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Ausgabe:

1902

Spalte:

173-174

Autor/Hrsg.:

Vaux, Baron Carra de

Titel/Untertitel:

Avicenne 1902

Rezensent:

Guttmann, Julius

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Seite 1

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173

fei eine Uebertreibung der theologifchen Bedeutfamkeit j der Saadianifchen Ueberfetzung vorangegangenen ara
des Ath.'s. Was Auguftin über die Trinität fagt, liegt I bifchen Bibelüberfetzung des Abu Katir Yahya ibn Za

ganz in der Linie des Ath.'s, ift aber doch viel tiefer,
feiner und gröfser. Ich ftimme mit Morin in der Ablehnung
einer zu hohen Schätzung der theologifchen Art

karya (S. 58) nichts bekannt ift. Massudi erwähnt Abu
Katir nur im Allgemeinen als Lehrer Saadia's. Bei
der Darftellung Alfarabi's haben wir den Hinweis auf

des Ath 's überein. Das Eigenartige und Auffallende an eins der hervorragendften Werke diefes Philofophen, auf
der Formel ift nicht ihr Gedankenmaterial an fich, fon- das „Buch der Prinzipien," vermifst, das fchon im Jahre 1849,
dem die Form, in die es gebracht ift. Durch fie wirkt allerdings nur in hebräifcher Ueberfetzung (in dem von
das Ath Sollte es aus den Anfängen von Lerinum j Philipowsky herausgegebenen Sammelbande fpo&ttl 1BD),
flammen,' fo wäre es nicht gerade auffallend, wenn Au- S zur Veröffentlichung gelangt ift. Vom fünften bis zum
guftin es fchon kennen gelernt und ihm Gefchmack ab- i zehnten Capitel erftreckt fich die Darfteilung des Ibn-Sina,
gewonnen, es auf feine Ausdrucksweife Einflufs hätte ! und zwar in nachftehender Reihenfolge: das Leben und
gewinnen laffen. Eine .Autorität' ift es ihm keinesfalls j die Schriften, die Logik, die Phyfik, die Pfychologie, die
gewefen. Aber es erinnern fo manche Wendungen hin l Metaphyfik und die Myftik des Avicenna. In dem Capitel
und her, auch in den Sermonen, bei ihm an das Ath., ! über die Pfychologie hätte auch die Lehre von der

dafs ein Zufammenhang exiftiren mufs. Ob es wirklich
das Wahrfcheinlichere ift, dafs ein Auguftinianer in ihm
Reminiscenzen aus Auguftin bewufst oder unbewufst
verwerthetr

Giefsen. F. Kattenbufch.

Vaux, B"" Carra de. Avicenne. (Les grands philofophes.)
Paris 1900, F. Alcan. (VII, 302 S. m. 1 Karte.)

Fr. 5--

Die vorliegende Schrift bildet den dritten Band einer
unter der Leitung von Clodius Piat veranftalteten Sammlung
gefchichtsphilofophifcher Darftellungen (Lcs grands
Philosoplus, collection dirigce par Clodius Piat), dem als
erfter Band eine Darftellung der fokratifchen (Socrate par
Clodius Piat) und als zweiter eine Darftellung der kanti-
fchen Philofophie {Kant par T/t. Ruyssen) vorangegangen
find und dem nach der buchhändlerifchen Ankündigung auf
dem Umfchlag unteres Buches als vierter Band eine Darfteilung
der Philofophie Malebranche's (Malebranche par
Henri Jolyj folgen follte. Wir können den Herausgeber,

Prophetie eine Stelle finden müffen, die, wie fchon aus
Schahreftäni (Haarbrücker's Ueberfetzung II S. 281 ff.) er-
fichtlich ift, von Ibn-Sina in eingehender Weife behandelt
wurde und durch Vermittlung des Maimonides einen
nicht unerheblichen Einflufs auch auf die chriftliche
Scholaftik ausgeübt hat. Druck und Ausftattung des
Buches find des vortrefflichen Inhaltes würdig.

Breslau. J. Guttmann.

Maltzew, Propft M. Alexios von, Menologion der orthodoxkatholischen
Kirche des Morgenlandes. II. Theil. (März—
Auguft.) Deutfch und flavifch unter Berückfichtigung
der griechifchen Urtexte. Berlin 1901, K. Siegismund.
(LXXX, 896 S. 8.) M. 10.—

