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Ausgabe:

1903

Spalte:

537-541

Autor/Hrsg.:

Baldensperger, W.

Titel/Untertitel:

Die messianisch - apokalyptischen Hoffnungen des Judentums 1903

Rezensent:

Weiß, Johannes

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Seite 1, Seite 2, Seite 3

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jahrlich 26 Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark

Nr. 20. 26- September 1903. 28. Jahrgang.

Baldenfperger, Die meffianifch-apokalyp-
tifchen Hoflhungen des Judentums (Joh.
Weife).

Pfleiderer, Das Urchriflentum, feine Schriften
und Lehren, 2 Bde., 2. Aufl. (Clemen).

Harnack, Ueber verlorene Briefe und Acten-
ftücke etc. [Texte und Unterfuchungen N. F.
VIII, 2] (H. Achelis).

Kloftermann, E., Eufebius Schrift neQt zü>v
xoitixihv dvoßäru>v [ebendaf.] (Derf.).

Bonwetfch, Hippolyts Kommentar zum Hohenlied
[ebendaf.] (Der!.).

Harris, The Dioscuri in the Christian legends
(v. Dobfchütz).

K y r i a k o s, Gefchichte der orientalifchen Kirchen
von 1453—1898, überf. von Raufch(Ph. Meyer).

Hau fs I ei t er, Melanchthon - Kompendium
(Koehler).

Vorländer, Gefchichte der Philofophie. 2 Bde.
[Philofophifche Bibliothek 105—106] (E. W.
Mayer).

Gueranger, Das Kirchenjahr, 15. Bd. (E.
Chr. Achelis),

Baldensperger, Prof. W., Die messianisch-apokalyptischen befondere die Auslöfung der Quellenfchriften des Johannes
Hoffnunaen des Judentums. Dritte völlig umgearbeitete fondern vor Allem die Bereinigung der Redactionspro

Auflage (Das Selbftbewufstfein Jefu im Lichte der ! Werne und der relativen Chronologie der fpäten Beftand-

theile des Prophetenkanons. Dafs er echt apokalyptifche
Beftandtheile enthält, ift längft anerkannt. Aber es fehlt
viel, dafs diefe in die Reihe der anderen Apokalypfen
geftellt würden. Dafs die Prophetenbücher, besonders das
Buch Jefaja von den Sammlern und Redactoren als

meffianifchen Hoffnungen feiner Zeit. Erfte Hälfte.)
Strafsburg 1903, J. H. Ed. Heitz. (XII, 240 S. gr. 8.)

M. 4.—

Es gereicht mir zu befonderer Freude, ein Buch an- I PUL" JcldH vü" °en ^mmiern una lyeaactoren a s
zuzeigen dem ich in feiner früheren Geftalt fo viel An- Apokalypfen gedacht waren und von den Gemeinden als
reJung und Belehrung verdanke. Dafs es feit dem ^ gelefenAV™rden' .l(iA eine fch?nflinßl Vu™}*™
Jahre 1888 nun zum dritten Mal erfcheint, ift ein gutes Erkenntnis Aber eS W!rd nnr feln a"fseTft befche.dener
ZeiSen für den Auffchwung der Studien, denen es in Gebrauch davon gemacht. Dafs auch der Pfalter zum

/jcmuvii ___ O _ __ 1 1 1 -ynt- n-inUnnr r»hßM i (fomtnr /Tohrt^ ....-,-1

hervorragender Weife gedient hat. Es ift aber vor Allem
ein gutes Zeichen für das Buch; die Gediegenheit und
Reife feines Inhalts und die geiftvolle Darftellung bewähren
ihre Anziehungskraft auch bei immer wiederholtem Studium
. Es gehört zu den nicht gerade zahlreichen Büchern
auf unferem Gebiet, die man nicht blofs um der Sachen,
fondern um ihrer felbft willen und wegen des Verfaffers
immer wieder auffucht. Es ift keine Stofffammlung und
kein Nachfchlagewerk, fondern hat einen erheblichen
literarifchen Eigenwerth. Manchem fchnellen Lefer und
Arbeiter wird es vielleicht fogar allzu anfpruchsvoll fein

grofsen Theil zur meffianifchen Literatur gehört, wird
zwar oft ausgefprochen, aber zu einer dem entfprechenden
Literaturgefchichte der Apokalyptik, die nicht mit Daniel
fondern mit Ezechiel einzufetzen hätte, fehlen die Anfätze
und Verfuche. Auch Baldenfperger hat unfere Kenntnifs
hier nicht bereichert. Seine literarifche Ueberficht beginnt
mit Daniel — an deffen Einheit er wie die Meißen
immer noch glaubt— und befchränkt fich auf die wenigen
claffifchen Hauptwerke der Apokalyptik im engeren Sinne.
—• Vornehmer und beliebter ift die Methode der apoka-
lyptifchenldeengefchichte, wie fiebefondersvonGunkel

