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Ausgabe:

1902 Nr. 1

Spalte:

26

Autor/Hrsg.:

Flade, Walther

Titel/Untertitel:

Die philosophischen Grundlagen der Theologie Richard Rothe‘s 1902

Rezensent:

Troeltsch, Ernst

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Seite 1

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Theologifche Literaturzeitung. 1902. Nr. i.

26

deffen, was die fymbolifchen Bücher für die religiöfe I Beide Schriften gewähren intereffante Einblicke in die
Haltung der griechifchen Kirche ergeben, bringen foll. momentanen Wirren in Griechenland. Sie find nicht um

wichtig als Ergänzung zu dem Werke von Meffoloras.
Giefsen. F. Kattenbufch.

Es ift jedoch nur ein Bruchftück diefes zevxog, 18 Bogen,
welches er hinausgiebt; mitten in einem Satze hört er
auf, und nach der Vorrede ift zu befürchten, dafs das

S& ÄtÄÄSS I «■<•. Waith«, Oie phiLsaphtechen Gr-appn der Theo-

foll, ift gröfstentheils fertig, dUa zc Ttjq sxöböEcog fitöa logie Richard Rothe's. Inaugural-Diff. Leipzig 1901,
eXXe'ljiovölv 7/filv, mufs M. klagen. Das Klofter Vatopaedion E. Gräfe. (148 S. gr. 8.)

am Athos hat für das jtaQaQztifia von 1893 und für das, Die vorliegende Leipziger Doctorarbeit ift ein fleifsiges,

was jetzt vom 2, rofioS eclirt wird, die Mittel dargeboten aber durch und durch {chulerhaftes, im fürchterlichften
M. widmet ihm daher tvyvofiovcog das, was er gedruckt Deutfch „efchriebenes und obendrein nachläffig gedrucktes
hat. Wir hoffen mit ihm dafs EVftsvyq zig jiEQiOzaaig product gährender philofophifcher Neigungen und des Wun-
ihm doch noch dazu verhelfen wird das Werk zum Ab- fches zu moviren Schon der Titel ift bedenklich, ob-
fchlufse zu bringen. Denn es ift ein fleifsiges, umüclitiges wqH1 der Verfaffer fich keine Gedanken darüber gemacht
und lehrreiches Werk, durch und durch hellenden em- . hat Was foll )philofophifche Grundlagen'einer Theologie,
pfunden, nicht gerade in unterem Sinne hiftonlch gehalten, . und jnsbefondere der Rothe's, heifsen? Die katholifche
aber doch gerade auch für die Hiitoriker unter uns in- | ^ proteftantifche Scholaftik allerdings fetzte ein Gebiet
ftructiv. M. fpricht fleh auch in diefem 2 Bande in der hilofophifchen d. b. natürlichen Erkennens voraus, das
Vorrede darüber aus. was die .Symbolik für eine oder , ^ ^ Unterbau der übernatürlichen Offenbarungser-
richtiger für feine Kirche le.ften folle. Sie hilft der Kirche , kenntnifs machte_ Aber dje neuere Theologie) und ins-
zur Selbftbefinnung über das, was ihr wefentl.cn ift. , befondere die Rothe-s arbeitet nicht mit diefer Voraus-
P-f. &äSL *^C£'%^ ZSlT M Zltll Atzung, fondern mit von ihr felbft geprägten allgemeinen

holt hervorhebt, keine Profelyten machen. M. beklagt
und verurtheilt die Wirren, die die övzixoi (die römifchen
Katholiken, befonders 01 lyoovizcu) und dictfiaQzvQÖiiEVOi
(Proteftanten) vielfach hervorgerufen hätten. Er rühmt

Begriffen, mit denen fle die religiöfe Wirklichkeit zu
faffen und in den Gefammtzufammenhang einer Weltanschauung
einzuheilen ftrebt. Die philofophifchen Grund-

(rroteitantenj vieiiacii nervorgeru.c.. «««u. lagen find hier von der Theologie felbft nicht zu Unterau
feiner Kirche, dafs fie: fich auf fichJelbft und ihre an- fcLiden, wenn auch natürlich die von einem foichen
geftammten Gläubigen befchranke. Von der .Symbolik , Theologen gebildeten Begriffe in vieler Hinficht ihm mit
f-vWar-tCr u- »"^«deruni! für Wen fem« Volke . | denj « f ^ dje ph

Die Gefchichte haoe bezeugt und bezeuge noch immer werde/und ^ leiche Aufgabe fich q^ wobei fie

dafs xoq y(av moztq xae xazpg ^m^^J^ I nur weniger durch kirchliche oder biblifche Directiven
t&vixoxwc Hand in Hand gehen, fich wechfelleitig ltutzen. . . & r ■ a cru-u.j ' ,

