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Ausgabe:

1900

Spalte:

110-112

Titel/Untertitel:

Ioannis Philoponi Libellus de paschate. Edidit et praefatione ornavit Carolus Walter 1900

Rezensent:

Dräseke, Johannes

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Theologifche Literaturzeitung. 190a Nr. 4.

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die vorhergehenden, wiederum trefflich ausgeführt. Die
Befchreibung der Handfchriften entfpricht allen Anforderungen
. Dem Hauptkatalog folgen die früher von
anderen aufgeftellten, nämlich einer aus dem Jahre 1731.
Zu diefem fcheint der damals regirende Patriarch Meletios
von Jerufalem die Anregung gegeben zu haben. Er enthält
239 Nummern. Ihm folgt ein Verzeichnifs der Nomo-
kanones der Bibliothek von dem bekannten Gelehrten
Zachariae von 1838. Die Befchreibungen einiger Handfchriften
von Dr. Bethmann aus dem Jahre 1845 und
dem Engländer Cook von 1857 fchliefsen fich dem an.
Den Schlufs der Kataloge macht der alphabetisch ausgeführte
, den Sathas in der Meoaimvixrj Bißliod-rjXT) 1872
erfcheinen liefs und der bisher für den Beften galt.
Nach einigen kleineren Zugaben folgen die Indices und
zwar einer, der die Handfchriften dem Inhalt nach
gruppirt; der zweite und dritte nennt die datirten und
nicht datirten Stücke, ein weiterer die Schreiber, der
letzte ift das allgemeine Sach- und Namenregifter, dem
eine befondere Abtheilung für die abendländifchen Namen
beigefügt ift.

Wer in der Bibliothek des Metochion namentlich
alte Handfchriften fucht, wird fich, wie in mancher orien-
talifchen Bibliothek, enttäufcht finden. Aus dem 9.—13.
Jahrhundert (lammen nicht mehr als 30, aus dem 14.—15.
etwa 40, aus dem 16. wohl 60. Die gröfste Zahl der
Codices fällt daher auf die letzten drei Jahrhunderte.
Namentlich aber ift das 17. und 18. vertreten.

Damit ift zwar über den Inhalt der Handfchriften
noch nicht entfchieden. Werke der alten und älteren
Zeit finden fich mannigfach. Von den Profanfchriftftellern
abgefehen, find die einzelnen Bücher der Septuaginta
in etwa 20 Handfchriften vorhanden, das Neue Teftament
ift, foviel ich fehe, zwar nur in liturgifchen Bearbeitungen
da. Die älteren griechifchen Väter treten auch neben den
Byzantinern zurück. Für die letzteren bietet die Bibliothek
gute Ausbeute. Ich habe auch feltenere Byzantiner
bemerkt, wie den Neophytos Enkleiftos, von dem
der Cod. 370 saec. 13. 51 Katecheten bietet. Eine fehr
grofse Zahl der Schriften des Gennadius Scholarius enthält
Nr. 35.

Indeffen ift die Bibliothek des Metochion am reich-
haltigften mit den Werken der neueren Griechen aus-
geftattet. Namentlich die Theologen des 17. Jhrh. find
in höchft werthvollen Handfchriften vertreten. Von den
Patriarchen Dositheos, Chryfanthos, Nektarios v. Jerufalem
ift vielleicht der ganze handfchriftliche Nachlafs in die
Bibliothek übergegangen. Von Chryfanthos zähle ich
allein 14 Autographen. Namentlich mache ich darauf
aufmerkfam, dafs von Kyrillos Lukaris 5 Bände eigenhändig
gefchriebener Predigten fich finden, die in der That der
Herausgabe werth wären. Der Codex 360 enthält höchft
wahrfcheinlich dieUrfchrift der griechifchen Ueberfetzung
der Confessio orthodoxa aus dem Jahre 1649, von der
Hand des Meletios Syrigos gefchrieben. Was Loofs in
feinem Artikel in den Theol. Studien und Kritiken 1898,
S. 165 als ziemlich ficher ermittelt hat, wird durch die
genaue Befchreibung der Handfchrift bei Papadopulos
evident. Loofs fland nur der oben genannte Katalog
des Sathas zur Verfügung. Für die philofophifche Richtung
der neueren Griechen find die vielen Handfchriften
des Corydaleus bezeichnend. Aber auch deffen Lehrer
Caefar Cremonini ift mehrfach vertreten. Auf diefen ift
die Wiedererweckung der peripatetifchen Philofophie in
Griechenland zurückzuführen. Ziemlich vollftändig ift
auch der Briefwechfel der Grofsen Kirche mit der eng-
lifchen im Anfang des 18. Jhrh. vorhanden. Von Abendländern
ift z. B. Anton Leger, der geiftige Führer des
Kyrillos Lukaris vertreten mit einer griechifchen Schrift
über die Abendmahlslehre (Cod. 235).

