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Ausgabe:

1903

Spalte:

1-5

Titel/Untertitel:

Études de Théologie et d‘Histoire 1903

Rezensent:

Hollmann, Georg

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark.

Nr. 1. 3- Januar 1903. 28. Jahrgang.

Etudes de Theologie et d'histoire publikes par j Mariano, Giudaismo, Paganesimo, Impero Ro- Schnell, Heinrich V. Herzog von Mecklen

M. M. les professeurs de la facultö de theol. | ^ mano (Derf)

prot. de Paris (Hollmann).
Gelbhaus, Nehemias und feine focial-politifchen

Ueftrebungen (Volz).
Engert, Der betende Gerechte der Pfalmen

(Volz).

Feldmann, Textkritifche Materialien zum Buch

der Weisheit (Neftle).
Nösge n, Der Schriftbeweis für die evangehfche

Rechtfertigungslehre (Hollmann).
Mariano, La conversione del mondo pagano

al Cristianesimo (Gerh. Ficker).

Brentano, Die wirthfchaftlichen Lehren des

chrifllichen Alterthums (Harnack).
Augustin's Bekenntnifse, gekürzt und erläutert

von E. Pfleiderer (Harnack).
Gsell, Les monuments antiques de l'Algerie

2 tomes (Hennecke).
Lea, The Moriscos of Spain (G. Ficker).
Lempp, Fröre Elie de Cortone (G. Ficker).
Beck, Kafpar Klee von Gerolzhofen (Köhler).
Eberl ein, Die fchlefifchen Grenzkirchen im
XVII. Jahrhundert (Derf.).

bürg (Köhler).
Brandenburg, Martin Luthers Anfchauung

vom Staate und der Gefellfchaft (Derf.).
Tolstoj, Meine Beichte (Lobftein).
Tolstoj, Mein Glaube (Derf.)
Tolstoj, Was follen wir denn thun? (Derf.).
Tolstoj, Was ift Religion und worin befteht
ihr Wefen? (Derf.).

Tolstoj, Warum die Menfchen fich betäuben
(Derf.).

Tolstoj, Das einzige Mittel (Derf.).

Etudes de Theologie et d'Histoire publiees par M. M. les pro- | des Gerechtigkeitsbegriffes befeitigt. Der Tod Chrifti foll wie
fesseurs de la faculte de theologie proteflante de Paris j fein gefammtes Leben im Menfchen die Sinnesänderung

en hommage ä la faculte de theologie de Montauban
ä l'occasion du tricentenaire de sa fondation. Paris
1901, Fischbacher. (357 p. gr. 8.) 10 Fr.

hervorrufen, er ift un acte essentiellement inoral, wie der
Verfaffer zu betonen nicht müde wird (inoral nicht etwa
im flach rationaliftifchen Sinne genommen), feine Triebkraft
die göttliche Liebe in Chriftus. Gegenüber einer Ifo-

Die elf Abhandlungen umfaffende Feftgabe derParifer j Hrung des Todes Chrifti wird das grofse allgemeine Gefetz
theologifchen Facultät an die proteftantifche Facultät zu | der Geifteswelt hervorgehoben, dem auch diefer Tod bei

1 , 1. '___ ___I- • T-fc 1 ; oll' r.ino. T Tn,.O.rTlalol,ll/.UlrA;. .. „ (-„.ü Jlt- I/l

Montauban wird durch eine Studie des auch in Deutfch
land weithin gefchätzten, inzwifchen verdorbenen Forfchers
Augufte Sabatier eingeleitet. Genau ein Vierteljahr vor feinem
Tode verfafst und daher wohl eine feiner letzten öffentlichen
Leistungen zeigtauch diefeAbhandlung Sabatier's:
la doctrine de l'expiation et son evolution historique (S. 1 —76)
die aus feinen früheren Werken bekannten Vorzüge einer

all' feiner Unvergleichlichkeit unterstellt ift.

