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Ausgabe:

1902 Nr. 19

Spalte:

515

Autor/Hrsg.:

Delitzsch, Friedrich

Titel/Untertitel:

Babel und Bibel. Ein Vortrag 1902

Rezensent:

Volz, Paul

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5i5

Theologifche Literaturzeitung. 1902. Nr. 19.

516

fehr gewagten Combinationen), Lord's Day (Deifsmann),
Lord's Prayer (Neftle), Mammon (Neftle), Mercy Seat,
d. h. IZaOTTjQiov (Deifsmann, vgl. deffen Bibelfludien
S. 121 —132), Nativity, d. h. Geburtsgefchichte Jefu
(Ufener), Papyri (Deifsmann, mit einem Verzeichnifs der
bis jetzt bekannten Papyrusfragmente der LXX und des
N. T.), Peter, the epistles of (Cone).

Göttingen. E. Schür er.

Delitzsch, Friedrich, Babel und Bibel. Ein Vortrag. Mit
50 Abbildungen. 8.—12. Taufend. Leipzig 1902, J. C.
Hinrichs'fche Buchhandlung. (52 S. 8.) M. 2.—;

geb. M. 2,50; Luxusausg. geb. M. 4.—

Der Vortrag mit feinem etwas reclamehaften Titel
will das gröfsere Publicum für die Arbeit der deutfchen
Orientgefellfchaft intereffiren. In glattem Flufse der Rede
zählt er die namhaften Funde auf, die auf babylonifch-
affyrifchem Boden gemacht wurden, und von denen
Namen, Erzählungen und religiöfe Anfchauungen des
A. T. vielfache Beleuchtung fanden. Die Anlage des
Vortrages ift fehr gefchickt; er zeigt zunächft, wie viel
Namen der biblifchen Gefchichte hier ihre Beftätigung

bekommen, wie die im A. T. verftreuten Notizen über fteine und vier Tafeln mit Abdruck der fämmtlichen In-

KoIdewey, Dr. Robert, Die Pflastersteine von Aiburschabu
in Babylon. Mit einer Karte und vier Doppeltafeln.
(Wiffenfchaftliche Veröffentlichungen der deutfchen
Orient-Gefellfchaft, Heft 2.) Leipzig 1901, J. C. Hinrichs
'fche Buchh. (10 S. Fol.) M. 4.—

Der verdienftliche Forfcher veröffentlicht hiermit
den erflen wichtigeren Fund, den die deutfche Expedition
im Orient gemacht hat. Es find verfprengte Pflafter-
fteine, die auf der Oftfront des Kasr(Burg) in Babylon gefunden
wurden, theils grofse weifse Kalkfteinblöcke,
theils kleine Brecciafteine. Sie tragen auf der einen
Seite eine theilweis zerfprengte Infchrift: ,Nebukadnezar
König von Babylon Sohn Nabupalaffars Königs von
Babylon bin ich. Die Babelftrafse habe ich für die Pro-
zeffion des grofsen Herrn Marduk mit Schadi (Gebirgs)-
fteinplatten (Brecciafteine: mit Duribandafteinplatten) ge-
pflaftert; Marduk Herr fchenke ewiges Leben'. Die
Steine bildeten alfo urfprünglich die Pflafterung für die
Prozeffionftrafse des Marduk; diefe ift nach Koldewey
identifch mit der Strafse des Kasr Aiburfchabu, wodurch
feine Topographie von Babylon beftätigt wird.

Beigegeben ift ein Plan der Fundftellen der Pflafter-

das Leben der damaligen Herrfcherreiche verftändlich ! fchriften. Die Ausftattung ift opulent, faft zu opulent,

werden, wie jene uralte Culturmacht mit ihren öffent- j Möge fich dem Unternehmen der deutfchen Gefellfchaft
liehen Inftitutionen, Gefetz und Sitte, ja fogar mit ihren j reges Intereffe zuwenden.

religiöfen Anfchauungen bis hinauf zum Glauben an den j j eonberCT P Volz
Einen Gott das jüngere Volk Israel beeinflufst hat. Die

Ausftattung ift vorzüglich, eine Menge lebensvoller Dar- ; ~ '.

ftellungen feffeln das Auge. So wird das Schriftchen | Schwally, Prof. Dr. Friedrich, Semitische Kriegsalter-

ficherlich feine Lefer finden und reges Intereffe wecken. tümer. Erltes Heft: Der heilige Krieg im alten Israel.

