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Ausgabe:

1901

Spalte:

585-588

Autor/Hrsg.:

Schaefer, Rudolf

Titel/Untertitel:

Das Passah-Mazzoth-Fest nach seinem Ursprunge, seiner Bedeutung und seiner innerpentateuchischen Entwicklung im Zusammenhange mit der israelitischen Kultusgeschichte untersucht 1901

Rezensent:

Beer, Georg

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnackj Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C, Hinriclis'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark.

Nr. 22. 26. October 1901. 26. Jahrgang.

Schaefer Das Paffah-Mazzoth-Feft (Beer). Reinach, Histoire des Israelites (Dalman). j Schmitt, Leo Tolftoi und feine Bedeutung für

'r^^^^*^ ' "T'^Tu^l', fr,* ! Sot^tT^Lis ä^D^n GoUes
des Alten Teftaments (Bertholet). Die kirchliche Ueberheferung und die ruffifch- | (v w Mav|(r1

theologifche Litteratur (Bonwetfch).

Kahler und Hering, D. Heinrich Holtmann

(Eck).

Aus dem Tagebuche des D. H. Holtmann (Derf.).

Praetorius, lieber die Herkunft der hebrä-

ifchen Accente (Gregory).
Grünbaum, Gefammelte Auffatze zur Sprach-
und Sagenkunde (Dalman).

(E. W. Mayer).
Schmidt, Die Lehre vom Tyrannenmord (E.
W. Mayer).

Kretfchmer, Die Ideale und die Seele (E. W.
Mayer). .

Schaefer. Lic. Rudolf, Das Passah-Mazzoth-Fest nach feinem
Urfprunge, feiner Bedeutung und feiner innerpenta-
teuchifchen Entwicklung im Zufammenhange mit der
israelitifchen Kultusgefchichte unterfucht. Gütersloh,
C. Bertelsmann, 1900. (VII, 348 S. gr. 8.)

M. 5.60; geb. M. 7.50

Mit diefer Unterfuchung bezweckt Verf. einen Unterbau
für fein ,Herrenmahl' 1897. Da dies nur vom Paffahmahle
aus verflehbar fei, laffe fich die Frage nach Ur-
fprung, Bedeutung und Entwickelung desfelben nicht
umgehen. Die Graf-Wellhaufen'fche Schulanficht fei
unhaltbar. Den Kachweis tritt Sch. an.

Als Ergebnifs der mit vielemFleifseundgrofsem Scharffinne
, flaunenswerther Belefenheit und gründlicher Stubengelehrtheit
— nach S. 256 z. B. hielt Winkler 1755 bü"D
Lev. 23 14 für Kaffeebohnen —, aber auch mit dumpfem
Urtheil und dem Virtuofenthume rabbinifcher Har-
moniftik verfafsten langen Abhandlung lefen wir S. 345 ff.,
,dafs . . die Reihenfolge JE, D, P ein zutreffendes Bild von
der literarifchen Entftehung . . des . . Hexatcuchs
giebt'. Nur fei die conventioneile Abfaffungszeit der
Quellen höher anzufetzen. Keinenfalls ,können die
literarkritifchen Ergebnifse fachlich über das

Alter der.....Paffah-Mazzoth-Gefetze . ent-

fcheiden' — das beftreitet kein Wellhaufenianer noch
irgend ein anderer — Ianer. Die Verfuche, die Natur-
bafis von P. M. zu zeigen, hält Sch. für gefcheitert. ,In
der älteften Ueberheferung' habe fich nur ,ein vormofai-
lches chag erhalten, das ein urfemitifches Wall-
fahrtsfeft war. Parallele dazu gebeder babylonifche Cult,
der ein Reinigungsopfer kennt, wobei ,mit dem Blute
diefes Lammes die Oberfchwellen . . . und Pfoften rechts
und links am Thor' beffrichen werden. Der Blutritus
Ex. 12 7. n fei urfemitifch und gleich beim Auszuge
1212. 13.23 hiftorifch gedeutet, obwohl ,er urfprünglich
zu einem Reinigungsopfer gehörte'. Das P. fei ,nie
ein Feft . . der Erftlinge.....gewefen'. Die Abweichungen
der P. M. Gefetze will Sch., mit der echt
jüdifchen Unterfcheidung von Tora ex- und implicita
operirend. damit befeitigen, dafs feit Mofes neben eigentlichen
Gefetzen mündliche Toroth exiftirten, die fpäter
codificirt, aber alt feien. So gelingt Sch., zu fagen, dafs
die Opfer Num. 28 ie—25 (P) keine Neuerung zu den
älteren Gefetzen feien, und dafs P das Feft nicht verlängere
.

