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Ausgabe:

1902

Spalte:

489

Autor/Hrsg.:

Urquhart, John

Titel/Untertitel:

Die neueren Entdeckungen und die Bibel. Zweiter Band. Von Abraham bis zum Auszug aus Aegypten 1902

Rezensent:

Volz, Paul

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark.

Nr. 18. 3°- Auguft 1902. 27. Jahrgang.

frquhart, Die neueren Entdeckungen und die

Bibel, 2. Bd. (Volz).
Poertner. Das biblifche Paradies (Volz).
Duhm, Das Buch Jefaja überfetzt und erklärt,

2. Aufl. rHandkommentar zum A. T. III, 1]

(Volz).

Facsimiles of the Fragments hitherto recovered
of the book of Ecclesiasticus in Hebrew
(Smend).

Berger, Les prefaces jointes aux livres de la
Bible dans les manuscrits de la Vulgate
(v. Dobschütz).

Gebhardt, v., Ausgewählte Märtyreracten (v. d.
Goltz).

Knopf, Ausgewählte Märtyreracten (v. d.
Goltz).

Dufourcq, Etüde sur les Gesta Martyrum

romains (H. Achelis).
Franchi de' Cavalieri, La Passio SS. Per-

petuae et Felicitatis (Ders.).
Franchi de' Cavalieri, Gli atti dei SS.

Montano, Lucio et compagni (Ders.).
Franchi de' Cavalieri, S. Agnese nella tra-

dizione e nella leggenda (Ders.).
Chevalier, Sacramentaire et martyrologe de

l'abbaye de Saint-Remy etc. (H. Achelis).
Chevalier, Etüde critique sur l'origine du St.

Suaire de Lirey-Chambery-Turin (Ders.).

Beissel, Das Evangelienbuch Heinrichs III.
(H. Achelis).

Steck, Der Berner Jetzerprocefs 1507—1509
(Boflert).

Wolfart, Die Augsburger Reformation in den
Jahren 1533 34 (Köhler).

Mertz, Das Schulwefen der deutfchen Reformation
im 16. Jahrhundert (Knoke).

Priebfch, Deutfche Handfchriften in England,
2. Bd. (Köhler).

Dennis, Centennial survey of foreign missions
(Wurm).

Palmieri, Die Polemik des Islam (Hartmann).

Urquhart, Rev. John, Die neueren Entdeckungen und die

Bibel. Zweiter Band. Von Abraham bis zum Auszug
aus Aegypten. Vom Verfaffer autorifierte Ueber-
fetzung von E. Spliedt. Stuttgart 1902, M. Kielmann, j
(XII, 331 S. gr. 8.) M. 4.— ; geb. M. 5.-

Der zweite Band fleht dem erften an Werth nach
und ift eine betrübende Probe dafür, wie weit der
Mangel an gefchichtlichem Sinne gehen kann. Bietet
der erfte Band wenigflens eine bequeme Ueberficht
über die aufserbiblifchen Urgefchichten, fo ift der zweite j
trotz feinem Titel nichts anderes als eine breite erbauliche
, mit Archäologie getränkte Auslegung der Erz- j
vätercapitel. Indem dabei mit allen Zwangsmitteln der
Allegorie das Leben Jefu in den Erzvätern gefunden
wird, bekommt die Schrift zuweilen den Charakter des
Uno-eniefsbaren. Verf. fpricht offen aus, dafs wir in den
Gefchichten des A. T. eben fo wohl wie in feinen Riten
und Ceremonien Vorbilder Chrifti haben. Die Beweisführung
ift faft noch gröber als im erften Bande, da das
Infchriftenmaterial für die Erzvätergefchichten dürftiger
ift. Dafs man ein Haran entdeckt hat oder dafs in der
Geschichte Jofefs und des Auszugs aus Aegypten eine
genaue Kenntnifs ägyptifcher Verhältnifse fich kund-
giebt, ift dem Verf. ein Zeichen dafür, dafs die betreffenden
Erzählungen ftreng hiftorifch bezw. nach feiner Terminologie
,infpirirt* und mofaifchen Urfprunges find. Aber
für ihn ift es gewifs, dafs ,die Kritiker ihren Rückzug
anzutreten haben unter dem Lächeln und dem Halle-
lujah ihrer Feinde'; und es wäre nicht recht, ihn in diefer
Freude zu ftören. Da das Buch übrigens ein mit grofsem
Fleifse gefammeltes archäologifches Material enthält, fo
hat man es doch nicht ganz umfonft gelefen.

