Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1903 Nr. 15

Spalte:

424-426

Autor/Hrsg.:

Riggenbach, Eduard

Titel/Untertitel:

Der Trinitarische Taufbefehl Matth. 28, 19 1903

Rezensent:

Schürer, Emil

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

423

Theologifche Literaturzeitung. 1903. Nr. 15.

424

beurtheilen kann, herrfcht eIjie(v) vor; jedoch icheint die
Beobachtung des Verf.'s über das Eintreten der einen
oder andern Form im N. T. für das Neugriechifche
nicht zuzutreffen. Zu dem Verhältnifs von Perfect und
Aorift (S. 2031.) vgl. Ref. Die griech. Spr. S. 199 f.; Iva
c. Conj. ftatt des Imperativs (S. 214) ift neugr. va c. Conj:,
(poßovuai ur/xcoq (S. 217) und oxav c. Indic. (S.223) finden
lieh ebenfo im Ngr.; ov c. Indic, ui] c Conj. (S. 259) ent-
fprechen ngr. 6e(v) c. Itldic, (ii'](v) c.Conj., ovyi nein' (S. 262)
ift ngr. öyi. Der conftruetionswidrige Nominativ des Par-
tieip. Praes. (S. 292") ilt'offenbar eine Folge der Erftarrung
diefer Form, die in der Koivr) beginnt und im Ngr. vollzogen
ift, f. z. B. darüber K. Dieterich Unterfuchungen
S. 206 f. Die Wortftellung xrjv dydjtnv iva yvmxE (S. 296)
ift auch neugriech.; fie erklärt (ich aus der (neugriech.)
Regel, dafs auf va (iva) das Verbum (ev. mit dem Pronomen
coniunetuni) folgen mufs. — Wenn man bei der
Heranziehung des Ngr. auch einzelne Dialekterfcheinungen
berückfichtigt, fo kann man z. B. bei oqviS, (S. 29) an
kappad. oQviy (d. i. oQvtyiov) erinnern (f. Die griech.
Sprache S. 90), bei In ävco — dvmxEQov (S. 36) an den
ähnlichen Gebrauch von dxöuav in der Gegend von
Amisos (Samsun), bei yyvvm (S. 43) an die gleiche

Dingen ziemlich gleichgültig fein. Immerhin ift zu erwägen
, ob nicht in Fällen, wo fich eine fefte (hellenifti-
fche?) Orthographie herausgebildet hat, diefe feftzuhalten
fei. Dies gilt z. B. für Aavdö u. ä. Schreibungen, wofür
der Verf. (S. 8) Aavtö vorfchlägt. Wo es fich vollends
nicht um rein orthographifche Uebung handelt, darf die
Wahl der Schreibweife nicht fo fummarifch vorgenommen
werden, wie dies etwa mit qq und p (S. 11) ge-
fchieht. Da der Verf. bei feinen grammatifchen Angaben
immer von der handfehriftlichen Ueberlieferung
ausgeht, fo brauchen wir jedoch die Grundfätze, die er
in der Conftituirung des Textes befolgt, nicht weiter zu
befprechen. Ueber eine Einzelheit im Verfahren des
Verf.'s, die fprachlich bedeutfam ift (Häufung der Pronomina
, f. S. 167), habe ich mich im Arch. f. Papyrus-
forfch. II 413 geäufsert. Nur eine principielle Frage
foll noch kurz berührt werden, diejenige nach den He-
braismen. Da der Verf. eine eingehende allgemeine Erörterung
vermeidet (vgl. S. 4f.), aber öfter mit den Begriffen
'Hebraismus, hebraifirend' u. dgl. operirt, fo ift
nicht überall ficher zu erkennen, ob B. einen wirklichen
Semitismus oder blofs ein zufälliges Zufammentreffen
feftftellen will. Semitismen glattweg anzunehmen, dazu

Form (mit vv!) auf Cypern, bei eg (S. 126. 128) an : find wir beim gegenwärtigen Stand der lfori>?j-Forfchung
epirot. d%, 6% = Ig, bei tlq ftatt des Relat. baxig 1 nur in den feltenften Fällen befugt; dagegen müffen die-
(S. 179) an ähnliche Verwendung des Fragepronomens j jenigen, welche mit Hebraismen operiren, immer mehr
im Pontifchen. zurückweichen, je mehr unfere Kenntnifs der hellenifti-

In der Beurtheilung oder Erklärung der fprachlichen fchen Sprache fortfehreitet. So wird z. B. die Be-
Thatfachen kann ich dem Verf. nicht immer zuftimmen. j merkung über den Semitismus' övo 6vo 'je zwei' von
Dafs man kgawäm (S. 22) nicht mehr als Alexandrinismus j Blafs nunmehr wefentlich abgefchwächt (S. 146). Ich
auffaffen darf, glaube ich a. a. O. S. 176f. nachgewiefen müfste weit ausholen, um auch in andern Punkten die

zu haben (vgl. dazu auch Kretfchmer D. Lit.-Zeitung 1901,
1049). Be' voödög u. dgl. (S. 24) fpricht man wohl
beffer von einer helleniftifchen (ionifchen) Contraction
ftatt von der Ausftofsung eines s. Dafs xb aXaq von
dem Acc. pl. xovq aXaq ausgegangen fei (S. 29), ift mir