Mit H;~iB~ mu r u_t r* 4. r 1 ,. , ,• vi t>t Mazzen. Der häusliche Blutritus ifl für D durch die Feier am Central.
r^tvL B<- Thefen hat Sch. fchwerlich die P. M. ; heiligthume Deut. 162 5<t 2. Kön.2321ir ausgefchlofien. Diefer Tft aber riie

n a Pchtl£ umfehneben, womit ich nicht behaupten Hauptfache Exod. 1221—27 (vielfach zu J = 21— 24 u. 27b _ der Reft =
Will, dafs die Anhänger Wellhaufen's betreffs aller | Rd — aber m. E. höchftens zu Js zu rechnen). Auch hier ifl das P.
Details den Nagel auf den Kopf treffen Ift doch Von Thier keine Erftgeburt. Das Feft, das die Ifraeliten bei J Exod. 318 423

einer couranten Anficht Wellh 's nur cum c-rano salh 711 51 3 M7 71626 °<nfi2i-25 9i i* ios 7—9 11 24-26 izsu dem Pharao

Aor, Ha WollB' c 1 u V j glCUlO SullS zu , gegenüber für ihren Wegzug vorgeben, ift nicht das P von 1221—27

reden, da ü ellh.s Schuler befonders nur über 3 Punkte | Wie feilten In der Wüfte Oberfchwellen und ViobTmri^&M^
S8S 586

eins find: I. die Hiftorifirung von P.M. ift nicht der Ausgang
der Entwickelung, fondern die Tödtung der ägyp-
tifchen Erftgeburt die Tochter der P. M. Riten; ,ohne
Vorausfetzung der Sitte würde die Erzählung unerklärlich
und die fonderbare Auswahl, welche die Peft unter
den Menfchen trifft, völlig unmotivirt fein' (Wellh.
Prol.5 S. 87'). Dafs hier ein principieller Gegenfatz der
Wellhaufenianer und der Traditionaliften, zu den Sch.
gehört, vorliegt, wird S. 281 ehrlich zugegeben. Freilich
ift Sch. felbft von der Kritik angeftochen. Er dreht aber
der Kritik, der Tradition zu Liebe, eine wächferne Nafe
— das ift gut fcholaftifch. 2. Dem P. (M.) Fefte wird
,der Auszug aus Aegypten zur Grundlage gegeben [,] in
der ausgefprochenften Weife vom Deuteronomium (Wellh.
S. 84). 3. Die P. M. Gefetze von P. find gegenüber den
älteren Gefetzen vielfach ein novum, wozu befonders
Ez. 45 21 ff den Schlüffel giebt.

Da ich eine Discuflion mit dem dialektifch gefchulten
und apologetifchen Verf. für fruchtlos halte, verzichte ich,
die einzelnen Pofitionen umzuftofsen, und lege kurz meine
Anficht über P. M. dar, Sch. überlaffend, fich auf feine zu
verfteifen. Für Einzelnes wird er mir beipflichten, da
wir uns zuweilen berühren.

Pg hat Exod. 12 1—14 als Merkmale des 1 tätigen (Exod. 12 14 17«/»b
Num. 91—5 333 Jof. 510; f. auch die cafuiftifchen Novellen zu P Exod.
1243—50 Num. 96—14) P. Feftes das Mahl (Exod. 12 43 —50 Esr. 619—21
2. Chron. 301 ff 35 1 ff die Hauptfache) und den Blutritus (nicht = 2. Chron.
3511, aber Parallele zu Ezech. 4519). In Ps Exod. 1215—17«» 18—20 Lev.
234—8(ziehtSch. S.246f. falfch zuH) Num.2816—25 Esr.6l9—23 2.Chron.
301 ff 35 1 ff ift das P. mit dem 7 tägigen M. Feft verbunden, fo dafs das ganze
Feft (Exod. 1215—17«» 18—20 u. Num. 2816—25 = P., aber Lev. 234—8
Esr.619—22 2.Chron.301 I3ff 3517=P. M.) 8Tage dauert (14.—2i.Nifan),
während Ezech. 4521—24 (s. d. Comm. v. Bertholet u. Kraetzschmar)
das P. genannte Doppelfeft 7 Tage (15.—21. Nifan) währt, wofür Ezech.
befondreOpfer vorfchreibt (zumTheil = Lev.234—8 u. bef. Num. 2816—25;
2. Chron. 3022fr 357ff». Bei P ift das P. Thier Exod. 125 keine Erftgeburt,
die vielmehr Abgabe an den Priefter P Num. i8l7f ift. Keine Erftgeburten
find auch die P. Thiere Deut. 161—8. Denn dafs die Erftgeburten 1519fr
(die Exod. 1311 —ie [= Js od. Rd?] vomP.losgelöft find) = dem ripai 1X2
beim P. 162 feien, wie Steuernagel, Deut. S. 59 behauptet, ift erft einer
auch in modernen, populärwiffenfehaftlichen Commentaren nicht ganz auszurottenden
rabbinifchen Harmoniftik möglich — Bertholet ift hier vor-
fichtiger. Verlangte D als P. Thiere Erftgeburten, fo mufste er
"]1p21 "pXX sagen — fonft wäre fein Gefetz unklar. Das P. ift auch
bei D 1 tägig. ZurAusfcheidung voniöS 4 8 16f f. Hitzig (Heidelb. Jahrb.
!^39i 1080 — mir nur durch Sch. S 202 bekannt) und bef. Steuernagel
S. 59' Nur find nicht mit Strng. die Worte Vers 3 xb bis yan u. Vers 4
■ppi-XSl bis 3"u*a CpVJXrin DV3 gleicht den Urtext mit dem Einfchube aus)
u. "ipab mit auszufcheiden. Denn iölff knüpft, wie Strng. felbft betont,
an J Exod. 34 an u. 3425 BhlSirxb bis nOEtl ift Vorlage für Deut. 163 4.
Da D wie J als Zukoft beim P. Gefiiuertes verbietet, gebietet er die