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Ausgabe:

1900

Spalte:

101-102

Autor/Hrsg.:

Staerk, Willy

Titel/Untertitel:

Studien zur Religions- und Sprachgeschichte des alten Testaments. I. Heft 1900

Rezensent:

Siegfried, Carl

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101

Theologifche Literaturzeitung. 190x3. Nr. 4.

102

E die Identification von Sinai und Horeb kennt, da ich I
den Anklang von n:c an ijiq nicht für zufällig halte. —
Etwas Aehnliches wie bei Sinai und Horeb glaubt Gall
für die beiden Brunnen der Hagarfage nachweifen zu
können, indem J das Heiligthum itn )V nenne, E dagegen
(inb =) inb -|K3, jenes übrigens urfprünglich vielleicht
nur' mit Ismael zufammenhängend (p. 39—44). —
Wenn Gall im Moria den rTTTOrl ]ÜJ» in Sichern meint
wiedererkennen zu dürfen (p/114), {o iß es inconfequent,
wenn er (p. 116) Gen. 127 verdächtigt, weil Abraham nach
Hebron gehöre. Hebron felber foll feinen Namen von
der Vereinigung ("an) der Kultftätten des Abraham,
des urfprünglichen Nümens des h. Baumes dafelbft, und
der Sara, des urfprünglichen Numens der dortigen Höhle,
erhalten haben (p. 53—57). — Dafs LXX mit ihrem
Bsekaftcöv für "jim 523 an Bethlehem gedacht haben
follte (p. 66), dünkt mich gänzlich unwahrfcheinlich. Ara-
mäifcher Einflufs auf Jerufalem läfst fich, abgefehen von
2. Reg. 16 (p. 73I, doch wohl mit ziemlicher Sicherheit
aus Jef. 1710 erweifen (cf. Duhm z. St.). Zu Nebo (pag. 67)
vgl. noch E. Meyer, Entftehung des Judentums 145; zum
Karmel (p. 1231.) R. Smith, Religion d. Semiten 120
Anm. 187; zu der zu Kerijoth angeführten Stelle Jer. 4841
(p. 154) Gefenius-Buhlis f. v. CPnp. Ueberfehen ift p. 68
Z. 3: Luc. 1937; p. 77 letzte Zeile: Jef. 149; p. 81 Z. 4:
1. Sam. 137O15 1512. P. 72 Z. 4. 1. Mt. 2333 ftatt 2323;
p. 80 Z. 2: Hos. 1212 ft. 212. Seinen Verfuch zum Deboralied
hat Xiebuhr bekanntlich nicht eine Reconftr[uction]
(pag. 127 Anm. 7), fondern eine „Reconftellationli genannt,
und p. 116 Anm. 1 hat Duhm mit Budde die Stelle ge-
taufcht.

Bafel. Alfred Bertholet.

Staerk, Lic. Dr. Willy. Studien zur Religions- und Sprachgeschichte
des alten Testaments. I. Heft. (I. Prolego-
mena zu einer Gefchichte der israelitifchen Väterfage.
II. Zur Gefchichte der hebräifchen Volksnamen.)
Berlin, G. Reimer, 1899. (VI, 96 S. gr. 8.) M. 3.—

Die Unterfuchung des Verf.'s ift angeregt durch
Hommel's altisraelitifche Ueberlieferung in infchriftlicher
Beleuchtung von 1897, welches Buch er ein specimen
sagacitatis für den Orientalinnen, ein testimoniwn pauper-
tatis für den Theologen Hommel nennt. Er bemüht fich
zu zeigen, wie das A. T. felbft mit feinen Ausfagen über
die Patriarchen und ihre Zeit die Behauptungen H.'s
zurückweift und gewinnt bei diefer Gelegenheit zugleich
das Material I für eine Gefchichte der hebräifchen
Väterfage (S. I— 76). Zunächft wird feftgeftellt, dafs der
Inhalt der Väterfage auf einer zwiefachen Quellenüberlieferung
beruht. Der Stoff der Quelle P wird auf
S. 2—12 in deutfcher Ueberfetzung mit kurzen Anmerkungen
und Erörterungen einzelner Schwierigkeiten dargelegt
, worauf S. 12—20 der Erzählungsftoff der Quelle
JE, die Patriarchenzeit betreffend, befprochen wird. —
Gründlich wird fodann der Sagenftoff des A.T.'s, foweit
er die Geffalten der Patriarchen umrankt, durchgenommen.
Befonders die Geffalt Abrahams findet auf S. 21—53 eine
breitere Erörterung. Sowohl die verfchiedenen Reminis-
cenzen aus Abraham's Gefchichte, als die religiös-ethno-
graphifchen Formeln, die fich an Abraham's Namen heften
, auch bei Dichtern und Propheten des A. T.'s, die
Verbindung diefes Namens mit denen des Ifaak und
Jaqob, die Vorffellungen einer Bundfchliefsung Ifaak's
mit Abraham und einer Verheifsung des Befitzes Kanaan's
an ihn und feine Nachkommen, die prophetifche Ver-
werthung der Geffalt Abrahams als eines Typus des
religiöfen Glaubens, werden eingehend erörtert und dabei
feftgeftellt, dafs der älteren aufserhexateuchifchen Literatur
der Hinweis auf einen Abrahambund gänzlich fremd
ift und erft feit der exilifchen Zeit fich nachweifen läfst
(S. 31). Die genauere Ausführung, wie der Erzväterbund

