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Ausgabe:

1901 Nr. 8

Spalte:

219-221

Autor/Hrsg.:

Kayser, Karl (Hrsg.)

Titel/Untertitel:

Zeitschrift der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte. 5. Jahrg 1901

Rezensent:

Bossert, Gustav

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219

Theologifche Literaturzeitung. 1901. Nr. 8.

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plötzlich in den Vordergrund. Neben ihn treten in der j gefchichte, fondern auch für die Werthfehätzung Corvin's
Schilderung Bartlet's die .Zwei Wege', auch fie find nach von Bedeutung, aber auch für die Gefchichte der Homi-
ihm in der erften Generation bereits vorhanden gewefen. i letik und verdient alle Anerkennung. Hier nur einige
Das Zeitalter des Uebergangs umfafst die Jahre Bemerkungen. Zu den Schriften Corvin's ift nunmehr auch
62—70. Faläftina in diefen Jahren wird an der Hand des | auf Grund der fehr glaubwürdigen Notiz der Zwickauer
Jofephus und des Hebräerbriefes charakterifirt, Kleinauen | Rathsbibliotbek, auf die Clemen in feinen reichhaltigen
mit Hülfe des erften Petrusbriefes, der von dem alten Petrus, Beiträgen zur Ref.-G. S. 24 aufmerkfam gemacht hat,
nachdem er ein Schüler des Paulus geworden war, in Rom j Pasquilli de Conciho Mantuano Judicium MDXXXVII zw
gefchrieben wurde, Nordfyrien durch die Didache in ihrer rechnen. Der in der noch ungedruckten litthauifchen (S. 68)
jetzigen Geftalt. Es ift eine Zeit der Stürme und der { und der polnifchen Poftille (S. 108) citirte Arfacius ift
Schwierigkeiten, die nicht nur durch den Zufammenbruch des I Arf. Seehofer, deffen Enarrationes evangeliorum domini

jüdifchen Nationalstaates, fondern auch im inneren Leben
felbft durch den Sturz der Hoffnung auf das baldige
Wiederkommen Jefu hervorgerufen find. Hierüber finden
fich hin undwieder rechtbrauchbareBemerkungen, wieauch

calium ad dialecticam methodum et rhetoricam disposi-
tionem aecommodatae. Augustae Vindelicorum 1539, eine
Homiletik in Beifpielen gar nicht zum Vorlefen, fondern
zum felbftändigen Studiren bestimmt waren. Von diefem

in dem folgenden Abfchnitt, der diezweite Generation j Buch hat Ref. in .Halte was du halt' 1885, S. 59 ff. ge-
,nach dem Sturme' in fünf Capiteln fchildert: 1. der Bar- ', handelt. S. 70 ift zu lefen: ARSATY SCHOPER unter
nabasbrief, verfafst im Jahre 72 oder 73, 2. die Apokalypfe, I Tilgung des Komma's. Seehofer wird manchmal irrkurze
Zeit fpäter gefchrieben, 3. Staat und Kirche: Lucas, 1 thümlich Schofer genannt, was der Litthauer in Schoper
4. die Kirche Afiens: Johannesevangelium und Briefe, die j verdarb. Die Räthfel in den verfchiedenen Ausgaben
natürlich ,echt' find, 5. Rom und Korinth: der erste ! Wolfgang Köpphl's in Strafsburg dürften fich mit Hilfe
Clemensbrief. einer Beobachtung bei feiner erften Ausgabe von Luther's

Das letzte Buch giebt auf 50 Seiten eine Schilderung Wartburgpoltille löfen laffen. Diefe Ausgabe ift nichts
des Lebens und der Lehre der Kirche und endigt als der wenig gangbare, aber fchön illuffrirte Druck des
mit einem litterarifchen Anhang, der wenigstens für einige | Amandus Farkall (Beck, Bibltotkeca Lutherana S. 74,
der vielen fo überrafchend beltimmten frühen Datirungen I Nr. 425) mit Ausnahme der neugedruckten erften und
etwas wie einen Beweis erbringen will. In jenem letzten 1 letzten Blätter. Köpphl hat wohl liegengebliebene
Abfchnitte ift nur das Allerdürftigfte gegeben; die Pro- j Exemplare feiner eigenen Corvinus-Drucke, vielleicht
bleme, die fich hier wie die Berge häufen und tief wie Ab- i auch die von ihm erworbenen Krebfe anderer Drucker

gründe find, kennt der Verfaffer nicht, oder er streift fie blofs
iMan lefe einmal, was er über die Taufe zu fagen weifs
Aber ich will nicht ungerecht werden. Ein wiffenfehaft-
liches Apoftolifches Zeitalter kann man wohl gegenwärtig

mit Hilfe neuer Titel wieder in den Handel gebracht.
Die lateinifche Ueberfetzung der Evangelien-Poftille de
tempore (P. Brubach-Hala Suevorum 1536) und de sanetis
(ebenfo 1537) und der Epiftel-Poftille de tempore (ebenfo

