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Ausgabe:

1901 Nr. 22

Spalte:

595-596

Autor/Hrsg.:

Reinach, Théodore

Titel/Untertitel:

Histoire des Israélites. Depuis la ruine de leur indépendance nationale jusqu‘à nos jours. Deuxième édition, revue et corrigée 1901

Rezensent:

Dalman, Gustaf

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Theologifche Literaturzeitung. 1901. Nr. 22.

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hier und da der Verfaffer gewiffe Aehnlichkeiten in Form ! wieder herausgegeben als nicht für die Gelehrten, fondern
oder Namen oder Anwendung zwifchen den zwei Reihen für das grofse Publicum beftimmt. In der That ift es

von Zeichen erwähnt, dafs aber keine davon irgend wie
ihn zu feiner Behauptung der Uebernahme der evan
gelifchen Neumen durch die Juden berechtigt.

ein fehr lesbares Buch, aber weniger ein Gefchichtswerk,
als ein Stimmungsbild aus dem modernen Judenthume.
R. fieht das Wefen der nachbiblifchen jüdifchen Geich
hoffe, der Verf. wird zugeben, dafs die Verbindung j fchichte in der allmählichen Umwandelung einer Nation
der jüdifchen Accente mit den Tonzeichen der evangeli- | mit befonderer Religion in eine blofse Religionsgefell-
fchen Lefebücher höchftens eine Wurzelverbindung, in 1 fchaft. Nur die Erfcheinungen der jüdifchen Gefchichte,
keinem Falle eine Fruchtverbindung fein kann. Möchte [ welche das Reformjudenthum vorbereiten, vermag er zu
er unter dem alten Titel eine neue Schrift fchreiben, in würdigen. Dem Talmudismus und der Kabbala der alten
der er die Kirche ausfchaltet und blofs auf Lagarde's j Zeit bringt er ebenfowenig Verftändnifs entgegen wie dem
Schlufsworte ausgeht, dafs die hebräifchen Accente viel- | Zionismus der jüngften Tage. In den Einzelheiten ift R~
leicht griechifche Noten feien. Trotz allem Obigen will > oft wenig zuverläflig. Die Sagen von den Wanderungen
ich ihm zugeftehen, dafs ich nicht ficher weifs, ob nicht j des jerufalemifchen Synhedrion hält er noch für hiftorifche
die Juden vielleicht einige oder alle ihrer Tonzeichen 1 Wahrheit (S. 9) und trägt die fpätere Claffification der
fchon vor Kennenlernen der griechifchen Tonzeichen Rabbinen als Tannäer, Amoräer, Saboräer in die talangewendet
haben. mudifche Zeit zurück (S. 25. 28). Von den Falafcha
Leipzig. Cafpar Rene Gregory. Abeffyniens fagt er (S. 374): ,On ignore egalement leur
________ provenance, leur nombre et le veritable caractere de leur

religion.' Er fcheint alfo nicht zu kennen, was feit über
Grunbaum, Max, Gesammelte Aufsatze zur Sprach- und ' drefjahrzehntenüber fie gefchrieben wurde. Ich verweife

Sagenkunde. Herausgegeben von Felix Perles. Berlin,
S. Calvary & Co., 1901. (XVIII, 600 S. gr. 8.) M. 12.

auf Flad, The T'alashas of Abyssinia (186g), Epftein, Eldad
ha-Dani (i8pi) und auf die von J. Halevy herausgegebene

Der im J. 1898 in München entfchlafene jüdifche Gebetsordnung der Falafcha

Gelehrte M. Grünbaum hatte fich befonders durch felb
Bändige Schriften über die jüdifch-deutfche und jüdifch
fpanifche Literatur bekannt gemacht. In diefem Sammel
bände find feine in der Zeitfchrift der Deutfchen Morgen-
länd. Gefellfchaft Bd. 31—44 erfchienenen Auffätze verLeipzig
. G. Dalman.

Chajes, Dr. H. P., Markus-Studien. Berlin, CA. Schwei
fchke & Sohn, 1899. (VIII, 78 S. gr. 8.) M. 2.—

einigt. Folgendes find die behandelten Themata: I. Bei- ! n Per Verf- ™«nt na,h dem Vorworte, dafs .mehrere
träge zur vergleichenden Mythologie aus der Hagada; Bearbeitungen der wohl aramäifchen Logia vorhanden
2. Ueber Schern hammephorafch; 3. Die verfchiedenen 1 waren > dle zum offiziellen Gebrauche verwendet und
Stufen der Trunkenheit; 4. Miscellen (der Stern Venus, etwa arch von den, *>yn°P. >ker,n als Bafls 1"re_r -van-
die Minim); 5. Affimilationen und Volksetymologien im gehen benützt wurden'. Diefe habe man in hebräifcher
Talmud; 6. Die beiden Welten bei den arabifch-per- Sprache abgefafst, um ihnen die Werne: und He.ligke.t
fifchen und bei den jüdifchen'Autoren; 7. Zum Juffuf des Vf T: ,u, Ve,J°n diefen V°rausietzungen
und Suleika'; 8. Zu Schlechta-Wffehrd's Ausgabe des 1 ausgehend behandelt Ch. dann eine grofse Anzahl e.n-
Juffuf und Suleika'. Für Theologen find von Intereffe ! zelner ,Stellen aus. denl .|anze" Bereiche des Markus-

befonders die Ausführungen über gefallene Engel und
Dämonen unter Nr. 2, 4 und 6. Der Vorzug der Abhandlungen
befteht in vielfeitiger Belehrung aus abgelegenen
Wiffensgebieten, ihre Schattenfeite darin, dafs die

