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Ausgabe:

1903

Spalte:

321-324

Autor/Hrsg.:

Grimme, Hubert

Titel/Untertitel:

Psalmenprobleme. Untersuchungen über Metrik, Strophik und Paseq des Psalmenbuches 1903

Rezensent:

Beer, Georg

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schüret*, Prof. in Göttingen.

Jährlich 26 Nm. Verlag: J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung, Leipzig. Jährlich 18 Mark.

Nr. 11.

23. Mai 1903.

28. Jahrgang.

Olrimme, Pfalmenprobleme (Beer).

Soden, v., Die Schriften des N. T. in ihrer
älteften erreichbaren Textgeftalt hergeftellt
auf Grund ihrer Textgefchichte (Bouffet).

Ignatii Antiocheni et Polycarpi Smyrnaei

epistulae et martyria ed. Hilgenfeld
(Knopf).

Johannes Kcfsler's Sabbata, unter Mitwirkung
von Egli und Schoch hrsg. vom hift. Verein
des Canton St. Gallen (Bollert).

Schulze, Calvin's Jenfeits-Chriftentum in feinem

Verhältnifse zu den religiöfen Schriften des
Erasmus (Köhler).

Des Ignatius von Loyola Bekenntnifse, überf.
von Böhmer (Mirbt).

Hoffet, Das Vereins- und Ordenswefen in Frankreich
(Mirbt).

Grimme, Hubert, Psalmenprobleme. Unterfuchungen über
Metrik, Strophik und Paseq des Pfalmenbuches. [Collec-
tanea Friburgensia. Veröffentlichungen der Univerfität
Freiburg (Schweiz). Neue Folge, Fase. III (XII der
ganzen Reihe).] Freiburg (Schweiz) 1902, Univerfitäts-
buchhandlung in Comm. (VIII, 205 S. Lex. 8.) Frs.9.—

Das altteftamentliche Schifflein fchwankt zwifchen
Scylla und Charybdis. Wollen die Einen es vom Pan-
babylonismus, fo die Anderen von der femitifchen Philologie
Verfehlungen werden laffen.

Grimme gehört zu den rührigflen Semitiflen, die das
alte Teftament für grammatifche und metrifche Studien
heranziehen. Letzteren verdanken feine Pfalmenprobleme
ihre Entftehung, wie fchon ein flüchtiger Blick auf das
Inhaltsverzeichnifs: Metrik der Pfalmen (1—131), Pfalmen
mit metrifchem Wechfel (132—146), zur Pfalmenftrophik
(147—165I und Pafeq — Legarmeh in den Pfalmen
(166—193) belehrt. Nach S. 2 giebt G. in der .Metrik der
Pfalmen', ohne fich fchon mit Sievers' Studien zur
hebräifchen Metrik auseinanderfetzen zu können (S. VIII),

Nach Grimme S. 180 foll LXX ovvr'ix&i]6av Pf. 22
.vielleicht' auf der von Lagarde empfohlenen Lesart
11513 ftatt 11013 beruhen — dann müfste fie aber auch T
p-anrv> noch gehabt haben! Auch an dem einzigen
anderen Fundort des fraglichen Verbums, Pf. 31 u ftimmen
LXX sv rm Gvvay&rn>ai avrovq und T J'lPPlDSDnxa überein
. Da ein auf LXX fich flützendes 11513 Phantafie und
das überlieferte 11D1D als Nif'al eines von HO abgeleiteten
metaplallifchen Verbs 1D"1 ,fich heimlich befprechen' (wefs-
halb P ganz richtig Pf. 22 xal^ezlo und Pf. 31 w o^iozl fs)
lexikalifch nicht zu beanftanden ift und im Zufammenhang
Sinn hat, fo ift jede Aenderung unangebracht. Hingegen
ift das von Gr. nicht bemängelte IlS'^rT' Pf. 22 mit einem
dem Parallelismus mehr entfprechenden isyni cf. Pf. 834
zu vertaufchen. In dem Legarmeh nach lar/tli Pf. 2s mit
Gr. S. 180 eine mafforethifche Beanftandung des Triftichons
WIÖH "351 fTW "35 zu fehen, halte ich für ausgefchloffen,
da auch die Mafforethen erkannt haben würden, dafs mit
dem Fehlen des fraglichen Textes die Beziehungsworte
für lUinilDTa und lOTay V. 3 vermifst würden. Ausfall
einer Stiche nach "irpt3_ zu vermuthen, hiefse einen für
Pf. 2 ganz fingulären Vier-Reiher fchaffen. S. 151 und 165

einetheils.gekürzte'. theils.berichtigteund ergänzteFaffung' : 'Pf^TrV^ a ^rur}

feines Abriffes der biblifch-hebräifchen Metrik in ZDMG r-ch, <* °r' f" 2 mcht ZU de" Pfalmen' d,e «rophffch find.