Neues enthält der Vortrag naturgemäfs nicht. Auch
mufs der Vortragende wohl um der Stimmung des Publi-
cums willen etwas zuversichtlicher fprechen, als die
Strenge Wiffenfchaft. Mir fcheint es von Grund aus ver

Leipzig 1901 , Dieterich'fche Verlagsbuchhandlung.
(VIII, in S. gr. 8.) M. 3.—

Die vorliegende Schrift giebt eine feffelnde Ueber-

fehlt, für die orientalifche Forfchung dadurch Freunde ficht über die israelitifchcn Kriegsalterthümer. Durch

zu fuchen, dafs man fie immer mit der Bibel in der
Hand betrachtet. Das ift eine Verkürzung für jene
alten grofsen Völker und ein Schaden für das A. T.
Jene alten Nationen haben ihr grofses felbftftändiges
Leben geführt, das intereffant genug für fich ift und
nicht erft feinen Reiz und Werth von der Bibel holen
mufs. Das grofse Publicum foll lernen, die felbftftändigen
Erfcheinungen jener alten Culturwelt gefchichtlich und
vorurtheilslos zu würdigen. Andererfeits hat das A. T.
nur Schaden von diefer engen Verknüpfung. Diefe führt
bei der Dürftigkeit unfercr Quellen faft von felbft zu

zahlreiche religionsgefchichtliche Parallelen ift gezeigt,
wie gerade in diefem Gebiete des praktifchen Lebens
das Volk Israel und feine Religion fich mit dem Glauben
und Aberglauben der Völker aufs allernächfte berührt.
Der klar geordnete Stoff ift in folgende Theile gegliedert:
Die kriegerifche Art Jahwes; die kriegerifchen Idole (Lade,
EfodbildjWund degclals Standarten); die Mittel desKriegs-
cultus (Orakel, Seher, Vorbedeutung, Zauberftab Ex. 1719fr.,
Jof. 8 26, Pfeilzauber 2 R. 13 u—17, Sonnenzauber Jof. 1012 f.,
Kriegsgefchrei,Opfer,Bann,Menfchenopfer i.S. 1533, Ri. Ii);
die Kriegsweihe (durch Feuer, Waffer Num. 31 21fr., Sal-

Uebertreibungen: ,in Babel wie Bibel ift der Begriff : bung Jef. 21 5, Falten i.S. 7 n, Ri. 20 26, Sühnopfer 1. S. 79);
der Sünde die alles beherrfchende Macht' (wie kann die Ritualien des Kriegsbundes (Opfermahl Ri. 20ä6, Eid-
nian nur fo kurz von einem einheitlichen ,Begriffe' der l opfer i.S. ii7ff. cf. Ri. 19, Wafferbund i.S. 76, Bundes-
Sünde fprechen?), wir hören grofse Worte von dem Einen ehe 1. Sam. 1839); die kultifche Reinheit des Kriegers
Gott, dem Ziele des mcnfchlichen Herzens, und werden j (fexuelles Tabu 1.S. 21 off., Verunreinigung durch Leichen

belehrt, dafs fchon im uralten Babel der ,Monotheismus'
zu Haufe war u. dgl. Und man thut, wie wenn lauter
Uebereinftimmung wäre und verfchweigt, dafs nicht feiten
Israel nur die Form entlehnt, aber ganz anderen Inhalt
hineingegoffen hat. Angenommen z. B., jener bekannte
Cylinder würde wirklich den Sündenfall darfteilen; alfo
hüben und drüben: eine Schlange, ein Baum, zwei Men

im Krieg, Abort Dt. 23 13f., Haartabu); die kriegerifche
Befeffenheit (Richter, Berferker wie Simfon, nebiini); die
Rückkehr in den profanen Stand (Opfer, Luftration, Aufhebung
des tabii). Aus der Fülle des intereffanten Materials
fei hervorgehoben: Zebaot ift das wilde Heer,
das befonders im Krieg mit Jahwe ftürmt; lehrreich find
die religionsgefchichtlichen Parallelen für die Lade (fo-

.chen; da haben wir's ja. Verf. fpricht, wie wenn damit j wohl für die Lade = Fetifch, als für die Lade = Fetifch
Gen. 3 erfchöpft wäre und wie wenn in der Religions- j fchrein); die ,Stiftshütte' war die uralte Form der Be

gefchichte die einzige Frage hiefse: woher flammt etwas?
Dafs die Religion Israels auf babylonifchem Culturboden
gewachfen ift, foll diefer Vortrag aufs neue uns fagen;
aber fie bleibt doch ein felbftftändiges, in vieler Hinficht
unerklärliches Gewächs, fo gut wie die griechifche Kunft.

Leonberg. P. Volz.

Zur Ergänzung des Obigen fei noch auf die Recenfion von Jenfen

haufung der Lade, und mit Wohlbedacht erneuert David
diefe alte Form. Ausführlich erörtert Verf. die Arten
und die Bedeutung des Bannes; er ift kein Opfer, denn
von den Beuteftücken wird nicht alles gebannt, fondern
das Befte zum Opfer ausgelefen 1. S. 15; er ift zwar
fprachlich verwandt mit Weihgefchenk, aber doch nicht
das gleiche, denn Weihgefchenke werden aufbewahrt; er
ift vielmehr ein Verzicht auf Beuteftücke zu Gunften der

in der Chriulichen Welt 1902 Nr. 21 verwiefen. Wir erwähnen He, um Gottheit und aus Dankbarkeit gegen die Gottheit; damit

zugleich_zu erklären, dafs wir der gegen Jenfen gerichteten Annonce m g fe rdf werden fie für tabu er-

Nr. 16 der Theolog. Literaturzeitung durchaus fern ftehen. I ,7 " ., . , ,. JP XT ' . . , r. ,

Die Redaction. klart. Zuweilen wird diefer Verzicht in der form des