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Ausgabe:

1901 Nr. 6

Spalte:

163-165

Autor/Hrsg.:

Löhr, Max

Titel/Untertitel:

Untersuchungen zum Buch Amos 1901

Rezensent:

Nowack, Wilhelm

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Theologifche Literaturzeitung. 1901. Nr. 6.

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klärung ,niet omdat zij „tradtitoneel" is, maar omdat zij als
de meest natuurlijke, voor de Iiand liggende verklaring' ift. I

Die Auslegung felbft (S. I—349) fchreitet Vers für '
Vers, ja Wort für Wort fortlaufend exegefirend vorwärts,
wobei die Ueberfetzung des kritifch revidirten und ftichifch
abgetheilten Urtextes, in kleine Sinnabfchriittchen zerlegt,
in den Text eingefügt ift. Ab und zu unterbricht ein
Excurs, der fchwierigere Einzelthemen behandelt, den Faden
der Auslegung. So ift hinter Cap. 40 ein folcher über
Kyros fowie ein anderer über den Begriff der ,Gerechtigkeit
' bei Deuterojefaia, hinter Cap. 41 einer über de Knecht
van Jekovah eingefchaltet; der letztere ift freilich recht
wenig befriedigend und tifcht die alte, jetzt nur noch
wenig vertretene Meinung wieder auf. dafs mit ,Knecht
Jahves' bald Gefamtisrael, bald nur der ideale, fromme
Kern desfelben bezeichnet fei. Im erften Haupttheile fucht
der Verf. mit Recht die einzelnen Orakel in die äufseren
Zeitverhältnifse, foweit als möglich, einzugliedern und fo
zum gefchichtlichen Verftändnifse derfelben anzuleiten;
fo datirt er z. B. Cap. 40 in die Zeit zwifchen 555 und
548 v. Chr., weil darin von Kyros als dem Retter Israels
noch nicht die Rede ift, Cap. 41 in das Jahr 546, als
Kyros gegen Kröfos zog. Schade nur, dafs er im zweiten
Theile den Boden unter den Füfsen verloren hat. — Nicht
weniger als 576 Aanteekeningen (Anmerkungen) bilden
S. 353—394denSchlufs; fie geben in derHauptfacheRechen-
fchaft über die am hebräifchen Texte vorgenommenen
Abänderungen, fügen aber auch fonft noch manches Be-
merkenswerthe bei.

Es ift ein verdienftliches Werk, das der Verf. hier geboten
hat, und wohl berufen, Segen zu ftiften. Möchte es
recht vielen die Augen öffnen für die Schönheiten, die
in Jef. 40fr. verborgen find, und möchten fich auch bei
uns bald ähnliche, auf folider wiffenfchaftlicher Grundlage
beruhende, im betten Sinne populäre Auslegungen
altteftamentlicher Bücher, als einem Bedürfnifse der Gebildeten
unter den Laien entfprechend, nothwendig machen.

Marburg. R. Kraetzfchmar.

Lohr, Prof. DD. Max, Untersuchungen zum Buch Arnos.

(Beihefte zur Zeitfchrift für die altteftamentliche
Wiffenfchaft. IV.) Giefsen, J. Ricker, 1901. (V, 67 S. j
gr. 8.) M. 2.50

Von den in Löhr's Unterfuchungen zum Arnos vereinigten
Arbeiten flehen nur die beiden erften mit Arnos
in enger Verbindung, während die dritte, welche die ur-
fprüngliche Bedeutung des Namens Jahve Zebaoth fett- ;
zuflellen fucht, mit Arnos nur in lofer Beziehung fteht.

Die erfte Unterfuchung, die fich mit dem Texte des j
Arnos befchäftigt, bot dem Ref. infofern eine grofse j
Ueberrafchung, als L., der vor nicht langer Zeit als
Ziel der altteftamentl. Textkritik, die nicht den ficheren
Boden unter den Füfsen verlieren will, eine philolo-
gifch correcte Ausgabe von MT hingeftellt hatte, hier
den Verfuch macht, mit Hilfe des Strophenbaues und
des Rhythmus die urfprüngliche Textgeftalt des Arnos
wieder herzuftellen. Nach L. haben wir im Arnos

1. Die Einleitungsrede, welche ein göttliches Straf- [
gerictit über Aram, Philifter, Ammoniter, Moabiter und
Israel ankündigt. Der erfte Theil der Rede 1, 1—8.
13—15. 2, 1—3 zerfällt, abgefehen von dem Einleitungs- !
wort 1, 2 in vier gleichmäfsig gebaute Orakel, von denen
jedes aus zwei Tetraftichen befteht, die durch einDiftichon
getrennt find: 1, 3—5; 6—8; 13—15. 2, 1—3. Der zweite
Theil 2, 6—14. 16 umfafst zehn Strophen: die erfte 2, 6a
und die letzte 2, 16 find Difticha, dann wechfeln je zwei
Strophen zu je vier und zu je drei Stichen: 2, 6b. 7a. 8.
7b; 2, 10. 9a; 9b. ua. 12. 12b; v. 13. 14.

