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Ausgabe:

1903 Nr. 14

Spalte:

404-405

Autor/Hrsg.:

Führer, Joseph

Titel/Untertitel:

Die Katakombe in Molinello-Thal bei Augusta in Ostsizilien 1903

Rezensent:

Achelis, Hans

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403 Theologifche Literaturzeitung. 1903. Nr. 14. 404

Angabe (Aus dem deutfchen Gelehrtenleben 76) einft
recht ungünftig geurtheilt hat. Dafs dagegen Lagarde's
griechifche Bearbeitung in Bunfen's Werk unfern Anforderungen
nicht mehr entfpricht, mufs ebenfo anerkannt
werden. Aber Mrs. Gibfon hat noch mehr gethan. Sie
collationirte auch die Cambridger Handfchrift Or. 2023,
welche Auszüge aus der Did. enthält, ihr aber leider erft
bekannt wurde, als 104 Seiten gedruckt waren, fodafs
man die Varianten für den erften Theil in der Appendix
fuchen mufs. Weiter giebt fie die der Borgia-Handfchrift
eigenthümlichen Lesarten, von der fie eine Collation von
Nau und eine Photographie von Graffin erhielt (f. Nau
S. 161) und von einem Stück aus dem Britifchen Mufeum,
endlich für die nicht zur Didascalia gehörige Einfchie-
bung verglich fie Rahmani's Ausgabe, Lagarde's Reliquiae,
die fogenannte Malabarbibel in Cambridge und eine
zweite für Harris 1896 angefertigte Handfchrift. Was
gefchehen konnte, um eine forgfältige Ausgabe des
Textes zu liefern, ift alfo gefchehen; denn eine Ver-
gleichung auch der lateinifchen Fragmente wird man an
diefer Stelle nicht erwarten.

Ebenfo wird man fich auch auf die Ueberfetzung
in der Hauptfache verlaffen können. In diefelbe find die
Varianten der Parifer Hdf. aufgenommen, wo fie wefent-
licher Natur waren, dagegen ift die Bemerkung II. p. VIII.
zu beachten und theilweife zu bedauern, wenn auch zu
begreifen: f have brought my translation to a dose at
the end of Chapter XXVI.. whick Professor Nau considers
to be its natural termination' {La Didascalie p. 166). Das
letzte Capitel bildet in der That nur einen Anhang, aber
einen wichtigen und ficher gleich urfprünglich beigegebenen
; für diefes Capitel mufs alfo, wem das Syrifche
fremd ift, zu Nau S. 142—160 greifen. Befondere Sorgfalt
hat Mrs. Gibfon auf den Nachweis der biblifchen
Citate verwendet. Zu c. 7, wo Nau noch Mt. 20, 25
citirt, findet man bei Mrs. Gibfon das von mir in ZntW
1900, 176 befprochene Citat Ez. 34, 4. An der Stelle
in c. 9, in welcher Nau 1 Petr. 4, 10, Mrs. Gibfon 2 Tim.
2, 15 citirt findet, liegt nach den Conftitutionen keine der
beiden Stellen, fondern das Agraphon von den guten
Geldwechslern zu Grunde. Nau fagt: ,0n remarquera
que les ecrits de S. Jean ne sontpas utilises', glaubt dann

diefen 2 erften Nummern der Horae Semiticae erworben
.

Maulbronn. Eb. Neftle.

Anmerkungsweife fei beigefügt, dafs der Karfamstag
in der Ueberfchrift des 21. Capitels ftatt Sabbath of the
Annunciatiod beffer ,Samstag des Evangeliums' genannt
worden wäre, und dafs die Ueberfchrift des 26. Capitels
die Apoftel nicht front thefirst' fondern aufs neue zu
den Kirchen der Heiden fich wenden läfst. Lagardes
letzte Aeufserung zur Heimath diefer Literatur findet man
Weihnachtsfeft S. 295 am Rand. Dafs der Bearbeiter
der Conftitutionen 2, 39 (Lag. 65, 25) im Text sv t(]6i
xfl Aidaöxaliq ftehen liefs, und die von mir nachge-
wiefene Oxforder Hdf. (f. darüber diefe Zeitung 1899,
207—209) das Ganze KafroÄixr] AidaöxaXca (jieqi laixmv
Xoyoq d) überfchreibt (vgl. auch die Unterfchrift des erften
Buchs in cod. d) läfst einen neuen Wiederherftellungs-
verfuch mit Hilfe der lateinifchen Fragmente um fo aus-
fichtsvoller erfcheinen.

Führer, Prof. Dr. Jofeph, Die Katakombe im Molinello-Thal
bei Augusta in Ostsizilien. (Aus: Römifche Quartalfchrift
XVI. Jahrgang.) Rom 1902. (S. 205—23l- 4-)
— Altchristliche Begräbnisanlagen bei Ferla in Ostsizilien.

(Aus: Mitteilungen der Kaiferl. deutfchen Archäolo-
gifchen Inftituts Bd. XVII.) Rom 1902. (S. 110—121.
gr. 8.)

