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Ausgabe:

1901

Spalte:

345-349

Autor/Hrsg.:

Nowack, Wilhelm

Titel/Untertitel:

Richter-Ruth übersetzt und erklärt. (Handkommentar zum Alten Testament. In Verbindung mit anderen Fachgelehrten herausgegeben von W. Nowack. I. Abtheilung, Die historischen Bücher, 4. Band, 1. Theil.)

Rezensent:

Volz, Paul

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. SchÜrer, Prof. zu Göttingen.

Erfcheint Preis
aUe 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark.

N°- 13. 22. Juni 1901. 26. Jahrgang.

Nowack, Richter-Ruth überfetzt und erklärt
(Voll).

Wiegand, Die Stellung des apoftolifchen Symbols
im kirchlichen Leben des Mittelalters
(Kattenbufch).

Landmann, Das Predigtwefen in Weftfalen
in der letzten Zeit des Mittelalters (Achelis).
Lütkemann, Joachim Lütkemann (Cohrs).

Hacken fchmidt, Der chriftliche Glaube
(Lobftein).

Sülze, Wie ift der Kampf um die Bedeutung
der Perlon und des Wirkens Jefu zu beendigen?
(Lobftein).

Drews, Chriftus unfer Leben, Predigten, 2. Bd.
(Achelis).

B e y f c h 1 a g, Chriftenlehre auf Grund des kleinen
lutherifchen Katechismus (Achelis).

Kautzfeh, Bibel wiffenfehaft und Religionsunterricht
(Fay).

Vollmer, Vom evangelifcheu Religionsunterricht
an höheren Schulen (Derf.).

Bufch, Die meffianifche Weiffagung in der
Schule (Derf.).

Holl weck, DasTeltament des Geldlichen nach
kirchlichem und bürgerlichem Recht (Frantz).

Nowack, Prof. D. W., Richter-Ruth überfetzt und erklärt. I und Seeb dem E., die Zcrftörung des Baalaltars dem Es.

eine ftarke Ueberarbeitung (vor allem die Verminderung
der Truppen auf 300) dem Rp. zugefchrieben. Die Abi-
melekgefchichte erzählen J. und E., E. z. B. diejotamsfabel;
Jiftah kämpft nach J. mit den Ammonitern, in E. hat
er es mit Moab zu thun, und hier hören wir von Jiftahs
Tochter; in E. ift es ein perfönlicher Streit (iiäe), in
J. eine Volksfache (während es bei der Gideonsgefchichte
Richter. umgekehrt war); die Simfonsfagen, deren jüngfler Teil

cp 13 ift, bilden eine litterarifche Einheit und ftanden in J;
die alte Erzählung cp 17 f. ift überwiegend aus ]., aber
auch E. kennt fie (mit dem Leviten); die Gibeagefchichte
hat eine dreitheilige Entftehung: der gefchichtliche Kern

(Handkommentar zum Alten Teftament. In Verbindung
mit anderen Fachgelehrten herausgegeben von W.
Nowack. I. Abtheilung, die hiftorifchen Bücher, 4. Band,
t. Theil.) Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 1900.
(XXVIII, 201 S. Lex. 8.) M. 4.80

Der Vorzug des Commentars ift die forgfältige Samm
lung der werthvollen Arbeiten feiner Vorläufer, fo dafs
wir durch ihn den gegenwärtigen Stand der Wiffenfehaft
in der vorliegenden Frage wie in einem Ueberblick er

kennen. Hauptfächlich find es Wellhaufen, Winckler, j war in J. und in E. enthalten, ein nachexilifcher Midrafch
Holzinger, der dem Verf. fein M.S. über die Kompofition j aus dem Kreis P. wurde zugefügt.

