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Ausgabe:

1901

Spalte:

1-3

Autor/Hrsg.:

Diels, Hermann

Titel/Untertitel:

Elementum 1901

Rezensent:

Deissmann, Adolf

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von D. Ad. Harnack, Prof. zu Berlin, und D. E. SchÜreP, Prof. zu Göttingen.

Preis

alle^Tage. Leipzig. J- C. Hinrichs'fche Buchhandlung. jährlich 18 Mark.

No. l 5- Januar 1901. 26. Jahrgang.

Diels, Elementum (Deifsmann).
Schmidt. Die Gefchichte Jefu (J. Weifs).
Das Reich Gottes nach altem und neuem Tefta-
I. ment oder Weisfagung und Erfüllung (J. Weifs).
Bachmann, Die perfönliche Heilserfahrung
I des Chriften (WeifTenbach).
Albrecht, Die erften fünfzehn Jahre der
chriftlichen Kirche (Clemen).

Kunze, Glaubensregel, heilige Schrift und Bernus, Theodore de Beze ä Lausanne (Köhler).

Taufbekenntnifs (Kattenbufch). Stieve, Abhandlungen, Vorträge und Reden

Witt mann, Die Stellung des hl. Thomas von j (Trefftz)

Aquiri zu Avencebrol (Guttmann).

Melanchthons Loci communes in ihrer
Urgeftalt, nach Plitt herausg. von Kol de
(Köhler).

Eck, David Friedrich Straufs (TröWeh),
Opitz, Grundrifs einer Seinswiffenfchaft, I, 2:

Willenslehre (Ritfehl).
Schellwien, Wille und Erkenntnifs (Ritfehl).

(S. 41—57). Die vielumftrittenen Stellen Gal. 43 und 9
fowie Col. 38 erklärt Diels (wie er felbft S. 51 angiebt
am meiften gefördert durch Everling, Paulinifche Angelo-
logie S. 70 ff.) fo: ,indem zu der alten pliyfifchen Bedeutung
der Elemente noch ein Kultbegriff, wenn auch
Worten des"Verfaß felbft wiedergegeben, folgender, j vag und fuperftitiös, hinzutritt, indem zu dem Ele-
Im fünften Jahrhundert vor Chriftus, vielleicht fchon | ment der regierende Dämon oder Aftralgeift hinzuge

Diels, Hermann, Elementum. Eine Vorabeit zum gne-
chifchen und lateinifchen Thefaurus. Leipzig, B. G.
Teubner, 1899. (XVI, 93 S. gr. 8.) M. 3.-

Der Inhalt diefer Schrift ift, möglichft mit den

etwas früher, wurden aus dem urfprünglich militärifchen
Begriff des äzolyos Reihe die öTOiyzia Reihenglieder
abgeleitet, mit welchem Worte man in der Schulftube
die alphabetifch geordneten Buchilaben oder Laute, im
öffentlichen Leben die wechfelnden Schattenlängen des
eigenen Körpers bezeichnete, vermitteln: deren man eine
fehr rohe Zeitmeffung ausführte. Dann im vierten Jahrhundert
bezeichnet axoiyßlov eine aus einzelnen neben-
einanderftehenden Gliedern beftehende Anordnung (der
Aehre, der Welten) oder das wechfelnde, aus mehr oder
weniger zahlreichen Individuen gebildete Element des
Kubus (der Thunfifchfchwärme). Die Ueberficht über

dacht wird, begreift fich der wegwerfende Ausdruck des
Apoftels »fchwache Bettelelemente der (bisherigen)
Welt«' (S. 54). Das ift die Erklärung, die, unter mannigfachen
Modificationen im einzelnen, ihrer wefentlichen
Eigenart nach auch von Hilgenfeld, A. Ritfehl, Holden,
Klöpper, Spitta, Everling, A. Dieterich und anderen vertreten
worden ift, und die ich in dem vor dem Erfcheinen
der Diels'fchen Schrift abgefchloffenen Artikel Elements
der Encyclopaedia Biblica ebenfalls zu begründen fuche.
Ich möchte nur vermuthen, dafs man noch etwas
weiter gehen darf als Diels: es ift fehr wohl möglich,
dafs der Dämon oder deutlicher der Engel nicht blofs

die ältere Litteratur beftätigt Eudemos' Behauptung, dafs zu dem Element hinzugedacht' id, fondern dafs Paulus

