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Ausgabe:

1900 Nr. 3

Spalte:

85-87

Titel/Untertitel:

Analecta Reformatoria. I. Dokumente und Abhandlungen zur Geschichte Zwinglis und seiner Zeit 1900

Rezensent:

Bossert, Gustav

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Theologifche Literaturzeitung. 1900. Nr. 3.

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fchicklich gepredigt zu haben. Indeffen, Luthers An- Rechte welche Zwingli m.t der neuen Wurde erlangte,
fchuldigung war ganz allgemein gehalten - gleichwohl naher beft.mrnt wurden um d.efen papftl.chen Firlefanz
wären, um fie zurückzuweifen', Leumundszeugnifse aus und das Mafs evangelifcher Erkenntnifs von Seiten des
Jüterbock und Zerbft mehr am Platze gewefen als folche Empfängers recht würdigen zu können. Unwillkürlich
aus Halle Aufserdem aber erfahren wir aus dem Briefe gleitet das Auge von Zürich nach Augsburg hinüber wo
des Halle'fchen Propftes, dafs Luther mit diefer Anklage wenige Wochen fpater Luther mit einem papftl.chen Le-
keineswegs allein ftand; denn Tetzel hat vor ihm er- | gaten verhandelte. Aus dem Beftallungsbriet Zwinghs tur
klärt- das er von etlichen bei etlichen in fchnften | Einfiedeln S. i6ff. ergiebt fich, m. E. mit Sicherheit, dafs
und fünft angegeben, beruchtiget' etc. fei (oder, wie er i Zwingli vierteljährlich 20fl. bekam was mit den.gebendem
Rate meldet: ,bei vielen tapfern mechtigern und gro- ! einkunften dem Einkommen einer befferen Pfarrei der dauern
, dann er icze melden und namhaftig machen wolle, | maiigen Zeit ziemlich entsprach, aber nicht 20 fl. Jahresleuten
und perfonen'). Im Uebrigen ift es gleichgültig, gehalt hatte, wie Mörikofer (1,31) und Stähelin (1 85)
ob Tetzel felbft oder einer feiner Gefellen fich diefer ] meinen. In der Abhandlung ,Zur Kritik von Fridolin
.Marken Rednerblume' (wie der alte Henke fich ausdrückt) Sichers Chronik' weift Egli nach, dafs Sicher noch in
fchuldig gemacht hat Denn dafs damals überhaupt in , ftarkerem Mafs als der Herausgeber feiner Chronik, Göt-
diefer fchändlichen Weife gepredigt ift, darüber kann | zinger, annahm, fremde Aufzeichnungen und zwar neben
nicht o-eftritten werden. gedruckten auch handfehriftliche Quellen benützt hat, aber

fSchlufi folgt) ^ur d'e Gefchichte der Täufer in St. Gallen und fonft, der

Leipzio- Th. Brieger. Reformation in Zürich und der Synoden der Oftfchweiz

| felbftändigen Werth hat. Für die Frage, wie man in Wittenberg
dazu kam,Schappeler die i2Bauernartikelzuzufchreiben
S. 30, 130, mufs Ref. auf feine Ausführungen Bl. f. wurttb.
K. G. 1887, 75 ff. verweifen, wo auf Jakob Holzwart als
Vermittler hingewiefen wird. Vgl. auch Luthers Werke
für das ehr. Haus 7, 307.

An dritter Stelle giebt Egli Mittheilungen aus den Aufzeichnungen
Zwingiis auf der Berner Disputation, welche
die gedruckten Acten, wie den Auszug Zw. W. 2, 70—200
in mancher Beziehung ergänzen und verdienen, bei einer
neuen Ausgabe der Acten als Varianten beigegeben zu

Analecta Ret0rmatoria. I. Dokumente und Abhandlungen
zur Geschichte Zwingiis und seiner Zeit. Von Prof. Dr.
EmilEgli. Zürich,Zürcher&Furrer, 1899.(VI, 164S. gr.8.
m. 2 Taf.)

In der Anzeige von Stähelin's Zwinglibiographie
ThLZ 1898, 448 hat Ref. eine weitere Detailforfchung für
Zwingiis Leben und feine Zeit als wünfehenswerth bezeichnet
. Diefem Bedürfnifs kommt das Organ des Zwingli-
vereins, die von E. Egli redigirten Zwingliana, in fehr willkommener
Weife entgegen, aber Egli kann hier nur klei- 1 werden. Sie laffen erkennen, wo der Reformator den Ver-

nere Stücken in deutfeher Sprache und volkstümlicher
Faffung geben, da fie auf weitere Kreife berechnet ift.
Zu ihrer Frgänzung bietet Egli in den Analecta Reforma-
toria neue umfangreichere Beiträge zur Gefchichte Zwingiis
und feiner Zeit von nicht geringem Werth. Zunächft erhalten
wir Urkunden, darunter zwei in Facfimile, und für
alle reichhaltige Erläuterung, die zunächft den Oheim und
Erzieher Ulrich Zwingiis, den Frühmeffer in Wildhaus und
fpäteren Pfarrer und Dekan Barth. Zwingli in Wefen, und
die kirchlichen Verhältnifse feiner Heimath beleuchten.

