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Ausgabe:

1901 Nr. 6

Spalte:

171-173

Autor/Hrsg.:

Preuschen, Erwin

Titel/Untertitel:

Die apokryphen gnostischen Adamschriften 1901

Rezensent:

Schürer, Emil

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Seite 1, Seite 2

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i/i Theologifche Literaturzeitung. 1901. Nr. 6. 172

Manaffe von Gott abgefallen ift und den Jefaja zum
Märtyrer gemacht hat. Und wenn doch auch nach
Charles in diefem Capitel fich umfangreiche Stücke finden,
welche vom chriftlichen Redactor herrühren, fo ift es viel

tiger Vorgänge im Leben Jefu nehmen einen breiten
Raum ein. In diefen Einzelaufführungen fcheint mir
der Hauptwerth feiner Arbeit zu liegen. Sie enthalten
vieles Treffende und find — bei dem freien kritifchen

näherliegend, ihm das ganze Capitel zuzufchreiben. Die Standpunkte, welchen der Verf. einnimmt — mehrfach

Erzählung beginnt dann Cap. 2 fehr natürlich mit dem

bedeutfam durch ihre confervative Haltung. Ich verRegierungsantritt
Manaffe's, feinem Abfalle von Gott u. f. w. j weife namentlich auf die Bemerkungen über die Taufe
Auch hinfichtlich des Stückes Cap. 11,2—22, worin die j Jefu S. 26—30 (gegen Schrempf und Ufener) und über

ganze Gefchichte Jefu Chrifti, von der jungfräulichen Ge
burt bis zur Kreuzigung und Auferltehung geweisfagt
wird, fcheint mir Dillmann's Auffaffung den Vorzug zu
verdienen. Das Stück fehlt fowohl im Latinus Venetus
als in der flavifchen Ueberfetzung. Charles nimmt an,
dafs diefe hier, wie auch an einigen anderen Stellen, einen
verkürzten griechifchen Text wiedergeben (p. XX). Das
wäre an fich möglich. Aber das Stück macht den Eindruck
einer Ergänzung. Es wird nämlich vorher das
ftufenweife Herabfteigen Chrifti durch die fieben Himmel
bis zur Erde und nachher das Wiederauffteigen von da
bis zum oberften Himmel geweisfagt. Es lag nahe, da-
zwifchen die Gefchichte feines irdifchen Lebens von der
Geburt bis zur Auferftehung einzufchalten, während die
Weglaffung gerade diefes Stückes fehr unmotivirt wäre.
Seine nachträgliche Einfügung ift daher wahrfcheinlicher,
als feine Tilgung durch einen Epitomator.

Zum Schlufse möchte ich noch erwähnen, dafs Charles
in der Einleitung p. LI—LXXIII fehr ausführlich auch
über die Weisfagungen vom Antichrift, von Beliar und
über die Nero-Sage handelt. Er fucht zu zeigen, dafs
alle drei urfprünglich unabhängig von einander entftan

die Leidens-Ankündigungen S. 42 f. (gegen Eichhorn).

2. Drefcher Hellt alles zufammen, was über ,Das
Leben Jefu bei Paulus' fich findet. Das Thema ift ja
fchon öfters behandelt worden. Die Zufam'menftellung
bei Drefcher ift aber vollftändiger, als irgend eine der
bisherigen. Allerdings ift auch Manches hereingezogen,
was man eigentlich nach der Ueberfchrift nicht erwartet,
z. B. dieAusfagen über den präexiftenten Chriftus (S. 9 ft.J,-
über die Jünger Jefu und das Apoftelrecht des Paulus
(S. 29 ff.), über die Bedeutung des Todes Chrifti (S. 38 ff.)'
und über die feiner Auferftehung, fowie über die Wirk-
famkeit des Erhöhten (S. 44 ff.). Aber ein Zuviel ift ja
beffer als ein Zuwenig. Naher gelegen hätte es meines
Erachtens, auch die FVage zu unterfuchen, in welchem
Umfange Paulus eine Kenntnifs der ethifchen Grundgedanken
der Predigt Jefu hatte. In diefer Hinficht hätte
erheblich mehr geboten werden können, als was (ich
S. 21 f. findet. Treffend fcheint mir die Ausführung darüber
, dafs Paulus wohl gewufst haben mufs, dafs er
hinfichtlich feiner freien Stellung zum Gefetz fich in
wefentlicher Uebereinftimmung mit Jefus befand. ,Es ift
fchwer denkbar, dafs er der Meinung gewefen fein follte,

den, dann aber ftufenweife mit einander verfchmolzen i Chriftus habe (Ich zu Lebzeiten nicht über den Standworden
feien. Die Unterfuchung fei der Beachtung der punkt des mofaifchen Gefetzes erhoben'. ,Die Zuver-
Eachgenoffen empfohlen. fichtlichkeit, mit der er feinen gefetzesfreien Standpunkt

Göttingen. E. Schür er.

vertreten hat, ift pfychologifch verftändlicher, wenn wir
annehmen, dafs er in feinen Kämpfen Jefus auf feiner
Seite gewufst hat' (S. 21).

