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Ausgabe:

1901

Spalte:

282-284

Autor/Hrsg.:

Griffith, F. Ll.

Titel/Untertitel:

Stories of the High Priests of Memphis 1901

Rezensent:

Dobschütz, Ernst

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. Schürer, Prof. zu Göttingen.

Erfcheint • Preis

alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark,

N°- IL 25. Mai 1901. 26. Jahrgang.

Aiken, The Dhamma of Gotama the Buddha
and the Gospel of Jesus the Christ (Olden-
berg).

Griffith, Stories of the High Priests of Memphis
fr. Dobschüta).

Toy, A critical and exegetical commentary on
the Book of Prorerbs (Beer).

Niefe, Kritik der beiden Makkabäerbücher
1 Kamphaufen).

Schneller, Aus meiner Reifetafche (Furrer).

Moffatt, The historical New Testament
(Clemen).

Barth, Die Hauptprobleme des Lebens Jefu
(Weiffenbach).

Origenes Werke, 3. Bd. Jeremiahomilien
u. f. w. herausg. von E. Kloftermann (Jülicher
).

Lang, Der Evangeliencommentar Martin Butzers
und die Grundzüge feiner Theologie (Erichfon).

Redlich, Cardinal Albrecht von Brandenburg
und das Neue Stift zu Halle, 1520—1541
(Tfchackert).

Hoensbroech, Das Papftthum in feiner fozial-
kulturellen Wirkfamkeit, 1. Bd. (Tfchackert).

Nürnberger, Zur Kirchengefchichte des 19.
Jahrhunderts, I, 3: Der Kirchenftaat und
Piemont, 1850—1870 (Tfchackert).

Karo, Auf dem Wege zur Wahrheit, für
Suchende (Lobftein).

Ch. Fr. Aiken, S. T. D., The Dhamma of Gotama the Buddha
and the Gospel of Jesus the Christ. A Critical Inquiry
into the Alleged Relations of Buddhism with Primitive
Chriftianity. Bofton (Marlier and Co.), 19OO. (XVII und
348 S. 8.)

Die erfte Hälfte des Buchs giebt eine Darftellung des
Buddhismus einfchliefslich feiner Vorgefchichte; die zweite
befchäftigt fich mit feinem Verhältnifse zum Chriftenthum.
Der Verfaffer, Lehrer der Apologetik an der Catholic
University of America, fchöpft feine Kenntnifs des Buddhismus
nur aus fremden Darftellungen fowie aus Ueber-
fetzungen — foweit diefelben vorliegen — der Quellentexte
. Er hat unzweifelhaft einen nicht geringen Fleifs
aufgewandt fich gut zu informiren. Aber es liegt in der
Natur der Sache, dafs unter diefen Umltänden den Bildern,
die er zeichnet, die rechte Frifche, den Deduktionen, die
er verflicht, die volle Beftimmtheit fehlen mufs. Seine
Discuffion beifpielsweife der fchwierigen Probleme, welche
die Entftehung, Entwicklung, Chronologie der altbud-
dhiftifchen Literatur betreffen, feine Bemerkungen über die
buddhiftifchen Concilien tragen recht deutlich den Stempel
einer Arbeitsweife, die von wirklicher Durchdringung des
Stoffes weit entfernt ift.