handlungen mit gröfserer oder geringerer Theilnahme gefolgt
ift, und beweifen, dafs die ,E-mbietung' der Prädicanten,
wie der Befchlufs der Disputation durch Berchtold Haller
Zwingli zum Verfaffer hat. Man Geht, welch' grofse Auf-
merkfamkeit Zwingli dem Lutheraner Burgauer zuwandte.
Beachtenswerth ift die Behauptung des Appenzeller Pfarrers
Theob. Huter, dafs Chriftus blofs für die Erbfunde gelitten
habe und wir auch etwas thun müffen, um nicht
leer zu erfcheinen (S. 40). Huter ift für (liefe von Nik
Paulus (Harth. Arnoldi v. Ufingen S. 53) lebhaft beftrittene

Dann folgen die Einträge in die Matrikeln von Bafel und j Lehre der vierte Zeuge. Vgl. den Nachweis ThLZ 1895,

Wien für Zwingli als Studenten, Baccalaureus und Magifter,
und für feinen Bruder Jakob, der in der Wiener Matrikel
als Mönch des Klofters S.Johann eingetragen ift, was bisher
unbekannt war. Die Schreibweife Zwingling in der
Wiener (1500) und in der Basler Matrikel (1502) flammt
nicht von Zwingli felbft, fondern ift wohl eine mundgerechte
Faffung des ungewohnten Namens nach Analogie
von Zwilling. Noch wichtiger find die letzten Stücke, welche
Egli teils neu, teils in verbeffertem Text veröffentlicht. Zwei
enthalten päpftliche Gnadenerweifungen. Das eine ift ein
päpftliches Confeffionale, das von Leonhard de la Rovere,
Bifchof von Agen, in Gegenwart des Papftes für den Prie-
fter U. Zwingli und elf Genoffen aus Glarus ausgeftellt ift.
Es fällt entweder in die Zeit der Schlacht von Novara 1513
unter Leo X., der Zwingli als Feldprediger anwohnte, (vgl.
Stähelin 1, 66) oder in die Zeit des Pavierzugs 1512 unter
Julius II., an dem Mörikofer Zwingli auf Grund feiner lebendigen
Schilderung des Feldzugs theilnehmen liefs (i, 17).
Man wird diefe Annahme nunmehr nicht fo ganz unwahr-
fcheinlich finden können, wie Stähelin (1,65). Der anfehau-
liche Bericht über den Feldzug (Zw., Werke 4,167 ff.) kann
doch kaum in der Studierftube entftanden fein. Nicht
minder intereffant ift die Urkunde von Zwingiis Ernennung
zumpäpftlichen Akoluthenkaplan durch den Legaten Anton
Pucci. Mit Staunen lieft man, dafs Zwingli diefen päpft-
lichen Gnadenbeweis auf feine Bitte hin erhielt, und der
Legat ihm bei Wohlverhalten noch höhere Ehren von

468. Nicht übel für einen Laien ift eine Aeufserung des
Zürcher Bürgermeifters Diethelm Röuft, in Bezug auf
Burgauers Berufung auf Exod. 12 und 1 Cor. 5, wenn man die
Parallele von Paffahmahl und Abendmahl allzufehr preffe,
dann müfste Chriftus auch gebraten werden, wie das Ofter-
lamm- Zu den ungedruckten Briefen an Zwingli vom
Augsburger Reichstag wären die von Dobel herausgegebenen
Briefe des Memminger Hans Ehinger, dann die
Briefe im C.R., befonders2, 311, 314, 315,356 zu vergeichen,
zu dem zweiten der drei Briefe Butzers aber fein gleichzeitiger
Brief an Luther vom 25. Auguft 1530 (Enders 8,209).
Eine Vergleichung der Art, wie Butzer Luther und an derer-
feits Zwingli für feine Konkordie zu gewinnen fucht ift
überaus intereffant. S. 47, Z. 22 1. addkti; S. 48 Z. 7 v.
u. wohl exigeret, S. 49 Z. 2 v. u. scom{m)mata; S. 50 Z. 6
iwmtari ftatt ivütari; Z.io v. u. sacram ftatt autem; S. 51
Z. 4 v. u. Galathis. S. 52 Z. 6 v. u. aUgUStioribus ; S. 54
Z. 11 v. u. uuitum; S. 55 Z. 9 v. u. sanari; S. 57 2. Fran-
ascum Z. 8. addictissmws etiam .... concordes, tameu,
Z. 11 vielleicht yeritatem fidei confessi,Z. 22 simus et,
u i2k ret™uerit, S. 58 Z. 5 ift die Lefung insolens kaum
haltbar. Z. 25 dixerimus, ,11011.. . debetur1 (vgl. Pf. 115, 1).
Der Brief D, welchen Capito an Zwingli fandte, dürfte von
einem Strafsburger Gefandten an Hedio oder M. Zell gerichtet
fein. S. 60 Z. 5 1. wie ir, ich acht, Z. 21 meinen
von S(trafsburg); Z. 27 tandem.

Die folgenden drei Abhandlungen ,Zwingli und die

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Seiten des Papftes in Ausficht Hellte. Egli datirt den Gna- oltichweizerifchen Anhänger der lutherifchen Abendmahls-

denbrief vom 1. Sept. 1518, Mörikofer (1,38) und Stähelin | lehre', ,Zwingli und die Synoden, befonders in der Oft-

(i, 106) fetzen ihn auf den 24. Auguft. Sie haben alfo fchweiz', ,Zwinglis Stellung zum Kirchenbann und deffen

octavo doppelt gelefen. Es wäre werthvoll, wenn die : Vertheidigung durch die St. Galler' zeigen die einzigartige,