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Ausgabe:

1901 Nr. 23

Spalte:

623-624

Autor/Hrsg.:

Kirchmann, J. H. von (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Immanuel Kant’s Kritik der reinen Vernunft. 8., revidierte Aufl 1901

Rezensent:

Mayer, Emil Walter

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Seite 1

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623 Theologifche Literaturzeitung. 1901. Nr. 23. 624

glaubens, allerdings in moderner Formulirung, genannt j befondere die Kant'fchen Eigentümlichkeiten möglichff
werden darf, hätte noch ausdrücklicher als S. 64 betont bewahrt werden mufsten und von den empfohlenen
werden follen. — Ob die Bezeichnung .Parifer Schule' be- Correcturen lediglich Gebrauch gemacht werden durfte,
rechtigt iff, wird erft die Zukunft vollftändig ausweiten. ,wo es die Glätte erforderte und durch eine kleine Ände-
Am 9. April 1897 fchrieb Sabatier hierüber: „J'estime rung das Verftändnifs erleichtert wurde.'
infinimentplus la solidarite fraternelle avec tous Es unterliegt keinem Zweifel, dafs die von Valen-

les chercheurs debonnevolonte quela gloriolevaine 1 tincr beforgte Auflage, die dem Lefer einen Einblick in
d'un isolement pretentieux dans une ecole par- i zahlreiche/ältere und neuere, textkritifche Verfuche er-
ticuliere. Jedenfalls aber kann von. einer ,Schule von möglicht und eine Art Synopfe derfelben giebt, gegen-
Montauban' (8. 57) nicht die Rede fein. Irreführend ift die über der früheren Kirchmann'fchen einen Fortfehritt
Notiz (65. Anm. 6): ,1m Uebrigen läfst fleh der Symbolis- bedeutet. An Druckfehlern ift dem Ref. neben mehreren
mus nicht als directe Fortfetzung der Strafsburger Theo- harmlofen ein empfindlich Hörender aufgefallen S. 238,
logie eines Bruch, Colani und Lichtenberger betrachten'. Anm. c.

Eine .Strafsburger Theologie' als einheitliches Gebilde hat c*_,r0K„^ • rr r- wr -mt

• i_ j j- j • ■ j Ui ivr ! otralsburg 1. iL. E. w. Maver

es nie gegeben, und die drei an einander gereihten Namen

Hellen durchaus verfchiedenartige Gedankenreihen und j

wiffenfehaftliche Strömungen dar. Rietschel, Prof. D. G., Lehrbuch der Liturgik. ErHer Band.

Dafs der Verf. nur mit zwei Schriften operirt, kann ! Die Lehre vom GemeindegottesdienH. (Sammlung von
ihm, der übrigens alle hierauf bezüglichen Artikel und Lehrbüchern der praktifchen Theologie in gedrängter

Effavs eenau kennt und verwerthet, nicht zum Vorwurfe -na 11 u u uu n n 1 >

■' S , . ... . •, ' c t-, , c- ,■ , DarHellung. Herausgegeben von H. Hering. II. Band,

gemacht werden. Es gebührt ihm unfer Dank für diele .. _ s • , , ,v„, „ „., 7

lohnende Arbeit über eine theologifche Richtung, .welche Berlin,Reuther&Reichard,i9O0.(XII,rjO9S.gr.8.)M.ii.—

mit ihrer ftreng wiffenfehaftlichen Methode und religiöfen Ein Lehrbuch der Liturgik von folchem Umfange und

Wärme ein Ferment fein wird zu einer fruchtbaren Stoffreichthum wie das Werk R.'s hat der evangelifchen
Weiterentwickelung des franzöflfehen Proteffantismus, [ Theologie bisher gefehlt. Mehr als die Hälfte der

deffen Aufgaben bei der Hetigen Erweiterung des inneren 600 Seiten iff in Kleindruck hergeffellt, und kaum eine

und äufseren Mifflonsfeldes in fortwährendem Zunehmen
begriffen find'.

Strafsburg i. E. P. Lobffein.

Kant's, Immanuel, Kritik der reinen Vernunft. Herausgegeben
, erläutert und mit einer Lebensbefchreibung

Kants verfehen vonJ. H. von Kirchmann. Achte revi- j können; manche Abfcnnitte, wie z. B. der über die

der zahlreichen Controverfen, welche die Liturgik bewegen
, dürfte übergangen fein. Der Lefer wird nicht
nur über die rieueffe Literatur orientirt, aus der Literatur
werden auch die Quellen angeführt und befprochen.
Allerdings kann das der Natur der Sache nach nicht in
extenso gefchehen, und aus dem Mitgetheilten wird der
Lefer meiffens ein eigenes Urtheil fleh nicht bilden

dierte Auflage. Bearbeitet von Theodor Valentiner. | römifche Meffe (S. 337—395), bleiben auch fchwer ver-

