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Ausgabe: | 1903 |
Spalte: | 351-352 |
Autor/Hrsg.: | Meyboom, H. U. |
Titel/Untertitel: | De Clemens - Roman 1903 |
Rezensent: | Dobschütz, Ernst |
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Theologifche Literaturzeitung. 1903. Nr. 12.
352
rendoniano. 1889. 199 S., geb. 3sh 6d ; das Neue Teftament
mit den Appendices 6 sh. Im Theol. Jahresbericht von
1889 ift die Ausgabe kurz genannt, in der Th. LZ. fcheint
fie nicht angezeigt worden zu fein. Es ift eine nützliche
Erweiterung der Appendix in v. Gebhardt's gröfserer
Ausgabe.
Maulbronn. Eb. Neftle.
Nl ey boom, Dr. H. U., De Clemens-Roman. Eerste deel. Synoptische
vertaling van den tekst. Groningen 1902,
J. B. Wolters. (IV, 415 S. gr. 8.) Fl. 3.50; geb. Fl. 3.90
Harnack äufserte einmal, der würde fich das gröfste
Verdienft um die altchriftliche Literatur erwerben, der
das Problem der Pfeudoclementinen entgiltig löfte. Viel
Ehrgeiz fcheint in diefer Richtung nicht vorhanden zu
fein. Aus neuerer Zeit find nur Langen's fcharffinniger,
aber verfehlter Verfuch (1890) und Bigg's originelle, von
Harnack (DG.31299) der Beachtung empfohlene Hypothefe
(1890) zu verzeichnen. Harnack's eigene Andeutungen
DG.3 I 294 ff. werden hoffentlich bald im 2. Bd. der
Chronologie ihre Ausführung finden — in welcher Richtung
, zeigt die Notiz in Jahrg. 1902 Nr. 21 Sp. 570 d. Bl.,
wonach Harnack zu einem noch fpäteren Anfatz neigt,
als bisher. Die Kirchenväterausgabe wird ja auch den
von Uhlhorn u. A. immer wiederholten Wunfeh nach
einem geficherten Text, ohne den zuletzt die literarifche
Unterfuchung nicht zum Abfchlufs gebracht werden
kann, erfüllen.
Inzwifchen ift Meyboom, der fchon 1891 in der Theol.
Tijdsckrift XXV 1—46 über ,Marcion und Paulus in den
Clementinen' im Sinne der Loman'fchen Kritik gehandelt
hatte, dem Studium diefer Literatur weiter nachgegangen
und legt hier in einem 1. Bande die Materialien in Form
einer fynoptifch angeordneten Ueberfetzung aller in Betracht
kommenden Texte vor. Ueber den Werth der
holländifchen Ueberfetzung mafst Ref. fich kein Urtheil
an. Der Verf. fagt nicht, welche Ausgaben er zu Grunde
gelegt hat. So ift nicht zu entfeheiden, ob z. B. Horn. IV 1,
wo Lagarde hgimv sydo . . . doeftallov lieft, M. aber
,kwamen wif überfetzt, dies aus Freiheit oder etwa
dem tstoQEvöued-a der Epitomae zu Liebe gefchehen ift.
[Uebrigens follte Par. gr. 804, wenn anders er eine Re-
tractation der Epitome unter Zuziehung der Homilien
enthält (Dreffel p. 2), auch für den Text der letzteren
herangezogen werden ; er ift von Preufchen bei Harnack
LG I 2i2ff. nicht erwähnt] Etwas bedenklich ift die
Verwechslung von Superlativ und Elativ Anm. 3 auf
S. 408 zu dem von Grabe gebotenen Schlufsfatz: ,Een
aan het oudste Hs. toegevoegd slot' = in codice anti-
quissimo (der Bodl. gehört ins 12. Jahrh., während es
Hdfchrn. aus dem 9. und 10. Jahrh. giebt).
Welche Schwierigkeiten rein äufserlicher Art der
Verfuch einer fynoptifchen Darbietung folcher Texte
hat, lehrt der Blick in die Gefchichte der Evangelienfyn-
opfen. Hier fcheint das Problem zunächft fehr einfach
gelöft: S. 1—38 (Horn. I—II 36, Ree. I 1—21) und wieder
S. 219—269 {Horn. X 7—XIV 3, Ree. V 14—VIII 2) und
fchliefslich S. 396—404 (Horn. XX 11—23, Ree. X 52—65)
finden wir einheitlichen, die ganze Seite einnehmenden
Text, bald in Corpus (aus Horn, und Ree), bald in Petit (nur
aus Horn.), bald in Nonpareille (nur aus Ree). Sonft laufen
bis auf wenige Stellen des Zufammentreffens (S. 82 f.
