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Ausgabe:

1901

Spalte:

633-637

Autor/Hrsg.:

Baentsch, Bruno

Titel/Untertitel:

Exodus-Leviticus übersetzt und erklärt 1901

Rezensent:

Volz, Paul

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnacks Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark.

Nr. 24.

23. November 1901.

26. Jahrgang.

Baentfch, Exodus-Leviticus, überfetzt und erklärt
(Vol.).

Zapletal, Der Totemismus und die Religion
Israels (Volz).

Kraetzfchmar, Prophet und Seher im alten
Israel (Volz).

Nestle, Die KircheDgefchichte des Eufebius,

aus dem Syrifchen überfetzt [Texte und Unter-
fuchungen von Gebhardt und Harnack N. F.
VI, 2] (Grefsmann).
Grofs, Glaube, Theologie und Kirche (Lob-
ftein).

König, Im Kampf um Gott und um das eigene
Ich (Lobftein).

Murisier, Les maladies du sentiment religieux
(Lobftein).

Lütgert, Die Erfchütterung des Optimismus
durch das Erdbeben von LifTabon (Reifchle).

Schlatter, Was ift heute die leligiöfe Aufgabe
der Univerfität? (Derf.).

Neue Chriftoterpe 1902 (Kühn).

Baentsch, Lic. Prof. Dr. B., Exodus-Leviticus überfetzt und
erklärt. (Handkommentar zum Alten Teftament. In
Verbindung mit anderen Fachgelehrten herausgegeben
vonW. Nowack. L Abteilung, Die hiftorifchen Bücher,
2. Band, 1. Teil.) Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht
, 1900. (IV, 441 S. Lex. 8.) M. 8.—

Mit dem vorliegenden Commentare ift dasNowack'fche
Sammelwerk um ein werthvolles Stück reicher geworden.
Der Verf., der durch feine Vorarbeiten befonders geeignet
war, hat mit grofser Gründlichkeit und einer Fülle des
vielfeitigften Materiales diefe centralen Partien der israe-
litifchen Cultusgefchichte behandelt. Die Anlage des
Commentares entfpricht der der übrigen Abtheilungen.
Nach einer treffenden Inhaltsangabe wird der einzelne
Abfchnitt auf feine Herkunft geprüft, wichtige tcrmini
werden theils vor der Einzelexegefe theils in fie verwoben
befprochen, wobei eine forgfältige Literaturfammlung gute
Orientirung giebt. Biblifch-theologifche Begriffe (wie z.
B. das Heiligkeitsideal in Lev. 17—26 S. 396) treten ver-
hältnifsmäfsig zurück neben den cult- und religions-
o-efchichtlichen Belehrungen. Aus der Menge der
Notizen hebe ich hervor: die ausführliche und klare Abhandlung
zu Ex. 3 u über Namen und Wefen Jahwe's, für den
Verf. kenitifche Wurzel annimmt, wie er auch fonft (Ex. 181)
den kenitifchenEinflufs fehr lebhaft betont; über elschaddai
fiehe zu Ex. 63; über die Fefte zu Ex. 12. 23. 341s, hier
intereffirt befonders das Verhältnifs von Maffot, Paffah
und Darbringung der Erftgeburt (cf. auch zu 2220); Maffot
fei urfprünglich das vorwiegende Frühlingsfeft des Nordreiches
, Paffah das des Südreiches gewefen; über die totafot
zu Ex. 1316; über Entftehung und Wachsthum der torah
als einer allmählich werdenden Gröfse zu Ex. 18, dort
ift die Vermuthung ausgefprochen, dafs Quades in der
älteften Ueberlieferung als Stätte der Gefetzgebung hervorragte
und jetzt durch Sinai-Horeb verdrängt ift; über
Entftehung, Zeit, Charakter u. f. w. des Dekaloges zu Ex. 20;
über den Sabbat zu 2011 3112; kernbi})i 251s; urim tttmmim
(die am eheften auf die babyl. Schickfalstafeln zurückgehen)
2S15. 30; Salbung 29-: kipper 2933; Rauchopfer 30; gut ift

