der Inhalt der Erlaffe bezieht fich auf die gefammte
geiftliche und weltliche Verwaltung des heiligen Berges.
Die Mehrzahl hat felbftverftändlich befonders für die einzelnen
Klöfter Intereffe, es findet fich aber eine Reihe, die
das Gemeinfame angeht, z. B. diejenigen, die fich auf das
Schulwefen in Karyes beziehen, auf die myftifche Secte
der Kollywaden, auf die Steuern der Gemeinfchaft u. a.
Intereffant wird das Ausfehreiben gegen einen ruffifchen
Mönch fein, der 1846 in der officiellen Ausgabe der
Menäen Fehler nachgewiefen. Unbekannt ift auch, dafs
Juden und ,Uniten', die zur orthodoxen Kirche übertreten
wollten, den Athosmönchen zum Unterricht zu-
gewiefen werden. Intereffant das Egäpfia (Anthimos