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Ausgabe:

1902

Spalte:

322-324

Autor/Hrsg.:

Gardner, Percy

Titel/Untertitel:

A historic view of the New Testament 1902

Rezensent:

Holtzmann, Heinrich Julius

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. in Berlin, und D. E. Schürer, Prof. in Göttingen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark.

Nr. 11.

24. Mai 1902.

27. Jahrgang.

Kirkpatrick, The book of Psalms (Beer).
Gardner, A historic view of the New Testament
(Holtzmann).
Rackham, The acts of the Apostles (Cle-

men).

Lilley, The pastoral epistles (Holtzmann).
Wendt, Die Lehre Jefu, 2. Aufl. (Holtzmann).

Kolde, D. Joh. Teufchlein und der erfte Re-
formationsverfuch in Rothenburg 0. d. T.
(Cohrs).

Baum (Mathilde), Johann Wilhelm Baum, 2. Aufl.

(Holtzmann).
Calvino, Evangelifche Beftrebungen in Italien

(Mirbt).

Troeltfch, Die Abfolutheit des Chriftentums
und die Religionsgefchichte (Herrmann).

Ihmels, Die chriftliche Wahrheitsgewifsheit
(Reifchle).

Ihmels, Wie werden wir der chrifllichen Wahrheit
gewifs? (Derf.).

Ihmels, Die Selbfländigkeit der Dogmatik
gegenüber der Religionsphilofophie (Derf).

Kirkpatrick, Prof. A. F., D.D., The book of Psalms, with Gardner, Percy, Litt. D., A historic view of the New

introduction and notes. (The Cambridge Bible for ~« a —j /-u m_.,_ /vtt

Schools and Colleges.) Cambridge 1902, University
Press. (CXII, 852 S. 8.) Geb. 6 s.;

auch in 3 Bdn. geb. zu je 2 s.

Es ift heutzutage Muth nöthig, einen wiffenfchaft-
lichen Commentar zum Pfalter zu fchreiben. Häufen
fich doch die Probleme bei diefem Buche mehr als bei
irgend einem anderen des alten Teftamentes.

Kirkpatrick hat die Schwierigkeiten feiner Aufgabe
nicht tiefer empfunden. Er liefert uns einen Commentar
, der in wiffenfchaftlichen Kreifen Deutfchlands nicht
mehr möglich wäre. Aus der CXII Seiten zählenden
Einleitung, die fich mit Namen, Zahl, Titel, Verfaffer,
Inhalt, Ueberfetzungen der Pfalmen u. f. w. befchäftigt,
habe ich Neues, oder die Kritik des Pfalters Förderndes
fo gut wie nichts gelernt. Beiwerk der Pfalmen, wie z. B.
ihre Titulatur, wird mit peinlichfter Gewiffenhaftigkeit
erörtert. Tl~b gilt im Princip auch für K. nicht als
bindend, um einen Pfalm wirklich von David abzuleiten.
In der Einzelerklärung fucht dann K. aber vieles für
David zu retten. K. kennt die bahnbrechenden Arbeiten
für die Pfalmenkritik, ift aber fichtlich beftrebt, in hoch-
confervativen Geleifen zu wandeln. Das hat ihm bereits
das Lob einer Reihe englifcher Blätter eingetragen.
Einige Pröbchen der hiftorifchen Kritik K.'s: tp 2 bezieht
fich auf Salomo. ip 3. 4. 18 etc. find von David. Aber
mit Verlaub: Bezöge fich wirklich %p 3, wie K. nach der
Auffchrift des Pfalms will, auf die Zeit der Flucht
David's vor Abfalom, fo würde David wünfchen, dafs
Jahwe, wie er bisher den Feinden des Königs die Zähne
zerfchmettert habe 3, 8, fo jetzt auch dem Abfalom
thue — der hiftorifche David von 2. Sam. 19 weint beim
Tode des Lieblingsfohnes wie ein Kind und ruft, mein
Sohn Abfalom, wäre ich doch an deiner Stelle geftorben

Testament. London 1901, A. and Ch. Black. (XII,
274 S. gr. 8.) 6 s.

