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Ausgabe:

1902

Spalte:

16-17

Autor/Hrsg.:

Bardenhewer, Otto

Titel/Untertitel:

Patrologie. 2., großenteils neu bearb. Aufl 1902

Rezensent:

Krüger, Gerhard

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Seite 1, Seite 2

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Theologifche Literaturzeitung. 1902. Nr. 1.

16

diefes Gedankens, auch die vielen Bedenken, denen er ! m>vrXi]v ovqüvov xai ~/r]q (oder desgleichen) zu ftreichen?
untergeftellt gewefen, um fich zuletzt plerophorifch zu Ja auch, warum ftrich er wohl das xaxtX&ovxa tlq A'iöov?
ihm als einem echt biblifchen und chriftltch nothwendigen Oder ift die Sage vom Symbole fo unbeftimmt aus dem
zu bekennen. Befonders im 19. Jahrhundert ift er bei ,Orient- nach Rom gedrungen, dafs eben manches dem
den Dogmatikern zu Ehren gekommen. In America Orient geläufige Stück überfehen wurde? Und doch
findet er das gröfste Intereffe, hier als die fog. ,Audover fo viel wörtlichfte Uebereinftimmung zwifchen R und
theory zuweilen auch unter dem Titel des ,Dornerism% j den Symbolen des ,Orients'?

fofern er durch die Ueberfetzung der Dorner'fchen | Was das ,dcscendit ad irrf} als ■ folches betrifft, fo
Dogmatik befonders gefördert wurde. Cl. ift ein guter fieht auch Cl., dafs Fäden zwifchen 1. Betr. 3 und den
Kenner der modernen englifchen Theologie, als folcher notorifchen Symbolen, in denen es auftritt, nicht
hat er fich fchon wiederholt erwiefen, und das kommt aufzuweiten find. Cl. verfucht den Nachweis, dafs die
ihm hier zu gut. — I Symbole, die es bieten, nicht — wie ich (übrigens nicht

Ich verzichte mit gutem Grunde auf eine eingehen- ; allein) es mir vorftelle — direct oder indirect von dem
dere Discuffion mit Cl. Es find fo viele Fragen, die er j Aquilejensc abhängig feien. Er glaubt vielmehr, dafs
anregt, dafs diefe Zeitfchrift nicht der Ort ift, um mit '< das Ürfymbol da überall durchblicke. Jene Symbole

ihm eigentlich zu ftreiten. Wie feine Erörterung fich
immer von Neuem zu einzelnen Stellen wendet und
diefe und jene Zwifchenfrage aufnimmt, fo müfste eben

feien ohne Zufammenhang unter fich, und fie repräfen-
tiren ihm offenbar eine Art von Tradition hinter allen
Couliffen, im kirchlichen ,Leben'. Zur Bekräftigung diefer

auch ich eine Menge von Detail befprechen, wenn ich Vorftellung bezieht er fich auf das Dictum von Gunkel:
daran denken wollte, mich mit ihm regelrecht aus ,Die Welt befteht nicht nur aus Menfchen, die Bücher
einanderzufetzen. So mag denn hier das Folgende I fchreiben und die fie abfchreiben'. Auch Kunze hat
genügen. mir diefes Dictum fchon einmal vorgehalten. Ich aner-

Es ift mir nicht recht klar geworden, warum Cl. ! kenne, dafs daffelbe von grofsemTieffinne ift, und furchte,
feine Gedanken über den desccnsus Chr. ad in/, gerade i dafs meine eigene Lebenserfahrung mich kaum hätte je
an das Apoftolicum anfchliefst. Glaubt er mit Hilfe J zu einer folchen Erkenntnifs vordringen laffen» Aber
deffelben dem ihm fo werthvollen, tröftlichen Gedanken ! nun fie mir fo freundlich zur Verfügung geftellt ift, will
leichter Eingang zu verfchaffen, als blos durch eine forg- ■ es mir fcheinen, dafs doch in dem concreten Falle von
fältige Beleuchtung von i.Petr. 3,19 und durch feine all- ; Cl. fpecielle Umftände im Wege Bünden, um dadurch
gemeinen dogmatifch-hiftorifchen Mitheilungen und Er- für feine Auffaffung disponirt zu werden. Cl. giebt fchon
wägungen? Der Zufammenhang zwifchen dem Apofto- in dem Titel feines Buches das ,Stuck' des Apoftolicums
licum und dem für ihn mafsgebenden biblifchen locus ungenau wieder: ,zu den Toten', das entfprachc einem

ift nach feiner Ueberzeugung ja klar: in 1. Petr. 3,19
fteckt eben eine Bezugnahme auf das Tauffymbol. Das
ift nun in meinen Augen freilich ein Zwirnfaden. Es ift
doch wahrlich nicht zu fagen, dafs die Stelle uns zwinge,
an ein Taufbekenntnifs zu denken. Ich beanltande an

