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Ausgabe:

1901

Spalte:

65

Autor/Hrsg.:

Rosenberg, J.

Titel/Untertitel:

Assyrische Sprachlehre und Keilschriftkunde 1901

Rezensent:

Jensen, Peter

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.

Erfcheint • . r ,PrCiS vr ,

alle 14 Tage. Leipzig. J. C. HinrichsTehc Buchhandlung. jährlich 18 Mark.

No. 3 2. Februar 1901. 26. Jahrgang.

Rotenberg, Aflyrifche Sprachlehre und Keil- Sommerlad, Die wirthfchaftliche Thätigkeit

fchriflknnde (Jenfen). der Kirche in Deutfchland (Gerh. Ficker).

Wilcken, Griechifche Ostraka aus Aegypten I Francis'ci Sacrum commercium cum domina

und Nubien (Deiüsmann). paupertate (Karl (Müller).

Orenfell and Hunt, The Oxyrhynchus l'apyri, Monumenta ordinis Fratrum Praedicatorum histo-

Part. II (Deifsmann). rica t. V et VIII ed. Reichert (Karl

Iialdenfperger. Das fpätere Judenthum als Müller).

Vorftufe des Chriftenthums (Schürer). j Zwingliana Nr. 7 und 8 (Bollert).

Bunke, Der I.ehrftreit über die Kindertaufe
innerhalb der lutherifchen Kirche (Lobflein).
Sack, Moniäifche Gottes- und Weltanfchauung

(Otto).

Reinke, Kulemann, Veeck, Die religionsfeindlichen
Strömungen der Gegenwart (Otto).
Fifcher, Die Wahrhaftigkeit in der Kirche
(Derf.).

Jacoby, Ein neues Evjmgelienfragment (Wernle). ■ Beaumont, Paroles d'un Vivant (Lobstein). | Roh de, Der gegenwartige Stand der kirchlichen
Weber. Die Adreffaten des Galaterbriefes ] Franz, Religion, Illufionen, Intellektualismus , Gemeindeorganifation (Derf.).

(Schürer). (Lobftein). j Notiz über das Aegypter-Evangelium (Deifsmann).

Rosenberg, Prof. }., Assyrische Sprachlehre und Keilschrift- der mit Schriftzeichen verfehenen antiken Scherben über-
kunde für das Selbftftudium. Grammatik, Syllabar, 1 zeugt gewefen fein; man würde es fonft nicht begreifen,
„, „ , . , ,T , , c r- ., „. dals he verhältnifsmäfsig lange von der rorfchung lo

Chreftomathie und Vocabular auf Grundlage der j . j rj ur ■ v» u u

& gut Wle ,crnonrt worden find. Was giebt es aber auch

affyrifchen Keilfchnftzeichen für einfache Silben me- ; kläglicheres, als eine irdene Scherbe! Schon das ironifche
thodifch und leichtfafslich bearbeitet. (Die Kunft der j Pathos des Propheten hat ja die Nichtigkeit des Menfchen
Polyglottie 66. Theil.) Wien, A. Hartleben, 1900. nicht treffender zu bezeichnen gewufst, als durch das Wort

VIII 180 S 12) M. 2._ von der Scherbe unter den anderen Scherben.

' ' _ ., Dafs die Thonfeherbe im Alterthume nicht nur weg-

Diefe Sprachlehre bildet laut Titel den 66. Iheil der 1 geworfen wurde, fondern auch von den Schutthaufen gar
,Kunft der Polyglottie. ,einer auf Erfahrung begründeten , oft wieder in die Häufer und Hütten wanderte, um als
Anleitung, jede Sprache in kürzefter Zeit in Bezug auf Schreibmaterial der Proletarier zu dienen, haben vor
Verftändms. Converfation und Schnftfprache durch Selbft- 1 Wilcken'sBuch nur wenige gewufst. Zwar in der Schule
Unterricht fich anzueignen1, und halt, was fie nach ihrem hatten wir von dem Scherbengericht des Kleifthenes geTitel
erwarten läfst. Wird dann das Deutfche fo wird . hört> aber wohl zumeift in der Art) dafs die Meinung
im Buch felbft das Aflyrifche, das dem Verfaffer als I zurückblieb, der Oftrakismos fei eine ad hoc gemachte
femitifche Sprache doch etwas naher hegen mufste, mit , Ernndung des athenifchen Staatsmannes gewefen, der für
genialer Unbefangenheit Gräflich mifshandelt Wer auf , den Zweck der AbftimmUng kleine thönerne Schreibst
. VI an der Spitze der aus 6 Büchern beflehenden alpha- ; tafeichen habe herlteilen laffen. Inzwifchen hat man in
betifch geordneten Literatur vor Delitzfch s Affy- , Athen drej diefer Kleifthenes-Oftraka gefunden, und zwei
rifcher Grammatik Bertin s Abrtdged Grammars von jhnen jedenfalls erweifen fich ga°z deutlich als Ge-