Evangeliums. Zunächft ift zu bedauern, dafs Ch. nicht
unternommen hat, einen förmlichen Beweis dafür zu
führen, dafs jene Bearbeitungen der Logia hebräifch
und nicht aramäifch abgefafst waren. Ein folcher Be-

leeCLieu V* illtll^H _ui__li, im _ v_nc*i.i._iiiv_n.v_ vi.Ulli, vifli.1 v_iiv_ . - - , — , , - - ,T _.

Arbeit oft der Brenge.. Methode entbehrt und darum war, um fo wunfehenwerther, da Meyer Neflle und

Wellhaufen vom Aramäifchen ausgegangen find und Wellhaufen
es fogar für überflüffig erklärt hat, für die Thefe,
dafs ein femitifches Urevangelium nothwendig aramäifch

nicht zu klaren Ergebnifsen führt. Als ein Beifpiel nenne
ich, wie S. 461 ff. der SlllnSt, die Frucht, deren fich die

Juden am HüttenfeBe bedienen, befprochen wird. Wir er- uals :m ™H1C.« UICV"^C"U1'' «£i«wff/_ «au.«..-.,
fahren allerlei über mittelalterliche Deutungen des Wortes j Siefen fein muffe, noch nach Bewe.fen zu fuchen.
j-nns. über verwandte oder gleichbedeutende arabifche ! Aber ^.enfof ,e derf P^6"^
Bezeichnungen, über die Meinung, der Ethrog fei der Jed~m Einzelfalle zi. unterfuchen, ob d.efelbe Beobachtung
Adamsapfef gewefen. Aber eine Unterfuchun|, welche ! auch unter Vorausfetzung einer hebräifchen Vorlage ge
Frucht der Mins der alten Zeit wirklich gewefen fei,
fehlt. Uebrigens Behen der botanifchen Identificirung
fogar des jetzt üblichen Ethrog Schwierigkeiten entgegen.
Gr. hält ihn für den käbbäd der Araber. Dies iB die
dickfchalige, grofse, runzlige grünfarbige Citronatcitrone,

macht werden könne, fo nimmt fich auch Ch. nirgends
die Mühe, neben den hebräifchen auch die aramäifchen
Möglichkeiten bei der Erklärung der einzelnen Stellen
ins Auge zu faffen, und defshalb bleibt die Grundlage
der ganzen Arbeit fchwankend, und kein wirkliches Re-
'to^ ^t^^lriTälZZ gr«* wird gewonnen. - Die Bemerkungen zu einzelnen
Ethrog des Juden nicht ohne weiteres identifch iB. Man btellen find von fehr verfchiedenem Werthe. Es feIen
zeigte mir im Hofe eines jüdifchen Haufes in Aleppo einen
habbäd-Baum mit der Behauptung, dies fei Ethrog,

gab aber meinen Bedenken gegenüber zu, dafs man in
Wirklichkeit am HüttenfeBe eine andere Frucht benütze.
Es iB eine befondere Abart von Citrus medica Cedra,
welche als Ethrog dient.

Leipzig. G. Dalman.

Reinach, Theodore, Histoire des Israelites. Depuis la

ruinede leur independance nationale jusqu'ä nos jours.

, . . p^r:c u--u_t4._ ; zufprechen. Wir bedürfen fomit der ganzen Erklärung

Deuxieme edition, revue et corngee. Paris, Hachette V _ v-ri.nt« bei Luk. S ,» Ird A

hier die zu Cap. 2 gegebenen herausgegriffen. Vers 5.
Dafs Jefus einem Paralytiker Sündenvergebung verheifst,
foll damit zufammenhängen, dafs das aramäifche Sil" fo-
wohl von Sündenvergebung als von dem .GelöBfein' des
Paralytifchen gebraucht werde. Der griechifche Evan-
geliB hätte diefen Zufammenhang durch Anwendung
von Xvm für .vergeben' auch deutlich machen können.
Dafs er dies nicht thue, beweife eine hebräifche Vorlage
, in welcher der urfprüngliche Sachverhalt fchon ver-
wifcht war. Aber eine blofse Ideenaffociation hat Jefus
gewifs nicht veranlafst, jemandem Sündenvergebung zu-

et Cie., 1901. (XIX, 415 S. 8.) Fr. 4 —

Eine Schrift, deren erBe Ausgabe vom J. 1884 der
Verf. eine Jugendarbeit nennt, wird nun mit Verbefferungen

nicht. — Vers 12. Die Variante bei Luk. 5,25 e<p o xure-
XEizo gegen xov xgaßßarov bei Markus foll auf einem
Hörfehler beruhen. Lukas überfetzte 8©"n richtig mit
«pac, verBand aber das nmy feines Vorlel'ers wiederum