2. Es folgen zwei Reden, in welchen wegen der
Rechtsunterdrückung feitens der Vornehmen der Untergang
Israels verkündigt wird. Beide Reden find aber

nicht mehr in ihrem urfprünglichen Zufammenhange erhalten
, vielmehr find fie, wenigftens zum Theil, zerfprengt.
Die erfte Rede 3, ia 2—4a 5a 6. 8—15 4, 1—3. 8.
4—14. 9, 1 von ürmnso an bis 9, 4 befteht aus viermal
elf Strophen und zwar die erfte und dritte aus 5 + 3 + 3-
Difticha, die mittlere dagegen aus zweimal drei Triftichen,
die durch 5 Difticha gefchieden find: 3, 2—4a, 5a, 6b;:
6a, 8; 9. 10 — 3, 11. 13a. 14a, 15. i2ab«; 4, 1—3; 8, 4.. 5

— 8,7.9. IO; r3- 14b...9, 1; 9,3.4a. Die zweiteRede umfafst
drei Strophenreihen, von denen die erfte fünf Strophen von
4 + 4+10+10+ 4 Stichen, die dritte fünf Strophen von
4 + 10+ 10 + 4 + 4 Stichen und die mittlere drei Strophen
von 4+ 10 + 4 Stichen enthält: 5 (1), 2; 3; 4. 5.
6a. 7. IO; II. 12; 16. 17; l8. 20; 21. 22.. 23. 24; 25. .

27; 6, 1; 3. 4. 6a. 5; 6b. 7. 8. II: 12; 13. 14.

3. Von der Rede wider die Heiligthümer zu Bethel,
und Gilgal find nur Fragmente erhalten: 4,4—12a, vielleicht
3, 14b. 9, ia bis aiBDn und 9, 7.

4. Von den vier Vifionen beliehen die beiden erften
aus je zwei Triftichen 7, 1—3; 4—6; die beiden letzten
ebenfalls aus je zwei Triftichen, die aber durch ein
Diftichon getrennt find 7, 7—9. 8, 1—3.

5. Zwifchen der dritten und vierten Vifion fteht irrig
der hiftorifche Abfchnitt 7, 10—17, wahrfcheinlich hat
7, 9b diefe Verfetzung veranlafst. Jener befteht aus fünf
vierftichifchen Strophen 7, 10b. II; 12. 13; 14. 15. 16; 1.7..

— Die in diefer Darlegung nicht erwähnten Verle werden
von L. als fpätere Einarbeitungen ausgefchieden.

Auch derjenige, der wie Ref. fkeptifch den bisherigen
Verfuchen, Strophenbau und Rhythmus für die Textkritik
nutzbar zu machen, gegenüberfteht, wird zugeftehen müffen,
dafs L. mit feiner Arbeit dankenswerthe Anregung gegeben
, und dafs er einzelne bleibende Refultate gezeitigt hat.
Dahin gehören L.'s Darlegungen zu den beiden erften
Capiteln, infofern fich wahrfcheinlich nicht nur die von
ihm vorgenommenen Verftellungen, fondern auch die
Ausfcheidung von 2, 15 als zutreffend behaupten werden.
Nicht minder wird wohl die von ihm vorgenommene Zurechtrückung
von 4, 7. 8, die Streichung in 5, 6b. 16. 7, 17
u. f. w. Zuftimmung finden. Andererfeits fcheint mir L.
die Klippe, die Texte nach Bedürfnifs zurechtzufchneiden
bezw. zurechtzulegen, nicht völlig vermieden zu haben.
Wenn L. S. 8 behauptet, dafs die Strophen und Strophen-
complexe nicht willkürlich gewählt, fondern durch deutliche
Sinnesabfchnitte gegeben find, fo gilt das kaum von
6, 6b S|OV "Ott bi> +1-13 Stbl, mit dem L. eine neue Strophe
beginnt, während doch offenbar mit dem folgenden pb
Iba"1 nny der Sinnesabfchnitt gegeben ift. Während fttist
~i>2St 7, 16 als Stichos gezählt wird, bleibt das ihm ent-
fprechende '1 last fß pb in 7, 17 aufser Anfatz, und
ähnlich ift es mit 3, 13a, das eher mit 3, 13b zu tilgen
als völlig unberücklichtigt zu laffen ift. Abgefehen von
dem von L. angenommenen Strophenbau liegen fonftige
Gründe zur Befeitigung von 5, 17b. 9, 2 nicht vor; ob
ferner 8, 14a als fpäterer Zufatz völlig zu begreifen ift,
ift mir fehr zweifelhaft, wenigftens fieht das p "pnbst in
301B "ISO Tri nicht wie eine Gloffe aus, die von

L. herangezogene Parallele 3, 12bß ift ganz anderer Art.
In 5, 20 will L. nini Dil tilgen, aber dann ift nach fian
ein SSin fchwer zu entbehren u. f. w.

Die zweite Unterfuchung legt den theologifchen Gehalt
des Prophetenbuches dar. Nennenswerthe Differenzen über
diefe Frage zwifchen den Vertretern der kritifchen Richtung
dürften kaum vorliegen. Auch Ref. leugnete keineswegs,
dafs die Beziehung Israels zu Jahve eine in einem hiftori-
fchen Moment durch Jahve begründete ist, denn wenn
er (Commentar zu Am. S. 117 f.) das Band zwifchen Israel
und Jahve ein natürliches nennt, fo ergiebt fich aus den
fofort folgenden, diefen Ausdruck erläuternden Sätzen,
dafs dem Ref. der Gegenfatz ein .ethifches Band' war.
Nicht minder ift die Polemik gegen Smend's Aeufserung,
dafs das Gottvertrauen des Volkes im Cultus wurzelte,
ziemlich bedeutungslos: auch Smend dürfte fchwerlich