Weinel, Priv.-Doz. Heinrich, Die Bildersprache Jesu in 3- Preufchen giebt eine deutfche Ueberfetzung

ihrer Bedeutung für die Erforschung seines inneren Lebens. I Jr ^ennchen Adambücher, welche in der von den

Mechithariften 1896 herausgegebenen Sammlung von Apokryphen
zum erltenmale gedruckt worden find (,Schatz alter
und neuer Väter', I. ,Die aufserkanonifchen Bücher des alten
Teftamentes', Venedig, Mechithariften-Druckerei, 1896).
Es find folgende: 1. Leben des Adam und der Eva
(S. 6—24), 2. Der Tod Adams (S. 24—26), 3. Erzählung
von der Erfchaffung und dem Sündenfall des Adam
(S. 27—30), 4. Erzählung von der Austreibung des Adam
(S. 31 — 33), 5. Erzählung von den Söhnen Adams, Abel

wt 1 r Ii 1 d c rr j u ul | unfj Kam fc,. 33—36), g, Ueber das Evangelium von Seth

Wirkfamkeit als Profeffor dargebracht von feinen /lr , y 30T7 J. A , D c , AJ

(S. 36—40), 7. Erzählung von der Bufse des Adam und

der Eva, der Protoplaften, wie fie fie leifteten (S. 41—46),

8. Worte des Adam zu Seth (S. 46 f.). Die erfte und um-

fangreichfte diefer Schriften ift bereits von Conybeare

Giefsen, J. Ricker, 1900. (49 S. Lex. 8.) M. 1.20

Drescher, Richard, Das Leben Jesu bei Paulus. Giefsen,
J. Ricker, 1900. (65 S. Lex. 8.) M. 1.80

Preuschen, Erwin, Die apokryphen gnostischen Adamschriften
. Aus dem Armenifcnen überfetzt und unter-
fucht. Giefsen, J. Ricker, 1900. (90 S. Lex. 8.) M. 2.50

(Aus: Feftgrufs, Bernhard Stade zur Feier feiner 25jährigen

Schülern.)

Aus einer Feftfchrift für Stade, welche eine Anzahl
von Schülern ihm zur Feier feiner 25 jährigen Lehrthätig

keit in Giefsen überreicht hat, find diefe drei Arbeiten ; nach einer Handfchrift zu Edfchmiazin ins Englifche
abgedruckt. Sie find alle ein fchönes Zeugnifs des wiffen- überfetzt worden {Jewish Quartcrly Review VIII, 1895,
fchaftlichen Sinnes, der vom Lehrer in den Schülern j p. 216—235). S'e deckt fich im Wefentlichen mit dem
geweckt worden ift. 1 griechifchen Adambuch, welches Tifchendorf in feinen

1. Weinel will aus der ,Bilderfprache Jefu' Schlüffe i Apocalypses apocryphae, Lips. 1866 als ,Apokalypfe Mofis'
ziehen auf fein .inneres Leben'. Er hat an Jühcher's herausgegeben hat (in deutfcher Ueberfetzung von Fuchs
grofsem Werke über die Gleichnifse, bei aller Aner- in Kautzfch's Apokryphen und Pfeudepigraphen 1900,
kennung feines Werthes, doch auszufetzen, dafs in diefer II, 506—528). Preufchen lehnt wohl mit Recht die Hypo-
Hinficht zu wenig gefchehe. Solche Schlüffe zu ziehen thefe Conybeare's ab, dafs der armenifche Text aus einem
war nun freilich nicht Julicher's Abficht und Aufgabe, fyrifchen gefloffen fei, da nichts dazu nöthige, zwifchen
Er wird fich alfo die Ergänzug fehr wohl gefallen laffen dem griechifchen Originale und der armenifchen Ueber-
können. Und allzuviel ift es doch auch nicht, was Weinel fetzung eine Zwifchenftufe anzunehmen. Die übrigen
zur Enthüllung deffen, was im tiefften Grunde ein ewiges von Preufchen überfetzten Stücke waren bisher unbe-
Geheimnifs bleiben wird, den Bildern und Gleichnifsen | kannt. — In der Unterfuchung, welche P. feiner Ueber-
Jefu zu entlocken vermocht hat. Ein erheblicher Theil | fetzung beifügt (S. 47—90), fucht er zu zeigen, dafs alle
(einer Ausfuhrungen bezieht fich auf andere Dinge, als j Stücke verwandt feien und aus den Kreifen der gnofti-
auf ,die Erforfchung des inneren Lebens' Jefu. Nament- ; fchen Sethianer flammten. Er fafst feine Refultate in
lieh ift es die Methode der Gleichnifsauslegung, über i folgende Thefen zufammen (S. 89): ,1. Jene Secte verehrte
welche er fich mit Jülicher auseinanderfetzt. Auch die j Seth als den wahren Sohn Gottes fehr hoch und fetzte
Erörterungen über den Sinn und die Echtheit einzelner ! ihn Chriftus gleich. Diefelbe Hochfehätzung finden wir
Sprüche und Gleichnifse und über die Bedeutung wich- , in den [Adam jSchriften und die Vermuthung befteht,