Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1902

Spalte:

425-428

Titel/Untertitel:

Schriften des Vereins für schleswig-holsteinische Kirchengeschichte. 2. Reihe: II. (1. u. 2. Heft.) Band 1902

Rezensent:

Cohrs, Ferdinand

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

Theologifche Literaturzeitung. 1902. Nr. 15.

426

feine Schwarmgeiftperiode hat Luther fpäter ebenfo milde
geurtheilt, wie über Stiefel's Irrgang als Prophet des
jüngften Tags. Hans Mohr, der Vogt zu Koburg, S. 44 tft
wahrfcheinlich der Untervogt Joh. Mohr zu Herrenberg
1534—1540. Vgl. Georgii, württb. Dienerbuch S. 451. Zu
Ulrich Hugwald's Biographie S. 45 wäre noch eine Erklärung
des Namens Mutius Wilenfis, unter dem er in
Bafel immatriculirt wurde, nothwendig. Da H. fich einen
Thurgauer nennt, und als feine Heimat die Umgegend von
Bifchofszell genannt ift, fo wird Muthwyl füdlich von
Bifchofszell fein Geburtsort fein, nach dem er in der
Basler Matrikel und im Index Romanus als Mutius
(Wilenfis) aufgeführt ift. Der hochwürdige Herr, welcher
S.64gefchildertift, könnte der Bifchof Hugo von Konftanz
fein. S. 71. Ein Ulrich Zink aus Mindelheim wird 1505
12. März zu Tübingen inferibirt. Roth, Urk. der Univ.
Tübingen S. 560. Einen Zink von Rheinfelden läfst Eber-
lin in feiner Schrift ,Mich wundert' auftreten. Er könnte
jener Rheinfelder Chorherr Ulrich fein, den Zink lobt.
Radlkofer, Joh. Eberlin und Wehe S. 127, 169fr. S. HO
Z 9 der scriniator Coburgensis heifst Acharius = Eucharius
Binder. Vgl. Roth, Ref. in Augsb. 2. Aufl.S. 262 Anm. 57.
Z.21 1. ftatt/// ibi V. Julii, was graphifch ziemlich nimmt und
dem Datum nach möglich ift. Der Heidelberger Profeffor, der
nach Augsburg berufen werden follte, S. 114 Z. 5, kann
kaum ein anderer fein, alsFrecht, der aber wenige Monate
darauf in feine Vaterftadt ging. S. 125 Z. 16 ift Andreas
noster, welcher einen Brief von Camerarius an Spalatin
mitnimmt, der am 4. October 1540 zu Tübingen inferi-
birte Andreas Junius von Altenburg, der wohl auch in
Juftus Jonas Briefwechfel ed. Kawerau 2, 65 gemeint ift.
Vgl. Roth, Urk. der Univ. Tübingen 679, Nr. 55. S. 134
ift der minorita noster der Barfüfser Jeremias Mielich, vgl.
Nik. Paulus, der Auguftiner Barth. Arnoldi von Ufingen.
Strafsb. th. Stud. 1,3, S. 53, Anm. 1. Roth, Einführung der
Ref. in Nürnbergs. 124, während der Prediger zuS. Katharina
in Nürnberg ein Dominikaner war und Georg Erbar hiefs,
Beitr. zur bayr. KG. 6, 220, Lochner, Ref. G. der Reichsft.
Nürnb. S. 46. S. 40 Z. 14 v. u. ift nach Jofeph ein Komma
zu fetzen. Zu Ifenmann S. 109 Anm. ift auf RE. 93, S. 443 ff",
und das Lebensbild Bl. f. württb. KG. 1901, S. 141—158
zu verweifen.

So reich der Gewinn aus diefer Gabe Clemen's ift, fo
ftark regt fie zu weiterem Forfchen an. Z. B. ift fraglich,
ob der 17. März 1531 das richtige Datum für den Brief
Gereon Saylers fein kann, wenn er fagt: Michael, Stcplianus
et Thomas praedicare non remittuntur. Vgl. Roth, Augsb.
Ref.-G. 2. Aufl., S. 352 und die beiden Briefe Sayler's an
Butzer vom 1. Dezember 1530 und 25. Januar 1531. Keim,
Schwäb. Ref.-G. S. 295 fr. Thomas könnte möglicherweife
für Rhana verfchrieben fein. Jedenfalls ift Frofch gemeint.
Wer ift aber jener Franciscus, der Spalatin 1544 verfchwatzte?
S. 130. Wer ift Alexius, der Schreiber Ofianders S. 134?

Nabern. G. Boffert.

