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Ausgabe:

1900 Nr. 4

Spalte:

108-110

Titel/Untertitel:

Papadopulos-Kerameus, Hierosoeymitihe bibliotheke 1900

Rezensent:

Meyer, Philipp

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107 Theologifche Literaturzeitung. 1900. Nr. 4. 108

inEbefondere des Wortes Chrifti, anfehen. God. vindicirt
Chrifto nämlich die Darbringung einer ,Genugthuung
ohne Deficit' und läfst — u. E. in directem Widerfpruch
mit 2. Kor., 5,21: yvövxa a/iagxiav — Chriftum den
bitterften Tod' bewufst und zuftimmend ,alsdie ger echte (?)
Strafe der Sünde' erdulden und durch folche ,Genug-
thuung die göttliche Gerechtigkeit befriedigen'
(S. 120).

Eine wahre Perle der Sammlung bilden die anziehenden
Charakterifüken der ,vier H aup t- A p o fte 1' Petrus, Jakobus,
Paulus und Johannes, die geiftreich und mit der gekannten
intuitiven Feinfühligkeit unferes Autors entworfen und
durchgeführt find. Nur feiten mifcht fich hier in die
Zuftimmung der Widerfpruch. Doch kann Ref. z. B.
fein Erftaunen nicht unterdrücken über die fonderbare
Deutung der ,erwählten Fremdlinge der Diaspora' in
1. Petr. 1,1 als: der im Verhältnifs zum himmlifchen
Jerufalem (!) eine ,öiaOJiogct- bildenden .zerftreuten Gemeinden
in der Welt' (S. 154). Schon an anderer Stelle
von uns zurückgewiefen ift die der Harmonifirung von
Paulinismus und Jacobinismus zu Dienft geftellte, aber
unferes Dafürhaltens in der Luft fchwebende Unter-
fcheidung zwifchen einer .Anfangs-Rechtfertigung' (=
Verfetzung in den Gnadenftand) und der .fortwährenden
, täglichen, mit der endgültigen Seligfprechung
am Tage des Gerichts abfchliefsenden Rechtfertigung'
(S. 171 f.). Und hinter Godet's Unternehmen, die Pafto-
ralbriefe (mit ihrem .Dringen auf die Ordnung des Lehramtes
in der Kirche und auf die Nothwendigkeit der
guten Werke') fchlankweg als .paulinifche' zu behandeln
(S. 191), erlauben wir uns doch ein Fragezeichen
zu fetzen.

Am wenigften hat fich unfer Geift in Geift und Methode
des Godet'fchen .Verfuches über die Offenbarung
' finden können. In diefer fonft höchft anziehend,
ja blendend gefchriebenen 5. und letzten Studie erneuert
der Verf. im Wefentlichen die .reichsgefchichtliche' Auf-

Bacher, Prof. Dr. Wilhelm, Die älteste Terminologie der
jüdischen Schriftauslegung. Ein Wörterbuch der Bibel-
exegetifchen Kunftfprache der Tannaiten. Leipzig,
J. C. Hinrichs, 1899. (VII, 207 S. gr. 8.) M. 8.50

Faft unmittelbar nach Vollendung feines grofsen
Werkes über ,Die Agada der paläftinenfifchen Amoräer'
(f. Theol. Litztg. 1899, 611) befchenkt uns Bacher mit
einer kleineren aber nicht weniger nützlichen Arbeit, die
ihm wohl als xägsgyov bei feinen Sammlungen für jenes
grofse Werk fich ergeben hat. Sie behandelt in lexi-
kalifcher Form diejenigen rabbinifchen Begriffe, welche
fich irgendwie auf die exegetifche Thätigkeit der jüdi-
fchen Gelehrten beziehen, und zwar mit der Einfchrän-
kung, dafs nur die .ältefte' Terminologie, d. h. diejenige
des Zeitalters der Mifchna behandelt wird. Wie vieles
hier fich findet, das auch für den chriftlichen Theologen
Intereffe hat, wird erhellen, wenn wir eine Anzahl der wichtigeren
hier behandelten termini hervorheben: rTl© PHta,

iTft, ©77, nian, nsbn, ains, »'tto, nj"iott,Tinjfä,
rti^B, -öio, ifpa, 'nirhB, »Sag, "fahl bj?, ©ipn nn, 'd©',

HD©' (lehren und lernen)1, fl.Yn, TlttbPl, Osann. Dafs die
Behandlung durchweg eine Sorgfältige ift und auf ausgebreiteter
Kenntnifs des Materials beruht, bedarf für diejenigen
, welche Bachers Arbeiten kennen, nicht mehr
der Erwähnung. Zuweilen hätte man eine etwas reichlichere
Mittheilung des dem Verf. gewifs in gröfserer Fülle
zu Gebote flehenden Materials gewünfcht, z. B. bei Begriffen
wie Haggada, Halacha, Midrafch, Maforeth und
dgl. Da bei uns eben die Lehre vom heiligen Geift im
Vordergrund des Intereffes fteht, wären wohl Manche
für eine umfaffendere Behandlung des Artikels ttnjjü nit
dankbar gewefen. (Material darüber weifen übrigens auch
die Regifter in Bacher's ,Agada der paläftinenfifchen
Amoräer' f. v. ,Heiliger Geift' nach.) Im Artikel rTTiPl
berührt Bacher die Thatfache, dafs damit zuweilen die
Gefammtheit der heiligen Schriften bezeichnet werde.