Zum Schlufs bemerke ich, dafs das lange Synodal-
ausfchreiben (S. 471 ff.) von 1635 fchon bei Legrand,
Bibliographie Hellenique du 17 siede T. IV, S. 419 ff.

abgedruckt ift. Intereffant ift dabei, dafs der dem Kyrillos
Lukaris günftige Paffus (Legrand S. 421) in dem
Codex des Metochion fehlt. Der Synode präfidirte
damals der Gegner des Lukaris, der Patriarch Kyrillos
Kontaris.

Hannover. Ph. Meyer.

loannisPhiloponi Libellus de paschate. Edidit et praefa-
tione ornavit Carolus Walter. (Commentat. philolog.
lenens. vol. VI, 2 p. 195—229.) Lipsiae, B. G. Teubner,
1899.

Jede Veröffentlichung irgend eines Stückes der einft
reichen fchriftftellerifchen Hinterlaffenfchaft des Johannes
Philoponos mufs mit Freuden begrüfst werden. Gilt das
insbefondere von Reichardt's Ausgabe der fieben Bücher
von der Weltfchöpfung und Rabe's Ausgabe der wider
Proklos gerichteten Schrift von der Ewigkeit der Welt,
fo wird man es auch der weniger umfänglichen/ oben
genannten Leiftung Walter's gegenüber auszufprechen
berechtigt fein. Eine neue, philologifchen Anfprüchen
genügende Ausgabe der Schrift that nämlich dringend
noth. Auch hier fleht am Anfange der wiffenfchaftlichen
Bemühungen um diefelben jener Jefuit Balthafar Corder,
der fie 1630 auf Grund des Cod. Vindob. zufammen mit
der Schrift von der Weltfchöpfung zuerft herausgab. Wie
elend er feine Aufgabe löfte, habe ich in Uebereinftim-
mung mit Nauck und Reichardt in meinen ausführlichen,
alle wefentlich in Betracht kommenden theologifchen
und philologifchen Fragen erörternden Befprecliungen
der Ausgabe Reichardt's (Theol. Lit.-Zeitg. 1897, Nr. 26,
Sp. 682—686 und Wochenfchr. f. klaff. Philol. 1898, Nr. 5,
Sp. 118—124) zur Genüge hervorgehoben. Corder's Ausgabe
wurde von Gallandi in feiner Biblioth. vet. patr. XII,
Venetiis 1778, in Text und lateinifcher Ueberfetzung, von
Ufteri im Anhange zu einer die Echtheitsfrage des Johannes
-Evangeliums behandelnden Unterfuchung 1823
im griechifchen Text mit geringfügigen Verbefferungen
einfach wiederholt. Walter gründete feine Ausgabe, für
die er felbftverftändlich jene mit heranzog, handfchrift-
lich auf zwei Codices. Der erfte ift eben jener fchon
von Corder benutzte, am Anfang des 10. oder im 11. Jhrh.
gefchriebene Cod. Vindob. theol. gr. 29 (bei Walter = A),
von dem ihm eine Neuvergleichung durch Geizer zur
Verfügung geftellt wurde, der andere, der von ihm felbft
zuerft verglichene, wie es fcheint, dem 15. Jhrh. angehörige
Cod. Coislinianiis 370', olitn 72 (= B), den Montfaucon,
der gelehrte Benedictiner, in der Bibliotheca Coisliniana
p. 58S fchon genau befchrieben hatte. Auf Grund diefer
beiden Handfchriften, von denen die letztere an Werth
erheblich gegen die erftere zurückfteht, hat Walter, ein
Schüler Gelzer's und Götz's in Jena, die Schrift in einem
fo fauber gereinigten Wortlaut (S. 209—222) vorgelegt,
dafs an ihm, felbft bei fchärferem Zufehen, Wefentliches
fich nicht wird ausfetzen laffen. Aber wie fleht's mit
der handfchriftlichen Ueberlieferung betreffs des Ver-
faffers? Giebt fie uns die Gewähr, dafs wir in der vorliegenden
Schrift wirklich ein Werk des Johannes Philoponos
vor uns haben? Die Antwort mufs verneinend
lauten. Der Cod. Vindob. bietet das Schriftchen überhaupt
ohne Namen des Verfaffers, und der Umftand, dafs u. a.
das Werk des Philoponos von der Weltfchöpfung an
| derfelben Stelle überliefert ift, reicht natürlich nicht aus,
es ebendemfelben zuzufchreiben. Der Cod. Coisl. dagegen
nennt es ein Werk des Johannes von Damaskos (Icoäv-
vov rov Aafiaaxrjvov jisqI <xC,v(icov.) Dafs diefer als Ver-
faffer durchaus nicht in Betracht kommen kann, geht
aus dem von Walter mit Recht betonten Umftande hervor
, dafs er betreffs des letzten Mahles des Herrn fich
ganz anders geäufsert hat, wie der Verfaffer der vorliegenden
Schrift. Die beiden, aus De fide orthod. 1V,I3
: und Hotnü. II in dormit. B. Murine virg. 4 angeführten