Gafton Bonet-Maury bietet eine Studie über Jean
Cameron, pastenr de l'eglise de Bordeaux et professeur de
theologie a Saumur et a Montauban 1579—1625 (S. 79—117),
ein intereffantes Lebensbild des fchottifctien Predigers
und Gelehrten, der in den Kämpfen jener Zeit eine hervorragende
Stelle gefpielt hat und auch über den Kreis

auf gründlichen Kenntnifsen beruhenden, knappen, elegant 1 der Intereffenten für franzöfifche Localgefchichte hinaus
oefchriebenen und die Hauptpunkte fcharf hervorheben- | als eigentlicher Urheber der Amyraldiftifchen Schule (ecole

den Uarftellung. Das Hauptgewicht hat der Verf. auf die
Gefchichte der Lehre vom Sühnleiden Chrifti gelegt.
Aus dem A. T. wird der Kall Adams, der Opferbegriff
und die prophetifche Anfchauung herangezogen. Jef. 53
wird nicht richtig befchrieben, wenn dort nur von Substitution
metaphorique et poetique die Rede fein foll. Die
Weiterentwickelung in der apokryphen und pfeudepigra-
phifchen Literatur ift leider ganz übergangen. Aus dem
N. T. kommt das Evangelium Jefu, die paulinifche Er-
löfungstheorie, die Lehre des Hebräerbriefes und die
johanneifche Anfchauung zur Befprechung. Der Unter-
fchied zwifchen Jefus und Paulus wird klar hervorgehoben,
die Grundanfchauung Jefu treffend dargelegt. Die Behandlung
von Mc. 10, 45 und Mc. 14, 23 f. geht in alten
Geleifen. Dagegen find in feiner Weife die Verbindungsfäden
zwifchen der Anfchauung des Hebräerbriefes und
der der johanneifchen Schriften gezogen. Die kirchliche
Lehre enthält die Abfchnitte: Anfchauungen der Kirchenväter
, Anfelmifche Theorie, Socinianifche Kritik (zugleich
arminianifche und rationahftifche), moderne Theorien. In
dem letzten Theile ift die englifche und franzöfifche Literatur
gegenüber der deutfchen bevorzugt. Es mufs direct
befremden, dafs A. Ritfehl überhaupt nicht erwähnt wird.
Auch Mencken und Philippi hätten nicht übergangen
werden follen. Neuere Darlegungen wie die von Häring,
Kahler und anderen find gleichfalls unberückfichtigt geblieben
. Am werthvollften ift der kurze Schlufsabfchnitt
(S. 62—76), der Sabatier's eigene Meinung zufammenfafst.
Ausdrücke wie .Verdienft Chrifti, Satisfaction, Sühne, Opfer,
Lofegeld' follen, weil ftets mifsverftändlich, vermieden
werden. jjer Grundwiderftreit zwifchen der göttlichen
Gerechtigkeit und Liebe wird durch eine tiefere Faffung
1

de Saumur) Beachtung verdient. Unter voller Anerkennung
der Dortrechter Canones hat bereits Cameron es verfucht,
an fo wichtigen Punkten wie: ,Bedeutung der Gnade bei
der Bekehrung, Ausdehnung des Heils, Lehre von der
Kirche' die Schroffheiten jener Synodalbefchlüffe abzumildern
.

Es folgt eine etude comparative de Jenseignement de
Samt Paul et de Saint Jacques sur la justification par la
foi von Eugene Mendgoz(S. 121—150). Sie hat den Zweck
nachzuweisen que la pensee fondamentale de Paul et de
Jacques est exaetement la meine. Dabei giebt der Verf.,
der den Jacobusbrief nur unter Vorausfetzung der pau-
linifchen Literatur verftehen kann und weder von dem
Herrnbruder noch von dem Apoftel, fondern von einem
unbekannten Jacobus gefchrieben fein läfst, nicht nur die
formale Differenz zwifchen beiden zu, fondern auch die
Divergenz in der theologifchen Gedankenführung. Trotzdem
foll im Grunde Paulus mit Jacobus übereinftimmen.
Der Beweis dafür ift m. E. nicht erbracht. Wenn Menegoz
ftark betont, dafs Jacobus Laie und Paulus Theologe fei
und man dies ftets im Auge haben müffe, fo ift zu erwidern
, dafs Jacobus nach 3, 1 öiöaaxaXoq gewefen ift,
und dafs gerade der ftrittige Abfchnitt 2, u—26 durchaus
theologifche Schulung verräth und von einem Laien nicht
gefchrieben werden konnte. Dabei foll natürlich nicht
geleugnet werden, dafs die theologifche Bildung beider
eine verfchiedenartige war. Wenn die übrigen Partien
des Briefes einen untheologifchen Eindruck machen, fo
kann das für 2, 14—20 nichts beweifen, da bei der anerkannten
Zufammenhangslofigkeit desjacobusbriefes feine
Einheitlichkeit fraglich ift. Die Uebereinftimmung zwifchen
Paulus und Jacobus im Glaubensbegriff kann nur dadurch