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Ausgabe:

1903

Spalte:

441-442

Autor/Hrsg.:

Neumann, Karl Eugen (Übers.)

Titel/Untertitel:

Gotamo Buddho‘s Reden aus der mittleren Sammlung Majjhimanikayo des Pali-Kanons. 3. Bd 1903

Rezensent:

Oldenberg, Hermann

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Jährlich 2b Nrn. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 16. i. Auguft 1903. 28. Jahrgang.

Gotamo Buddho's Reden, überf. von Neumann,
3. Bd. (Ohlenberg).

Schröder, Das Deuteronomium, neu hersg. von
Stofch [Lange's Bibelwerk, A. T. 3. Teil]
(Steuernagel).

Kittel, Die Bücher der Chronik [Handkommentar
zum A. T. von Nowack, I, 6, 1]
(Lohr).

Böklen, Die Verwandtfchaft der jüdifch-chrift-
lichen mit der parfifchen Eschatologie (Heit-
müller).

Schlecht, Die Apoftellehre in der Liturgie der
katholifchen Kirche (von der Goltz).

Klein, Aus der Schatzkammer heiliger Väter,
4.-7. Hft. (von der Goltz).

Rahm er, Die hebräifchen Traditionen in den
Werken des Hieronymus (Bacher).

Köhler, Dokumente zum Ablafsftreit von 1517
(Brieger).

NixoXalörjq, Ziept Trg fiovaxocijs äxTij/xoavvrig
iv zw xoivw xal tw kXXrjvixw ixxXrjOiao-
tlxw Sixalw (Ph. Meyer).

Gotamo Buddho's Reden. Aus der mittleren Sammlung
Majjhimanikäyo des Päli-Kanons zum erften Mal überfetzt
von Karl Eugen Neumann, Dritter Band. Oberes
Halbhundert. Leipzig 1902, W. Friedrich, Sep.-Cto.
(XII, 588 S. gr. Lex. 8.) Geb. M. 30.—

Die grofse Arbeit Neumann's, auf deren Anfang und
Fortgang ich an diefer Stelle feiner Zeit hingewiefen habe,
ift jetzt vollendet. Ein fichtbares Wahrzeichen des Fort-
fchritts buddhiftifcher Studien. Als der Schreiber diefer
Zeilen vor etwa einem Vierteljahrhundert diefen Studien
näher trat, wie unendlich wenig war da von den Pälitexten,
den mafsgebenden Zeugen über die älteren Entwicklungs-
ftadien des Buddhismus, europäifchen Forfchern bekannt!
Jetzt liegt die mächtige Redenfammlung des Majjhima-
nikäya — und ähnlich fleht es mit dem gröbsten Theil
der wichtigften kanonifchen Pälitexte überhaupt — in
zwei Textausgaben und in diefer vollftändigen Ueber-
fetzung vor, und in den mannigfaltigften Richtungen hat
die philologifche und religionsgefchichtliche Forfchung
ihre Wege durch dies Dickicht zu bahnen begonnen.

Neumann freilich fteht weder als Philolog noch als
Religionshiftoriker feiner Aufgabe gegenüber. Ihn locken
höhere Ziele. Die Zeit fcheint ihm gekommen, wo nach
Jahrtaufenden des Verfalles ,aus dem Schutte die verborgen
fortkeimenden ungewöhnlichen Gedanken unferer
Texte nach und nach wieder dem entgegenreifenden Ver-
ftändnifse erfchloffen werden' Erfchloffen ,einer kleinen
Schaar, immer nur einem oder dem andern abfeit gegründeten
, ungefelligen, beharrlichen Erzgrübler'. Als
einer diefer Auserwählten ergiefst er — faft wundert man
fich über fo viel Aufmerkfamkeit auf das Treiben von
uns Unerleuchteten — behaglichften Spott über die
,Abrakadabrahuitzilopochtligelehrfamkeit' der .Panditäten,
Autoritäten, Dignitäten', die ja freilich bedauerlich weit
von dem Ideal entfernt find, welches heifst ,erft Kant
ergründen und Kopf und Herz buddhiftifcher Mönche
abwägen, dann Gleichmuth in entlegenen Wäldern vollbringen
und endlich wortlos in ägyptifcher Einöde fich
verlieren'.

