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Ausgabe:

1903

Spalte:

181-183

Autor/Hrsg.:

Renz, Franz

Titel/Untertitel:

Die Geschichte des Messopfer - Begriffs 1903

Rezensent:

Kattenbusch, Ferdinand

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den idiorhythmifchen und koenobitifchen Klöftern tritt
Einem vor Augen. Und man fieht, auch die Athoseinfam-
keit geftattet fehr verfchiedenen Individualitäten, ihre Art
zu behaupten. Es giebt feine und unfeine, weitherzige
und fanatifche, liebevolle und gleichgültige Mönche. Im
Ganzen überwiegen die günftigen Eindrücke. Der Bildungs-
ftand der Mönche ift im Allgemeinen gering. Ihr Aberglaube
ift aber harmlos. Von dem gottesdienfthchen Leben
giebt v. d. Goltz gute Vorftellungen.

Das Werkchen von Raufch enthält eine Ueberficht
über den Inhalt (Eintheilung, Haupthülfsmittel, Grund-
anfchauungen, wichtigfte Themata) der ExxXrfOiaöxix^
loxooia djto xT]c lÖQvoemg xtjg ixxXdnalag [itxQi xmv xafr
nuäg yoövmv, die der Profeffor an der Univerfitat zu Athen

Händige. Die Schrift von Diepolder, ,Das Wefen des
eucharift. Opfers und die vorzüglichften katholifchen Theologen
der drei letzten Jahrhunderte', 1877, ift die Arbeit
eines Anfängers (Preisaufgabe), nicht ungefchickt als folche,
aber ohne höheren Belang; ich war nie ficher, wie weit darin
wohl zutreffend über die einzelnen Schulen referirt werde.
Schwane's Büchlein ,Die eucharift. Opferhandlung', 1889,
welches im Wefentlichen einen kritifchen Bericht über
die wichtigften nachtridentinifchen Theorien enthält, in-
ftruirt zwar beffer, ift aber nicht fo präcis in feiner Dar-
ftellung, dafs man durch es wirkliche Klarheit über die
Entwicklung gewönne. Steitz' Artikel in der zweiten
Auflage der PRE bricht bei Bellarmin ab. Man konnte
ihm das nicht verdenken. Denn es ift für einen pro-

Diomedes Kyriakos zuerft in zwei Bänden 1881, dann i teftantifchen Theologen kaum möglich — es fei denn
in neuer Auflage in drei Bänden 1898 herausgegeben hat.
Raufch hat unter dem Titel ,Gefchichte der orientalifchen
Kirchen von 1453—1898' einen Theil diefes Werkes überfetzt
. Darüber wird ein Anderer in diefer Zeitfchrift zu
berichten haben. VorliegendesWerkchen, eineLicentiaten-
arbeit, die der Facultät zu Jena vorgelegt worden und
von ihr angenommen worden ift, ftellt, foweit fie nicht

dafs er Jahr und Tag daran wendet —, fich auch nur für
ein Einzelproblem durch die Werke der Neofcholaftiker
hindurch zu arbeiten. Wir werden ja auch einmal dazu
übergehen müffen, diefe grofse, in ihrer Weife glänzende,
uns bisher noch faft völlig als terra incognita gegen-
überftehende Welt von eigenthümlichen theologifchen
Leiftungen zu durchforfchen. Aber noch find wir mit

einfaches speeimen cruditionis fein foll, eine Fanfare zum I der alten, .claflifchen' Scholaftik kaum über die Anfänge

Preife des athenifchen wackeren Gelehrten dar. Kyriakos
ift uns Deutfchen fehr wohl gefinnt — auch v. d. Goltz
gedenkt feiner Freundlichkeit —, er betont, dafs er
niemand als Kirchenhiftoriker höher fchätze als unteren
Hafe (.0 Xä^e tlvai 6 GovxvöiÖTjq xrg exxXyOiaaxixr/g ioxo-
oioynayiag'j, bekennt, dafs er .liberal' fei, aber an den

hinaus gediehen. Die Zeit unferer proteftantifchen Orthodoxie
war für die römifche Kirche die eigentliche Blüthe-
periode der neuen Scholaftik, in der die Orden, vorab
der der Jefuiten, aber doch er keineswegs allein, voll
regen theologifchen Lebens waren. Diefe Neofcholaftik
ift für uns grofsentheils, auf die Fragftellungen geblickt,
Dogmen und wefentlichen .Traditionen' feiner Kirche natür- J völlig ungeniefsbar. Aber wir dürfen fie natürlich nicht
lieh fefthalte, belehrt uns in mildefter Form, was Luther j nur nach evangelifchem Mafsftab beurtheilen. Gehen wir
gefehlt hat. und warum die orthodoxe Kirche die eigent- ' auf den Geift ein, der fie erfüllt, fo mögen wir oft erhöhe
, wahre Hüterin des Evangeliums fei, ift durch und ! ftaunen, wie viel Scharffinn und Phantafie darin fich gel-
durch ein patriotifcher Chrift, hat auch noch mehrere tend macht. Seit Döllinger und Reufch befitzen wir für
andere Werke gefchrieben, kurz ift ein belefener, liebens- | die Moralftreitigkeiten diefer Periode ja ein Werk
würdiger, echthellenifch geftimmter Theolog befter Art. I von gröfster Gelehrfamkeit. Aber die Mehrzahl der
Jeder wird ihn in Deutfchland gerne ehren. Raufch ift. anderen theologifchen Probleme harrt noch der beganz
hingenommen von der 'ExxXrjöiaoxixt) loxooia zumal i rufenen Hiftoriker auf katholifcher Seite felbft. Natür-
der zweiten Auflage, wenn er auch glaubt, dafs fie einige lieh ift es nöthig, auch die Entwicklung der katholifchen