vor Plato Niemand oxoiyylov in Bezug auf die phyfika-
lifchen Principien terminologifch verwandt hat. Plato
prägt entfprechend feiner eigenen immer ftärker werdenden
mathematifchen Neigung neue Anwendungsformen,
die in der umfaffenden Encyklopädie des Ariftoteles noch
mannigfaltiger ausgedaltet werden. Die Stoa verengt
wieder den Kreis der philofophifchen Disciplinen und
zugleich des Begriffes. Epikur geht darin noch weiter.
Die ausserordentliche Wandelung des geiftigen Befitz

bereits den durch Synekdoche entdandenen und fpäter
ja Sicher belegbaren volksthümlichen Gebrauch öxoiyßlov
= Dämon, Geift gekannt und benutzt hat. Zu diefem
volksthümlichen, noch heute üblichen Gebrauch wäre
auch noch auf Bernh. Schmidt, das Volksleben der Neugriechen
und das hellenifche Alterthum, I, 1871, S. 183
zu verweifen.

Die Stelle 2 Pe. 310 12 erklärt Diels S. 50 von den
Elementen: ,Hier ift alles gut ftoifch und damit klar'.

. j UJ /^t-'/jt l . 111 — »a*.a«b*»M . , 1 1 1 v 1 111 ailkO tT.HL I IUI 1 UHU UdllllL Meli .

thums, die durch das Chriftenthum und die parallel Gewifs reicht die Erklärung Element hier aus. Aber
gehenden reiig.ofen Richtungen im Judenthum ^und | die von Spitta (der zweite Brief des Petrus und der Brief

des Judas, 1885, S. 265 ff.) und Kühl (Meyer XII6, 1897,
S. 450 f.) vorgefchlagene Erklärung, dafs auch hier perfönliche
Mächte gemeint seien, ift doch auch erwähnens-
werth. Den naheliegenden Einwand gegen diefe Faffung,
dafs von perfönlichen Geiftern kaum gefagt werden könne
Xvd-rjdsxat oder xrjxexat, hat Spitta durch Hinweis auf
Test. Levi 4 (Tcßamenta XII Patriarcliarum ed. Sinker
p. 140) treffend zurückgewiefen, wo ebenfalls in der
Schilderung des Gerichtstages gefagt wird xai stäorjq
xxiotmg xXovovfisvijq xai xcöv aoQÜxcov stvevpäxoav xrjxo-
(isvcov.

Nicht zuftimmen kann ich Diels, wenn er S. 53 f.
die Worte des Bifchofs Polykrates von Ephefos in feiner
Antwort auf einen Brief des römifchen Bifchofs Victor
in Sachen des Ofterftreites bei^ Eufeb. El. eccl. III 31
V 24 xai yag xai xaxä xrv Aoiav fieyccXa Oroixela
xExoifirjxai, a xiva dvaoxrjoexai rf) sOxdxy tf/iega. xrg
xaQovoiaq xoZ xvglov (+ 195 n. Chr.) fo erklärt: Die von
Polykrates gemeinten in Kleinafien begrabenen Apoftel
Philippus und Johannes ,werden alfo wie die Planeten
oder Zeichen des Thierkreifes als mafsgebende Aftral-

Heidenthum hervorgerufen wird, prägt zuletzt dem Wort
einen kenntlichen Stempel auf: oxoixetov wird ein Ausdruck
der Dämonologie, welche für das nachchriftliche Philofo-
phiren charakteriftifch ift. So zum Fetifch entwürdigt,
in der Bedeutung Dämon, Gefpenft, lebt das Wort
heute noch in Griechenland fort. — Das lateinifche Wort
elementum taucht erft zu Cicero's Zeiten auf; der
Grundbedeutung Buchftabe wird die Mannigfaltigkeit
der dem griechifchen örotptovanhaftenden metaphorifchen
Bedeutungen aufgeprägt. Diels vermuthet, dafs das Wort
als Lehnwort aus dem Griechifchen(*elepantum = elfen-
b ein er ner Buchftabe, wiefolcheim römifchen Elementarunterricht
verwendet wurden) etwa im dritten Jahrhundert
zunächft in der Schule Eingang fand, bis der Einflufs
von Cicero und Lucrez den Schulausdruck in der philofophifchen
Litteratur allmählig einbürgerte. Populär ift
das Wort erft fpät und zwar durch das Chriftenthum
geworden. —

Für den Theologen am intereffanteften find die Ab-
fchnitte, die den Gebrauch von oxoixslov im fpäteren
Griechenthum, Judenthum und Chriftenthum darfteilen
I