Leonberg. P. Volz.

Poertner, Dr. B., Das biblische Paradies. Eine exegtifche
Studie. Mainz 1901, F. Kirchheim. (36 S. gr. 8.
m. Karten.) ' M. —.70

Verf. vertritt in diefem populären Vortrage die Anficht
, dafs das Paradies in der füdbabylonifchen Tiefebene
an der Mündung des Eufrat und Tigris gelegen
habe. Die vier Ströme find Flüfse oder Flufscanäle, Gichon
öftlich vom Tigris, Pifchon weltlich vom Eufrat; Kufch
ift das elamitifche Gebiet, Chavilah das arabifche Küften-
gebiet am perfifchen Golf. Hiermit ftimme der baby-
jonifche Mythus vom Lande der Seligen an der Mündung
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der Ströme und der Adapa-Mythus, der die Urheimath
des Menfchen an der Eufratmündung glaubt. Das Paradies
ift identifch mit der Urheimath des Menfchen; der
Bericht von Gen. 2»—15 ift wiffenfchaftlich zuverläffig; denn
Mofe, fein Verfaffer, wufste genau, wo das Paradies lag.

Verf. verkennt, dafs die Paradiesgefchichte eine
rationaliftifche Behandlung nicht erträgt, und dafs auch
die gelehrten Verfe 10—14 nicht mit dem Maafsftabe
der heutigen Geographie gemeffen fein wollen. Seltfam
ift die Exegefe des Verfes IG-, wo die Verzweigung der
Flüfse ftromaufwärts gedacht fein foll. Allemnach hat
Vers 10 die Vorftellung, dafs vom Paradiesftrom die
vier Weltftröme ausgehen, nicht aber, dafs die vier
Ströme zuerft getrennt waren, dann nach ihrer Vereinigung
ins Paradies, einliefen. Im übrigen giebt das
Schriftchen eine anfprechende Ueberficht über die ver-
fchiedenen Verfuche, das Paradies zu localifiren.

Leonberg. P. Volz.

Duhm, Prof. D. Bernh., Das Buch Jesaia übersetzt und erklärt
. Zweite verbefferte Auflage. (Handkommentar
zum Alten Teftament. In Verbindung mit anderen
Fachgelehrten herausgegeben von Prof. D. W. No-
wack. III. Abteilung, Die prophetifchen Bücher,
1. Band.) Göttingen 1902, Vandenhoeck & Ruprecht.
(XXII, 464 S. Lex. 8.) M. 8.— ; geb. M. 9.80

Dafs der Jefaias-Commentar Duhm's die zweite Auflage
erlebt, ift mit grofser Freude zu begrüfsen. Die
feine äfthetifche Empfindung, das wurzelftarke religiöfe
Gefühl, mit dem fich der heutige Forfcher in die grofsen
religiöfen Genien der Vorzeit hineinfenkt und mit dem
er die verborgenen Gänge der religöfen Entwickelung
in der Gefchichte auffpürt, der rückfichtslofe Muth des
felbftftändigen Denkers geben den Duhm'fchen Commen-
taren ihr befonderes Geficht und ihren befonderen Werth.
Geändert ift in der zweiten Auflage nicht viel. Be-
achtenswerth ift die neue Zeitbeftimmung der Ebed-
Jahwelieder, die jetzt als fpätere Zufätze zum Grund-
ltocke erkannt werden. Seine Anficht über die ,meffiani-
fchen' Stücke (22—4, 91—6, 111—s, 321-5) hält Verf.
feft; fie find ihm immer noch jefaianifch, da ihm die beigebrachten
Gegengründe nicht triftig erfcheinen. Diefes
confervative Urtheil befremdet angefichts der fonftigen
| weitgehenden Kritik des Verf.s z. B. im Jeremia-Com-
mentar. Die kleinen Aenderungen der neuen Auflage
liegen theils im Gebiete der Ueberfetzung (35 7 4127),

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