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Ausgabe:

1902 Nr. 9

Spalte:

269

Autor/Hrsg.:

Krukenberg, Emil

Titel/Untertitel:

Die Briefe Pauli an Timotheus und Titus. Der griechische Text übersetzt und erklärt zur Handreichung zunächst für Geistliche, Religionslehrer und Studierende 1902

Rezensent:

Clemen, Carl

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269

Theologifche Literaturzeitung. 1902. Nr. 9.

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einmal find, kann diefe Arbeit am leichterten in England ■ nichts gewufst habe, und (ich beide nur wie der Mystii und

gemacht werden

Giefsen. Fr. Schwally.

Krukenberg, Superint. Emil, Die Briefe Pauli an Timotheus
und Titus. Der griechifche Text überfetzt und erklärt
zur Handreichung zunächrt für Geiftliche, Religionslehrer
und Studierende. Gütersloh 1901, C. Bertelsmann
. (TV, 164 S. gr. 8.) M. 2.40; geb. M. 3.—

Wenn diefe Erklärung der Paftoralbriefe nur ,zur
Handreichung' dienen foll, fo mag fie ja wohl ihren
Zweck erfüllen. Sie giebt nämlich (ohne Einleitung und
Schlufs) unter dem griechifchen Texte eine genaue
Ueberfetzung, in die hinter dem betreffenden Worte die | anfehen
nöthigen Erläuterungen eingefchaltet werden. Für die-
felben find auch die älteren Exegeten, namentlich Calvin
und Bengel, fleifsig herangezogen und manche Notizen
verwendet worden, die man in den landesüblichen Com-
mentaren nicht findet. Hier und da wendet der Verf.
die Lehren der Briefe auch auf moderne Verhältnifse

der Disciplinarian unterfchieden hätten. Erft beinahe zum
Schlufse wird die Frage aufgeworfen, wie denn Petrus
an die Chriften Kleinafiens habe fchreiben können, ihre
Deutung auf geborene Juden zwar abgelehnt, aber doch
die auf vor Paulus bekehrte feftgehalten. Die auch dann
bleibende Schwierigkeit, dafs in keiner Weife an diefen
erinnert wird, fcheint Bigg gar nicht empfunden zu
haben, und auch über die Bedenken gegen einen Aufenthalt
des Petrus in Rom längere Zeit vor 64 fetzt er
fich merkwürdig leicht hinweg. Vielmehr fchliefst feine
Einleitung mit dem Satze: on the whole, therefore, it
sccms the most likely supposition tliat the First Epistle of
St. Peter was written bctween A. D. 58 and A. D. 64 —
andere werden das vielmehr als fehr unwahrfcheinlich

Aber fchlimmer noch fleht es mit der Einführung
in den zweiten Briefe, die mit einer Aufzählung der
testimonia veter um beginnt und, da damit nicht viel zu
machen ift, durch andere Trugfchlüfse dem Briefe a con-
siderable and widespread influence in very early tivies
zu vindiciren fucht. So foll die Tradition, dafs das

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im; gerade bei'ihnen hätte""das feitens"eines erfahrenen i dem Tode des Petrus ge-

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Un'teHuc^ auuf Grund wiede-. 7°n *> " entfta'nden fein

war fchon durch die Anlage des Ganzen ausgefchloffen | Aber ift auch nur eines von diefen Argumenten zwingend,
und dem Verf. wohl überhaupt nicht möglich. So kann i und wenn dies was beweift es dann für die Echtheit
feine Erklärung nur als Vorarbeit gelten; die eigent- ; des Briefes1? Doch noch weniger kann ich den Beweis für
liehen Aufgaben einer folchen hat der Verf. noch nicht ; die Priorität gegenüber dem Judasbriefe, die ja nun
einmal erkannt. auch Zahn vertritt als erbracht anfehen - zumal Bigg

die rrage, warum denn diefer Auszug aus dem zweiten

Halle a. S. Carl Clemen.

Bigg. Rev. Prof. D.D., A critical and exegetical commen-
tary on the epistles of St. Peter and St. Jude. (The

international critical commentary.) Edinburgh 1901,
T. Si T. Clark. (XI, 353 S. gr. 8.) 10 s. 6 p.