Die Erörterungen über das Verhältnifs von Buddhismus
und Chriftenthum bringen es natürlich mit fich, dafs der
Verf. fich vielfach auf Gebieten zu bewegen hat, auf welche
ihm die Kritik des Indologen nicht folgen kann. So mufs
ich mich beifpielsweife einer Beurtheilung feiner Anficht
über die Entftehung der Evangelien (S. 27off.) enthalten,
auch darauf verzichten, feine Meinung zu prüfen, dafs
,only by fraudulent design could myths and legends have
fcnind their way into the apostolic memoirs of Chris f (271).
Was die angeblichen buddhiftifchen Einflüfse auf die alt-
chriftliche Vorftellungswelt anlangt, fo befchäftigt fich der
Verf. eingehend mit den Aufhellungen E. v. Bunfen's,
Seydel's und Lillie's. Als den ernftlichften unter diefen
Vertretern des Glaubens an folche Einflüfse betrachtet
er mit Recht Seydel; er würde deffen Arbeiten heute ohne
Zweifel diejenige von van den Bergh van Eysinga {Indische
invloeden op oude Christelijke verhalcn Leiden 1901)
ah <iie Seite gehellt haben. Ohne mir jedes einzelne Wort
des Verfs. aneignen zu können, glaube ich doch, dafs er
im Gefammtrefultat — der Ablehnung des Glaubens an
jene Einflüfse — das Richtige trifft: ich habe öfters mich
hierüber zu äufsern Gelegenheit gehabt und komme hier
nicht von Neuem darauf zurück. Minder billigenswerth
freilich fcheint mir des Verfs. Stellung, wenn er dann den
Spiefs umdreht und — allerdings unter Betonung der Notwendigkeit
gröfster Vorficht — die presumption' eines
chriftlichen Einflufses auf den Buddhismus der erften nach-

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chriftlichen Jahrhunderte vertritt: ein Capitel zu fchreiben
wie fein fiebentes, das von diefem Einflüfse handelt, dürfte
die Zeit noch nicht gekommen fein und wird fie vielleicht
nie kommen. Der Schlufsabfchnitt ,Buddhism viewed in
the light of Christianity fcheint mir mehr wohlgemeint
als in die Tiefe dringend.

Die im Ganzen recht reichlichen Literaturnachwei-
fungen laffen doch Manches vermiffen. Mein Buch beifpielsweife
,Buddha, fein Leben, feine Lehre, feine Gemeinde4
hat, feit die vom Verf. benutzte englifche Ueberfetzung
erfchienen ift, mehrere, nicht unerhebliche Aenderungen mit
fich bringende Durcharbeitungen erfahren. Ebenfo ift auf
die 1897 erfchienene zweite Auflage von Seydel's,Buddha-
Legende und Leben Jefu' hinzuweifen.

Kiel. H. Oldenberg.

Griffith, F. LI., M. A., Stories of the High Priests of Memphis.

The Sethon of Herodotus and the Demotic tales of
Khamuas. Oxford, Clarendon Prefs, 1900. iX, 208 S.
gr. 8.) Mit Atlas 47 s. 6d.

Der bekannte englifche Aegyptologe bietet hier nicht
etwa eine Gefchichte der Priefterfchaft von Memphis,
fondern zwei romanhafte Erzählungen.

Den philologifchen Theil, die Transliteration und wörtliche
Ueberfetzung famt einer fprachlich-grammatifchen
Einleitung, überlaffen wir Sachkundigen. Welche Bedeutung
des Verfaffers Ausführungen über die Stellung
des hier vertretenen demotifchen Sprachtypus in der Entwicklung
vom Altägyptifchen zum Chriftlich-koptifchen
und feinem Verfuch einer phonetifchen Wiedergabe des
Textes zukommt, entzieht fich unferem Urtheil. Für den
Theologen wichtig ift der erfte litterarhiftorifche Theil,
der die Texte in freier Ueberfetzung mit fachlichem
Commentar bietet.

Die Einleitung handelt nach kurzen Bemerkungen
über die Erzählungslitteratur bei den Aegyptern, die fchein-
bar ein Jahrtaufend (1200—150) brachliegt, aber aus
griechifchen und jüdifchen Quellen zu erkennen ift, von
Kha-m-uas, dem Sohn Ramfes' II, Hohenpriefter des Ptah
zu Memphis (um 1250), auf den aufser jüngeren Theilen des
Totenbuches auch diefe Erzählungen zurückgeführt werden
. Seinen priefterlichen Titel sm = stm, demotifch 'Sine,
ftellt Griffith einer Vermuthung Kralls folgend mit Hed-mv
bei Herodot II 141 zufammen, darin nicht den Königsnamen
Sethos (Sety Merenptah), fondern einen ähnlich
wie Pharao als Eigennamen mifsdeuteten Titel erblickend;
doch fleht er in dem Helden jenes herodoteifchen Mäufe-
wunders nicht jenen Khamuas (Krall), fondern den Aethi-
openkönig Tirhaka. (Bei Gelegenheit fei hier auf die

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