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Ausgabe:

1901 Nr. 24

Spalte:

637-639

Autor/Hrsg.:

Zapletal, Fr. Vinc.

Titel/Untertitel:

Der Totemismus und die Religion Israels. Ein Beitrag zur Religionswissenschaft und zur Erklärung des Alten Testamentes 1901

Rezensent:

Volz, Paul

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637 Theologifche Literaturzeitung. 1901. Nr. 24. 638

Gloffe ift vgl. das 2 malige DM*}; der urfprüngliche Name Religionsform hängt ferner zufammen die Auffaffung
Jahwes wäre dann: rrnst; die Correctur in 1420c«? ift wohl ! des Opfers als facraler Communion, als euchariftifchen
nicht richtig, die Wolkenfäule erleuchtet die Nacht nicht, Mahles, wobei die Gottheit, die menfchliche Gemeinder
Satz ift vermutlich Gloffe; in 1823 lies vielleicht MT1] fchaft und das Opferthier als Blutsverwandte angefehen
ftatt Ttfl, denn Jitro fcheint im Auftrage der Gottheit zu , werden. An diefes urfprüngliche Verwandtfchaftsgefühl

zwifchen Gottheit und menfchlicher Gemeinfchaft will
Z. nicht glauben; das Verwandtfchaftsgefühl zwifchen
Menfch und Thier lehnt er direct ab; dafs ein Thier
nur vom ganzen Stamme gefchlachtet werden konnte
und fein Leben überhaupt gefchützt wurde, komme
nicht von der Heiligkeit feines Blutes her, fondern von
dem Nutzen, den es der menfchlichen Gemeinfchaft
leiftete und der eine Stammescontrolle nahelegte; nicht
an fich ift das Thier heilig, fondern erft der Opferact
macht es heilig; endlich fei das Opfer nicht blofs Communion
und nicht blofs Stammesfache, fondern vor allem
auch Gabe und Privatfache gewefen. — Da bei Völkern
mit Totemismus Tätowirung (mit Thierbildern), Ein-
fchnitte und P"ahnen als Sammelzeichen des Klans vorkommen
, fchliefst man von ihnen aus auch in Israel auf
Totemismus. Aber mit Unrecht; denn das Tätowiren
des Jahvezeichens bedeute eben nur die Zugehörigkeit
zu Jahve, die Ritze bei Trauer wollen den Schmerz darfteilen
oder den Geift durch Blutzauber anlocken oder
den Hinterbliebenen für den Geift unkenntlich machen;
die israelitifche Fahnen kennen wir zu wenig und die in
Gen. 49 Deut. 33 für die Stämme verwendeten Thierbilder
find blofs Charaktervergleiche. — Smith hat ferner die
arabifchen Ginnen für den Totemismus in den femiti-
fchen Religionen beigezogen: fie feien mit den wilden

fprechen; 2924b ift zu ftreichen; in 2936 ift vor nsom der
Einfchnitt zu machen; in Lev. 22ie ift ohne Aenderung
kaum auszukommen. — Der Druckfehler find es viele.
Ex. 1239 lies wohl ,verjagt' ftatt .verachtet', in der Ueber-
fetzung von Ex. 3O8 und Lev. 1920 find einige Worte
ausgefallen.

Dafs ich aus dem Commentare Vieles gelernt habe,
möchte ich auch in diefer Befprechung zum Ausdrucke
bringen.

Tübingen. p- Volz-

Zapletal, Fr. Vinc, O. P., Der Totemismus und die Religion
Israels. Ein Beitrag zur Religionswiffenfchaft
und zur Erklärung des Alten Teftamentes. (Collec-
tanea Friburgensia. Neue Folge. Fase. II.) Freiburg
(Schweiz), Univerfitätsbuchhandlung in Komm.
(XIII, 176 S. Lex. 8.) fres. 8.—

Verf. will durch die vorliegende gelehrte Abhandlung
, vor allem im Gegenfatze zu W. R. Smith, beweifen,
dafs der Totemismus auf die israelitifche Religion nicht
auszudehnen ift. In einer Einleitung führt er zunächft
die Verfuche verfchiedener Gelehrten vor, die Er-
fcheinung des Totemismus zu erklären und zu definiren,

und wirft felbft die Frage auf, ob nicht das Traum- j Thieren verwandt, und aus ihnen fei durch die Ver
leben den Menfchen auf diefe Religionsform gefuhrt habe. , mittelung des Totemismus die eigentliche Götterver-
Dann befpneht er der Reihe nach die Bräuche und An- j ehrung entftanden. Aber der Zufammenhang zwifchen
fchaungen, die mit dem Totemismus in Zufammenhang den Ginnen und den wüden Thieren .ft nicht fich die
gebracht werden und auch in Israel fich finden. Zu- B b VQn Thieren und Pflanzen mit damonifchen
nachft die Thiernamen die in Israel wie in anderen | Kraften beweift noch ^ dafs man ^ ihnen Geifter ^
iemitifchen Volkerp, befonders bei den Arabern vor- j ebenfo fraglicb ift der Zufammenhang zwifchen Gottheit
kommen, und die vom Verf. fammtlich aufgezahlt , und Dämonen, denn clohim ift plur. majestaticus, die
werden. Sie feien nicht eine Folge von Totemismus; Damonen fmd überdies Eigenthum der arabifchen Wüfte
denn manche darunter find nicht als Ihiernamen zu , und jn def israelitifchen Religion feiten erwähnt. _ Enderklaren
, f.e bilden nur eine geringe Anzahl unter : Uch h ddt der Verf ausfüflrlich vom arabifchen und

allen Namen, fie find zum grofseren Iheile Individual- ■___i:*:r„u— i/r,,f4=„Q„i,. a u a 4- 7 ,

