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Ausgabe:

1900 Nr. 5

Spalte:

146-147

Titel/Untertitel:

Gregorri Barhebraei Nomocanon 1900

Rezensent:

Nestle, Eberhard

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145

Theologifche Literaturzeitung. 1900. Nr. 5. 146

Ladeuze L.c Paulin Etüde Sur le cenobitisme Pakhomien hunderts. In fteter Auseinandersetzung mit: den Arbeiten
läubu"' , * . , ... „„„ja«. m^iti^ H,i Ve feiner Vorgänger auf diefem Gebiete, vor allem mit Ame-

pendant le IVe s.ecle et la premiere mo.t.e du Ve. Referenten) fchildert er in ftiliftifch we-

Dissertation. Louvain, Paris, Fontemoing, 189». (1a, 1 njg anz:enender Darftellung das rapide Wachsthum der
389 S. gr 8.) Fr. 6.— j Congregation, im Einzelnen Irrthümer und Mifsverftänd-

In der vorliegenden Arbeit giebt Ladeuze eine Ge- nifse, vor allem in geographifcher Beziehung richtig Hellend,
fchichte der Stiftung des Pachomius bis zum Tode Befondere Sorgfalt hat er hier den chronologifchen Fragen
des AbteT Schenoudf im Jahre 452. Im erften Theil zugewandt und unter Ablehnung der chronologifchen An-
u eich er von°neüem iJ gründlicher und minutiöfer ! fätze von Achelis (Theo! Litztg. 189t5 Nr. 9) und der
Weife die complicirte Frale nach dem Verhältmfs 1 Bolland.ften kommt er m.t geringen Abweichungen zu
der einzelnen Viten des Pachomius zu einander, den vom Referenten gegebenen Daten. Der Tpdestag
Seine Refultate find folgende: die ältefte Biographie des Theodorus ift auf den 27. April 368, die Geburt des
des Heiligen war griechifch geichrieben, fie ift von , Pachomius um 292, fein Iod am 9. Mai 346 (nicht, wie
den Bollandiften Mai III, 25* ff. veröffentlicht. Wenig , der Referent angenommen hatte, 345) anzusetzen. Der
fpäter mit Benutzung der griechifchen Vita, aber auch | Abt Schenoud, vvurde 335 geboren und ftarb 452. Sehr
auf die mündliche Tradition ihrer Klöfter zurückgreifend j gründlich ift auch der dritte Theildes Buches gearbeitet,
fchrieben koptifche Mönche eine Vita des Heiligen im m dem L. die Organifation dei"Klofter des Pachomius und
thebanifchen Dialekt deren Fragmente von Amelineau | Schenoudi und ihre Regeln behandelt. Er kommt hier
in den Annales du Musee Guimet XVII, 295—334 und , zu dem Refultate, dafs es nicht mehr möglich ift, die
in den Memoires de la Mission archeologiqucfrancaiselM, j uriprungliche Regel des Pachomius unter den zahlreichen

2 ff, und S. 521_608 herausgegeben find. Von diefer . auf ihn zurückgeführten Verordnungen herauszufinden,

Vita wurde eine ziemlich freie Überfetzung im memphi- ' und dafs die vom Referenten für die relativ ältefte Form
tifchen Dialekt gemacht (A. d. M. G. XVII, 1—294). | gehaltene^ kurze Regelndes Pachomius, die uns in der
Eine zweite griechifche Vita, von den Bollandiften Para-
lipomena de S. Pachomio et Thcodoro genannt (Mai III
5I*ff.), wurde von einem Griechen verfafst, der die erfte
griechifche Vita mit den koptifchen Redactionen verglich
und die dort erzählten Details hinzufügte, um die
erfte Vita zu vervollftändigen. Eine dritte griechifche
Vita, deren lateinifche Ueberfetzurg fich bei Surius
De probatis sanctorum vitis III, 195 ff findet, ift von den
beiden von den Bollandiften abgedruckten Viten abhängig
, und die lateinifche Vita des Pachomius von Diony fius
Exiguus nur ein Excerpt aus der dritten griechifchen Vita.
Endlich ift die umfangreichfte Lebensbefchreibung des
Pachomius in arabifcher Sprache (A. d. M. G. XVII,
337 ff.) eine fpäte Compilation, die die griechifchen und
koptifchen Viten. aber auch die Historia Lausiaca des
Paladius benutzt hat. Es ift natürlich unmöglich an
diefer Stelle fich mit dem Verfaffer über die Einzel

