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Ausgabe:

1902 Nr. 15

Spalte:

421-423

Autor/Hrsg.:

Friedländer, I.

Titel/Untertitel:

Der Sprachgebrauch des Maimonides 1902

Rezensent:

Bacher, Wilhelm

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Theologifche Literaturzeitung. 1902. Nr. 15

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Schneller; der (ich eine Fabrik an Stelle der Grabeskirche
wünfcht, zum Zeichen, dafs mitunter auch ganz geiftes-
frifche Leute einer Hupenden Pedanterie und einem
potenzirt mongolifchen Radicalismus verfallen können.
Sind Stätten nicht ehrwürdig, bei denen feit mehr als
1500 Jahren zahllofe Myriaden Seelen das Phrbarmen
Gottes in unausfprechlicher innigfter Freude empfunden
haben? Und wenn gelegentlich die Griechen und Romanen
in der Grabeskirche fich prügeln, fo ift das noch lang
nicht fo häfslich und widerwärtig wie das Gezänk der
modernen Theologen; denn die naiven Söhne des Oftens
und Weftens machen eben nur einen handgreiflichen Gebrauch
vom Anathema der orthodoxen Kirche, und trotten
fich über die empfangenen Fauftfchläge leichter als die
Theologen über diebiffigen Bemerkungen ihrer Recenfenten.

Wenn der Verfaffer in der nächften Auflage feines
geiftvollen und anregenden Buches das Pathos etwas mildert
und bei der zunehmenden Nervenfchwäche unterer Zeit-
genoffen etwas weniger die moderne Sprache Kanaans
redet, fo wird fein Werk noch viel gewinnen.

Zürich. K. Furrer.

Führer. Prof. Dr. Jofeph, Ein altchristliches Hypogeum im
Bereiche der Vigna Cassia bei Syrakus. Unter Mitwirkung
von Dir. Dr. Paolo Orfi befchrieben. Mit
5 Tafeln. (Abhandlungen der k. bayer. Akademie
der Wiffenfchaften. L. Clane. XXII. Bank E Abt.).
München 1902, G. Franz In Komm. (S. 107—158
gr. 4.) M. 2.40

Wer mit der Katakombenforfchung der Gegenwart
vertraut ift, kennt den Namen J. Führer's und feine Ver-
dienfte um die chriftlichen Cömeterien in Sicilien, von
deren Umfang und Reichthum wir erft durch ihn nähere
Kunde erhielten; und wer eine neue Studie Führer's in
die Hand nimmt, weifs, dafs er eine ausgereifte Arbeit
zu erwarten hat, die auf peinlich genauer Beobachtung
und forgfältiger Zufammenftellung beruht. Wie er auf
Sicilien Hand in Hand mit Orfi, dem Leiter der dortigen
Ausgrabungen, arbeitet, fo treten fie diesmal auch ge-
meinfam an die Oeffenthchkeit: Orfi behandelt die Topographie
, Architektur und innere Ausftattung des kleinen,
in fich abgefchloffenen Hypogeums; Führer befchreibt
und würdigt die zahlreichen Fresken desfelben. Wenn
diefelben auch weder durch ihr Alter, noch durch ihre
künftlerifche Ausführung befondere Aufmerkfamkeit verdienen
, fo haben wir doch den beiden verdienten Männern
zu danken, dafs fie uns ein neues und beträchtliches Stück
chriftlichen Alterthums in Bild und Wort nahebringen,
zumal wenn ihre Befürchtungen eintreffen follten, dafs
die Gemälde in kurzer Zeit untergehen werden, falls
man nicht bald befondere Maafsregeln zu ihrer Erhaltung
treffen wird.

Königsberg i. Pr. H. Achelis.

Friedländer. Dr. I., Der Sprachgebrauch desMaimonides. Ein

lexikalifcher und grammatifcher Beitrag zur Kenntnis
des Mittelarabifchen. I. Lexikalifcher Teil. Arabifch-
deutfchesLexikonzum Sprachgebrauch desMaimonides.
Ein Nachtrag zu den arabifchen Lexicis. Frankfurt a. M.
1902, J. Kauffmann. (XXI, 119 S. Lex. 8.) M. 12.—

Von den in arabifcher Sprache verfafsten Werken
Mofes Maimuni's (Maimonides) ift fein religionsphilo-
fophifches Hauptwerk, ,der Wegweifer der Verirrten'
bereits in den Jahren 1856—1866 durch Salomon Munk
im arabifchen Originale veröffentlicht worden. Im Jahre
1888 gab Moife Bloch das ,Buch der Gebote' heraus. Vom
Mifchnacommenture waren mehrer gröfsere und kleinere
Abfchnitte durch Pococke's ,Por/a Mosis' (1655) im Originale
zugänglich geworden; die ganze VI. Abtheilung

