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Ausgabe:

1902 Nr. 20

Spalte:

539-541

Titel/Untertitel:

A Diktionary of the Bible 1902

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologifche Literaturzeitung. 1902. Nr. 20.

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bearbeitet waren, lagen folche Gründe z. B. bei dem
Artikel ,Lukas, der Evangelift' nicht vor. Weshalb
mufste alfo diefer Artikel gerade an Paul Ewald in
Erlangen gegeben werden, deffen Ausführungen durch
den darin bewiefenen Mangel an hiftorifchem Urtheil
nur lebhaftes Bedauern erregen können? Dafs die
Apoftelgefchichte die Stellung der Urapoftel zur gefetzes-
freien Heidenmiffion in durchaus ungefchichtlicher Beleuchtung
darfteilt, dafs daher gerade die wahre Apologetik
, die dem Autor nicht ohne zwingende Gründe
eine mala fides zufchreiben will, genöthigt ift, fie einem
Verfaffer zuzufchreiben, der von der apoftolifchen Zeit
fchon durch einen längeren Zeitraum getrennt war und
fich felbft bereits ein fchiefes Bild von ihr machte —
dies alles zu fehen ift Ewald trotz allem, was darüber
gefchrieben worden ift, nicht im Stande. Er fchliefst
vielmehr feine Unterfuchung mit den Worten (S. 703):
,Nehmen wir es (nämlich die medicinifchen Ausdrücke)
zufammen mit dem, worauf zuvor gewiefen ward, und
vor allem mit der ftarken Tradition, fo darf man wohl
fagen, dafs die lukanifche Abfaffung kaum mit Recht
angefochten werden kann'. Die ftarke Tradition beginnt
bekanntlich um 170 n. Chr.

Zum Glück treten die biblifchen Artikel an Zahl
doch fo hinter den anderen zurück, dafs fie das oben
ausgefprochene allgemeine Urtheil über den Werth des
Werkes nicht wefentlich zu alteriren vermögen. — Die
äufsere Ausftattung, welche beim erften Bande zu Be-
fchwerden Anlafs gab, genügt jetzt allen berechtigten
Anfprüchen.

Göttingen. E. Schürer.

A Dictionary of the Bible, dealing with its Language, Lite-
rature and Contents including the Biblical Theology,
edited by James Hastings, MA., DD., with the as-
sistance of John A. Selbie, MA., DD., and, chiefly
in the revision of the proofs, of A. B. Davidson,
DD., LL.D., Litt.D., S. R. Driver, DD., Litt. D., H. B.
Swete, DD., Litt.D. Vol. IV: Pleroma-Zuzim. Edinburgh
1902, T. & T. Clark. (XI, 994 S. 4 mit
1 Karte.) 28 Sh.

Vier Jahre nach Erfcheinen des erften Bandes ift
diefes gediegene Werk nunmehr zum Abfchlufs gelangt
(vgl. die früheren Anzeigen Theol. Lit.-Ztg. 1898, 289.
1899, 553. 1900, 649). Es wird neben der faft gleichzeitig
erfcheinenden Encyclopaedia biblica einen ehrenvollen
Platz behaupten, denn an Gründlichkeit fleht es
ihr nicht nach, und die Schwächen find auch etwa gleich
vertheilt. Während das Dictionary in der confervativen
Neigung zu weit geht, vertritt die Encyclopaedia den ent-
fchieden kritifchen Standpunkt zuweilen in etwas zu phan-
tafievoller Form. So darf man die englifche Theologie
dazu beglückwünfchen, dafs fie beide Werke gleichzeitig
erhalten hat.

Eine Eigenart des Dictionary ift es, dafs hier die
biblifch-theologifchen Artikel fich nicht feiten zu
dogmatifchen ausgewachfen haben. Unter den Artikeln
des vierten Bandes rechnen wir dahin: predestination
(Warfield), reconciliation (Adamfon), regcneralion (Bart-
let), resurrection (Bernard), righteousness in the N. T.
(Stevens), salvation (Brown), sanctification (Bartlet), sin
(Bernard), Son of God (Sanday). Strenger auf biblifch-
theologifchem Gebiete halten fich: fraise (Selbie), prayer
(Bernard), prophecy and prophets (A. B. Davidfon), pro-
pitiation (Driver), psychology (Laidlaw), righteousness in
the 0. T. (Skinner), Satan (Whitehoufe), shekinah (Marlhall
), soothsayer, soothsaying (Whitehoufe), sorcery (Whitehoufe
). Ein Artikel über Zoroastrianism (Moulton) behandelt
in untüchtiger Weife die Einwirkungen desfelben auf
das Judenthum: folche werden anerkannt, aber nicht als

tief in das Wefen der jüdifchen Religion eingreifende be-
urtheilt. Sehr forgfältig, wie man es vom Verf. gewöhnt
ift, ift der Artikel Son of Man (Driver: Jefus wählt den
Ausdruck als verhüllte Bezeichnung feiner Meffianität).
Der Artikel power of the keys (Mafon) giebt die richtige
Erklärung für ,binden und löfen'; es ift = verbieten
und erlauben; die Gewalt, zu binden und zu löfen, alfo
nichts anderes als the power of legislation for the Church.