Denn die Art, wie der Verfaffer feinen Gegenftand hin ; geübt wird. Die grofsen Auffchlüffe, die hier zu ge-
und her wendet, ihn immer wieder von neuen Seiten zeigt ,nd fnllnn cewnnnpn flnH rnrprh»n io„» r,;„ Ti:„

und fich nicht genug thun kann in der eindrucksvollen
Darlegung feines Wefens, erfordert bei dem Lefer eine
willige Hingabe. Man mufs fchon ein Bild von den Quellen
haben und mufs in den Dingen leben, wenn man den ,

Gedankengehalt diefes Buches wirklich bewältigen will. [ baldenfperger hat entfchloffen auf diefe Wanderung durch
•• - —■ - r-,-------«r„tJv: , die Jahrhunderte und Religionen verzichtet und fich auf

Winnen und fchon gewonnen find, fprechen laut für die
Erfpriefslichkeit diefer Methode, und gewifs wird fie bis
auf Weiteres die Oberhand behalten; es ift nur zu wünfehen,
dafs fie etwas weniger felbftbewufst den Namen der
,religionsgefchichtlichen' nicht für fich allein reclamire.

Gegenwärtig liegt die erfte Hälfte des früheren Werkes
als ein befonderes Buch vor. Diefe felbftändige Behandlung
der ,meffianifch-apokalyptifchen Hoffnungen des
Judenthums' ift durch die Bedeutung des Gegenftandes
gerechtfertigt. Aus der niedrigen Stellung, in welcher das
Spätjudenthum ,dem chriftlichen Theologen nur gelegentliche
Handlangerdienfte leiftete, ift es zu einer felbftändigen

ein engeres Gebiet befchränkt. Er nimmt die Epoche
der meffianifchen Hoffnung von Daniel bis Efra-Baruch
als ein Gegebenes und als ein Ganzes hin und fucht fie
als eineGefammterfcheinung eigenartigen religiöfenLebens
zu begreifen. In diefer Befchränkung liegt der Vorzug
feines Buches. Denn in dem Mafse, als der Hiftoriker
auf die literarifchen Formen der Apokalyptik achtet und

gefchichtlichen Gröfse aufgeftiegen'. Aber diefe Dar- auf die immer wiederholte Reproduction älterer Theo

ftellung der vorchriftlichen Efchatologie will doch durch- logumena, wird er leicht ungerecht werden r/erzen die

aus verftanden fein als Vorbereitung auf eine Darfteilung innerften Triebfedern eines eigenthümlichen religiöfen

des Meffianismus Jefu. Nur wenn man dies im Auge LebenSj dafs fich in einer abftrufen und unvollkommenen

behält, kann man ihr gerecht werden. Nur lo Ut die vom Ausdrucksweife darfteilt. Das Verdienft Baldenfoerr/er's

Verfaffer geübte Selbftbefchränkung gerechtfertigt. ift die religiöfe Würdigung der claffifchen A00S

Man kann bei einer Behandlung der meffianifchen
Hoffnungen des Judenthums zwei Wege einfchlagen. Der
eine ift der der Literaturgefchichte der Apokalyptik.
Im Allgemeinen fleht diefe Methode heute in geringer
Geltung. Ich perfönlich bin allerdings der unmodernen
Meinung, dafs die Löfung diefer Aufgabe augenblicklich
die dringlichfte ift. Ich meine damit nicht nur die Be-

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eine Arbeit, die meines Erachtens das Prädicat einer wahrhaft
religionshiftorifchen mit ebenfo viel Recht führt als
die oben genannten Beftrebungen.

Der Charakteriftik diefer von Baldenfperger zu einer
Einheit zufammengefafsten Periode ift vorangefchickt eine
äufserft eindrucksvolle Schilderung der religiöfen Gefammt-
lage, welche die Folie für die Apokalyptik bildet. Die

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antwortung der Quellenfragen und die Sicherung der Zeit- j Transfcendenz der fpätjüdifchen Gottesvorftellung, die
anfätze bei den pfeudepigraphifchen Apokalypfen, ins- Zwifchenfchiebung einer Fülle von Mittelwefen das In-

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