in den Quellen EP J fich geftaltet, findet fich S. 35 f.; die
gründliche Sammlung des phrafeologifchen Materials,
welches zu diefer Bundesanfchauung gehört f. S. 38—42.
Der Verf. führt hier die Unterfuchungen Kraetzfchmar's
(Bundesvorftellung 1896) in manchen Punkten weiter. —
Kurz werden dann die patriarchalifchen Figuren: Sara,
Hagar, Jifchmael, Qetura, Terach, Haran, Nachor und Lot
auf 53—55 behandelt. Genauer wird der Sprachgebrauch
in der Benennung von Moab im A. T. feftgeftellt S. 56—58.
Ebenfo der Name von Volk und Land Ammon S. 58 f.
— Ueber Jifchaq handelt der Verf. S. 59—62, befonders
die 3 Stellen der Quelle E hervorhebend, die fich auf
ihn beziehen. Es freut mich, vom Verf. den Ausdruck
pni"1 iriS als Bezeichnung einer alten kriegerifchen Stammgottheit
(S 60) erklärt zu fehen; ich habe ihn feit Jahren
in meinen Vorlefungen fo gedeutet. Es folgen dann
Ribqa, Laban, Aram S. 62—64, Jaqobs Grab S. 64—73.
In letzterem Abfchnitte fucht der Verfaffer die Schwierigkeiten
, die durch die Widerfprüche zwifchen Gn. 33,19
48,22 Jof. 24,32 entftehen, durch die Annahme ver-
fchiedener Traditionsfchriften in der Jaqobsfage zu löfen.
Ur-Kasdim S. 73 f. wird wohl nicht topographifch, fondern
nur religionsgefchichtlich zu löfen fein. Zuletzt werden
Charan und Paddan-Aram S. 74—76 nach ihrer Geltung
in den Quellen des Genefis befprochen. —

In einer zweiten Unterfuchung gewinnt der Verf.
werthvolles Material ,zur Gefchichte der hebräifchen
Volksnamen' (S. 77—96). Es handelt fich hier zunächft
um die wichtigen Namen Jaqob, Efrajim, Jofef und Juda,
deren Gebrauch vom Verf. forgfältig unterfucht wird.
Im Allgemeinen ergiebt fich, dafs Jaqob, Efrajim und
Jofef hiftorifch Namen lediglich für Nordisrael find. Erft
mit dem Exil entwickelt fich der Sprachgebrauch, nach
dem überhaupt die verftreuten Volkstrümmer Gefammt-
Israels damit bezeichnet werden. Juda ift im Gegenfatz
zu Israel, Jaqob, Efrajim fpäte und feltene Bezeichnung
der dem Davidshaufe treu gebliebenen Südftämme. Man
fühlte von Juda in der alten Zeit fich auch ethnographifch
gefchieden. — Die feine und forgfame Kritik des Verf.'s
hat werthvolle Materialien zufammengebracht. Möge ihm
der hiftorifche Aufbau aus denfelben im nächften Hefte
ebenfo glücken.

Jena. C. Siegfried.

Riessler, Dr. Paul, Das Buch Daniel. Textkritifche
Unterfuchung. Stuttgart, J. Roth, 1899. (VII, 56 S.
gfc 8.) M. 2.—

Der Verfaffer hat zur Textkritik des Buches Daniel
bereits früher beachtenswerthe Beiträge geliefert. Zunächft
im Anfchlufs an Rofenthal's und Bludau's Arbeiten,
worüber der Theolog. Jahresbericht XVI (1896) S. 52 und
XVII (1897) S. 28. ff. 58 zu vergleichen. In der vorliegenden
Schrift dehnt er feine Unterfuchung auf das
Verhältnifs des mafforethifchen Textes des Daniel zu
'1 heodotion, Aquila, Symmachus, Pefchito und Vulgata
aus und bietet damit zugleich eine Vorarbeit für eine
umfaffendere Behandlung der Frage nach der Compofition
des Buches Daniel. Im erften Abfchnitte (S. 1—8) unterfucht
er die LXX- Recenfion des Buches Daniel und zwar
zunächft das Alter derfelben und deffen Bezeugung mit
dem Refultate, dafs die erfte ficher nachweisbare Benutzung
des griechifchen Daniel bei Juftinus Martyr oder bei
Origenes vorliegt. Darauf folgt eine forgfältige Sammlung
der LXX-Citate, die fich bei Juftin, Origenes,
Tertullian, Victorinus Pictav., Hieronymus und Poly-
chromius finden. — Ein zweiter Abfchnitt behandelt
darauf die mafforethifche Recenfion des Buches Daniel
(S. 8—28). Zuerft werden die älteften Textgeftalten bis
zur Fixirung des MT unterfucht, fodann diejenigen die
der Ueberfetzung des Theodotion, Aquila und Symmachus
zu Grunde liegen (S. 9—18), ferner die Textgeftalt,

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