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Ausgabe:

1903 Nr. 9

Spalte:

262-263

Autor/Hrsg.:

Chapman, J.

Titel/Untertitel:

Les interpolations dans le traité de S. Cyprien, sur l‘unité de l‘Église 1903

Rezensent:

Harnack, Adolf

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Z6i Theologifche Literaturzeitung. 1903. Nr. 9. 262

Dunkel, welches darüber noch herrfcht, zu lichten. Einer- 1 namens als Abkürzung von gelil ha-gojim nie recht be-
feits hebt er richtig hervor, dafs diefer Begriff bei den I friedigend erfcheinen wollte.

älteren Schriftflellern ein fehr weiter ift. Es bezeichnet In vielen Einzelheiten hätte der Verf. fich einer vor-

im Anfang des 4. Jahrh. ,das Land füdlich vom Amanos' j fichtigeren Ausdrucksweife bedienen dürfen. S. 69 citirt
(S. Ii), .das wefteufratifche Syrien' überhaupt (S. 12). Die er den Text von I Makk. 5, 3 fo: srgög rovc vlovc 'Hoav
auf Strabo p. 754 fich ftützende Meinung, als hafte der Iv 'foodatg und bemerkt dazu kurz: ,fct und V corri-
Name Cölefyrien urfprünglich nur an dem Thale zwifchen ; giren 'föovfiala1. Nun haben wir aber für I Makk. überLibanon
und Antilibanos wird von Hölfcher abgewiefen j haupt nur drei Majuskel-Handfchriften: aufser den beiden
(S. 12). Andererfeits folgt er doch felbft diefer Erklärung, j genannten noch A (Alexandrinus), deffen Text dem der
indem er meint, der Name .Hohles Syrien' zeichne ,die J beiden andern keineswegs an Güte überlegen ift. Mit der
Bodenbefchaffenheit des Landes, welches wie ein fchmales : apodiktifchen Behauptung, dafs die beiden anderen hier
Thal erft zwifchen Libanon und Antilibanos und dann 1 .corrigiren', ift die Sache alfo nicht erledigt, zumal ein
dem Jordanlaufe folgend bis zur Senkung des todten j Schwanken der Handfchriften zwifchen 'löovfiata und 'lov-
Meeres, ja bis zum ailanitifchen Meerbufen fich erftreckt' data auch fonft vorkommt (I M. 4, 15. 29). — S. 86. 88. 89
(S. 12). Wie ift das zufammenzureimen? Wenn des Verf.'s i fetzt H. die Urkunde Jos. Antt. XIII, 9,2 in das Jahr
Anfchauung von dem urfprünglich viel weiteren Sinne ' 123/122 v. Chr., und die Urkunde Jos. Antt. XIV, 10, 22 in
richtig ift, dann ift bei der Erklärung des Ausdrucks von j die J. 113/m, beides ohne weitere Bemerkung, als ob das
der Strabo-Stelle überhaupt abzufehen. j ausgemachte Sachen wären; und doch find beide Anfätze

Abfchnitt II und III wenden fich den Phönikern und 1 fehr problematifch. — S. 97 beftreitet H. die urfprüngliche
Arabern zu. H. betont die Starrimverwandtfchaft der 1 Zugehörigkeit von Damaskus zur Dekapolis mit der Be-
Pldomiter und Nabatäer; beides find Araber; ihr Vor- | merkung ,für Damaskus fpricht eigentlich gar nichts'. Es
dringen nach dem Süden Paläftinas daher ein ,Vorftofs wird aber von den beiden Schriftflellern, welche uns über-
der Araber'. Maleachi 1,2—5 glaubt H. nicht auf eine haupt den Umfang der Dekapolis befchreiben, Plinius und
gewaltfame Verdrängung der Edomiter durch die Nabatäer Ptolemäus, zu diefer gerechnet. — Neben der vom Verf.

beziehen zu dürfen. Wenn die Edomiter fprechen können
,Wir wollen die Trümmer wieder aufbauen', fo müfsen fie
noch die Herrfchaft über ihre alten Wohnfitze gehabt
haben (S. 23). Erft nach der Zeit Maleachi's habe alfo

reichlich geübten literarifchen avÖQhia wäre alfo etwas
mehr omq>QOövvr) am Platze.

Die hybride Form Antilibanon S. 12. 18 (ftatt Antilibanos
) follte endlich aus dem Gebrauche verfchwinden.

ein friedliches Nachrücken der Nabatäer in die Wohnfitze Ein Druck- oder Schreibfehler liegt S. 95 vor in dem
der nach Norden fich vorfchiebenden Edomiter ftatt- Satze: ,Die Räuber haben ganz recht, wenn fie all diefe

Tyrannen und Monarchen Syriens fchlechtweg als Räuber
bezeichnen'. Es foll wohl heifsen: Römer.

Göttingen. E. Schürer.

gefunden. Wenn der Verf. S. 19 die Edomiter, Moabiter
und Ammoniter als befchnitten betrachtet, fo hat er zwar
manche Autoritäten für fich, aber die Thatfache gegen
fich, dafs die Idumäer erft durch Johannes Hyrkan zur
Befchneidung gezwungen worden find (Jos. Antt. XIII, 9, 1).