Beiträge zur hessischen Kirchengeschichte, redigiert von Licc.
DD. Pfr. Wilhelm Diehl und Priv.-Doc. Wilhelm
Köhler. I. Band, 1. Heft. (Archiv für hefflfehe Ge-
fchichte und Altertumskunde. Neue Folge. I. Ergänzungsband
, 1. Heft.) Darmftadt 1901, A. Berg-
fträfser in Komm. (111 S. gr. 8.) M. 2.—

Schriften des Vereins für schleswig-holsteinische Kirchengeschichte
. II. Reihe (Beiträge und Mitteilungen). II.
Band, 1. u. 2. Heft. Kiel 1901, R. Cordes in Komm.
(287 S. gr. 8.) M. 4 —

Die Vereine für heimathliche Kirchengefchichte haben
abermals einen Zuwachs erhalten. Angeregt namentlich
durch den fchon aus manchen Arbeiten für die Kirchengefchichte
Heffens (namentlich: ,Zur Gefchichte der Con-
firmation, Beiträge aus der heflifchen Kirchengefchichte'

1897 und: ,Zur Gefchichte des Gottesdienftes und der
gottesdienftlichen Handlungen in Heffen' 1899) bekannten
Lic. Dr. Wilh. Diehl, Pfarrer in Hirfchhorn a. N. und durch
den namentlich auf dem Gebiete der Reformationsge-
fchichte(vgl.befonders:,Lutherund dieKirchengefchichtel,
I*. 19OO, dazu Theo!. Lit.-Zeitung 1901 Sp. 554fr.) verdienten
Giefsener Privatdocenten Lic. Dr. Wilhelm Köhler hat fleh
ein Verein für hefflfehe Kirchengefchichte gebildet, der
fleh den fchon in Sachfen, Bayern, Niederfachfen u. f. w.
(f. die Ueberficht von O. Clemen in den Deutfchen Ge-
fchichtsblättern 1900S. 33 fr.) beftehenden kirchengefchicht-
lichen Vereinigungen anreiht.

Wir freuen uns diefer Neugründung aufserordentlich
und hoffen, dafs die Zeit nicht mehr fern ift, wo keine
der deutfchen Landeskirchen ihres kirchengefchichtlichen
Vereines und damit des Archives entbehrt, darin die For-
fchungen auf dem Gebiete der heimathlichen Kirche für
alle Zeiten geborgen werden. Die Früchte diefer Be-
ftrebungen werden nicht ausbleiben; fie werden einmal der
Einzelkirche, ja der Einzelgemeinde zu gute kommen:
geficherte Nachrichten über die kirchliche Vergangenheit
werden den Blick für die gegenwärtigen Bedürfnifse
fchärfen, werden die Liebe zur heimatlichen Kirche erhöhen
, werden Predigt und Jugendunterricht beleben; man
benutze einmal eine Kinderlehre, um den Kindern das
kirchliche Leben früherer Zeit klar zu machen, und man
wird erfahren, wie das Intereffe der Kinder geweckt wird;
man illuftrire namentlich die Predigt am Reformations-
fefte durch Mittheilungen aus der Gefchichte, und man
wird eine dankbare Zuhörerfchaft finden. Aber auch die
kirchengefchichtlicheForfchungimgrofsenwird aus diefen
zahlreichen kleinen Arbeiten gewinnen: hier werden immer
neue Baufteine zufammengetragen, die kundigen Meifter-
händen dienen müffen, mehr und mehr den Gefammtbau
zu vervollftändigen.

Das erfte Heft der .Beiträge zur hefflfehen Kirchengefchichte
' beginnt mit einem einleitenden Auffatz Köhler's,
der in kurzen Zügen die Aufgaben des neu gegründeten
Vereinesdarftellt: eineBibliographiederfchon vorhandenen
Arbeiten, Auffpürung des handfehriftlichen Materiales und
dazu vor allem auch die planmäfsige Erforfchung der
Pfarrarchive follen das Erfte fein, das Ziel ein weherer
Ausbau der gefammten hefflfehen immer im Zufammen-
hange mit der allgemeinen Kirchengefchichte, vor allem
eine von Grund auf neue Bearbeitung der Gefchichte der
hefflfehen Kirche vor der Reformation.

Der letztere Punkt wird durch das vorliegende Heft
noch nicht in Angriff genommen und wird auch noch
fchwieriger Vorbereitungen bedürfen. Wohl aber erhalten
wir drei gröfsere Arbeiten, die über die Gefchichte der
Reformation in Heffen neue Auffchlüffe bringen, zugleich
auch für die gefammte Reformationsgefchichte von Bedeutung
find. Namentlich die Publication Diehl's: ,Zur
Gefchichte des Friedberger Ruralkapitels in feiner evange-
lifchen Periode' bringt einen wichtigen Beitrag zur Gefchichte
der fynodalen Strömungen im Reformationszeitalter
. Wir erkennen an einem einzelnen Fall — und dürfen
aus diefem auf andere fchliefsen — wie die hefflfehe
Kirchenverfaffung der Reformationszeit auf dem aus dem
Katholicismus ererbten Inftitut der Pfarrcapitel fleh aufbaut
. Gleichzeitig erhalten wir über das Wefen diefer
Capitel zu evangelifcher Zeit geficherte Nachrichten und
damit ein anfehauliches Bild kirchlichen Lebens. Ein
folches gewähren auch die ebenfalls von Diehl (,Zur
Kirchenkunde der Dreieich') herausgegebenen Gravamina
etlicher Pfarrer der Graffchaft Ifenburg aus dem Jahre 1562,
die in damalige Kirchlichkeit, in die kirchlichen und unkirchlich
en Sitten und Gebräuche jener Zeit uns einen
klaren Blick ermöglichen, und mit denen Diehl zugleich
einen Beitrag liefern will zu der von Drews (Monatsfchrift
für die kirchliche Praxis. 1. Jahrg. 1. Heft) geforderten
religiöfen Volkskunde. Otto Köhler veröffentlicht die
Kirchenordnung des Grafen Anton von Ifenburg-Büdingen,

**