Die Attitüden unbemerkt zu laffen, in denen fo der
Ueberfetzer fich perfönlich uns zeigt, wäre fchwer. Was
aber die Ueberfetzung felbft betrifft, fo mufs auch diefem
ihrem letzten Theil durchaus viel Gutes nachgerühmt
werden. Lange fortgefetzte Befchäftigung mit dem Pali-
dialekt und der Pfililiteratur ift überall fichtbar. Mit gewandter
Hand — und nicht die Hand allein hat hier gewirkt
, fondern die von dem Gegenftand ergriffene Seele —
ift der alte Text in deutfche Form gegoffen. Dafs es
freilich der Diction N.'s leider nicht möglich zu fein
fcheint, fich von einem Beifatz von Manierirtheit loszumachen
, wurde fchon bei früherer Gelegenheit hervorgehoben
. Aber der aufmerkfamere Lefer lernt, fcheint

mir, allmählich dies Element feinerfeits zu eliminiren, den
Text, möchte ich fagen, fo zu hören, wie er ohne die
Hörenden Nebengeräufche klingen würde. Für einen
folchen Lefer diefer Ueberfetzung mag fich wohl etwas
von den Stimmungen erneuern, die einft die Seelen der
gelbgewandigen indifchen Mönche mit folcher Macht erfüllt
haben. Allerdings darf man ein folches Lob des
Ganzen diefer Arbeit nicht ausfprechen, ohne hinzuzufügen,
dafs in zahlreichen Einzelheiten — infonderheit da, wo
Fragen vorlagen, deren Löfung Sache der philologifchen
Technik ift — das Verftändnifs des Originals dem Ueberfetzer
nur halb geglückt oder ganz mifsglückt ift.

Kiel. H. Oldenberg.

Schröder, Fr. Wilh. Julius, Das Deuteronomium oder das
Fünfte Buch Mose. Theologifch-homiletifch bearbeitet.
Zweite verbefferte Auflage. Neu herausgegeben von
Paft. Lic. Georg Stofch. (Theologifch-homiletifches
Bibelwerk. Bearbeitet und herausgegeben von J. P.
Lange. Des Alten Teflamentes dritter Teil.) Bielefeld
1902, Velhagen u. Klafing. (VI, .214 S. Lex. 8.) M. 3.—

Für die Art der neuen Bearbeitung ift befonders
charakteriftifch die Einleitung: unverändert übernommen
ift nur § 1 (Schilderung des Deut, nach Stellung und Benennungen
). Geftrichen find die § 2—7, welche die Aus-
einanderfetzung Schroeder's mit der Kritik feiner Zeit
enthielten, denn diefe Phafe der Kritik ift vergangen
(wirklich ganz?) ; die Auseinanderfetzung mit der
modernen Kritik ift, foweit das ,der Charakter des Kommentars
zuliefs', nur in den Bemerkungen zu den einzelnen
Stellen gegeben, d. h. auf eine Widerlegung der
modernen Gefammtanfchauung hat Stofch vorfichtiger-
weife verzichtet; er meint, die ganze Conftruction des
Baues als falfch erweifen zu können, wenn er an einen
wenigen einzelnen Steinen rüttelt. Wie das gefchieht,
dafür nur zwei Beifpiele: das -Q3*a 1 i überfetzt

er keck mit ,diesfeit', denn der Ausdruck bedeute nur
,am Jordanufer' (Sehroeder erklärte die Formel als fchon
von den Kananitern geprägten geographifchen Namen
des Oftjordanlandes). Bei Cap. 12 erwartet man eine
Widerlegung der Behauptung, dafs die Forderung der
Cultusconcentration eine Neuerung fei; man hört aber
nur: ,mit Unrecht hat die Kritik behauptet, dafs hier
fchon ein befhmmtes Nationalheiligtum als beftehend vorausgefetzt
werde .... [es] war wohl das Heiligtum der
Stiftshütte vorhanden, noch nicht aber der Ort, da . . .
[üe] dauernd bleiben follte'. Den pofitiven Beweis für die
Echtheit des Deut, will Stofch in den neu gefchriebenen
§ 2—3 der Einleitung erbringen: fchon von der Zeit Jofua's
an wird diefes Buch allenthalben bezeugt; feinem Charakter
nach ift es das letzte Vermächtnifs Mofe's, und wer

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