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Ausgabe:

1900 Nr. 5

Spalte:

134-136

Autor/Hrsg.:

Lévi, Israel

Titel/Untertitel:

L‘ecclésiastique ou la sagesse de Jésus, fils de Sira 1900

Rezensent:

Smend, Rudolf

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Theologifche Literaturzeitung. 1900. Nr. 5.

134

angeblichen Arabismen fleht es fchlecht. Zu p"niBE (43,9
Rand = leuchtend) iit nicht nur das arabifche alraka,
fondern auch das fyrifche asrck (bei Ephraem Syr.) zu
vergleichen. Wenn ferner H 38,1 ftatt %'iy.a des 67 und
1g5 des S i*l (Rand rt*"l) bietet, fo trägt das arabifche
rda zu feiner Erklärung nicht mehr aus, als das he-
bräifche hJi (= mit Jem. verkehren). Uebrigens ift VI
wohl nur Fehler für Sp Schon die Orthographie macht
das Wort verdächtig. Als Arabismus meint man namentlich
verliehen zu muffen, dafs H für .fchaffen' neben X1B
öfter pbn (== arabifchem chalaka) hat. Ein folcher Arabismus
wäre indeffen geradezu ungeheuerlich bei einem
mittelalterlichen Juden, der jedenfalls vortrefflich Hebräifch
verftanden und für einen fo fpeciflfch religiöfen Begriff
ficher einen hebräifchen Ausdruck gefetzt hätte. Anderer-
feits erfcheint das arabifche chalaka im Koran und weiterhin
als ein feffer theologifcher Terminus, der ganz wie
das hebräfche X13 ausfchliefslich die göttliche Schöpfer

weis für ihre Behauptungen fchuldig geblieben und ebenfo
find fie mit der Widerlegung des für die Originalität gelieferten
Beweifes rückftändig.

Das Vorftehende war bereits niedergefchrieben, als
mir Halevy's Auffatz in der Revue Semitique 1900, I
zu Geficht kam. Er hebt mit Recht hervor, dafs pbn
bei Sirach meiftens nicht den fpecififchen Sinn von X13
(vgl. aber 34.13) hat, wohl aber die Entftehung diefer Bedeutung
aus der des Zutheilens, Beffimmens und Ein-
fetzens erkennen läfst. Höchft bemerkenswerth ift fein Hinweis
auf Dt 4,19, wo die Vulgata pbn mit creavit überfetzt
. Ueberhaupt aber war diefe Bedeutung 67 und 6"
bekannt, da fie fie öfter ohne Noth annehmen.

Göttingen. R. Smend.

Levi, Israel, L'ecclesiastique ou la sagesse de Jesus, fils
de Sira. Texte original hebreu, edite, traduit et com-
thätigkeit bezeichnet. Diefer Terminus flammt felbftver- I mmti. Premiere partie. Ich. XXXIX, 15, äXLIX, II.)

ftändlich nicht aus dem arabifchen Heidenthum, es be-
fteht aber auch die höchfte Wahrfcheinlichkeit, dafs er
nicht von Muhammed felbft geprägt, fondern wie die

Paris, E. Leroux, 1898. (LVII, 149 S. gr. 8.)
Diefe Arbeit, deren Befprechung durch allerlei Umübrigen
theologifchen Termini des Koran von Juden oder ' stände verzögert wurde, beruht auf einer neuen Ver

Chriften entlehnt ift. Man follte nun froh fein, feinen jü

gleichung der damals bekannten Blätter des hebräifchen

difchen Urfprung nachweifen zu können. Dafs pbn bei Sirach. Vielen meiner Lefungen nimmt Levi ausdrück-
den Juden in diefer Bedeutung fonft nicht erhalten ift, lieh oder ftillfchweigend zu, gegen andere erhebt er
beweift nichts gegen feinen Gebrauch in alter Zeit. Well- j einen temperamentvollen Einfpruch. Ich habe darauf

häufen erinnert mich daran, dafs auch das arabifche
sakät (heilige Abgabe), das zweifellos jüdifchen Urfprungs
ift, bei den Juden felbft verloren gegangen ift.

Die zahlreichen und uns zunächft vielfach unverftänd-
lichen Hapaxlegomena der Fragmente, die übrigens kaum

hin die von ihm beftrittenen Lefungen an den von mir
bei Vergleichung der Blätter gemachten Notizen fowie
auf Grund der Photographien neu geprüft, mich aber
nur in wenigen Fällen zur Correctur veranlafst gefehen.
44, 5 am Rande findet Levi mit Recht noch ein n vor

zahlreicher find, als die der etwa ebenfo umfangreichen I ip (alfo Ipn), 4523 c conftatirt er im Text eine nach-
Proverbien , fprechen überhaupt dafür, dafs wir das he- j trägliche Correctur von nibx in TllbS (vgl. jetzt 33(36), 1).
bräifche Original und nicht etwa eine fpäte Rücküberfetzung Sein Widerfpruch bezieht fich vor allem auf das fehr
vor uns haben. Levi behauptet, fnss habe hebräifch , fchwer zu lefende Blatt der Mrss Lewis und Gibfon, das
niemals den Eunuchen bedeutet. Alfo fei 30,20 "ÜX3 falfche j ich nur aus einer Photographie und jetzt auch aus dem
Ueberfetzung von Syr. XS'O'na Eunuch). Woher weifs
Levi, dafs "J12X3 nie Eunuche bedeutete? Folgt das daraus,
dafs das Wort im Neuhebräifchen in diefer Bedeutung
nicht vorkommt? — 30,15.10 entfprechen fich: 67 vyisla
xal eveitc. S K' TO) I "^n, H 1TB **n, ferner 67 vyitia Om-