Zu Ehren des durch feinen bahnbrechenden Commentar
zu den Paulusbriefen (1855) bekannten englifchen
Theologen Benjamin Jowett ift nach bekannten Muftern
ein ,lecturship' geftiftet worden, bei welchem fich bisher
betheiligt haben Charles in Dublin, Adam Smith in
Glasgow und der Oxforder Archäologe Gardner, deffen
acht Vorlefungen hier gefammelt find. Sie befchäftigen
fich mit der hiftorifchen Methode in ihrer Anwendung
auf die Urkunden des Chriftenthums, mit der Offenbarung
und ihren Entwickelungsftufen, mit dem Stifter des Chriftenthums
, mit dem fynoptifchen Meffias, mit den fynopti-
fchen Wunderberichten, mit dem johanneifchen Logosbegriffe
und mit dem paulinifchen Chriftenthume. Ein Schlufs-
abfchnitt bringt ,Zufammenfaffung und Folgerungen'.

Gleich dem ähnlichen Inhalt bietenden, 1899 unter
dem Titel ,Exploratio evangelica' erfchienenen Werke
unferes Verf. (vgl. Theol. Litztg. 1900, Nr. 14, Sp. 414 b)
gehört auch das vorliegende zu den erfreulichften Anzeichen
davon, dafs in der Theologie Englands das Eis
des Traditionalismus endlich zu brechen beginnt. Durchweg
legt es Zeugnifs ab von dem in angedeuteter
Richtung nachhaltigen Wirken des ehrwürdigen Matthew
Arnold, und zwar auf Gebieten, die er in eigener Perfon
nur unsicheren Schrittes betreten hat. Wie weit geht doch
der Schüler über feinen Meifter faft auf allen wichtigeren
Punkten hinaus, fo beifpielsweife in unbefangener Würdigung
der johanneifchen Abfchiedsreden! (S. 192 f.).
Als einen zweiten Factor feiner theologifchen Bildung
dürfen wir getroft das Studium der deutlichen Kritik, die
Bekanntfchaft mit deutfcher Religionsphilofophie und
hiftorifcher Forfchung bezeichnen (S. 251 f.). Weizfäcker,
Harnack und Schürer (S. 32. 255), in anderer Beziehung

19, l! Dafs ein gewaltiger Unterfchied zwifchen dem ! hauptsächlich auch Lipfius (S. 258 f.) Pfleiderer (S. 252
David von 2. Sam. 19 und dem David, dem vermeint- un^ m Frankreich Sabatier (S 36) gelten ihm als maafs
liehen Sänger von f 3, befteht, wird von K. nicht ge- j fä^T^/fc er
fühlt. Es kann kein fachliches Intereffe haben, zu erfahren
, welche Stellung K. zu den übrigen Pfalmen in
hiftorifcher Hinficht einnimmt. Man wird feine Pofition
fo formuliren dürfen, dafs er einen Compromifs zwifchen
Ewald, Delitzfch und Driver erftrebt. Beffer gelungen
fcheint die theologifche, oft erbaulich werdende Einzelerklärung
, die einigermafsen die Verftöfse gegen die
hiftorifche Kritik wett macht.

Der Commentar K.'s ift gleich in doppelter Geftalt

aber nicht überfetzt, fondern frei reproducirt wiffen aus
dem englifchen Geifte heraus, der fich in den Ausgangsund
Zielpunkten feiner Gedankenbildung fofort auch
deutlichft zu erkennen giebt. Erfahrung foll treten an
die Stelle der Autorität, Gefchichte an die Stelle der
Speculation, Pfychologie an die Stelle der Metaphyfik.
In die Gedanken Gottes können wir nicht eindringen,
aber den Willen Gottes können wir in uns aufnehmen.
Gott felbft ift Wille und macht fich als folcher fühlbar
" 1 • Atr äulseren und fichtbaren Welt als Gefetz, in der

erfchienen: in 3 einzelnen Bändchen und in einem uanz- moralifchen Welt als Ideal' (S. 86). Es gefchieht befon
bände mit gleicher Seitenzahl aber dünnerem 1 apier. A_r_u,..r_-

Strafsburg i./E. Georg Beer.

ders im Anfchlufse an den an der Harvard-Univerfität
in Amerika lehrenden Philofophen William James, wenn
unfer Verf. durchgängig den Primat und Abfolutismus

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