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Ausgabe: | 1902 Nr. 8 |
Spalte: | 228-229 |
Autor/Hrsg.: | Holtzmann, Heinrich Julius |
Titel/Untertitel: | Die Synoptiker. 3., gänzlich umgearb. Aufl 1902 |
Rezensent: | Weiß, Johannes |
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Theologifche Literaturzeitung. 1902. Nr. 8.
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aus fie ihre Bibel mit dem Cyrusedict endigten, beijef. Mal.
Pred. Sah Klage].Jerem. den zweitletzten Vers in der Synagoge
wiederholten, oder bei Vorlefung der Toraperikopen
die Regel hatten, mit einem erfreulichen Vers anzufangen
und aufzuhören. Denn da das gefprochene Wort eine
Geheimkraft in fich birgt, fchien es ominös, mit einer
Drohung zu fchliefsen und umgekehrt. So wurden denn
auch für den öffentlichen Gebrauch theils einzelne Verfe
an den Schlufs von Pfalmliedern gefügt, theils Verfe oder
Versgruppen in die prophetifchen Ausfprüche eingegliedert
, theils prophetifche Bücher mit neuen Schlufs-
abfchnitten (Arnos 98 ff. Hos. 142 fr. Micha 77 ff. Zephan.
3 uff.) verfehlen.
Diefe Theorie hat ihre Vorläufer; Vf. hatte aber
den glücklichen Gedanken, folche Einfchübe und Anhänge
einmal alle unter den grofsen Gefichtspunkt zu bringen
und fyffematifch darzuftellen. Die Erklärung aus dem
liturgifchen Bedürfnifs fcheint klar und überzeugend, und
dürfte auch für eine Anzahl von Fällen richtig fein.
Aber Vf. hat fie doch wohl um des Syftems willen zu
weit ausgedehnt. In den Pfalmen hat fich ficherlich der
Dichter felbfl zuweilen aus feinen feelifchen Nöthen herausgearbeitet
auf die lichte Höhe und fein Lied mit
einem befreienden Rufe gefchloffen z. B. Pfal. 13 vgl. auch
Jef. 4525 Hab. 220; es liegt in der Idee des Liedes
dafs es womöglich mit einem erhebenden Worte ausklingt
. Grade wenn man dem ausgefprochenen Worte die
Kraft des Omens beilegte, mufste der Beter fchon im
Ausfprechen einer Hoffnung am Schluffedes Gebetes eine
gewiffe Garantie der Rettung empfinden. Und mit dem
andern Inhalt ift auch der andere Rhythmus eines folchen
Schlufsrufes begründet. Anders liegt die Sache bei den
prophetifchen Ausfprüchen. Doch ift auch hier die Erklärung
durch officiell liturgifche Mafsnahmen nicht immer
nothwendig, manches ift neuerlich auch auf privatem Wege
entRanden, und andrerfeits find z. B. die gefchichtlichen
Einfchübe in Hof. 124—7. 13 f. durch das liturgifche Be-
dürfnifs nicht motivirt. Wir werden alfo die vom Vf.
gebotene Erklärung annehmen als ein Motiv neben anderen,
das zur Ueberarbeitung und Erweiterung der religiöfen
Schriften im Judenthum geführt hat.
Die vom Vf. genannten Verfe und Abfchnitte (ca. 80)
find mit Ausnahme von Jes. 4525. 4926 Jer. 110c Ezech. 1411
2132b. 282 t—2oHabak.2u. 20.318 t. Pfal. 13G. 10435c vor ihm fchon
beanfiandetgewefen. Vf.befpricht jedesmal ausführlich die
Gründe, die zur Beanfiandung veranlafst haben. Staunenswerth
ifi der Fleifs, mit dem er alle Vorarbeiten berück-
fichtigt; nur dürfte diefe Berückfichtigung felbfiändiger fein.
Tübingen P. Volz.
Strack, Prof. Dr. Hermann L., Grammatik des Biblisch-Aramäischen
. Mit den nach HandfchriftenberichtigtenTexten
und einem Wörterbuch. Dritte, grofsentheils neubearbeitete
Auflage. Leipzig 1901, J. C. Hinrichs'fche
Buchh. (40 u. 60 S. gr. 8.) M. 2.—; geb. M. 2. 50
Das Büchlein erfcheint nunmehr in dritter Auflage,
was auf eine grofse Verbreitung fchliefsen läfst. Gegen I
die Faffung der Grammatik wären von fprachwiffen- I
fchaftlichenGefichtspunktenaus mancherlei Einwendungen
zu machen. Doch kann man dies bei dem Leferkreife,
den der Verfaffer im Auge hat, auf fich beruhen laffen.