Mängel hat: ,Ich kann nicht Worte genug, finden, die un- ' Theologie nach der Zeit der eigentlichen Neofcholaftik _

geheuere Vertrautheit des Kyriakos mit der neueren und j Spanien und Portugal (fanden damals im Vordergrunde,
neueften proteftantifchen Theologie zu rühmen. Hierin ( der Cursus theologicus, ein zwölf-, bezw. vierzehnbändiger
ruht ein Hauptwerth diefes Theologen. Mag man Kyriakos i Commentar zur Summa theologica des hl. Thomas, den
nachweifen, wie fehr er fich in einzelnen Theilen feines [ die fog. Salmanticenfer 1631—1712 herausgaben ift
Werkes an Hafe, Giefeler, Nippold angefchloffen, ja dafs j eine Art von Encyklopädie der damals geltenden doger
in verfchiedenen Partien faft fclavifch von Kurtz ab- matifchen Fragen —, ich fage, natürlich ift es nöthig,
hängt, er verdient wegen feiner begeifterten Verehrung j auch das 18. und 19. Jahrhundert in den Kreis der
und innigen Vertrautheit mit unferer proteftantifchen Theo- ; Forfchung einzubeziehen. Da fehlt es noch vollends an
logie den Namen, den fein Freund und befter Kenner j zufammenhängenden Darftellungen katholifcher Theo-
Kohlfchmidt ihm zufprach: Ein deutfeher Theolog griechi- | logen. Ich kenne keine Gefammtgefchichte der nach-
fcher Nation'. tridentinifchen Theologie als diejenige K. Werner's die

Giefsen. F Kattenbufch. 1 jedoch als Stück der .Gefchichte der Wiffenfchaften in

Deutfchland' den Rahmen der Entwicklung innerhalb der

Renz, Regens Dr. Franz Ser., Die Geschichte des Mess- N^tZ^LarSf 2^?"^ ^er Hurter'fche
nnfpr Ron..;«* a ta u /~i k i a- xt JSominclator hteranus recenttorts theologiac cathoheae

opfer-Begriffs oder Der alte Glaube und die Neuen (2. Aufl., 3 Bände, 1892 ff.) hat keine nationale Be-
Iheonen über das Wefen des Unblutigen Opfers, j grenzung, ift aber nur ein geringer Erfatz für eine
DL Band. Neuzeitliche Kirche. Freifing 1902, Dr. F. i wirkliche Darftellung der Theologie der nachtridentini-
P. Datterer & Co (G m b H.) in Komm (IV j ^"Epoche. In den dogmatifchen Werken findet man
=06 u XIX S. cr 8) M 10— geb M 12CO fr-lich für die verfchiedenen Probleme vielerlei hiftori

3uu ^ o. &r. o.) 1V1. IO. , geD. m. 12.50 fchen Stoff auch ans rlipfpr lI^„,„;f< c„ r„„„:„n „..„i

fchen Stoff auch aus diefer .Neuzeit'. So fpeciell auch
Im vorigen Jahrgang Sp. 448 ff. ift der erfte Band | für die Entwicklung der Ideen über das Mefsopfer.

Aber das ift mehr oder weniger zufällig zufammen-
getragenes Material. Ausdrücklich fei hervorgehoben,
dafs das Katholifche Kirchenlexikon in denjenigen

diefes gelehrten Werkes von mir angezeigt worden.
Ueber den allgemeinen Charakter der Arbeit und ihre
bedeutfame Tendenz innerhalb der katholifchen Theo

ogie und Kirche brauche ich nicht noch einmal zu ■ Artikeln, aus denen man verfuchen möchte, fich über

berichten. Diefer zweite Band ift von der gleichen
wiffenfehaftlichen Sorgfalt und Gediegenheit, wie der
erfte. Er gilt der Zeit von der Reformation an. Für
meinen Artikel über die Meffe in der PRE war mir

die Gefchichte der Mefstheorien zu orientiren, faft völlig
verfagt. So ift alfo Renz' umfaffendes Werk wirklich
von grofsem Werth.

Nachdem ich in dem fchon genannten Artikel der

diefer Band ein überaus willkommenes Hilfsmittel. Zwar PRE — andeutend auch fchon in der Anzeige des
gab es auch fchon vor ihm Darftellungen der Entwicklung i erften Bandes von Renz — hervorgehoben habe was
der Mefslehre in diefer Zeit, aber wenige und fehr unvoll- | das Befondere an den Speculationen über das Mefs-