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Ausgabe:

1900 Nr. 3

Spalte:

76

Autor/Hrsg.:

Clemen, Carl

Titel/Untertitel:

Der Ursprung des heiligen Abendmahls 1900

Rezensent:

Lobstein, Paul

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Theologifche Literaturzeitung. 1900. Nr. 3.

76

religionsgefchichtlichen Seite müfste eine Synonymik Begriffes .Neuteftamentliches Griechifch'. Jetzt wird da-
principiell, wie ich glaube, die Kreislinie möglichft ftark j mit als mit einer feftftehenden und bekannten Gröfse
zeichnen. Ich würde z. B. vielmehr Gewicht auf die operirt, während es thatfächlich doch nur eine überlieferte
Thatfache legen, dafs ,Erlöfnng', ,Verformung', ,Recht- Illufion ift.

fertigung' bei Paulus inhaltlich in einem Verhältnifs der i ii-A^K^n A/i„if n..: r..„, „ „„

... b , rt ■ 11 • w r . . -i j /- ■ rieidelberg. Adoll JJeiismann.

Verwandtfchaft, vielleicht fogar bisweilen der Uongruenz j ö

flehen, als auf den Umftand, dafs jeder diefer drei Be-

griffe formell feinebefondereOrientirunghat. Das hiftorifche ! Clemen. Priv.-Doz. Lic. Dr. Carl, Der Ursprung des hei-
Bild wird fich von diefem Gefichtspunkt aus höchftwahr- ligen Abendmahls. 1. Taufend. (Hefte zur ,Chrifllichen
fcheinlich einfacher und verftändlicher ausnehmen: auf Welt' Nr 37) Le' ' 1 C B Mohr 1808 (36 S
einige wenige, aber charakteriftifche Bekenntnifse, die auf j ' •371 'Pzlg» J- > 9 • 5 •

einige wenige gewaltige Erlebnifse zurückweifen, wird &r- "0 • 60

herauskommen, was man jetzt nach einer langwierigen Diefe Auseinanderfetzung mit Eichhorn's Unter-

und erfchlaffenden Procedur als ,paulinifche Theologie' ! fuchung im 36. der Hefte zur Chriftlichen Welt (vgl.
oder als ,Paulinismus' ausgiebt. Theol. Litztg. 1899, Nr. 3) bewegt lieh um drei Haupt-

Nach der rein fprachwiffenfehaftlichen Seite hat eine punkte: der Verf. handelt vom gefchichtlichen Werth der
befondere ,neuteftamentliche'Synonymik theoretifch keine ! Berichte (7—20), vom Sinn der Einfetzungsworte (21—30),
Berechtigung. Die verfchiedenen Wörter für die Be- j vom Stiftungscharakter des Abendmahles (31—34). Im
griffe ,Korb', ,Netz', .Stachel' z. B. von einander abzu- Gegenfatz zu den ebenfo zuversichtlichen als gewagten
grenzen, ift die Aufgabe des Gräciften. Blofs von praktifch- Ausführungen Eichhorn's, zeichnet fich die Arbeit Cle-
pädagogifchen Erwägungen aus, die ja auch fonft fo men's durch ihre fehr vorfichtige, die verfchiedenften
vieles theoretifch Bedenkliche rechtfertigten, kann eine j Elemente des Problems berücksichtigende Haltung aus.
.Synonymik des Neuteftamentlichen Griechifch' gebilligt ! Eine genaue Prüfung der durch Eichhorn gegen die Ge-
werden. Wie die praktifchen Bedürfnifse des theolo- ' fchichtlichkeit der Berichte vorgebrachten Gründe führt
gifchen Studiums als eines Specialftudiums und befonders C. zu dem Ergebnifs, dafs die im N. T. enthaltenen
das Fehlen ausreichender fpätgriechifcher Grammatiken : Quellen für die Erkenntnifs des Urfprunges des heiligen
und Wörterbücher es mit fich bringen, dafs Special- 1 Abendmahles hiflorifch zuverläffig find. Ob der ma'rki-
grammatiken und Specialwörterbücher zum Neuen Tefta- nifch-matthäifche oder der lukanifch-paulinifche Typus
ment verfafst werden, fo wird man auch Heine zuftimmen urfprünglicher ift, wagt C. nicht zu entfeheiden. Nur
dürfen, dafs er eine neuteftamentliche Synonymik unter- 1 das Eine ift ihm wahrfcheinlich, dafs die Worte über
nommen hat. Und wer das angedeutete doctrinäre Be- den Kelch nicht die künstliche Form wie bei Lukas und
denken ganz überwunden hat, wird fich fchon deshalb ! Paulus hatten, fondern. denen über das Brot entfprechend,
über Heine's Buch freuen, weil es einen Beitrag zur eben fo lauteten wie bei Markus und Matthäus. Während
Schriftauslegung von einem Boden her bedeutet, der Eichhorn mit der Ueberlieferung annimmt, dafs das letzte
lange jähre bei uns faft unbebaut dagelegen hat. j Mahl Jefu ein Paffahmahl gewefen fei, ift C. geneigt, den

