Recherche – Detailansicht
Ausgabe: | 1903 Nr. 18 |
Spalte: | 497-498 |
Autor/Hrsg.: | Zöllig, August |
Titel/Untertitel: | Die Inspirationslehre des Origenes. Ein Beitrag zur Dogmengeschichte 1903 |
Rezensent: | Koetschau, Paul |
Ansicht Scan: | |
Download Scan: |
497
Theologifche Literaturzeitung. 1903. Nr. 18.
498
retten. Das macht fich auch in dem zweiten Capitel noch Faktum der
geltend, das; von den Aemtern des Bifchofs, des Pres- Wefen und aSSÄb^tfUtSSsL V*3 T
byters und des Diakons handelt. Im Vordergrund fleht , dritte von dem Einfluff de" nfniriti;„«h ^S' ^
aber hier fchon die Prüfung der Verhältnifse in der alt- 1 die Exegefe (S 91-130) Als Zw^ Z ^?M *Uf
katholifchen Kirche. Im dritten Capitel giebt er eine wird von dem Verf S dÜLTzYynhtL r r?"^
kurze Ueberficht über die Entftehung undI Entwicklung ' .Lehre des Origenes üblr dt iZü^f^Zfff^^
der niederen Weihen. Von Harnack's Unterfuchungen Wort' bezeichnet Sie ift nächOr f^„S ■ a
hat er dabei keinen Gebrauch gemacht. Der vierte Ab- nach deffen Äeufserun^ -^J^
fchnitt handelt von chrtstian asccüsm and tke ceUbacy of von Redepennfng E u a ausfuhrt BUCher
tke ckrgy. Hier liegt der Schwerpunkt ia dem Ueberbhi 6;± das Organ ciergltluchen
übet die Gefchichte des clerikalen Cölibats, die er bis
zum gegenwärtigen Stand der Frage in England vor
Augen führt. Daran fchliefst fich als werthvolle Ergänzung
ein Abfchnitt über Wörnerns' Work, widows, pres-
einheitlich, wobei das AT. gegenüber dem NT. von Origenes
zu hoch taxirt erfcheint (S. 37 f.), und vollkommen
trotz ihrer Dunkelheiten und Widersprüche. Im zweiten
Abfchnitt folgt der Nachweis, dafs die von Gott-Vater
byteresses, dcaconesses und virgins an. Hier find leider die ; ausgehende Infpiration vom Logos durch Vermittlung des
Unterfchi'ede der älteren Zeit von der fpäteren arg ver- j heil. Geiftes als befonderes Charisma an auserwählten
wifcht- denn W fieht die Diakoniffen, Wittwen, Jung- j heiligen Menfchen als Werkzeugen göttlicher Gnade ver
frauen der fpäteren Zeit zu fehr als Nachfolgerinen der
älteren an — ja er meint das Wittweninftitut in England
faft bis zur Gegenwart verfolgen zu können. Intereffant
ift die Schlufsbemerkung des Bifchofs, in der er den
Wunfeh ausfpricht, dafs auch die ,Schwertern' der eng-
lifchen Kirche in ihrem Gelübde ganz dem Bifchof verantwortlich
gemacht werden füllten, um fo wieder einen
legitimirten kirchlichen Stand zu bilden. Jedoch foll der
Bifchof das Gelübde auch löfen können und es keinesfalls
vor dem 25., in der Regel erft nach dem vierzigften
Lebensjahr annehmen.
Die letzten drei Capitel handeln von den heiligen
chriftlichen Zeiten und ihrer gottesdienftlichen Bedeutung
(Tage, Wochen, Kirchenjahr, Fefte), insbefondere auch von
der Entwicklung des täglichen Gebets- und Communion-
gottesdienftes und ihrer gegenwärtigen kirchlichen Bedeutung
.
Auf eine Kritik von Einzelheiten will ich hier verwirklicht
wird. Die ftufenweife verfchiedene Infpiration
hat die Form der Belehrung und Geifteserleuchtung und
erftreckt fich auf das gefprochene wie gefchriebene Wort;
Origenes ift .Vertreter der ftrengften Verbalinfpiration'
(S. 82). Von der Infpiration wefentlich verfchieden ift
die für die Exegefe nothwendige Erleuchtung durch den
heil. Geift. Ueber den tiefgreifenden Einflufs des Infpi-
rationsbegriffs auf die Exegefe, die Annahme eines dreifachen
(buchftäblichen, moralifchen, geiftigen) oder zweifachen
(buchftäblichen und tiefem] Schriftfinnes bei
Origenes handelt der dritte Abfchnitt. Die Annahme
eines tiefern Sinnes war legitimirt durch Paulus und die
Tradition, nützlich wegen der Polemik gegen Juden und
Unterweisung von philofophifch gebildeten Heiden, nahe
gelegt durch die eigene philofophifche Bildung des Origenes
und endlich unerläfslich als Gegengewicht gegen
den ftrengen Infpirationsbegriff.