faffung des räthfelhaften Buches. Es ift nach ihm das , Er verweift dafür aber nur auf Blau, Zur Einl. in die
,Epos' oder.die Epopöe des Entfcheidungskampfes zwifchen h. Schrift S. 16 f. (im Jahresbericht der Landes Rabbiner-
Gott und dem Satan' um den Preis der ,Herrfchaft über ; fchule in Budapeft 1894). Mehr Belegftellen giebt Low,
die Menfchheit' (S. 213). Die Blicke des neuteftament- j Gefammelte Schriften, I, 1889, S. 310.
liehen Propheten .richten fich einzig auf die grofsen 1 Ueber die Auswahl der Artikel liefse fich vielleicht
Kämpfe, welche den religiöfen Entwicke lungsgang ! in einigen Fällen mit dem Verfaffer ftreiten. Wenn "iBio
der Menfchheit beftimmen' (S. 260) u. f. w. Wir müffen, j aufgenommen ift, fieht man nicht recht ein, weshalb "ian
da die Johannes-Apocalypfe felbft die Parufie als ganz fehlt. Unter -|T3B vermifst man -|it3Bn (da die Behancf-
nahe (1,3 und 22,10: 6 xaigbq syyvq; 3,11 und 22,7.12.20: j lung der Schriften in der Synagoge doch wohl auch
egvo/iai xaxv; 6,11: tri xQÖvoy fiixgo»; io,s: XQo'oq hierhergehört). Aber das find Kleinigkeiten, gegenüber
ovxeri eOzar, 11,14 und 22,0: a dst ysveöd-ai bv xaxei) ! dem, was geboten ift.

vorftellt, und da der ganze Aufrifs der Schrift in zeit
gefchichtliche Farben getaucht ift, die ganze oben fkiz-
zirte Auffaffung Godet's principiell ablehnen und bei
der allein haltbaren zeitgefchichtlichen Deutung verharren
. Endlich kann Ref. God. auch nicht zu der Behauptung
folgen, dafs fowohl der Blick auf die Tradition
des kirchlichen Alterthums als ein eingehendes Studium
der Schrift die Annahme, der Apoftel Johannes fei der
Verfaffer fowohl der Apokalypfe als des 4. Ev., dringend
empfehle (S. 243).

Nur auf den Ueberfetzer bezieht fich fchliefslich
die Rüge wegen der nicht geringen Anzahl von ungenauen
oder ganz falfchen Bibel-Citaten, nicht feiten an
wichtiger Stelle (vgl. z. B. nur SS. 7. 15. 40. 52. 79. 80.
152. 173. 180. 188 u. ö.)

Göttingen. E. Schür er.

Jla7ia66jiovXoq-KeQafttvq, A., 'iBgoOoXvfiixix?] ßißXiod-rjxr}
Tjroi xaxaXoyoq xmv bv xalq ßtßXioO-Tjxaig xov dyim-
xaxov dnoGxoXixov xs xai xad-oXixov ogiXoöo^ov na-
XQiagxixov {t-govov xmv 'IsgoöoXvfimv xai xäörjq Ua-
XaiözivrjqctJtoxEifiBvmv tXXrjvixcöv xmöixmv avvxaxÜBlaa
[ibv xai wmxoxvxixolq xoOfirjtrEioa niva^iv xvxoiq ff
Bxöod-Btaa avaXmfiaßi xov avxoxgaxogtxov ogti-odogov
IlaXaiOxivov övXXoyov. Tofioq IV. 'Ev übxqovjiÖXbl.
(Leipzig, O. Harraffowitz.) (VII, cooS.Lex. 8.) M. 30.—

Der voliegende vierte Band der cIeqoöoXv/uxix/j ßi-
Trötz allen Widerfpruches fteht Ref. nicht an, Godet's ßXio&rjxrj enthält die Befchreibung von 447 Handfchriften
.Bibelftudien' als ein fehr werthvolles, anmuthendes ! der Bibliothek des Metochion des heiligen Grabes in Con-
und anregendes Gefchenk an die Gebildeten in der chrift- j ftantinopel. Doch machen diefe 447 Handfchriften nicht
liehen Gemeinde zu bezeichnen, deffen Art und Methode ; den ganzen Beftand diefer Bücherfammlung aus. Ihre
auch in Deutfchland recht ernfte Beachtung und ftär- | Gefammtzahl beträgt vielmehr gegen 850. Wenigftens war
kere Nachfolge finden follte. j das der Fall im Jahre 1886, als der Verfaffer den Katalog

Friedberg i. Heff W. Weiffenbach. ! a"^ellte- Er war damals verhindert, die Arbeit zu vol-

b : lenden; hofft nunmehr aber auch die Befchreibung der

_.— I anderen Hälfte des Beftandes bald bringen zu können.

Der vorliegende Band des grofsen Werkes ift, wie