Der Verfaffer fagt über den Zweck feines Werkes Paffahcharakter diefes Mahles zu negiren: jedenfalls habe
Folgendes (S. 5): ,Das, was der Verfaffer in diefer Arbeit i Jefus fein Abendmahl in keine engere Beziehung zum
Anfängern in der Theologie bietet, macht nicht den An- ; Paffah gefetzt; der Sinn der Einfetzungsworte fei alfo
fpruch darauf, Geförderteren die Ergebnifse gelehrten nur aus ihnen felbft zu entnehmen. Diefen Sinn beftimmt
Studiums darzubieten; fondern wie er fein langes Lehrer- der Verf. dahin, dafs Jefus (ähnlich wie Joh. 12, 24) fein
leben hindurch fich immer eifriger bemüht, es vielleicht fühnendes Leiden und Sterben mit dem Verbrauch von
auch immer beffer gelernt hat, feinen Unterricht bildend Speife und Trank zum Wohle der Menfchen verglichen
(anregend und anleitend) zu geftalten, fo hat er auch habe. Endlich hält C. den Stiftungscharakter des Abend-
hier verbucht, feinen jüngeren Studiengenoffen ein förder- mahles feft und fucht die Gründe zu entkräften, durch
liches Hilfsmittel zu einem eindringenden Verftändnifs welche man vielfach, und nicht in neuefter Zeit erft, zu
des Grundtextes zu bieten. Gerade für ein kurforifches ■ beweifen unternahm, dafs Jefus bei feinem letzten Mahle
Lefen des griechifchen N. T., wie es jüngeren Theologen nicht eine immer zu wiederholende Feier eingefetzt habe,
anzuempfehlen ift, kann vielleicht ein folches Buch eine Nur gelegentlich geht C., wenngleich ohne Namens-
gute Hilfe bieten'. Das ganze, fehr fteifsige Buch be- nennung, auf die Abendmahlscontroverfen der letzten
ftätigt diefe Abficht des Verfaffers. Es will kein erfter ; und früheren Jahre ein. Seine Abficht war lediglich, den
Verfuch einer religionsgefchichtlichen Synonymik, auch , Lefern ein felbftändiges Unheil in unferer Frage zu er-
keine felbftändige Fortführung der gräcillifchen Forfchung möglichen und ihnen dasjenige .vorzuführen, was gegen
fein, aber Studierende werden in ihm den hauptfächlichen die Anfchauungen Eichhorn's und ähnliche Früherer ein-
Wortfchatz des N. T. (hier und da auch der LXXj nach I gewendet werden kann und zum Theil fchon eingewendet
Gefichtspunkten zufammengeftellt finden, welche die Ein- worden ift'. — Diefen Zweck hat der Verf. fraglos in
prägung wefentlich erleichtern, und für künftige Forfcher feiner anregenden und gehaltreichen Schrift erreicht,
auf lexikalifchem und fynonymifchem Gebiete wird es Strafsbure iE P Lob frei

eine bequeme Materialienfammlung fein.

Dafs im Einzelnen noch manches zu fagen wäre,

braucht wohl nicht erft betont zu werden.1) Aber die Burkhardt, Miffionsdir. a. D. G., Die Auferstehung des

Einzelheiten zu kritifiren hat be. einem Buche das zum „ und sejne Erscheinungen. Göttingen, Vandenhoeck

grofsten 1 heil naturgemafs aus Einzelheiten befteht, keinen „ „ , .... ~ ., ox ,T

Sinn. Für eine eventuelle Neuauflage möchte ich bedeu- & RuPrechb 1899. (IV, 288 S. 8.) M. 2.80

tende Kürzungen empfehlen, aufserdem eine Ueberfetzung In einer Reihe von Bildern läfst der Verf. die aus

der oft lateinifch gegebenen Bedeutungen ins Deutfche den vier Evangelien und dem erften Corintherbrief zu-

(Latein fchreckt ab) und eine deutliche Darlegung des fammengeftellten Ueberlieferungen an unferm Blick

_ i vorüberziehen, und will aus den gegebenen Schilderungen

1) Durch die Redaction ift mir folgende Notiz des Herrn Verfairers für den andächtigen Lefer Belehrung und Erbauung,

zugegangen, die er in der Anzeige abzudrucken bittet: ,S. XIX u. 73 ; Kraft und i roft gewinnen. ,Die Frauen auf dem Wege

fteht npoaxvvtofiai ftatt ngoaxwtu). — Das S. 161 und 188 über die zum Grabe in der Frühe des üftermorgens (21—34), die

Seltenheit von düttoc, ßlüntoi u. baio'a Gefagte ift infofern nicht ganz prauen vor dem offenen Grab (3,-46), die Verkündigung

zutreffend, als diefe Wörter in LXX und Apocr. zwar feiten, aber doch , 1 / _ c„ u 4. j tu _ „ „~ „er

etwas häufiger vorkommen, als nach meinem Ausdruck angenommen des hnRels <47—62), J*™« Und. Johanne~. at? offenen

werden mufs'. 1 Grab (63—77), Maria Magdalena (78—92), die brauen auf