Meriba Ex. 17; die Lage des Gottesberges fei unbekannt
und in verfchiedene Traditionen zu verfchiedenen Zeiten
eine verfchiedene, Horeb ift nicht = Sinai. Von rein
archäologifchen Artikeln erwähne ich den über das Manna
Ex. 1613, über ägyptifche Arbeitertruppen 514; von lexiko-
graphifchen den über p zu Ex. 812. Das Lied Ex. 15,
das der Zeit Jofia's zugewiefen wird, erfährt gründliche,
auch äfthetifche Beurtheilung; bei der Frage des Metrums
übt Verf. befonnene Zurückhaltung. Die gleiche Vorficht
beweift er in der Textkritik. — Nach dem gefchicht-
lichen Werthe fei bei jenen Erzählungen und Einrichtungen
aus der erften Zeit Israels nicht fo fehr zu
fragen als nach dem religiöfen Werthe, nach Sinn und
Ablicht; die ägyptifchen Plagen z. B. find Sagen, denen
nicht nothwendig ein gefchichtliches Ereignifs zu Grunde
liegt, wenn auch gewöhnliche Naturerfcheinungen die Vorlage
bildeten; beim Durchzuge durchs Schilfmeer ift die
Erinnerung an irgend ein gefchichtliches Factum befchei-
denerer Art nicht ftrict abgewiefen; die Erzählungen des
Wüftenzuges find etymologifche Sagen, aus den Ortsnamen
gefponnen; die Stiftshütte ift Dichtung. — Mit
peinlichem Fleifse ift die Quellenfrage erörtert. An-
erkennenswerth ift, dafs die Quellen nicht vorwiegend
nach fprachlichen, fondern nach fachlichen Eigenthümlich-
keiten gefchieden find, und dafs den Gottesnamen dabei
wenig Gewicht gegeben wird. Auch betont Verf. mit
Recht, dafs unteren Quellen ein längerer Procefs vorausgeht
; fie haben alte Traditionen verfchiedener Art, die
ihnen werthvoll fchienen, übernommen (vgl. Ex. 424ff.) und
ftatt fofort Gruppen z. B. im Kreife J (Ji, Ja . .) zu fondern,
follten wir uns daher begnügen, die Verarbeitung ver-
fchiedenartiger Traditionen in der Einen Quelle anzunehmen
(S. 8. 170). Die Quellenfchriften werden in gelegentlichen
Aeufserungen charakterifirt, damit fie in ihrem
Unterfchiede dem Lefer lebendig werden: in J lernen wir
den echten Erzähler kennen, der die Gefchichte felbft
fprechen läfst ohne Reflexion, überall Jahwe am Werke
zeigt und auch dem Wunder eine natürliche Form giebt;
E ift der prophetifch theologifch intereffirte Schreiber, der
feiner Zeit die Wunderwege Gottes zeigen und fie in
religiofer Erkenntnifs fördern will, feine rehgionsgefchicht-

die allgemeine Orientirung über das Opfer zu Lev. 1, die ! liehe Theorie ift zu Ex. 313 ausgeführt; P baut die ganze
verfchiedenen Opferarten werden in anfehaulicher Kürze ! Gefchichte Israels auf die Abraham^'/-//, fein Erzählen

vor der Einzelbefprechung gefchildert; klar und ausführlich
ift dieUeberficht über die Reinigkeitsgefetze Lev. uff,
ihre Motive und die einzelnen Gattungen der Unreinheit;
lichtvoll ift das Verföhnungsfeft Lev. 16 nach Compofition,
Bedeutung, Ritual und Gefchichte ausgearbeitet. In geo-
graphifchen Beftimmungen ift Verf. fehr vorfichtig; die
Wiffenfchaft habe hier, fagt er, nur die Aufgabe, vor phan-
taftifchen Vermuthungen zu warnen und bei den wichtigeren
Localitäten die traditionelle Deutung anzugeben; ausführhat
cultifch didaktifchen Zweck, das Wunder ift vielfach
grotesk und Jahwe tritt hinter den Medien zurück, feine
religionsgefchichtliche Theorie ift bei Ex. 62 berichtet;
Rje erfcheint als gefchickter Redactor, der mit Vorliebe
die Reden feiner Quellen ausfpinnt und durch Reflexion
bereichert; Rp ift ein fchwerfälliger Redactor; Rd fleht
in der Gefchichte nur eine Verwirklichung vorher ge-
fprochener Gottesworte und den Zweck der Unterweifung
künftiger Gefchlechter. Daneben werden auch einzelne

licher handelt er über den Ort der Meerdurchquerung, j Quellenabfchnittegefchildertundgegeneinanderverglichen,
die Wüfte Sin Ex. 16; das Verhältnifs von Refidim, Mafia, j indem hierbei verfucht wird die Sondergeftalt der Er'

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