,ad inferos', aber in den Symbolen heifst es mit geringen
Ausnahmen ,adinferna1. Das ift fchon Caspari aufgefallen
und ift um fo merkwürdiger, als die . lateinifchen Bibel-
überfetzungen das ,i>lfernal gar nicht an die Hand gaben!
Alfo hat das Stück aller Vermuthung nach im Abendlich
es in keiner Weife, dafs man von irgend einer j lande eine einheitliche, abend 1 ändi fch-1 i terari I che
Hypothefe, einer irgendwie angeregten ,Idee' aus an die Quelle mindeftens im Sinne eines Mitteiftückes zwifchen
Frage nach dem Urfprunge des Tauffymboles herantrete, dem ,Urfymbole' und den uns entgegentretenden Einzel-
Aber Cl. hat fich für das befondere Thema, das er hat, formein. Es ift noch manches Weitere zu fagen. Aber

wirklich mit feiner ,Idee' unnöthig fchwer belaftet. Was
mufs er nicht um ihretwillen alles in Betracht ziehen,
vielmehr aus dem Wege räumen! Befonders kann er es

ich will nicht wiederholen, was ich Apoft. Symb. II, 893 ff.
auseinandergefetzt habe. Cl. hat diefe Parthie zwar b< 6m
Drucke noch zur Hand gehabt, aber begreiflicherweife

nicht vermeiden, fich für die Symbolanfänge, ja darüber l damit im Grunde nichts mehr machen können,
erheblich hinaus, mit der R-Hypothefe, die Harnack Die hiftorifch-dogmatifche Behandlung des Gedankens

und ich, jeder in feiner Weife, vertreten, auseinander zu 1 von der Hadesfahrt Cnrifti ift bei Cl. eigenthumhch abftract.
fetzen. Harnack kommt ihm zu Hilfe mit dem ,Nach- > Cl. ift nicht Dogmenhiftoriker und hat die Stellen aus der
weife', dafs R ,nicht vor 140' möglich fei. Cl. aeeeptirt ! patriftifchen Literatur, die er beibringt, wohl nicht aus
das dankbarlich, doch ,nur für Rom', (er überfieht, neben- j zu fam men hängend er Leetüre derfelben gewonnen. So

mangelt ihn der gefchichtliche Blick mannigfach. Er hat
nichts gemerkt von dem fcharfm, um 200 faft dramatifch
zugefpitzten Streite um das Hadesgcfchick der Chriften.
Er lieht nur Belegftellen für (oder wider) die ,Lehre' von
der .Predigt' Chrilti im Hades. Auch in Bezug darauf

bei bemerkt, dafs H.'s Hermaschronologie, die keineswegs
über jeden Zweifel erhaben ift, dabei den Aus-
fchlag giebt). Aufserhalb Roms erfcheint ihm R fchon
erheblich früher möglich, etwa fo wie ich es anfetze, + 100.
Aber R hat ja den desecnsits nicht. Alfo kann es ,un-

Giefsen. F. Kattenbufch.

möglich' das ürfymbol fein. Da bricht Cl. nun doch j wäre vieles viel concreter auszufuhren
fehr vieles über's Knie. Ich habe manche feiner Erörterungen
über die Symbolfpuren bei Theologen des
2. Jahrhunderts intereffant gefunden, ausreichend Nichts!
Es ift gar nicht meine Meinung, dafs ich felbft ,Alles' Bartlenhewer, Prof. D. Otto, Patrologie. 2. grofsenteils
gefagt hätte. Die leidige Chronologie allein der Schriften neu bearbeitete Aufl. (Theologifche Bibliothek.) Frei-
und Lebensgefchichte der Männer des 2. Jahrhunderts bürg-i. B. igoi, Herder. (X, 603 S. gr. 8.)
zwingt noch zu manchen weiteren Prägen, von werth- M 8 — •■ b M

vollen Gefichtspunkten, wie fie Loofs (mir mit Bezug • • . ge • • 10.—

auf R formal fehr nahekommend, jedoch gerade jetzt I Die erfte Auflage diefes trefflichen Buches habe ich

für Afia plädirend, Deutfche Literaturzeitung 1901, Nr. 10
geltend gemacht hat, zu fchweigen. Allein ich habe
fchon vieles gefagt, was Cl. nicht ins Unrecht fetzt, es
fei denn, dafs meine R-Hypothefe wegen f. Petr. 3, 19
nicht gelten ,darf. Hat Cl. fich wohl klar gemacht, wie

diefer Zeitung 1895, Sp. 155 fi Wt Anzeige gebracht.
Was ich damals zu feinem Lobe fagte, kann ich heute
wiederholen: Das Buch ift ein Mufter zuverläfliger gelehrter
Arbeit. Inzwifchen hat der Verf. rüftig weiter gearbeitet.
Nicht nur hat er die ungeheure Literatur, die fich von Jahr

unvorftellbar R ,nach 140' überall, in Rom nicht am j zu Jahr lawinenartig vermehrt, mit gröfster Aufmerkfamkcit
wenigften, wird, wenn man es fich als eine ,reducirte' ; verfolgt uud kaum etwas von Bedeutung überfehen, fon-
Formel vergegengewärtigt? Was in weiter Welt follte dem er ift auch beftrebt gewefen, dem grofsen Mangel der
feinen Bearbeiter veranlafst haben, ein fchon vorhandenes erften Auflage, der rein äufserlichen Eintheilung und Grup-