Einen felbfländigen Werth haben die mit forgfältiger
Berückfichtigung der handfehriftlichen Ueberlieferung |
edirten Texte, die in diefer neuen Auflage um die Capitel j
des Daniel in fupralinearer Vocalifation vermehrt find. |
Sonfl empfiehlt fich diefe Grammatik vor den bekannten
anderen Arbeiten über das gleiche Thema durch ihre
knappe Faffung und den fehr billigen Preis.
Giefsen. Fr. Schwally.
Littmann, Enno, Zur Entzifferung der Safä-Inschriften. Mit
7 autographierten Tafeln. Leipzig 1901, O. Harraffowitz.
(V, 76 S. gr. 8.) M. 5;—
Die fog. Safa-Infchriften find in der Ruhbe gefunden,
einer Landfchaft füdöfllich von Damaskus, nordöftlich
von Hauran, ungefähr auf der Breite des Sees Genezaret.
Die meiflen Copien verdanken wir den Franzofen, dem
Grafen de Vogüe und feinem Begleiter Waddington und
zuletzt Duffaud. Littmann geht bei der Entzifferung in
den Fufsffapfen von Halevy, dem eigentlichen Begründer
der fafaitifchen Epigraphik, und Praetorius. Ueber feine
Vorgänger hinaus, ifl es Littmann aber gelungen fieben
Zeichen neu zu beftimmen (5, f, ©, £ S T3 B). Von
wefentlichem Nutzen war ihm hierbei, dafs er fich die
Frage vorlegte, ob nicht der Inhalt der Infchriften zu
den ihnen beigegebenen bildlichen Darflellungen in
irgend welcher Beziehung Ründe. Auf diefe Weife iR,
es ihm gelungen, eine gröfsere Reihe von Eigennamen
und Appellativen richtig zu erkennen. Doch find wir
von dem wirklichen Verfländnifs der Texte, wo fie über das
EinfachRe hinausgehen, noch weit entfernt (vgl. z.B.S.47.53).
Littmann hat nicht nur allein das VerdienR der
richtigen Beflimmung der fieben eben erwähnten Zeichen
fondern auch das andere, als Mitglied einer amerikanifchen
archäologifchen- Eypedition in der Ruhbe felbR noch 134
neue Infchriften copirt zu haben, die feinerzeit ebenfalls zur
Veröffentlichung kommen werden.
Möge er uns bald auch damit befchenken.
Giefsen. Fr. Schwally.
Der Koran. Aus dem Arabifchen für die „Bibliothek der
Gefamt-Litteratur1'' neu überfetzt von Theodor Fr.
Grigull. Mit Vorbemerkung und Index nebR dem
Facfimile einerKoranhandfchrift. Halle 1901, O.Hendel.
(VIII, 512 S. 8.) M. 1.75; geb. M. 2.—
Die Arbeit erhebt den Anfpruch, eine felbftändige
Ueberfetzung des Qoran darzuftellen. Wenn das nicht
gefagt wäre, würde man darin eher eine glättende Bearbeitung
der Ullmann'fchen Uebertragung fehen, mit
engerer Anlehnung an Sale. Wo beide falfch überfetzt
haben, geht auch Gr. in der Irre. Wie wenig fach-
verRändig der Ueberfetzer iR, geht z. B. auch daraus
hervor, dafs er von der ,vortrefflichen Ausgabe' Flügel's
redet. Den Qoran im Zufammenhang zu verRehen und
richtig zu überfetzen, iR fehr fchwer, fo fchwer, dafs
fogar hervorragende Kenner des Arabifchen nicht gerne
an diefe Aufgabe herantreten — das hat freilich auch
noch andere Gründe —, während Dilettanten, die keine
Vorflellung von den vorhandenen Schwierigkeiten haben,
leichter darauf verfallen.
Giefsen. Fr. Schwally.
Holtzmann, H. J., Die Synoptiker. Dritte, gänzlich umgearbeitete
Auflage. (Hand-Commentar zum Neuen
Tefiament. I. Band, 1. Abtheilung.) Tübingen 1901,
J. C. B. Mohr. (XVIII S. u. S. 183—429, Lex. 8.)
M- 7— geb- M- 8-25
Diefe dritte Bearbeitung des Synoptiker-Commentars
iR ein neuer Beweis für die aufserordentliche Elaflicität
des Geifles und die vollendete Stoffbeherrfchung, die wir
an dem verehrten, immer jugendfrifchen Verfaffer bewundern
. Dafs es eine fehr mühevolle Arbeit war, den
,fynoptifchen' Commentar in diefe andere Form zu giefsen,
glaubt man ihm ohne weiteres, man merkt es aber dem
Werke nicht an. Denn die Darflellung iR fehr anziehend,
vielleicht einfacher und glatter als wir es bei Holtzmann
fonR gewohnt find. Die Hauptänderung der Anlage befleht
darin, dafs an Stelle der gleichzeitigen Erklärung