Die eigentliche Erklärung ift, wie bei den bisher er-
fchienenen, foauch bei diefer Abtheilung des International
Critical Commentary neuteftamentliche Serie, ausgezeichnet

und enthält eine Menge Notizen verfchiedenfter Art,_ die J Endlich der Judasbrief foll bald nachher, aüch noch

Petrusbfiefe hergeftellt worden wäre, nicht einmal aufwirft
. Vollends die Art, wie die Irrlehrer des Briefes
und das Urtheil über die Paulusbriefe 3,15 fchon im
apoftolifchen Zeitalter denkbar gemacht werden follen,
ift fo mangelhaft, dafs man wieder nur mit Kopf-
fchütteln das Schlufsurtheil lieft: tlwse facts are best
explained by the theory tliat the Epistle is really the
work of St. Peter, bnt that a different amamiensis was
employed. Doch hält ihn Bigg für fpäter, als den erften
Brief; ja er meint, er fei an diefelbe Adreffc gerichtet.

man in den üblichen deutfehen Commentaren umfonft vor 64, gefchrieben fein; denn: it is excecdingly difficuli to
fucht. Dagegen die Einleitungsfragen werden trotz aller believethatthese moraldisorders enduredqfter the outbreak
Gelehrfamkeit doch wieder nur fehr unmethodifch be- of the Neronian persecution. Glücklicherweife führt Bigg

daneben auch Jülicher's Urtheil über die Gegner und

handelt, und die Gefammtauffaffung der Briefe bleibt
eine unrichtige.

Zunächft zwar fchliefst Bigg fchon aus dem Stil
des erften Petrusbriefs, dafs er nicht von Petrus felbft

den Verfaffer des Briefes an; und danach wird wohl
mancher Lefer des Buches ein anderes Urtheil gewinnen.
Schade, dafs es bei allen fonftigen Vorzügen, die

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cefchrieben fein kann Aber die bedingte Echtheit wird ! ich ausdrucklich nochmals hervorheben möchte, doch
von vornherein vorausgefetzt und gar nicht erft bewiefen — m diefer Beziehung fo wenig befriedigt; hoffentlich wird
oder follen etwa die allgemeinen Bemerkungen auf S. 6, der Mangel durch die folgenden Abtheilungen wieder
die doch ebenfo gut wie auf Petrus, auf manche Andere ausgeglichen, To dafs der Commentar mit mehr Recht,

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als in diefem Falle, den Namen eines kritifchen führen
kann.

Halle a- S- Carl Clemen.

paffen, als Beweis .angefehen werden? Bei der Zufammen
rtellung der testimonia veterum wird dann wieder in der
ja auch fonft üblichen Weife Benutzung und kanonifche
Werthung mit einander verwechfelt; die Berührung mit

dem Römer- und Epheferbriefe foll fich auf current com- Wpn(iianfl pa„i ruP;eto„t.,m .„a u 11 •

monplaces befchränken, obgleich Paulus und Petrus Wendland, Paul, Christentum und Hellenismus in ihren l.tte-
aufserdem eine gemeinfame Citatenfammlung benutzen rarischen Beziehungen. Vortrag, gehalten auf der Strafs-
mochten. Nun erft wendet fich Bigg den allusions to burger Philologen-Verfammlung am 1. Oktober 1901.
persecution zu, auf die es doch vor allem ankommt, j (Aus: Neue Jahrbücher für das klaffifche Altertum
ftellt auch die Lage der Chriften nach den Paulusbriefen, Gefchichte und deutfehe Litteratur 1902) Leipzig 1002'
der Apofte gefchichte. dem Hebraerbriefe und der Apo- R T ,„„ /_ q t qn y d Leipzig 1902
kalypfe ganz richtig dar, behauptet aber doch, trotz Teubner. (19 S. Lex. 8.) M. 1.

I. Petr. 4,15, dafs der Brief vor der neronifchen Ver- ] Die geiftvolle Skizze, welche hier von dem Wefen
folgung gefchrieben fein müfste. Dann folgen lange , der altchriftlichen Literatur in ihrem Verhältnifse zum
Erörterungen über das Verhältnifs von Paulus zu Petrus, ; Hellenismus entworfen wird, zeigt aufs neue, wie frucht-
die in der Lehre (wegen Gal. 2,8. 15 f.!) ganz einig ge- bar ja wie unerläfslich für das tiefere Verftändnifs der

w

. efen feien, obwohl .Petrus' von einer Menge von An- Uebergangszeit von der antiken zur chriftlichen Cultur
fchauungen, die doch für Paulus im Mittelpunkte ftanden, die Verbindung philologifcher und theologifcher Kennt-