Der intereffantefte und eigenartigfte Abfchnitt ift wohl Chapman, J., Les interpolations dans le traite de S. Cyprien,
Abfchnitt IV über die Juden' in der perfifchen Zeit. H. sup ,,unitt de n (Revue B6nddictine Ig02 Juillet,

fucht hier eine Anfchauung zu gewinnen über die Ent-
ftehung der ,Samaritaner'. Er nimmt an, dafs nach Nehe-
mia ein Vordringen des jüdifchen Elementes in die Land-
fchaft Samarien und dann weiterhin nach Galiläa ftatt-
gefunden habe. Samarien fei im Wefentlichen judaifirt
worden, in Galiläa hätten die Juden vor Ariftobul nur
eine Diafpora gebildet. Dann aber habe bald nach dem
Heereszuge des Artaxerxes Ochus um 352—350 die Los-
löfung derSamaritaner von der jerufalemifchen Gemeinde
ftattgefunden (Nehem. 13, 2sf. fei nicht auf das famari-
tanifche Schisma zu beziehen). Das Beftechende diefer
Combination ift, dafs fie erklärt, wie es gekommen ift,
dafs die Samaritaner Schismatiker waren, die weiter nördlich
wohnenden Galiläer nicht: das Judenthum ift zunächft
durch Samarien nach Galiläa vorgedrungen, die Trennung
der Samaritaner ift erft fpäter erfolgt. Wenn nur die
Stützen für diefe Auffaffung ftärker wären. Das Vordringen
des Judenthums nach Samarien in der Zeit nach
Nehemia findet H. indirect bezeugt durch Chronik, Deutero-
Sacharja und Judith, das famaritanifche Schisma angedeutet
durch .Trito-Jefaja' (Jes. c. 56—66), deffen Abfaffung eben
um 352—350 anzusetzen fei. Ich fürchte, dafs diefe
Stützen zu fchwach find, um die darauf gebaute Conftruc-
tion zu tragen.

Die drei letzten Abfchnitte behandeln: V. Cölefyrien

p. 246—254, Oct. p. 357—373, !9°3 Janv. p. 26—51).

Diefe Unterfuchung über die berühmte Interpolation
in De unitate 4 (Chapman weift noch eine zweite nach in
c. 19) ift in mehr als einer Hinficht ausgezeichnet und fie
gelangt zu dem überrafchenden Ergebnifs — dafs die
Interpolation von Cyprian felbft herrührt. Damit
ift ein altes Räthfel, welches indefs von den Wenigften
als Räthfel, von den Meiften vielmehr als Probe papiftifcher
Fälfchung betrachtet worden ift, gelöft, vorausgefetzt dafs
der Verfaffer Recht hat. M. E. hat er Recht: Das Ergebnifs
zwingt fich dem Kritiker in der That als die wahr-
fcheinlichfte Löfung auf. Man kann nur nicht fagen, dafs
es unumftöfslich ficher fei, aber man darf behaupten, dafs
es aufs trefflichfte begründet ift.

Chapman unterfucht zuerft die handfchriftliche Ueber-
lieferung. Die Wiener Ausgabe zeigt fich hier als unbrauchbar
, theils weil fie das Material ganz unzureichend enthält,
theils weil fie falfche Angaben über dasfelbe macht. Der
Verf. weift nach, dafs fich die Interpolation in 12 Handfchriften
findet, nämlich in MQTtHh BodH Bodl4, zwei
vatikanifchen Codd., einem Bolognefer und einem im Pem-
broke-College; er weift ferner nach, dafs nicht nur Papft
Pelagius II. fie kennt (das war bekannt), fondern auch
Beda und wahrfcheinlich fchon Väter des 5., ja des 4. Jahrunter
den Diadochen, VI. Das Judenthum nach Alexander, I hunderts; er zeigt, dafs die Interpolation in den Hand-

VII. Das Ende der Seleucidenherrfchaft in Paläftina. Ich
hebe daraus noch die Ausführungen über die Flntftehung
des Namens ,Galiläal hervor. H. beftreitet, dafs der Name
Abkürzung von B^Wl b^ba Jes. 8, 28 fei. Der alte Name
der Gegend fei Galil ,über deffen hftymologie wir vorläufig

fchriften in dreifach verfchiedener Form auftritt, und folgert
endlich aus demAbftammungsverhältnifs der Handfchriften,
dafs die Interpolation dem 3. Jahrhundert angehören müffe.
Letzteres ift nicht ganz ficher, aber gewifs ift auch mir
bereits aus dem Handfchriftenftemma, dafs man das4.Jahr-

nicht zu grübeln brauchen' (S. 81). Jes. 8, 23 gehöre erlt ! hundert zu Gunften eines fpäteren nicht verlaffen darf,

der letzten Redaction des Jefajabuches an, welche um
IOO vor Chr. erfolgte (S. 81). Ich möchte diefe Kritik
einer noch allgemein herrfchenden Meinung der Erwägung
empfehlen, da auch mir die Erklärung des Landfchafts-

und dafs das 3. offen bleibt.

Chapman vergleicht fodann den Wortlaut der Interpolation
mit den cyprianifchen Schriften und kommt zu
dem Ergebnifs, dafs fie nach Form und Inhalt charakte-