11 j ' n u a t a- -a a « israelitnchen Mutterrechte, das auch aus dem Totemismus

namen und wollen eben nur das Individuum durch > „• j n- er., j ' u r u at i .

. ,' , . , , , , , . .r erklart wird. Die tur das arabifche Mutterrecht anee-

einen ereieich aus dem 1 hierleben charakterifiren, i f.,r q, ™ :r___ .. . .. , , , , " »

einen "6,v"' . , . _ ..... , . ..' iuhrten Beweile ?enupen nicht und werden dnrrh (4crrpn_

die Familiennamen gehen wohl urfprünglich auf Individuen
zurück, die Ortsnamen find durch das zahlreiche
Vorkommen von Thieren an den betreffenden
Orten entftanden. — Sodann die Verehrung von Natur-
gegenftänden, von Geftirnen, Bäumen, Steinen, Quellen
und Thieren, habe andere Gründe als den Totemismus.

Baun« und Steine z.B. wurden (abgerehen von einzelnen dnma, ,„ w ib Jakobs dach, w ,„ ■ ;^
^S&ASIS^S^ ä£ Vermutitung, die GJefehwi«gerehe ift n.eht' mi, 'de, tS

führten Beweife genügen nicht und werden durch Gegengründe
überboten; in Israel bilden die Polygamie, die
untergeordnete Stellung der Frau, das Erbrecht, die
endogamifche Heirath directe Zeichen für das Patriarchat,
jedenfalls in hiftorifcher Zeit, und die von Manchen angeführten
Refte eines ehemaligen Mutterrechtes find
nicht vorhanden: denn dafs die israelitifchen Stämme

andrie zu verbinden, die Benennung des Kindes durch
die Mutter fleht blofs neben der durch den Vater, die

nur für den Sitz von Gottheiten gehalten, der Gottes
name ';t<■^"c■, 172 fei blofs metaphorifch zu verftehen;
die Pflarizerinamen beweifen fo wenig wie die Thier-

namen, die Beziehung zwifchen El und Elon fei höchft me Ve^rh^ " Gc?' f3 ^

gewagt; ob Quellen von den Israeliten als göttlich ge- ; £Jpf,,0^ Mu"7 u ^ ^ JC el"

dten wurden, muffe bezweifelt werden: lebendirre ^efonderer Fa 1, das Levirat fpr.cht eher für als gegen

halten wurden, müffe bezweifelt werden; lebendige
Thiere haben die Israeliten nie verehrt, und die Thierbilder
feien als Symbole der Gottheit gefafst worden;
dafs David einem Schlangenklan angehörte, ift blofse

Schon diefe Ueberficht verräth, dafs Verf. fich nicht auf
fein Thema befchränkt hat. Ueberhaupt ift die Polemik

Vermuthung; am Schlufse wird die Erklärung von j gegen die gegenwärtige Neigung, den Totemismus auch
rTjnj durch das ägyptifche ,Vieh' ausführlich darge- l für Israel zu behaupten, nicht in principieller Schärfe
legt und verworfen. — Vor allem werden die Speife- j durchgeführt. Richtiger wäre gewefen, zunächft einmal
verböte, die unreinen Thiere für einen totemiftifchen j aufzudecken, dafs der Totemismus überhaupt nur eine
Glauben in Israel in Anfpruch genommen. Diefe j Hypothefe, bei keinem Volke wirklich nachgewiefen ift
V erböte find jedoch nach dem Verf. aus gefundheit- ; und dafs es gewagt ift, vereinzelte Erfcheinungen bei
liehen, erziehlichen und allgemein menfchlichen Gründen j wilden Völkern fofort überall finden zu wollen. Verf
begreiflich, die Namen Achbor und Chezir beweifen I erwähnt dies gelegentlich (S. 120. 99), aber nur nebenbei

nichts; die Culte in Jef. 65 f find wohl nicht von Israe
liten ausgeübt und find gehäffig übertrieben; das Fehlen
von Pflanzenverboten neben den Thierverboten fpricht
direct gegen Totemismus. — Mit der totemiftifchen

Sodann befchränkt fich Verf. nicht darauf, die angeführten
Bräuche vom Totemismus loszulöfen, fondern
er fucht diefe Bräuche felbft wegzudeuten, um dem Totemismus
den Boden zu entziehen. Hierdurch verliert