"1 ^JZ^'^J^'^'X^^^^^ 7 1 fäfsfeherben. Wilcken zeigt denn mit einleuchtenden
das nicht befremdlich finden. Ob das Büchlein die Ge- i Gründen) dafs die Sitte, Oftraka als Befchreibftoff zu ver-
heimnifse Rofenberg fcher affyr.fcher Conyerfation er- wenden> für Athen mindeftens fchon im 6. Jahrhunderte
fchhefsen kann wage ich nicht zu beurtheilen, ha te es , v. Chr. anzunehmen ift, wie die Scherbe überhaupt in der
indefs für möglich. Wer aber Affynfch lernen will wie antiken WeR der Mittelmeerlander ein fehr beliebtes
es die Aflyrer fprachen und fchneben wird jedenfalls < Schreibmaterial gewefen ift. Für die helleniftifche Zeit
beffer thun, das;Buch garn.cht erft ,n die Hand zu nehmen. , fteht das einmaf aus mehreren Autorenzeugnifsen feft,
Er mufste fonft doch nachher gründlich umlernen und fodann aber durch Taufende von befchriebenen Scherben
die in kurzefter Zeit angeeignete' Rofenberg fche Weis- aus jenen T dje ung dgr hejfse und trockene Sand.
he.t in harter Arbeit zu vergeffen fuchen. boden AegyptenS) der auch die maffenhaften Papyri durch

Marburg. P. Jenfen. die Jahrtaufende hindurch confervirte, aufbewahrt hat.

Entfprechend dem Wechfel der Nationalitäten im Nilthal

Wi. . D , TTI . , „ . . _ . . , , Vagen fie die verfchiedenften Schriftzeichen, fowohl

Wilcken, Prof. Dr. Ulrich, Griechische Ostraka aus Aegypten ; national-ägyptifche (hieratifche und demotifche), als auch
und Nubien. Ein Beitrag zur antiken Wirtfchafts- griechifche, lateinifche, aramäifche,koptifche und arabifche.
gefchichte. (In 2 Büchern). Leipzig, Giefecke & 1 Wohl am zahlreichften find bis jetzt die griechifchen
Devrient, 1899. (XVI, 860 u. III, 497 S. m. 3 färb. £ftr-ka vertreten, die fich von den Zeiten der erften
Tafeln I lvi „oU m ^ Ptolemäer bis in den Beginn der arabifchen Herrfchaft,

Utdn ) M- 42.-1 geb. M. 46.- alfo über ejnen Zeitraun^ von etwa taufend Jahren er:

,Ganz werthlos find nur Steingutfeherben und an- j ftrecken. Sie find mit Texten von mannigfaltigftem Ingerauchte
Cigarrenftummel' fchreibt Paftor von Bodel- . halte befchrieben, mit Briefen, Contracten, Rechnungen,
lchwingh foeben in 9. Jahresberichte der Brockenfammlung j Zahlungsanweifungen, Erlaffen, ja auch Abfchriften von
aer Anftalt Bethel bei Bielefeld. So haben wohl auch 1 claffifchen Autoren. Im grofsen und ganzen alfo be-
S h a^yPtilchen Bauern wenigftens mit Bezug auf die 1 gegnen uns auf den befchriebenen Oftraka Texte des-
ocherben gedacht, wenn ihnen beim Durchwühlen antiker j felben Inhaltes, wie wir fie in den Papyri neuerdings in
Irummerftätten die armfeligen Ueberrefte von Thon- , fo errtaunlicher Fülle befitzen, nur dafs die Scherbentexte
getalsen in die Hände fielen, um alsbald wieder fort- ihrer Natur nach zumeift kürzer find, als die Papyrustexte.
gC^?T zu werden. Und auch mancher wiffenfehaftlich 1 Die gröfste Zahl der erhaltenen Oftraka befteht aus
gebildete Europäer wird von der Werthlofigkeit felbft Steuerquittungen.

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