Annahme von Semitismen unwahrfcheinlich zu machen;
in Fällen, wie z. B. uia Caßßdxmv (S. 145), dxovXnvifEiv
bmöm xivoq (S. Ii5) oder elg rbv iva (S. 173) ift man
m. E. keineswegs gezwungen, zu den 'Hebraiften' feine
Zuflucht zu nehmen. Hoffentlich wird uns die Zukunft

zweifelhaft; allerdings kann ich felbft die Form nicht j einen lebhaften Auffchwung der helleniftifchen Spracherklären
. In dem Gebrauch der Diminutiva Qaßöiov, 1 ftudien bringen; dann wird uns die Sprachform des N. T.'s
ovdqiov u. ä. (S. 67) irgend ein ,Ethos', z. B. der ,Liebe' j immer beffer verftändlich werden. Der Verf. zeigt uns
zu Puchen, ift unnöthig, weil ja die Ausbreitung der durch fein treffliches Handbuch, wo die grammatifchen
Diminutiva ganz im Charakter der jüngeren Sprach- | Probleme flecken - - möge er in künftigen Auflagen
entwicklung begründet ift. Ebenfo wenig darf man die
zahlreichen Bildungen auf -ua (S. 306f.) zu den Aeliciae
der helleniftifchen Stilkünftler' rechnen, da die Schreibenden
hierin einfach der lebenden Sprache folgen. Zu

durch die fortfehreitende Forfchung immer mehr in den
Stand gefetzt werden, die Sprache des N. T.'s auf dem
grofsen Hintergrund der helleniftifchen Sprachentwicklung
befchreiben zu kcrnnen.

JiQOO£<p£Q£V Hebr. in? (S. 194), wo man einen Aorift | Marburg. Albert Thumb.

erwartet, vermuthe ich, dafs die Form für das Sprach-_____

gefühl ihrer Zeit nicht als Imperfect aufgefafst werden Riggenbach, Prof. Lic. Eduard, Der Trinitarische Tauf-
mufs: twEoa ift im Ngr. von einzelnen Dialekten abge- [ llu 00 ■» u r ■ r ■ ^■ u t

m,«^ /«Annft pA™c mim,m „nH irh halte%J Mehl Matth. 28,19 nach feiner urfprunghehen Text-

fehen) der Aorift zum Praesens (pEovco, und ich halte es
für fehr wohl möglich, dafs i.rpEQE fchon in helleniftifcher
Zeit als Aorift empfunden wurde.

In der Gefammtauffaffung der neuteftamentlichen
Sprache fleht die Neuauflage unferes Buches, wie ge

geftalt und feiner Authentie unterfucht. (Beiträge zur
Förderung chriftlicher Theologie. Herausgegeben von
A. Schlatter und H. Cremer. Siebenter Jahrgang.
1903. Erltes Heft. Gütersloh, C. Bertelsmann. (103 S.

fagt, auf gleichem Grund wie die erfte Auflage; doch „' 'M ß

hat der Verf. öfter in Einzelheiten fein Urtheil geändert 2r* 8,) M- uisa

und zugleich berichtigt. Dies zeigt fich bisweilen in fchein- Wenn ich mich etwas draltifch ausdrücken darf, fo

bar ganz bedeutungslofen Notizen (wie z. B. S. 25 über ! möchte ich von diefer Arbeit fagen: desinit in piscem
jtztepia) oder fogar in einem einzigen Wort wie z. B. J mulier formosa superne. Bis S. 93 ift man andauernd
S. 123 Note 5, wo ,incorrect' durch 'etwas ungewöhn- erfreut durch die Gründlichkeit, Ruhe und Umficht, mit

welcher die Unterfuchung geführt ift. Erft die letzten
zehn Seiten ftechen auffallend dagegen ab.

Veranlafst ift die Arbeit augenfeheinlich durch

lieh'1) erfetzt wird, oder S. 241, Note 3, wo das Wort
'barbarifch' unterdrückt ift. Oefter geben exegetifche und
textkritifche Erwägungen Anlafs zu einer Berichtigung

oder Erläuterung; daher mufs mit einigen Worten der ; C[onybeare, The Euscbian form of the text Matth. 28,
textkritifche Standpunkt des Verf.'s geftreift werden, fo-1 19 (Zcitfchr. für die Neuteftamentl. Wiflenfch. 1901, S.
weit das fprachliche Moment in Betracht kommt. An ' 275—288), der auf die höchft auffallende Thatfache auf-
der hiftorifchen (attifchen) Orthographie hält der Verf. merkfam gemacht hat, dafs Eufebius an den zahlreichen
fefTr—ftfte«/ nicht die Lautform — unter der Voraus- j Stellen, an welchen er den Taufbefehl Chrifti erwähnt,
fetzung itaeiftifcher Ausfprache — davon berührt wird, überwiegend eine kürzere Formel giebt (xoqevOi'rr
Die handfehriftliche Ueberlieferung kann uns in diefen uafintEvOaTE Jtävxa xa Id-vrj ev xm ovbuaxi uov).

Conybeare hat hiernach und auf Grund der Unficher-
. 1) 'gewöhnlich', wie es im Texte heifst, ift offenbar ein lapms yeit de,r voreufebianifchen griechifchen Zeugen die Ur-
calami oder ein Druckfehler. fprünghehkeit des herkömmlichen Textes von Mt. 28, 19