Historia Lausiaca c. 38 überliefert ift, nicht die ältefte
Form darfteilt, fondern in mehreren Punkten niemals in
Wirklichkeit beftanden hat. An einer anderen Stelle gedenkt
Referent auf diefen Punkt noch zurückzukommen.
Ein Appendix befchliefst das Buch, in dem L. den
Pachomianifchen Klofterverband gegen die ihm vorgeworfene
Unfittlichkeit vertheidigt.— So viel Anerkennung
das durchaus gründlich gearbeitete Buch des theologifchen
Doctors der Univerfität Löwen verdient, fo darf doch nicht
verfchwiegen werden, dafs bei aller Wiffenfchaftlichkeit
feine gefammte Darfteilung eine unwiffenfchaftlicheTendenz
beherrfcht, die im letzten Grunde eine objective Erkennt-
nifs des hiftorifchen Sachverhaltes unmöglich macht. L.
ift blind für die Schwächen des Heiligen und der Infaffen
feiner Klöfter, er fucht jeden Makel wegzuwafchen, auch
wo dies völlig unmöglich ift, er verlieht es nicht, wie
man von einem Gegenfatz des älteften Mönchthums zum
heiten feiner Unterfuchung auseinander zu fetzen. Ich Episkopat fprechen kann und diefen Gegenfatz auch in
gebe gern zu, dafs es ihm Amelineau und mir gegenüber der Gefchichte der Pachomianifchen Klofterftiftung noch
(Pachomius S. 15! gelungen ift, die arabifche Vita als die hindurchleuchten fieht. Sein Buch ift von Anfang bis
wenigft werthvolle zu erweifen, dagegen fcheint mir der zu Ende mit einer gefchickt verdeckten, aber doch erNachweis
nicht durchfchlagend, dafs die ältefte Codi- kennbaren apologetischen Tendenz zu Gunften des Pacho-
fication des Lebens des Heiligen in griechischer und j mius und feiner Stiftung gefchrieben.
nicht wie ich annahm, in koptifcher Sprache erfolgt ift. uP;jPm„,„ r. ... ,

Der Hinweis darauf, dafs die gefammte koptifche Lite- ! Heidelberg- Grutzmacher.
ratur aus griechifchen Originalen überfetzt ift, befteht nicht

^T^l^cZ^^r^'- LldC Tr Kenft- mUm uerVita Gre9°rii Barhebraei Nomocanon. Edidit Paulus Bedjan,
des Abtes bchenoudi für eine koptifche Origma fchrift er- A/r x> • •• t • • /-> tr • „

klären, doch behauptet er, dafs erft in fpäteren Zeiten rv^r"?' ! A lsnf' LlPslae' °- Harrassowitz, 1899

(XIII, 551 S. gr. 8.) M 22.50

Wieder erhalten wir durch Bedjan ein Anecdoton

eine originalkoptifche Literatur entftand. Bedenklich für

feine Annahme ift aber ferner das beachtenswerthe Zuge- .....

ftandnifs, dafs die Regel des Pachomius zuerft koptifch der fyrifchen Literatur, das uns fonft wohl noch nicht
und mcht griechifch niedergefchrieben wurde. Ob fich | fo bald zugänglich geworden wäre, den Uber direcHonum,
aber.folange wir nur fpärhche Fragmente von der älteften j das ,Buch der Führungen' wie es im Katalog der Berliner
koptilchen Verfion befitzen, ein ficherer Nachweis darüber 1 Bibliothek genannt ift, des Barhebräus. Deutlicher gefagt
tuhren laffen wird, dafs die Vita zuerft koptifch und fpäter ift es ein .Leitfaden1 oder .Handbuch der kirchlichen Amts-
gnecniicn abgefafst ift, erfcheint mir nach nochmaliger ; führung', die im Orient nicht blofs das geiftliche, kirch-
nnw.w"/? 3 •[ mBetracht kommender Inftanzen fehr , liehe, fondern auch das bürgerliche, weltliche Gebiet
I eU P Ä ' /ür die fachlichen Fragen, die das umfpannt. Im Jahre 1838 hat Angelo Mai im 10. Band
mn^ 7„ ^ o iftdieStel- feiner Scriptorum veterum nava collectio (zweite Hälfte,

Auch T T ^uellen J)on untergeordneter Bedeutung.; i—268) eine fehr ungenaue, von Jof. Aloyfius Affemani
Wn" n'rllu griefhifche Vita zum Ausgangspunkt , angefertigte lateinifche Ueberfetzung des Werkes ver-
virfV, r hg w^** erkennt an> dafs d'e koptifchen | öffentlicht; dann hat der früh verftorbene, um die fyrifche
vernonen lenr alt lind, fall gleichaltrig mit der grie- | Literatur mehrfach verdiente Pfarrer Kavier für fein
ctnlchen Vita und auf der Kloftertradition der Pacho- : Buch ,die Canones Jacob's von Edeffa überfetzt und er-
mianilchen Klofter ruhen, die uns viele werthvolle Nach- < läutert, zum Theil auch zuerft im Grundtext veröffent-
nenten über den Heiligen erhalten hat, die wir in der grie- ; licht' (Leipzig 1886) die Berliner Hdf. des fyrifchen
etlichen Vita vermiffen. — Der zweite Theil feiner Arbeit Originals ausgezogen (f. a. a. O. S. 5—31 des fyrifchen
giebt die aufsere Gefchichte des Pachomianifchen Cönobitis- S. 4—6, 35—47, T79—185 des deutfehen Textes)- fonft
mus im 4. Jahrhundert und in der erften Hälfte des 5. Jahr- aber ift das Werk in neuerer Zeit nicht eben viel beachtet