Sämmtliche Werke i. Band. (Philofophifche Bibliothek
. Band 37). Leipzig, Dürr'fche Buchh., 1901.
(XX, 769 S. 8). M. 4. -

An guten Ausgaben der ,Kritik der reinen Vernunft'

Händlich, wenn nicht der Lefer den vollffändigen Text
der behandelten Schriften vor fich hat. Manches hätte
auch kürzer gefafst werden können, während ander-
feits Lücken ungern bemerkt werden; aus der Ver-
nachläffigung des orientalifchen Kirchenthums machen wir

fehlt es zur Zeit nicht, und eine befonders werthvolle i dem Verfaffer keinen Vorwurf (vgl. D. Drews St. Kr.
Heht noch in Ausficht, da die von Erdmann in Auftrage [ 1900 S. 480 f.), mehr fchon aus der fiiefmütterlichen Be-
der Akademie zu veranHaltende hoffentlich nicht mehr j handlung des reformirten Gottesdienffes, vor allem aber
lanr/e auf fich warten läfst. Dennoch wird man es den vermiffen wir den unerläfslichen Abfchnitt über das Ge

Verlegern der ,Philofophifchen Bibliothek' nicht verdenken
, dafs fie das klaffifche Werk aus ihrer Sammlung

fangbuch der evangelifchen Kirche. Der Bewunderung
des Fleifses des Verfaffers nimmt dies jedoch nichts; wer

nicht herausfallen laffen wollen und es dem gröfseren 1 von dem eröffneten Labyrinth liturgifcher Einzelfragen
Leferkreis, auf den fie rechnen, in zeitgemäfser Form j fich nicht abfehrecken läfst, wird in R. einen verffänd-
darzubieten verfuchen. nifsvollen Führer in das weite Gebiet finden. Aber der

Allerdings handelt es fich um keine eigentliche neue ! Stoffreichthum iff es nicht allein, der Anerkennung ver-
Ausgabe fondern nur um eine neue und veränderte Auf- | dient; die Art der Behandlung, die lutherifch freie, dem
läge der bisherigen Kirchmann'fchen, die, wie man weifs, i Reformator folgende, echt evangelifche Anfchauung,
einff viel benutzt wurde, allmählich aber durch andere ' die namentlich im kritifchen und ordnenden Theile des
überholt worden ifl. Die Revifion hat Th. Valentiner j Werkes (S. 422 f.) das Wort führt, iff der freudigen Zuffim-
übernommen. Das Format und die äufsere Ausflattung j mung vieler ficher. Dahin gehört die Forderung, die
find im wefentlichen diefelben geblieben. Zu Grunde j agendarifchen Ordnungen nicht zu einem byzantinifch
gelegt iff unter gelegentlicher Berückfichtigung von A5 ■ Harren Gefetze werden zu laffen, fonff bleibt keine Ord-
die Ausgabe der .Kritik'von 1787. Doch kommen nicht j nung, und Willkür reifst ein; die Forderung, weder das
nur die Abweichungen von der erffen Ausgabe, felbff wo ! Credo, dies Lob- und Dankopfer nach Luther, noch die
ganz geringfügige Verfchiedenheiten im Spiele find, in , Spendeformel zu einem Kriterium dogmatifcher Recht-
Beilagen und Anmerkungen zum Ausdrucke. Der Heraus- 1 gläubigkeit zu machen (S. 552); ferner der Grundfatz, dafs
geber iff aufserdem bemüht gewefen, die grofse textkri- j zeitweilige dogmatifche Streitfragen nicht in das gottes-
tifche Arbeit, die im Laufe der Jahre geleiflet worden iff, j dienffliche Leben zu übertragen find, und dafs vor allem
reichlich zu 'verwerthen. Befonders, doch keineswegs die lutherifche Abendmahlsliturgie von allen katholi-
allein zu Rathe gezogen werden die Beiträge von Erd- firenden Reffen, z. B. von der die Unio sacramentalis
mann' Vorländer, Wille, Vaihingen Und zwar iff das ' bewirkenden Kraft der Vcrba testamenti, von der Nach-
eingefchlagene Verfahren fo, dafs bald die Correctur in ; confecration der Elemente (S. 548) u. f. w. zu befreien ifl.
den Text aufgenommen iff und die Orginallesart in der ; Noch ein Schritt weiter wäre jedoch wünfehenswerth
Anmerkung erfcheint, bald umgekehrt der Verbefferungs- . gewefen. Die Einfetzungsworte find als Praedicatio ad
vorfchlag nur in der Fufsnote seinen Platz findet. Dabei populum zu werthen, und das .Weihegebet', das R. nach
find beffimmte Grundfätze mafsgebend gewefen, über die j Vorgang anderer ,zur Beflimmung der Elemente zum
im Vorworte Rechenfchaft abgelegt wird und deren ober- , heiligen Gebrauch' einfetzen will, iff nicht nur über-
Her dahin lautet, dafs ,die altertümliche Sprache, ins- flüffig, da die Beflimmung durch Zurichtung des Abend-