Horn. III 291., Ree. II 19f.; S. 188—192 Horn. VIII 1—11,
Rec.lV 1—10; S. 200—203 Horn. 1X8—14, ReelV 13—19,
S. 209t Horn. IX I9b—21, Ree. IV 32—33) die Homilien
und die Recognitionen in Parallelfpalten neben einander
her. Was in der Leipziger Handfchrift der Recognitionen
fehlt, fleht in Curfiv, eine Complication, die nach La-
garde's Erörterung, Clementina 26 f., überflüffig war. Am
Schlufs fetzen (in Steinfchrift) die Epitomae ein, während,
was diefe über den Homilientext hinaus haben, in Anmerkungen
unter dem Text beigebracht ift. So ift die
Reihenfolge aller Quellen gewahrt, und man ftaunt zunächft
über die typographifche Kunft, die den Wechfel
von einheitlichem und Spaltenfatz fo exaet erfolgen
läfst. Aber genügt dies Syftem? Hat es praktifchen
Werth? Sind die parallel gedruckten Texte wirklich parallel
? Keineswegs. Z. B. Buch IV—VI der Homilien
haben keine Parallele in den Recognitionen: Was foll es,
dafs ihnen Ree. II 54—III 52 gegenüberftehen, die ganz
Anderes enthalten ? Es müfsten parallel flehen Horn. II 1
(S. 24) und Ree. II I (S. 71), dann, wie M. felbft in der
Theol. Tijdschr. 1891, 18 f. ausführt, Horn. II 22—32 und
Ree. II 7—19; ferner die Disputation in Caefarea Horn.
II 30—57 und Ree. II 20—III 50 oder genauer (da Horn.
nur von dem erftenTag berichten) Reell 20—72; hiervon
correfpondiren wieder ftrenggenommen nur Horn, und
III 38 und Ree. II 39. Im Uebrigen mufs man die Disputation
in Horn, und die in Ree jede ganz für fich lefen.
ohne Seitenblicke auf die andere. Wozu da der Paralleldruck
? Diefer wäre gerade da am Platze gewefen, wo
M. ihn nicht verwendet, nämlich bei den von Horn, und
Ree. gleichzeitig und doch oft recht verfchieden gebotenen
Stücken; folche überfetzt M. nach Horn, und
notirt nur unten ,höchft frei wiedergegeben in R', ,etwas
breiter wiedergegeben in R'. Wie man ohne Raumver-
fchwendung in klarer Weife nicht nur die Ueberlieferung,
fondern womöglich auch die verfchiedenen Quellen zur
Darftellung hätte bringen könne, das haben J. Collin
Carpenter und G. Harford-Battersby in ihrer englifchen
Hexateuch-Ueberfetzung (1900) in mufterhafter Weife
gezeigt.
Uebrigens verdient es dankbar hervorgehoben zu
werden, dafs M. ftets die entfprechenden Stücke der
Epitomae, ferner die Parallelen, die fich in Horn, und Ree
an andern Stellen finden, und auch die Citate und An-
fpielungen aus biblifchen und profanen Quellen (freilich
nicht fo reichlich als Lagarde) unter dem Texte notirt.
Das definitive Urtheil über den Werth der Arbeit
wird man bis nach Erfcheinen des 2. Theiles ausfetzen
müffen.
Jena. von Dobfchütz.
Schmidt, Carl, Die alten Petrusakten im Zusammenhang der
apokryphen Apostellitteratur, nebft einem neuentdeckten
Fragment unterfucht. (Texte und Unterfuchungen zur
Gefchichte der altchriftlichen Literatur. Herausgegeben
von Oscar von Gebhardt und Adolf Harnack. Neue
Folge. Neunter Band, Heft 1.) Leipzig 1903, J. C.
Hinrichs'fche Buchhandlung. (VII, 176S.gr. 8.) M.6.—
In einem 1896 zu Akhmim erworbenen koptifchen
Papyrusbuch des 5. Jahrhunderts, das auf 71 Blättern zunächft
zwei echt gnoftifche Schriften des 2. Jahrhunderts,
das Evangelium Mariae (oder Apokryphon Johannis) und
die Sophia Jesu Christi enthält, fteht zuletzt, 7 Blätter um-
faffend, von denen eins leider verloren ift, eine Epifode
aus den Praxeis des Petrus: die Gefchichte feiner gelähmten
Tochter, ihrer vorübergehenden Heilung fammt Erzählung
von dem Urfprung ihres Leidens. Die Gefchichte war
ihren Grundzügen nach durch Auguftin, Hieronymus, die
Philippusacten und (in fehr willkürlich fpäter Umbildung)
durch die Acta SS. Nerei et Achillei bekannt. Schmidt
giebt hier den koptifchen Text, der wohl annähernd die
urfprüngliche Faffung repräfentirt.
Daran fchliefst er eine mit umfaffender Sachkenntnifs
undgrofsem Scharffinn geführte, tief einfehneidende Unterfuchung
der ganzen Petrusacten und der apokryphen
Apoftelgefchichten überhaupt. Noch 1896 hatte er felbft
in dem der Berliner Akademie vorgelegten Bericht (S. 841)
gefagt: ,Die Praxis Petri, ebenfalls gnoftifchen Urfprungs,
gehört zu der grofsen Gruppe der von den Haeretikern
fo zahlreich fabricirten apokryphen Apoftelgefchichten.'