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Ausgabe:

1902

Spalte:

561-562

Autor/Hrsg.:

Rhode, Erwin

Titel/Untertitel:

Kleine Schriften 1902

Rezensent:

Schürer, Emil

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark.

Nr. 21. 11. October 1902. 27. Jahrgang.

Roh de, Kleine Schriften (Schürer). Otto, Leben und Wirken Jefu (Weiflenbach).

Theolognfche Arbeiten aus dem rheinifchen wiflen- ! Chapman, Origen and the date of Pseudo-
fchaftlichen Prediger-Verein. Neue Folge, I Clement (Harnack).

5. Heft (Lobftein) I Pfannmüller, Die kirchliche Gefetzgebung

Küppers, Neue Lnterfuchungen übet: den ■ Juflinians (Frantz).

Quellenwerth der vier Lvangelien (bcnurer). _., . „ '„,, , . •

Haiifsleiter, Probleme des Matthäus - Evan- Fifcher Zur Gefchichte der evangehfchen

geliums (Weiffenbach). Belchte' 1 (Cohrs)-

Schlatter, Glaube und Gehorfam (Derf.). : Preufs, Die Entwicklung des Schriftprinzips
Boehmer, Zwei wichtige Kapitel aus der i bei Luther bis zur Leipziger Disputation

biblifchen Hermeneutik (Derf.). (Koehler).

Stephan, Die Lehre Schleiermachers von der
Erlöfung (Otto).

Richter, Das Princip der Individualität in der
Moralphilofophie Schleiermachers (Derf.).

Kügelgen, Schleiermachers Reden und Kants
Predigten (Derf).

Lefer, Das Wahrheitsproblem unter kultur-
philofophifchem Gefichtspunkt (Elfenhans).

Kempel, Göttliches Sittcngefetz und neuzeitliches
Erwerbsleben (Hummel).

Roh de. Erwin, Kleine Schriften. Erster Band: Beiträge
zur Chronologie, Quellenkunde und Gefchichte der
griechifchen Litteratur. Zweiter Band: Beiträge zur
Gefchichte des Romans und der Novelle, zur Sagen-,
Märchen- und Alterthumskunde. Tübingen 1901,
J. C. B. Mohr (XXX. 436 u. 481 S.). M. 24.—

Rohde's Name ift: durch feine beiden Hauptwerke,
den .Griechifchen Roman' und die ,Pfyche', weit über
den Kreis der philologifchen Fachgelehrten hinaus bekannt
geworden. . Bei voller Beherrfchung des gelehrten
Materiales wufste er durch die geiftvolle Art der Behandlung
auch das Intereffe nichtphilologifcher Lefer zu
gewinnen. Befonderen Dank hat er fich in theologifchen
Kreifen durch feine .Pfyche', die einen breiten Ausfchnitt
aus der griechifchen Religionsgefchichte giebt, erworben
(f. Theol. Litztg. 1899, 193). So mag es geftattet fein,
hier in der Kürze auf die Sammlung ,Kleiner Schriften'
hinzuweifen, welche nach feinem frühzeitigen Tode durch
feinen Heidelberger Collegen Fritz Schöll veranftaltet j
worden ift. Es find Auffätze von fehr verfchiedenem
Umfange, theils nur Recenftonen, theils Abhandlungen
von nahezu oder mehr als hundert Seiten, alle fchon in
Zeitfchriften erfchienen, davon reichlich die Hälfte (23
unter 43) im .Rheinifchen Mufeum', die übrigen in einem
Dutzend anderer Zeitfchriften. Ein erheblicher Theil
liegt allerdings aufserhalb des eigentlich theologifchen
Intereffenkreifes. Namentlich gilt dies von den im
erften Bande zufammengeftellten, welche überwiegend
Einzelfragen aus der griechifchen Literaturgefchichte
behandeln (zur Chronologie der älteften griechifchen
Literaturgefchichte, über Zeno, Heraklit, Leukipp und
Demokrit, Plato's Theaetet, Theopomp, Ptolemäus Lagi
u. a.). Theologen, welche häufig in die Lage kommen,
die biographifchen Artikel des Suidas zu benützen,
feien auf den Auffatz über yiyove aufmerkfam gemacht,
welcher nachweift, dafs dies bei Suidas nicht /infus esi,
fondern floruit bedeutet. — Mehr in die theologifche In-
tereffen-Sphäre Einfchlagendes bietet der zweite
Band, in welchem Arbeiten zur Gefchichte des Romans
und der Novelle, zur Sagen-, Märchen-, Religionsgefchichte
und Alterthumskunde überhaupt zufammengeftellt
find. Wir nennen: Die Quellen des Jamblichus in feiner
Biographie des Pythagoras (S. 102 —172), über die ho-
menfche Nekyia (S. 255—292), über Orpheus (S. 293 bis
3131 Befprechung von Maafs' Unterfuchungen 1895),
über Nietzfche's ,Geburt der Tragödie aus dem Geilte
der Muffle- (S. 340—351), Birt's .Antikes Buchwefen' (S.
428—448), Stichometrifch.es (S. 449—451).