Darin hat er völlig Recht M. hat den zweiten Band auf , gebunden zu fem pflegen. So fchildert denn auch Made
drei r«5r« oder fnVy berechnet. Der erfte Theil foll | ,dem «tel der .Grundlagen' die ganze TheofopUa

das Dogma[behandeln der zweite die uvörfoa, der dritte Rflotht * ^ allen Hauptpunkten. Diefe Schilderung
die weiteren tüj tcü und de xvQtäzEQat txxXyomOxcxai f m Wahrheit freilich mehr eine Kritik der Me.fter
äsazaieig. Gerade von dem, was diefe beiden letzteren I des deutfehen Idealismus und ihrer Nachzügler und zwar
bieten" follen, hätten wir abendländifchen Confeffions- t.ne K"t,k ™ vollften Hochgefühle der Ueberlegenheit,
hiftoriker wohl die meifte Belehrung zu erwarten. Doch 1 d,f z: B: Schleiermachers, Rothes und Lotze s ethifch-
enthält auch das erfte teC/o.- manches Intereffante. Es | teleologische Fundamentirung der Erkenntnifstheorie
enthält eine Art von Compendium der orthodoxen Dog- einfach als Feigheit bezeichnet. Der Geift diefer Kritik
matik, wie gefagt. noch nicht vollftändig, aber doch in j moge dur v? folgenden Satz (S. 40) veranfehaulicht werden
Hauptftücken. Zum Eingange handelt M. von der ! ^en:, 'ln,..$™?r Beziehung (d. h. bei der Beftimmung
XQiöxuivixy »MOXBla im Allgemeinen, dann von der oVfto- d" Verhaltnifses_ zwifchen Empirie und Metaplvyfik) be-
öolfrz im Befonderem. Folgen Abfchnitte über die Offen- 1 fteht n!cht .nur. ein,e f ,?fre Differenz zwifchen Rothe und
barung, die heil. Schrift, die Ueberlieferung, zuletzt einer uns't „e w'rT '? glücklich find im Zeitalter der experi-
mit der Ueberfchrift ,Xoyoiq zoi äv&omxlvov Xbyov h ^enteilen Methode zu leben und auch heute noch den
ZTjyfisztQaixxXyoiaxal »EoXoyla'. Nun erft kommt das ' lrtam an der, Wahrheit die Ausnahme an der Regel
als zo öoyuaxtxov im fpecififchen'Sinne bezeichnete uiooq, «kennen, fondern fteht Rothe fogar gegen viele feiner
die Lehren von Gott, der Schöpfung, der Vorfehung, Vorganger und Zeitgenoffen zurück'. Stil, Akribie und
dem Menfchen und der Sünde, von der Perfon Chrifti, der : Genkweife des Verfaffers möge ein zweiter Satz charakteri-
Freiheit und Gnade, dem Glauben und den Werken etc. ! %en ^ &)'' 'Wle wenig Rothe die Konfequenzen des
Der Paragraph, bei dem der Druck abbricht (8 31), han- . f1^1?™ ubedenkt' geht daraus hervor, dafs er in dem
delt von ;ivvota xal oxoxbs zyg hxXriotag'. Natürlich 1 faftff PrChWur ? gelaufen: Anfchauungen ohne Be-
läfst der Verfaffer die hiftorifchen Streitfragen feiner pnf,? f'nd bllnd' Angriffe (jk) ohne Inhalt (sie) find
Kirche nicht zu kurz kommen. Einer der ausführlichften ! leer ohne, weiteres auch die zweite Seite mit herüber-
Paragraphen (§ 7, S. 115-129) gilt der nyo^irxn tov ^/Tl^r • rf ^ Uud doch,.eifi Hegelianer, eine
filioquc BP zcö olxovfievtxä ovfißbXm xriq xlorsmq Es 1 We , °ls ln »eZrM™ erbauen will'. Der erfte Satz mag
führte zu weit, wenn ich zeigen wollte, was man über die I gütlicheren Kindern des experimentellen Zeitalters, als
anatolifche Kirche unferer Tage aus dem Buche lernen ich ' vielleicht einen Sinn offenbaren, mit dem zweiten
kann. Auch in dem, was man nicht in ihm findet ift I Vv'rdr e,f 3Uch diefen fchwer faüen- Ja ich furchte, der
es beachtenswerth. ' Verfaffer hat hier die Confequenzen feines eigenen Citirens

Uebrigens möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen i nicht ganz überlegt. Denn die an fich finnlofe zweite .Seite'
um zwei kleinere Schriften auch eines Profeffors an der des Srlaungen Satzes gewinnt vielleicht einen Sinn, wenn
Univerfität zu Athen wenigftens zu notiren die ebenfalls < man e auf die Seite des Verfaffers herübernimmt und auf
für die Confeffionskunde Intereffe haben. Zzjxoc Pm<Snq jfm5 Nörgeleien gegenüber Rothe anwendet. Die an
hat 1898 eine Abhandlung erfcheinen laffen, die den Titel 1 T §eubte Kritlk lft'n derThat mehr Nörgelei als zuträgt
: AI VeiiEhmÖEiq öoyuazrxal dflyal trjq dnB-nöoBov famme"hangende, von klaren Gefichtspunkten ausge
dvaxolixyq Ixxhpiaz ev dvztßoXfj jtQbg xbg zoi xa- Und hera"S kbmmt,bel d'eff *nÜk wfder ei.ne

'■«t-oxa&oXtxiOuov. Er hat das Thema wieder aufge- | {/uchtbare Corr^ectur Rothe fcher Gedanken noch ein tie-
nommen in einer etwas umfaffenderen Form in der Ab- feres »terar-hiftonfches Verftändnifs Rothe's.
handlung /OpfforJog/n? xal nakcuoxad-oXixiöfiov dvzi&EOEtg'. | Heidelberg. Troeltfch.