Die Einleitung in das Alte Teftament ift vertreten
durch die Artikel: Poetry, hebrew (Budde), Proverb
(König), Proverbs, book of (Nowack), Psalms, book of
(W. T. Davifon, S. 145—162), Samuel I and II (Stenning),
Song of Songs (Rothftein), Zechariah, book of (Nowack),
Zephaniah, book of (Selbie). Dazu kommt noch der Artikel
Text of the Old Test. (Strack) und die Artikel über ver-
fchiedene Ueberfetzungen des A. T. oder der ganzen
Bibel: Septuagint (Neftle, S. 437—454), Syriac versions
(Neftle), Targum (Walker), Versions (Bebb), Versions, eng-
lish (Milligan), Vulgate (White, S. 873— 890). Wir möchten
befonders auf letzteren Artikel aufmerkfam machen. Der
Verf., der fich durch die Herausgabe der Evangelien nach
der Ueberfetzung des Hieronymus ein hervorragendes Ver-
dienft erworben hat, giebt hier u. A. eine umfangreiche
Lifte aller wichtigeren Vulgata-Handfchriften, nach den
Ländern geordnet, aus welchen fie flammen. Wie
in diefem, fo find auch in manchen anderen Artikeln die
Studien von Fachmännern, die feit Decennien mit dem
Gegenftande vertraut find, kurz zufammengefafst.

Unter den Apokryphen fleht jetzt das Buch
Sirach im Vordergrunde des Intereffes. Demfelben
ift ein umfangreicher Artikel von Neftle gewidmet
(S. 539—551). Kürzer find behandelt: Susanna (Mar-
fhall), Testaments of the XII Patriarchs (Charles), Three
Children, song of (Marfhall), Tobit (Marfhall, für ara-
mäifche Urfprache), Wisdom, book of (Siegfried).

Im Neuen Teftament macht fich bei einigen Artikeln
die confervative Neigung zum Schaden der Sache
bemerkbar; befonders gilt dies von den Artikeln über die
Paftoralbriefe: Timothy, first and second, Titus (fämmt-
lich von Lock), die es zu keinem beftimmten Urtheile
zu bringen vermögen. Aehnliches ift aber auch von
Quirinius zu fagen (Plummer). Eine rühmliche Ausnahme
macht Revelation, book of (Porter, S. 239—266),
wo eine fehr forgfältige Orientirung über die neueren
Forfchungen geboten, die jüdifche Grundlage und
I die zeitgefchichtlicben Beziehungen unumwunden aner-
| kannt werden. Es feien ferner noch genannt: Romans,
epistle to the (A. Robertfon, S. 295—306, ähnlich wie
1 Beyfchlag), Thessalonians, epistles to the (Lock), Quo-
tations (Woods), Text of the New Test. (Neftle, S.732—741),
Proselyte (Porter), Simon Magus (Headlam).

Auf dem Gebiete der Geographie find die klein-
afiatifchen Artikel wieder von Ramfay mit bekannter
Sachkunde bearbeitet {Pontus, Smyrna, Tarsus, Thyatird).
Sehr eingehend, auch hinfichtlich des geiftigen Lebens,
ift Tarfus als die Heimath des Paulus behandelt. Unter
,Pontus' erwähnt Ramfay auch die Dynaftie des Polemon
und die Heirath Polemon's II. mit der jüdifchen Be-
renice. Er fetzt fie mit derfelben Begründung wie ich
(Gefch. des jüd. Volkes 3. Aufl. I, 559. 589 f.) erft nach
63 n. Chr.; wie es fcheint, ift unfer Zufammentreffen ein
unabhängiges. Die Ortsnamen Paläftina's find vielfach
von Wilfon, einem hochverdienten Veteranen der
Paläftina-Forfchung, bearbeitet. Ich glaube fagen zu
dürfen, dafs hier das gelehrte Material etwas reichhaltiger
hätte dargeboten werden follen.

Zahlreiche forgfältige und trefflich orientirende Artikel
betreffen das mannigfache Gebiet der jüdifchen
Alterthümer. Ich hebe folgende hervor: Aber (Driver),
Pottery (Blifs, mit Abbildungen), Priests and Levites (Bau-
diffin, S. 67—97), Sabbath (Driver), Sacrifice (Paterfon),
Sanhedrin (Bacher), Scribes (Eaton), Servant, Slave, Sla-
very (Whitehoufe), Shewbread (Kennedy), Synagogue