überhaupt noch nicht — man kann auch fagen: nicht mehr I 1538) Hammen ficher aus einer Hand, aber der Ueber-

und noch nicht wieder — fchreiben. Für nichttheolo- ietzer kann weder Brenz, noch Ifenmann, noch M. Gräter

gifche Lefer, die behutfam und allmählich in eine mehr fein, denn Brenz war damals viel zu fehr mit der Ange-

hiftorifche Auffaffung des Urchriftenthums eingeführt wer- legenheiten der württb. Reformation befchäftigt, Ifen-

den follen, wird das Buch aufserordentlich brauchbar 1 mann und Gräter aber durch ihr Pfarramt in Anfpruch

fein. Auch das ift für einen populären Zweck fehr för- genommen, um zu folch grofsen Ueberfetzungsarbeiten

derlich, dafs aus den nicht in der Bibel flehenden Schrif- i Zeit zu gewinnen. Auch ift zu bezweifeln, ob alle drei

ten, wie der Didache, grofse Abfchnitte überfetzt und ab- J jenes gute Latein fchrieben, das die Ueberfetzung felbft

gedruckt find; die neugefundenen Logien müffen natürlich | vor der Lonicer's auszeichnet. Auch Hiob Gaft, der

ebenfalls wieder herhalten, während viel wichtigere Stücke damals Pfarrer in Cadolzburg war, dürfte zu einer fo

unerwähnt bleiben. Dem deutfehen Theologen fagt das grofsen Arbeit kaum Gefchick und Zeit gehabt haben.

Buch nichts, was er nicht beffer wiffen müfste. Und apo- Dagegen befafs Hall damals einen trefflichen, Brenz be-

logetifchen Import aus England brauchen wir eigentlich ! freundeten theologifch gefchulten Lateiner in dem Schul-

nicht. Wir haben genug derart made in Germany. meifter Seb. Coccius, dem Gegner Schwenkfeld's, den

td tj-v> w0;~0i wlr als Ueberfetzer von Brenz Türkenpredigten, aber

Bonn. Heinrich Weinel. ,, ,. , T . . , r. a ',, ,

allerdings aus dem Latein ins Deutfche kennen. Hart-

■- " ~~ mann und Jäger, J. Brenz I, 391. Württb. Kirchengefchichte

Zeitschrift der Gesellschaft für niedersächsische Kirchenge- (Stuttg. u. Calw. 1893) S. 354.

schichte, unter Mitwirkung von Abt D. G. Uhlhorn Als zweite Arbeit bietet Riemann die Gefchichte

und Prof. D. Paul Tfchackert herausgegeben von ; des Interims in der Herrfchaft Jever mit feinen glaubens-

c . tt Tz* i tt" r tt- tu t5,„.. „ r„v, ,„„; rr i muthigen Predigern und einem Abdruck ihrer tonfessio

Superint. D Karl Kayfer. V.Jahrgang. Braunfchwe.g, j übef ^ j^.S Cohrs dje zwdte Hä,fte ^

A. Limbach, 1900. (III, 481 S. gr. 8.) M. 5.— Katechismus G. Stenneberg's von 1545. Lie Erklärung

Die trefflich redigirte Zeitfchrift bietet in ihrem des Namens Jefus aus dem Hebräifchen S. 291 dürfte
neueften Jahrgange zunächft Corviniana, eine biblio- ; doch wohl Lehengut fein, wie noch manche Stelle zur
graphifche Studie von G. Geifenhof, eine fehr umfang- ; Unterfuchung reizt, woher fie Stenneberg genommen
reiche, von umfaffenden Studien, Scharffinn, Sorgfalt j hat. Hugelbett S. 315 Z. 8 v.u. dürfte wohl Heuchel
und grofsem Gefchick zeugende Arbeit, die dem Ref. ; gebet fein. S. 323 Z. 21 ift Houefuppe nicht gerade un-
den ganzen Schmerz um die Brenzbibliographie erneuerte, bedeutende Suppe. Der Thor weifs von dem reichen
die man im Brenzjahr mit Recht von den Schwaben er- I Kaifer ftatt grofser kaiferlicher Gefchenke nur den vorwarten
durfte; denn ohne fie kann die Brenzforfchung | übergehenden Genufs eines Gerichts von der kaiferlichen
keinen Ruck vorwärts machen, und jetzt, da ein Nicht- ! Tafel zu erbitten. S.334 wird Z. 5 zu lefen fein: He is ein
fchwabe (W. Köhler) fie bearbeitet hat, ift Schwaben : anvang in de wegen goddes. Vgl. Hiob 40, 19. Der
nicht im Stande, die Veröffentlichung derfelben mit den i Behemoth ift ein Bild des Satans. Angriff und Worf-
noch weiter wiffenfehaftlich nothwendigen Erhebungen j fchaufeler pafst nicht in den Zufammenhang.
auf fremden Bibliotheken zu ermöglichen, und hier findet Einen hübfehen Ueberblick über die Entwickelung

der doch eines Hauptes kürzere Ant. Corvin eine Biblio- der fchaumburg-lippifchen Kirche fammt 8 Urkunden
graphie, die ihre Fäden bis nach Island und nach Rom I giebt Heidkämper. Für die ältefte Zeit wäre eine Be-
ausfpannen konnte und den Mann in ein ganz neues Licht j rückfichtigung von Hauck's Kirchengefchichte Deutfch-
rückt. Diefe Bibliographie ift nicht nur für die Lebens- | lands zu empfehlen gewefen. So kennt Hauck 3, 1013