50, 529 —584 und 51,683—712. Wie vielleicht noch mancher
anderer Zunftcollege, ich fürchte auch: die Mehrzahl unferer
Semitiften, kann auch ich mich für Grimme's Morengefetz,
das in diefer neueften Publication gewifs noch nicht feine
definitive Geftalt erhalten hat, nicht begeiftern, was G.
nicht auf Böswilligkeit, fondern wenigftens bei mir auf das
den Theologen charakterifirende ,im Kopfrechnen fchwach'
— foll doch z. B. (S. 14) Pf. 833 3W01 9 Moren enthalten —
zurückführen möge. Aus Sievers habe ich gelernt, dafs
auch für altteftamentliche Texte allein die laute Lefeprobe
entfeheiden kann, ob Tact darin ift. Ein von Sievers
feandirtes hebräifches Gedicht wird fich nicht viel anders
als eins von Grimme anhören; häufig werden beide nur
in der Betonung der Endfilbe einer Stiche differiren. Das
erweckt ein günftiges Vorurtheil für Grimme's rhyth-
mifches Gefühl. Mir ift die Begründung der Sie vers'fchen
Theorie plaufibler, weil fie mir weniger verzwickt als
Grimme's dünkt.

Da mtra »iuros die altteftamentliche Textkritik blüht,
darf iie natürlich auch extra gedeihen. Nüchterne, meinetwegen
auch congeniale hiftorifch-philologifche Kritik, verbunden
mit lauter, auf Rhythmik und Strophik achtender
Lefeprobe mufs der Probirftein fein, ob eine Emendation
oder Correctur fich in die Harmonie eines altteftament-
hchen Gedichtes fügt. Wo gröfsere Unebenheiten oder
Lücken in der Ueberlieferung vorhanden, befcheide ich
mich lieber mit dem Conftatiren derfelben, als dafs ich
an Neu- oder Nachdichtung mich wage. Nach diefen
Grundfätzen prüfe ich die Verbefferungsvorfchläge
Grimme's für Pf. 2 und 3.

Auch hierbei ift er im Unrecht. Laffe ich a, . ' und ( als
Stichentrenner gelten, fo hat MT 25 Stichen. LXX hat
nach Swete2 27 Stichen, indem der 1. Vers als 1 Stiche
und V. 2 nach pS und V. 12 nach CpS"1 (4- xvnioq) und
"pi(+ öixaiaq) Stichenende gerechnet ift. Der erfte logifche
Einfchnitt, der fich unbedenklich mit einem Strophenfchlufs
deckt, ift hinter 1*3*1505 23, der vorletzte bei 0£B3tl 2»
{cf. nnyi 210). Ein neuer Abfatz beginnt 27 bei niBOS.
Nach MT würden darnach Strophe I, II und IV aus 6,
und III aus 7 Stichen, nach LXX I und II aus 6, III aus
7 und IV aus 8 Stichen beliehen. Nun ift V. 2 ficher
3 reihig und der jetzige Text von V. 12 keinesfalls nur
2 reihig, daher MT, der V. 2 und 12 als nur je 2 Reihen
zählt, zu beanftanden. Ebenfo ift LXX zu bemängeln,
wenn fie V. 1 als eine und V. 12 als 4 Stichen rechnet,
indem fie nach Cpif1 xvQioq und nach fn öixaiaq de suo
zuthut. Wie auch über den Anfang von 212 l2riptJ3 zu
denken (worüber gleich unten), bildet, wie auch Gr. S. 21
richtig annimmt, fll liasni qSSpB, wovon H. Oort text.
hebraici emendationes S.76 übel *jn ftreicht, eine 1., lys"1"^
IBS 135323 eine 2. und der Reil eine 3. Stiche. 27a ift
zweifellos Rede des ,Gefalbten', aber nicht fchon V. 6,
da fonft die V. 5 angekündigte Rede Jahwe's fehlte. Dafs
diefe dann mit 1 begönne, verfchlägt nichts, da ,der Sinn
der abgekürzten Rede' fich leicht ergänzt cf. Olshaufen.
LXX sym 6s xatsGrd&rjv (ARa -f- ßaöiXsvq) vir avzov
ixi 2sicbv dooq TO äyiov avrov = parsy 13)373 TOD3 ""3S1
idp "in, der einige Neuere folgen, hat ,die Heiden keiner
directen Anrede durch Jahwe — übrigens die einzige im
ganzen Pfalter — würdigend, oder wie auch Pf. 27» 505

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