Mayr, Dr. Albert, Die altchristlichen Begräbnisstätten auf

Malta. (Aus: Römifche Quartalfchrift XV. Jahrgang,
III u. IV. Heft.) Rom 1901. Freiburg i/B., Herder.
(S. 216—243. 352—384- 4-)
Als ich vor einem halben Jahr der Bitte Führer's
nachgab, die erfte Abhandlung in diefer Zeitung zu
befprechen, konnte ich nicht ahnen, dafs meine Anzeige
zu einer Klage werden würde, dafs uns diefer
tüchtigfte Katakombenforfcher fo früh durch den Tod
entriffen wurde. Wie die Hauptarbeit feines Lebens der
Sicilia sotterranea gewidmet war (vgl. Th.L.Ztg. 1896,
aber""doch""aufseT derpedkc^ j 573 1899, 442K) fo befpricht er auch in diefer letzten

fogar ,le texte des trois temoins' benützt. Mrs. Gibfon
glaubt eine Reihe Johanneifcher Citate nachweifen zu
können; ohne eine nähere Unterfuchung angefleht zu
haben, möchte ich fie noch bezweifeln. Lagarde's einstige
Thefe, dafs eine Evangelienharmonie zu Grunde liegt,
ift mir immer noch wahrfcheinlich.

Die Unterfuchung von Funk kommt zu dem Ergeb-
nifs, dafs die Didascalia nicht fo alt fei, als man bisher
angenommen. Soweit ich fehe, wird er Recht bekommen,
und hinweifen möchte ich endlich noch darauf, dafs über
die Audianer, in deren Kreifen die Didascalia wenn
nicht entftanden, fo doch benützt worden ift, in einem
Auffatz von J. B. Chabot im Journal Asiatique 1901, 170
bis 9 aus Theodore Bar Khouni — neue Auffchlüffe zu

Publication eine kleine, von ihm zuerft durchforfchte
Grabftätte an der Oftküfte Siciliens, in dem Flufsthal des
Molinello auf der Strecke zwifchen Catania und Syrakus.
Die kurze Befchreibung zeigt alle die Vorzüge, welche
die Arbeiten Führer's ftets auszeichneten, feine Treue und
Sorgfalt im Beobachten, feine Genauigkeit und Unvor-
eingenommenheit in der Wiedergabe des Gefehenen.
Selbftgefertigte Photographien und ein vortrefflicher Plan
machen uns die neue Katakombe vollends deutlich, die
im übrigen weder eine Infchrift noch eine Malerei enthält,
und, nach ihrem architektonifchen Charakter zu urtheilen,
am heften ins fünfte Jahrhundert verfetzt wird.

Die an zweiter Stelle genannte Abhandlung befpricht
eine Gruppe von chriftlichen Grabftätten, die etwa 30 Kilometer
weltlich von Syrakus liegen, unter ihnen eine

finden find. Nur nennen will ich hier, da fie ja doch gröfsere, die nach der einzigen Infchrift, am Grabe eines
wohl von anderer Seite in diefer Zeitfchrift befprochen j presbyters, in's fünfte oder fechfte Jahrhundert gehört. Zu
werden werden, die vorzüglichen Arbeiten von J. Words- Anfang giebt Führer eine Ueberficht über feine Arbeiten
worth, The Ministry of Grace, das fchon in zweiter Auf- auf Sicilien: (Durch meine letzte Forfchungsreife ift die
läge vorliegt, und die Monographie über das Teftament j Gefamtzahl der von mir genau unterfuchten, aber noch

des Herrn von J. Cooper und A. J. Maclean (Edin
bürg 1902)i). Mit der Zeit wird ja wohl auch in diefes
noch fo verwickelte Literaturgebiet noch mehr Licht
kommen. Nur mufs man fich vor fchönen Theorien
hüten, und vorerft das Material beifchaffen: ein grofses
Verdienft in diefer Hinficht hat fich Mrs. Gibfon mit

nicht literarifch näher behandelten Sepulcralanlagen von
Sicilien auf mehr als zweihundert geftiegen; von mehr
als fiebzig Katakomben und Hypogeen von befonderer
Eigenart habe ich exakte Pläne und zum Teil auch
Sektionen aufgenommen, ebenfo aber auch bei einer Reihe
von oberirdifchen Begräbnisanlagen verfahren, welche
auch ihrerfeits in Bezug auf Grundrifs und Aufbau einen
grofsen Formenreichthum aufweifen'. Hoffentlich kommt

1) An Tacoby s Beitrage zur Gefchichte der Didascalia der zwölf s- • 1 . • 1 - . . . • __TJr;„ 1 j

Apoftel, in der Schrift: Ein bisher unbeachteter apokrypher Bericht über dies reiche= Material jetzt in die richtigen Hände, damit es
die Taufe Jefu (Strafsburg, Trübner 1002) ift hier auch zu erinnern. I nicht für die VVlffenfchaft verloren llt.