(taxog, S VnSBl Mi-----V, H STB. Hier fcheint IIB

Fertigkeit, Gefundheit zu bedeuten und die Vergleichung
von YTO) und ftTVHB macht das nicht unwahrfcheinlich.
Levi beftreitet diefe Möglichkeit. Er meint, der hebräifche
Ueberfetzer habe X111B und MfPPTO) (das auch alt- und
neuhebräifch ift!) nicht verftanden und beides in (ein
finnlofesi ir hebraifirt. Man ftaunt über eine folche Behauptung
. — 30,21.23. 38,18 hat H das unverftändliche p

Facfimile in Schechter-Taylor's Ausgabe der neuen Fragmente
kenne. 400a habe ich am Rande falfch gelefen
[n|H13P.b, es fleht da npb oder vielleicht npb. Die völlig
mit Schmutz überzogenen Anfangsworte von 3920b
find auf der Photographie nur mit gröfster Anflrengung
zu entziffern. Levi lieft IDOE TB^n, wo ich mit Beftimmt-
heit rfnlao Xb p bB zu erkennen glaubte. So lange ich
das Blatt felbft nicht gefehen habe, kann ich auch diefe
Lefung nicht preisgeben, weil andere, von Levi be-
ftrittene Lefungen durch das Facfimile vollauf beftätigt
find. Deutlich zeigt das Facfimile z. B. 39 u am Anfang
ip33n und nicht, wie Levi will, [1]hB31. Ebenfo
zeigt es 3828 am Rande QliBB3 und nicht 1X133, fodann
(Genchtj für pn (Kummer) des S. Levi fchliefst: H hat 40, I am Rande bx und nicht px, und unbeftreitbar ift
rrrt mifsverftanden. Dies Mifsverftändnifs wäre aber fchwer 3923 am Rande das für Levi ganz unfichtbare ©"Hin

begreiflich, zumal auch pi als neuhebräifch nachzuweifen Erftaunlich ift bei der Natur des Textes und fei

inem no-

ift. Mit mehr Recht halten deshalb Andere p für einen [ torifchen Zuftande, dafs Levi diefe und jene Lefung an-
Textfehler ftatt pi. Levi wendet ein: nichts beweift, , ficht, weil fie keinen oder keinen uns verftändlichen
dafs es zur Zeit Sirachs im Hebräifchen fchon jm gab. j Sinn giebt.

Er wäre umgekehrt den Beweis fchuldig, dafs es damals j Das Buch ift mit formalem Gefchick gefchrieben und
nicht exiftirte. — Kan n er ferner alle Hapaxlegomena | auf den Commentar ift einiger Fleifs verwandt; hin und
des H aus dem Neuhebräifchen erklären? Denn das wieder enthält er brauchbare Bemerkungen. Mit Recht
mittelalterliche Hebräifch kennen wir jedenfalls beffer , behauptet Levi nach Bickell, dafs der Syrer bei den
als das der Zeit Sirachs. Woher hatte ein mittelalter- lexicalifch fchwierigen Verfen 43 2—10 durchweg dem

w m r cd/asrn"cx (50.s = j-ety-xoe), das wir allein aus Griechen folgt und feine Uebereinftimmung mit ihm
der Meiainfchnft kennen? ^ gegen den Hebräer hier nicht viel bedeutet. Er ver-

(Grl- a k! zfJer VOr allem der anderwärts freilich ; theidigt deshalb 434 wohl richtig das nib» des Hebräers,

,kL r m u tt u zahllofen richtigen Lesarten gegen- ; dem er die Bedeutung .Strahl' beilegt, gegen das finn-
uber fchlechten Ueberfetzungen von 67 und S? Hat er ! lofe rQljt).aow3c (= TBlbtB) des Griechen. Ebenfo fpricht
etwa G oder S in anderer und weit befferer Geftalt ge- ; er richtig 11^ ( er hätte dann freilich auch das parallele
ra i V. tT reichen in der uns vorliegenden 1 TTftSn nicht verkennen follen, vor dem ein Wort (Glanz

Geftalt über Hieronymus hinauf, der den Urtext noch j oder dgl.) auso-efallen ift

gekannt hat, alfo in eine Zeit hinauf, in der für eine Uebrigens" fehlt es ihm an den nöthigen Sorach-

Kuckuberfetzung gar kein Bedürfnis vorlag, der eine der- , kenntnifsen. Die griechifche Bibel hat er vermuthlich
artige Rücküberfetzung überhaupt nicht zuzutrauen ift. j zuerft aus Anlafs diefer Arbeit in die Hand bekommen
DieBeftreiter der Originalität find bis dahin den Be- I Swete's Ausgabe hält er für einen Abdruck de? cTdex

*