(,A"^;-7h/2öro/')gabJofephDerenbourgheraus(i887 —1892),
während die Publication einzelner Tractate der anderen
fünf Abtheilungen in den letzten zwei Jahrzehnten den
Gegenftand einer ganzen Reihe von Doctordiffertationen
bildete. Auf Grund diefes gedruckten Materiales hat es
der Verfaffer, ein Schüler Theodor Nöldeke's, unternommen
, den arabifchen Sprachgebrauch des Maimonides
zu unterfuchen. Er will damit ,einerfeits zu einem befferen
Verftändnifse der maimünifchen und mittelbar der jüdifch-
arabifchen Schriften überhaupt beitragen und eine philo-
logifche Handhabung derfelben erleichtern', andererfeits
,einiges nicht unwichtige Material der Grammatik und
Lexikographie des Gefammtarabifchen' zuführen. In
feiner gehaltvollen Einleitung, die er dem hier gebotenen
lexikalifchen Theile feiner Arbeit voranfchickt (IX—XXI),
ftellt er den zweiten Theil feiner Aufgabe in klares Licht,
indem er nachweift, dafs die jüdifch-arabifche Literatur
des Mittelalters mit Unrecht aus dem Kreife der arabifti-
fchen Studien ausgefchloffen wird. Befonders zutreffend
ift der Hinweis darauf, dafs ,das Plus an Vulgarismen' bei
den jüdifchen Autoren arabifcher Werke nicht ihrem
jüdifchen Urfprunge zuzufchreiben ift, fondern dem Um-
ftande, dafs bei ihnen das theologifche Moment, der Einflufs
des Koran auf den Sprachgebrauch wegfiel und es ihnen
leichter wurde, der Volksfprache Conceffionen zu machen,
als den muhammedanifchen Schriftftellern. Auf Grund diefer
Erwägung glaubt fich der Verf. die paradoxe Behauptung
erlauben zu dürfen, ,dafs für die Zwecke einer genetifchen
Sprachforfchung die Sprache der jüdifchen Autoren weit
wichtigeres und werthvolleres Material liefert, als die gleichzeitigen
Erzeugnifse der mohamedanifchen Schriftfteller'
(S. XIV). Den Beweis für diefe Behauptung wird feine
eigene Arbeit, die fich auf den Sprachgebrauch eines
Einzigen jener Autoren befchränkt, zu bieten beftimmt
fein; und diefer erfte, die Wörterbücher des Arabifchen
ergänzende Theil zeigt zur Genüge, welche Fülle von
lexikalifchen Einzelheiten aus den jüdifch-arabifchen
Schriftftellern zu holen ift. Der Verf. hat es verftanden,
feinen Stoff in möglichft knapper und dabei lichtvoller
Form darzubieten und nicht nur, in dem angegebenen
Sinne, einen Beitrag zur arabifchen Wortforfchung zu
liefern, fondern auch ein höchft werthvolles Hilfsmittel
für weitere Arbeiten auf diefem Gebiete und ein Mufter
für die Unterfuchung des Sprachgebrauches anderer
jüdifch-arabifcher Autoren zu fchaffen. Da Prof. Nöldeke
die ganze Arbeit durchgefehen und mit zahlreichen, zum
Theile die Annahme eines jüngeren Urfprunges der betreffenden
Wortform berichtigenden Noten verfehen hat,
ift es natürlich, dafs die von niemals verfagender Akribie
und gründlichem Studium der Schriften Maimünis zeugende
Arbeit Friedländer's nur feiten Anlafs zu Ausheilungen
bietet. F"olgende wenige Bemerkungen feien
hier zufammengeftellt.

S. 3, Sp. 2, Z. 5. Nach J.ol erg. X. (zehnte Form). —
Ib., Anm. 2. Die Lefeart stni»ptsD81 für 8nopt3D»T, die
dem Verf. unverftändlich ift, fcheint handfehnftlich begründet
zu fein, da man arabifches Sin zuweilen auch
mit hebr. Sin ('») transferibirte (f. R. d. E. J. XXXII, 144).
— S. 7, Sp. 1, Z. 25 ftatt ,in feiner Weisheit' 1.: ,in'feiner
Güte'. — S. 16, Sp. I, Z. 8. Die alte hebr. Ueberf. des
Mifchnacommentars giebt an der zweiten der angeführten
Stellen -iSfanbS pTl mit f-Q1i> ib» (Blätter des Weidenbaumes
) wieder; an der erften hat auch er 2i"h3n. —
S. 17, Sp. 2, Z. 2 v. unt., ft. IV 1. II. — S. 18, Sp. 1, Z. 1.
Nach dem Striche erg. IV. — S. 21, Sp. 2, Z. 10 v. unt.
Vor .Farben' ift das Wort ,weifse' ausgefallen. — S. 24,
Sp. 1, Z. 11 (ebenfo S. 71, Sp. 2, 1. Z.) st. Jipp 1. -pio. —

Ib., Sp. 2. Was Z. 3—7 als Form der Wurzel gebracht
ift, gehört unter Wurzel ^1^, ift alfo hier zu
ftreichen und S. 35, Sp. 1 in einem befonderen Artikel
einzufügen. — S. 26, Sp. I, Z. 12. Nicht Derenbourg,
I fondern fchon der alte Ueberfetzer überfetzt mit fOS Z-ü.