von Idc. 2e—1631 zur Verfügung geftellt hatte, und vor
allem Budde und Moore, deren Anflehten in peinlichem
Referat vorgeführt und gegeneinander abgewogen werden.
Mit Gefchick weifs der Verf. aus ihren Vorlchlägen das
Bette herauszugreifen, das Unhaltbare abzufchneiden.
Das Hauptintereffe des Commentars ift auf die Entftehung
des Ganzen und der einzelnen Theile gerichtet. Im An-
fchlufs an die erwähnten Gelehrten denkt fich N. die
Entftehung des Richterbuches in folgender Weife: fchon
vor Dt. bettand ein zufammenhängendes Richterbuch, das
aus den beiden Quellen J. und E. zufammengefloffen
war, und wobei J. die Kriege Israels und feine Erfolge
in natürlichem Pragmatismus erzählte, E. dabei mehr
von theologifchen Gedanken beherrfcht war. Ein deu-
teronom. Redaktor bringt diefe Erzählungen in das bekannte
religiöfe Schema, deffen Gefichtspunkte aus E.
flammen, ordnet das Ganze chronologifch an, und führt
den Begriff des ,Richters' ein; er trennt cp. 9 und 16 von
Rie. ab. Ein 2. deuteron. Red. itt nicht anzunehmen.
Dagegen wird das Buch überarbeitet von einem Red., der
auf dem Boden der Priefterfchrift fleht (Rp.); diefer hat
auch cp. 9. 16 17 f. 19—21 1—25 und aus eigenem Erfinden
die kleinen Richter eingefügt. Aufserdem find
auch allerlei fonflige kleinere Ueberarbeitungen über das
Buch ergangen, wie z. B. Samgar 331 (urfprünglich hinter
1631) eingefetzt wurde. Die beiden Quellen, J. und E.,
werden von N. in den Gefchichten der meiften Stammeshelden
vorgefunden und bis ins Einzelne verfolgt: in cp 1
fowie in der Ehudgefchichte wird nur J., nicht auch E.
konftatiert; über Barak berichten J. und E., ohne dafs
uns eine Trennung möglich wäre; cp 5 fei eine Quelle
1. Rangs; in der Gideonfage wird die Blutrache von
Sebach und Salmuna, der Sieg über die Midianiter
durch Fackel und Schwert, die Rache an Sukkot und
Pnuel, die Aufrichtung des Efod dem J., die Erfcheinung
des Engels dem J2, die Zeichen am Vliefs, das Befchleichen
des Lagers, das Blafen der Pofaunen, der Sieg über Oreb

Die Einleitung (p. XXIV—XXVIII) giebt eine über-
fichtliche Tabelle, in der die Vertheilung der Verfe auf
J. E. J2 E2 P. Rje. Rd. Rp. bezw. R. dargeftellt wird, fo,
wie fie Wellh., Winckler, Holzinger, Budde, Moore u.
a. u. Nowack felbft vornehmen. Der Text ift in acht
verfchiedenen Schriftzeichen gedruckt, fo dafs die einzelnen
Quellen fortlaufend vor das Auge treten. Der Auslegung
der einzelnen Abfchnitte geht allemal eine gefchickte
Inhaltsangabe voraus; fodann wird die Einleitungsfrage
befprochen, zuweilen auch die erzählenden Quellen cha-
rakterifiert. Längere religionsgefchichtliche und archäo-
logifche Notizen (über den Engel Jahwes, heilige Bäume,
den Sinai, die Sadikaehe, Totemismus, Entftehung des
Königthums, Menfchenopfer, Nafiräat, Terafim, das da-
nitifche Priefterthum u. f. w.) beleben die Einzelexegefe.
Ausführlich werden die Namen, auch wo möglich ihre
religionsgefchichtliche Bedeutung befprochen cf zu Oreb
und Seeb 725; die Vermuthungen über die geographifche
Lage der Ortfchaften find forgfältig zufammengetragen
und geprüft; bei den Textconjecturen giebt uns N. genaue
Auskunft über die bisherigen Verfuche, hat einen
glücklichen Griff in der Auswahl und ift felbft fehr zurückhaltend
im Aufftellen neuer Vorfchläge.

Die Einleitungsfrage nimmt faft einen zu breiten
Raum ein und das Referat über die Quellenfcheidungen
der verfchiedenen Gelehrten ift nicht feiten zu ausführlich,
namentlich wo es fich nur um die Vertheilung von ein
paar Verfen handelt vgl. zu 2 6—10 1814— is; der erfparte
Raum hätte für religionsgefchichtliche Belehrung verwendet
werden können. Der Ausdruck: das Gottesbild
Terafim ift dem Jahwismus urfprünglich fremd (S. 143),
fcheint mir nicht ganz richtig; beffer wäre zu fagen: es
hat im Jahwismus fortgedauert, ebenfo die Menfchenopfer
(S. 108); denn der Jahwismus ift doch nicht wie
eine abgefchloffene Erfcheinung aufgetreten, an die fich
dann allmählich fremde Beftandtheile angefetzt hätten,
fondern mit der Verehrung des Jahwe haben die Israeliten

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