Die Perle des Ganzen für theologifche Lefer ift die
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Heidelberger Prorectoratsrede vom J. 1894 über ,Die
Religion der Griechen' (S. 314—339). Sie giebt einen
Ueberblick über die Gefchichte der griechifchen Religion,
deffen Leetüre wir theologifchen Lefern dringend empfehlen
möchten.

Göttingen. E. Schür er.

Theologische Arbeiten aus dem Rheinischen wissenschaftlichen
Prediger-Verein. In Gemeinfchaft mit den übrigen Vor-
ftandsmitgliedern Confift.-Rath Lic. Mettgenberg, Pfr.
Hafner, Prof. D. Kamphaufen, Pfr. Pfender, Pfr.
Schliekum, Pfr. Theile, Gen.-Superint. D. Umbeck
und Superint. Zurhellen herausgegeben von D. Gräfe
und Lic. Simons. Neue Folge. Fünftes Heft. Mit
1 Abbildung. Tübingen 1902, J. C. B. Mohr. (III,
in S. gr. 8.) M. 4.80

Diefes Heft enthält vier Abhandlungen, die ver-
fchiedenen Gebieten der Theologie angehören und denen
Rotfcheidt ,eine katholifche Synodalrede aus dem
16. Jahrhundert' hinzufügt. G. Hafner's Referat über
.Glaube und Erfahrung' (S. 1—27) beftimmt zunächft
das Problem in folgenden Sätzen: .Wirken die Objecte
des Glaubens, geiftliche und ewige Dinge, in ähnlicher
Weife durch geiftliche Organe auf uns ein, wie die natürlichen
Dinge, die Objecte der natürlichen Wahrnehmung
durch natürliche Organe auf uns einwirken, — oder
ift das nicht der Fall? . . . Schliefslich: Glaube ich an
den lebendigen Gott und an mein Heil, weil ich eine
Erfahrung davon gemacht habe, — oder glaube ich an
den lebendigen Gott und an mein Heil, obgleich ich
keine Erfahrung davon gemacht habe, ja vielleicht gerade
weil ich keine Erfahrung gemacht habe? Dafs die in
der begründenden und erklärenden Ausführung noch eingehender
erörterte Frageftellung an Klarheit und Be-
(timmtheit zu wünfehen übrig läfst, ergiebt fich befon-
ders aus der weiter folgenden gefchichtlichen Darftellung
des Problems, in welcher unter demfelben Titel „Erfahrung
" oft fehr verfchiedenartige Gröfsen herangezogen
und behandelt werden. Wie fehr hier Wahres und
Falfches, Unbeftreitbares und Unklares durcheinander
1 gehen, zeigen Sätze, wie die folgenden, die je nach dem
Sinn, den man damit verbindet, als zutreffend oder als
| unrichtig bezeichnet werden müfsen: ,Es wird niemals gelingen
, Luther zum Bahnbrecher der geiftlichen Erfahrung
zu machen' (S. 8). . . ,Auf Schleiermacher darf fich die
Erfahrungstheologie ebenfo wenig berufen wie auf Luther'
(S. 10). Stöfst man aber erft auf die Erklärung .Bei
Ritfehl und noch mehr bei feiner Schule ift die chrift-

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