Der Verf. hat das Thema zwar theilweife etwas kurz.
ziehten, da das Buch keine wiffenfehaftlich neuen Er- I aber mit Fleifs und i 1 angemeffener Form
gebni se enthält und fchwerlich in der deutschen wiffen- Sehr richtig bemerkt er, dafs den grofsen Alexandriner
fehafthehen Discuffion eine Rolle fpielen wird. Nur Fol- fein Idealismus mit Hilfe der allegorifchen Eridän^
gendes fe! noch bemerkt: Die Entwicklung der kirch- über inhaltliche und formelle Schwierigkeiten h/der heü
liehen Einrichtungen und ihre fortwahrende Veränderung Schrift hinweggetragen habe (S 81) Die zahlrrVh
wird überall offen anerkannt, — aber es wird auch die Beifpiele ungenauer Citationsweife' der Bibelftellen h^i
abfolute Notwendigkeit folcher Entfaltung des äufseren Origenes erklärt fich der Verf. aus der UnzuverläffioW
Lebens der Kirche betont. Die Anwendung diefes Grund- der damals im Gebrauche flehenden Schriftexem,Vi w
fatzes hat bei W. ihr Eigentümliches. Die Priorität , und aus Flüchtigkeit und .Uebereilung' des Citirende
presbytenaler Verfaffungsformen wird nicht deutlich zur Den Text des Origenes citirt Verf meift nach Mi"
Anfchauung gebracht und das Verfchwinden des charis- und nicht durchweg genau Von des Ref A
matifchen Amtes wird als .göttliche Ordnung' bezeichnet, mufsten die Zeilenzahlen mitangegeben und die RepHWr
Auch wird es nicht Jeder billigen, dafs gerade im Epi- j beffer ausgenutzt werden. Die unentbehrliche Ausgabe
fkopatdas Charisma der Kirche befonders erhalten fein ■ der Philokalia von Robinfon ift dem Verf. leider unh
foll. Er hält im Allgemeinen feft an dem Recht der ; kannt gewefen, vgl. S. 22 A. 2 und Phil' n 6x > %
Bifchöfe ,to c.xpcct special Inspiration' und nennt fie 68 A. 5 und Phil. p. 31, 1. Der S 10 A 1 an "h
diu- depositaries of a reserve of power on with tke Church Titel von De princ. IV gehört mir der Philofcf6
may rely in times of diffiadty and danger'; das heifst doch Von den zahlreichen Druckfehlern, befonders in ort IV
einer einzelnen Inftitution zu viel zumuten. Auch fonft , fchen Citaten, erwähne ich nur- S iol Z 1 f H^f
läfst das Buch den gemäfsigt hochkirchlichen Standpunkt ! ft. ganzen, S. 70 A. 2 1. Z. 1 ullä Ä « 1 t1'0'1^
des Verfaffers deutlich hervortreten und fo hat es für das j 75 A. 1 1. öutvotac und S. 64 A 4 1 7 51 (jv^tt^^^0''^
Intereffe an den gegenwärtigen englifchen Verhältnifsen 1 7*' 202> 4 •>•)•
noch gröfsere Bedeutung, als für die alte Kirchengefchichte. J ' Paul Koetfchau.
Berlin. Ed. v. d. Goltz.
in
Glover, Prof. Terrot Reaveley, M. A., Life and letters
Zöllig. Relig.-Lehr. D. Auguft, Die Inspirationslehre des the fourth Century Cambridge, University Press, 1901
Origenes. Ein Beitrag zur Dogmengefchichte. (Strafs- V > 39 • Sr- ■)
burger theologifche Studien, herausgegeben von A. Die Vorausfetzung nicht weniger als das Endziel
c-u u a „nH F M,,iw F.inf^r Rand erftes Heft) aller hiftonfchen Arbeit ift es, ein lebendiges Zeitbild
Ehrhard und E. Müllen Fünfter Band, er tes Hein) jeder dnzelncn periode ^ bekommen Verfaffer
Freiburg 1. B. 1902, Herder. (IX, 130 S. gr. 8.) M. 2.70 yoriiegenden Buchs fagt nicht mit Unrecht, dafs wir nur
Die dem Profeffor der Archäologie und Patriftik an : zu. fehr gewöhnt find, Auguftin, Hieronymus, Julian,
der Univerfität zu Freiburg i. d. Schweiz Herrn Dr.J. P. ' Martin von ftours u. A. einzeln ins Auge zu faffen.
Kirfch gewidmete Unterfuchung gliedert fich in drei Ab- dafs wir es uns aber nicht oft genug gegenwärtig halten
fchnitte, denen eine kurze Einleitung über die vorori- dafs fie alle in demfelben Jahrhundert gelebt haben.
geniftifche Entwicklung des Infpirationsbcgriffs (S. 1—6) Auch find wir immer noch geneigt, die theologifche und
vorausgeht. Der erfte Abfchnitt handelt von dem philofophifche Fachlitteratur oder die gelehrten Streitig-