Mit diefem Bande fchliefst die Serie von Ueber-
fetzungen ab, die Propft v. Maltzew von den heil. Büchern
der flavifchen orthodoxen Kirche veranftaltet hat. Im
vorigen Jahrgange Nr. 14, Sp. 390 notirte ich bereits den
erften Band des Menologions. Ich fagte damals, dafs

wenn die anderen Arbeiten auf gleicher Höhe mit der ich das Erfcheinen des zweiten Bandes abwarten wolle,

hier zu befprechenden flehen, zu feinem Unternehmen j ehe ich über diefes Werk näher berichtete. Das Meno-

nur beglückwünfchen. Auf felbftändige, zu neuen Reful- j logion ift das Gegenftiick zu dem doppelten Triodion,

taten führende Forfchung macht die Arbeit de Vaux's { dem a. a. O. die eigentliche Anzeige von mir galt,

allerdings keinen Anfpruch. Das liegt wohl auch nicht | Handelt letzteres von den Gottesdienften der .beweg

in der Tendenz diefer Sammlung, die vielmehr, wie etwa
die ähnliche unter Falkenberg's Leitung herausgegebene
deutfche Sammlung, dazu beftimmt fcheint, die hervorragenderen
Vertreter der Philofophie dem Kreife der
Gebildeten näher zu bringen. Diefer Aufgabe aber genügt
der Verfaffer in hohem Mafse. Den deutfchen
Lefer mag vielleicht die rhetorifch gehaltene Darfteilung,
wie fie in unterem Buche vielfach zu Tage tritt, bei einem
wiffenfchaftlichen Werke etwas fremdartig anmuthen.
Das entfpricht jedoch dem Gefchmacke der Franzofen,
und es ift ja auch nicht zu leugnen, dafs dadurch eine
gewiffe Frifche und Lebendigkeit erzeugt wird, die geeignet
ift, befonders bei einem immerhin fo fern liegenden
Gegenftande, das Intereffe des Lefers zu erwecken
und wach zu erhalten. Aber auch der Fachgelehrte wird
diefe Arbeit als eine willkommene Gabe gern entgegennehmen
. Mit tüchtiger, auch auf die deutfche Literatur
fich erftreckender Kenntnifs aller in diefes Gebiet ein-
fchlagenden Publicationen ausgerüftet, giebt der Verfaffer
eine die bisherigen Forfchungen zufammenfaffende und
im Wefentlichen zuverläffige Darftellung der Philofophie
des Ibn-Sina, wir wir fie noch nicht befeffen haben.
— Der Darftellung des Ibn-Sina geht eine Einleitung
voraus, welche in einer vielleicht etwas unverhältnifs-
mäfsigen Ausdehnung — fie nimmt in dem 299 Seiten
enthaltenden Buche 126 Seiten ein — die Theodicee des
Koran, die Mutaziliten, die arabifchen Ueberfetzer und
die Philofophen und Encyklopädiften (Al-Kindi, Alfarabi,
die lautereren Brüder) behandelt. Auch hier hat es der

Verfaffer verftanden, den Gegenftand interefiant und für 1 erfteres II, 93—107, über letzteres II. 720—743.
den Lefer anziehend zu geftalten. Ohne uns bei Einzel- Im Allgemeinen ift das Menologion das Buch der

liehen', d. h. der von Oftern aus berechneten Fefte, fo
das Menologion von den ,unbeweglichen' F'eften, alfo
denen, die ftets auf dasfelbe Monatsdatum fallen. Voran
fleht darunter die Mehrzahl der fog. grofsen Fefte. Ihrer
find im Ganzen zwölf. Palmfonntag, Chrifti Himmelfahrt
und Pfingften, die zu ihnen gehören, find beweglich.
(Oftern, das Feft aller Fefte, fteht aufser der Reihe.)
Die übrig bleibenden neun find unbeweglich: Mariä
Geburt 8. Sept., Kreuzerhöhung 14. Sept., Einführung
der Mutter Gottes in den Tempel 21. Nov., Chrifti Geburt
25. Dec, Theophanie 6. Jan., Empfang des Herrn durch
Symeon 2. Febr., Mariä Verkündigung 25. März, Chrifti
Verklärung 6. Aug., Mariä Himmelfahrt 15. Aug. S. über
die Unterfcheidungen unter den Feften im Allgemeinen
meine vergleichende Confeffionskunde I, 454 f. Bei Weitem
das feierlichfte oder umfänglichfte der unbeweglichen Fefte
ift Weihnachten. Dafür und für feine Vorfeier (vom Abend
des 24. December an; bekanntlich rechnet die orientali-
fche Kirche den ,Tag' von Abends 6 Uhr an, in diefem
Sinne beginnt Weihnachten am Abend des 24. Dec.)
kommen bei Maltzew faft 70 Seiten in Betracht (I, 575—643).
Ihm zur Seite geht das Feft der Theophanie (Taufe
Jefu, zugleich Feft der Wafferweihe, hat ebenfalls eine
Vorfeier, staQauovrj, äynvnvla), welches ftark 30 Seiten
füllt, I, 699—730. Die Zeit vom Fefte der Geburt Chrifti
bis zu dem der Erfcheinung ift dadurch ausgezeichnet,
dafs darin kein Fallen und keine Kniebeugung ftattfindet'
auch in den Klöftern nicht. Die wichtigften Marienfefle
find das der Verkündigung und der Himmelfahrt, f. über

heiten aufzuhalten, bemerken wir nur, dafs von einer

Heiligenfefte, natürlich nur in dem Sinne, dafs hier